Aus der FTD vom 21.1.2003 www.ftd.de/allianz
Allianz erhöht Transportprämien für 2004
Von Herbert Fromme, Hamburg
Die deutsche Wirtschaft muss sich auf weiter steigende Preise für die Transportversicherung von Waren einrichten. Nachdem die Versicherer für 2003 Preiserhöhungen von 10 bis 15 Prozent durchgesetzt haben, erwartet Heinz-Werner Hof vom Marktführer Allianz für 2004 noch einmal 15 bis 20 Prozent.
"Das Prämienniveau ist lange nicht ausreichend", sagte Hof der FTD. Gleichzeitig gibt es trotz des Megaschadens aus dem World Trade Center (WTC) in der Luftfahrtversicherung schon wieder Aufweichungstendenzen. "Wir haben einzelne Preisreduzierungen von 10 bis 15 Prozent erlebt. Das halten wir für sehr leichtfertig", sagte Hof. Die Allianz habe sich deshalb aus einem großen Airline-Risiko zurückgezogen.
Hof ist Chef der Allianz Marine & Aviation, die nach langwierigem Umstrukturierungsprozess jetzt konzernweit für die Transport-, Schiffs- und Luftfahrtversicherung zuständig ist. Hofs Dienstsitz ist London.
Die Allianz-Gruppe hatte in den letzten Jahren wenig Freude am Industrie- und Transportgeschäft. In den meisten Jahren produzierten diese Sparten Defizite. Das soll sich zumindest für den Transportbereich im Jahr 2003 ändern. "2001 war katastrophal, vor allem wegen des World Trade Centers", sagte Hof. Die zentrale Messgröße der Branche, die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio), betrug 130 Prozent - das Unternehmen gab für Schäden und Kosten 30 Prozent mehr aus als es an Prämien einnahm.
Versicherungsgeschäft soll profitabel werden
Neun Punkte davon stammten aus dem WTC-Schaden Das habe sich 2002 schon deutlich gebessert, sagte Hof. Einzelheiten will er noch nicht nennen, die Combined Ratio habe "knapp über 110 Prozent" gelegen. Wegen Erträgen aus Kapitalanlagen war das Gesamtergebnis sogar leicht positiv."Ende 2003 werden wir auch im eigentlichen Versicherungsgeschäft profitabel arbeiten", sagte Hof weiter.
Dafür ist die Allianz auch bereit, verlustbringendes Geschäft aufzugeben. Das hat sie 2001 bewiesen, als sie aus der hochdefizitären Speditionsversicherung für große Transportkonzerne ausstieg. Inzwischen haben sich die Bedingungen auf Druck der Versicherer verbessert. Hof bleibt skeptisch: Ob die Allianz das Geschäft wieder aufnimmt, will er erst sorgfältig prüfen.
Die 470 Mitarbeiter der Allianz MA erwirtschafteten 2001 Brutto-Prämieneinnahmen von 1,32 Mrd. Euro. "2002 verzeichneten wir rund zehn Prozent Wachstum", sagte Hof. Hauptverlustbringer war in den letzten Jahren die Luftfahrtversicherung, auf die rund 800 Mio. Euro der Prämie entfallen. Das hängt mit dem Terrorschaden vom 11. September 2001 zusammen, aber auch mit den niedrigen Prämien. "In den Vertragserneuerungen für 2002 gab es deshalb deutliche Preissteigerungen. Aber als im Dezember 2002 die Verträge für 2003 verhandelt wurden, zeigten sich schon wieder Aufweichungstendenzen", beklagte Hof. Im Moment sei das Luftfahrtgeschäft für die Allianz zwar profitabel. "Aber das kann morgen vorbei sein. Das Jahr 2002 ist bei den Schäden zufällig gut verlaufen."
Schaden durch "Tridor" - Untergang
Die Schiffskaskoversicherung ist mit etwa 200 Mio. Euro Prämie der kleinste Bereich neben Luftfahrt und Warenversicherung (350 Mio. Euro). Die Seekatastrophen der letzten Wochen treffen auch die Allianz: Sie ist einer der Versicherer des Autotransporters "Tricolor", der am 14. Dezember 2002 nach einer Kollision im Ärmelkanal sank. Genaue Summen für die Allianz wollte Hof nicht nennen, der Gesamtschaden aus der "Tricolor" (Ladung und Schiff) wird auf 130 Mio. Euro geschätzt. Die Allianz ist weltweit an der Deckung für rund 1000 Schiffe beteiligt, bei mehr als 600 davon ist sie führender Versicherer.
"Wir schauen sehr genau auf den Zustand der Schiffe, die wir versichern, und das Unternehmen, das sie betreibt." An der Versicherung des Tanker "Prestige", dessen Ladung die Küsten Spaniens verdreckt, sei die Allianz nicht beteiligt.
An der "dringend nötigen" Konsolidierung des deutschen Transportversicherungsmarktes will sich die Allianz nicht durch Übernahmen beteiligen - auch wenn mehrere Gesellschaften wie Wüba oder Darag zum Verkauf stehen. "Unternehmen oder ihre Aktionäre, die in diesem Geschäft jahrelang Verluste produzierten, werden es aufgeben", sagte Hof. Das Geschäft werde dann bei den Spezialisten landen, wie bei der Allianz Marine & Aviation. "Dafür brauchen wir keine Übernahmen."
© 2003 Financial Times Deutschland
Allianz erhöht Transportprämien für 2004
Von Herbert Fromme, Hamburg
Die deutsche Wirtschaft muss sich auf weiter steigende Preise für die Transportversicherung von Waren einrichten. Nachdem die Versicherer für 2003 Preiserhöhungen von 10 bis 15 Prozent durchgesetzt haben, erwartet Heinz-Werner Hof vom Marktführer Allianz für 2004 noch einmal 15 bis 20 Prozent.
"Das Prämienniveau ist lange nicht ausreichend", sagte Hof der FTD. Gleichzeitig gibt es trotz des Megaschadens aus dem World Trade Center (WTC) in der Luftfahrtversicherung schon wieder Aufweichungstendenzen. "Wir haben einzelne Preisreduzierungen von 10 bis 15 Prozent erlebt. Das halten wir für sehr leichtfertig", sagte Hof. Die Allianz habe sich deshalb aus einem großen Airline-Risiko zurückgezogen.
Hof ist Chef der Allianz Marine & Aviation, die nach langwierigem Umstrukturierungsprozess jetzt konzernweit für die Transport-, Schiffs- und Luftfahrtversicherung zuständig ist. Hofs Dienstsitz ist London.
Die Allianz-Gruppe hatte in den letzten Jahren wenig Freude am Industrie- und Transportgeschäft. In den meisten Jahren produzierten diese Sparten Defizite. Das soll sich zumindest für den Transportbereich im Jahr 2003 ändern. "2001 war katastrophal, vor allem wegen des World Trade Centers", sagte Hof. Die zentrale Messgröße der Branche, die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio), betrug 130 Prozent - das Unternehmen gab für Schäden und Kosten 30 Prozent mehr aus als es an Prämien einnahm.
Versicherungsgeschäft soll profitabel werden
Neun Punkte davon stammten aus dem WTC-Schaden Das habe sich 2002 schon deutlich gebessert, sagte Hof. Einzelheiten will er noch nicht nennen, die Combined Ratio habe "knapp über 110 Prozent" gelegen. Wegen Erträgen aus Kapitalanlagen war das Gesamtergebnis sogar leicht positiv."Ende 2003 werden wir auch im eigentlichen Versicherungsgeschäft profitabel arbeiten", sagte Hof weiter.
Dafür ist die Allianz auch bereit, verlustbringendes Geschäft aufzugeben. Das hat sie 2001 bewiesen, als sie aus der hochdefizitären Speditionsversicherung für große Transportkonzerne ausstieg. Inzwischen haben sich die Bedingungen auf Druck der Versicherer verbessert. Hof bleibt skeptisch: Ob die Allianz das Geschäft wieder aufnimmt, will er erst sorgfältig prüfen.
Die 470 Mitarbeiter der Allianz MA erwirtschafteten 2001 Brutto-Prämieneinnahmen von 1,32 Mrd. Euro. "2002 verzeichneten wir rund zehn Prozent Wachstum", sagte Hof. Hauptverlustbringer war in den letzten Jahren die Luftfahrtversicherung, auf die rund 800 Mio. Euro der Prämie entfallen. Das hängt mit dem Terrorschaden vom 11. September 2001 zusammen, aber auch mit den niedrigen Prämien. "In den Vertragserneuerungen für 2002 gab es deshalb deutliche Preissteigerungen. Aber als im Dezember 2002 die Verträge für 2003 verhandelt wurden, zeigten sich schon wieder Aufweichungstendenzen", beklagte Hof. Im Moment sei das Luftfahrtgeschäft für die Allianz zwar profitabel. "Aber das kann morgen vorbei sein. Das Jahr 2002 ist bei den Schäden zufällig gut verlaufen."
Schaden durch "Tridor" - Untergang
Die Schiffskaskoversicherung ist mit etwa 200 Mio. Euro Prämie der kleinste Bereich neben Luftfahrt und Warenversicherung (350 Mio. Euro). Die Seekatastrophen der letzten Wochen treffen auch die Allianz: Sie ist einer der Versicherer des Autotransporters "Tricolor", der am 14. Dezember 2002 nach einer Kollision im Ärmelkanal sank. Genaue Summen für die Allianz wollte Hof nicht nennen, der Gesamtschaden aus der "Tricolor" (Ladung und Schiff) wird auf 130 Mio. Euro geschätzt. Die Allianz ist weltweit an der Deckung für rund 1000 Schiffe beteiligt, bei mehr als 600 davon ist sie führender Versicherer.
"Wir schauen sehr genau auf den Zustand der Schiffe, die wir versichern, und das Unternehmen, das sie betreibt." An der Versicherung des Tanker "Prestige", dessen Ladung die Küsten Spaniens verdreckt, sei die Allianz nicht beteiligt.
An der "dringend nötigen" Konsolidierung des deutschen Transportversicherungsmarktes will sich die Allianz nicht durch Übernahmen beteiligen - auch wenn mehrere Gesellschaften wie Wüba oder Darag zum Verkauf stehen. "Unternehmen oder ihre Aktionäre, die in diesem Geschäft jahrelang Verluste produzierten, werden es aufgeben", sagte Hof. Das Geschäft werde dann bei den Spezialisten landen, wie bei der Allianz Marine & Aviation. "Dafür brauchen wir keine Übernahmen."
© 2003 Financial Times Deutschland