Als Kapitalvernichter am Pranger

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sir charles:

Als Kapitalvernichter am Pranger

 
29.05.02 08:18
Als Kapitalvernichter am Pranger

Ron Sommer, Chef der Deutschen Telekom, verläßt das Glück. Die Aktionäre verweigern die Gefolgschaft.


Im Jahr 1994 mußte Ron Sommer zum ersten Mal ein negatives Unternehmensergebnis verantworten, damals als Spitzenmanager des Sony-Konzerns. An das Gefühl, ein "Minus-Manager" ("Spiegel") zu sein, muß sich der erfolgsverwöhnte Sommer als Chef der Deutschen Telekom (DT) nun wieder gewöhnen. An die neuen Größenordnungen (2001 ein Fehlbetrag von 4,7 Mrd. Euro, heuer wird ein neues Rekordminus erwartet) indes gewöhnt man sich schlecht.


Noch weniger als Sommer selbst gelingt dies offensichtlich den Aktionären des größten europäischen Telekomkonzerns. Angesichts des sagenhaften Absturzes der T-Aktie - nach 105 Euro im März 2000, ist die "Volksaktie" aktuell kaum mehr als 12,50 Euro wert - probten Aktionärschützer auf der Hauptversammlung am Dienstag den Aufstand. Die Telekom-Aktie habe sich "als hochriskantes Zocker-Papier" entpuppt, machte eine Kleinaktionärsvertreterin ihrem Unmut am Dienstag Luft.

Faktum ist, die DT befindet sich mit ihren schlechten Ergebniszahlen europaweit in guter Gesellschaft. Die Branche leidet unter hohen Abschreibungen, die Schuldenberge wuchsen wegen der sündhaft teuren UMTS-Lizenzen in ungekannte Höhen. Faktum ist auch, daß dem studierten Mathematiker Sommer bei seinem Bemühen, die DT international auszurichten, eklatante strategische Fehler unterliefen.

Eine herbe Niederlage mußte der DT-Chef einstecken, als eine im April 1999 angekündigte Fusion der DT mit der Telekom Italia scheiterte. Der Übernahme-Versuch verärgerte die France Télécom überdies so heftig, daß die langjährige Kooperation zwischen beiden Konzernen aufgelöst wurde. Als Klotz am Bein des Konzerns erweist sich auch die Übernahme des amerikanischen Mobilfunkanbieters Voicestream im Jahr 2001. Zuletzt verließ den 53jährigen auch noch das Glück. Als der Verkauf des deutschen TV-Kabelnetzes an die Liberty Media scheiterte, mußte Sommer seine Pläne aufgeben, die Verschuldung des Konzerns bis Jahresende auf 50 Mrd. Euro zu drücken, was dem Konzern die Herabstufung der Kreditwürdigkeit bescherte und die angespannte Finanzlage noch verschärft.


Das Glück flieht den Glücklosen, der einstige Star Ron Sommer ist nur mehr ein Manager auf Abruf.


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