Alles so zyklisch hier

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Alles so zyklisch hier

 
18.06.01 11:21

Alles so zyklisch hier


Von Rolf Elgeti, Frankfurt

In den letzten Wochen sind zyklische Aktien verstärkt ins Gespräch gekommen. Viele Investoren erwarten, dass sich die Konjunktur nach und nach doch auf dem Wege der Erholung befindet oder zumindest den Boden erreicht hat.

Dies bedeutet nach allgemeiner Auffassung, dass sich die Aussichten für zyklische Unternehmen verbessern, da sie sich in einem solchen Szenario einer stärkeren Nachfrage nach ihren Produkten erfreuen können. Am Aktienmarkt, der typischer Weise der Entwicklung vorausläuft, sollte man diese positiven Auswirkungen zuerst bemerken und dementsprechend zyklische Aktien kaufen, hört man allenthalben.

Grundsätzlich ist diese Argumentation durchaus nachzuvollziehen. Allerdings ist es bei weitem nicht so einfach: Man darf bei aller Euphorie über eine (potentiell) steigende Nachfrage nicht vergessen, dass die Entwicklung des Güterangebots in den zyklischen Sektoren oft mindestens genauso wichtig ist. So war es allgemeiner Konsens nach der letzten Asienkrise, dass die Erholung im Fernen Osten zu einer Steigerung der Absatzmöglichkeiten europäischer und amerikanischer Unternehmen führen würde.


Leider wurde dabei übersehen, dass die dortigen Industrien ihr Angebot ausgeweitet hatten und - unterstützt durch eine abgewertete Währungen - netto zyklische Güter exportiert hatten, man denke etwa an Computer-Chips, so dass sich eine zu den Erwartungen adverse Entwicklung einstellte.


Das Angebot an zyklischen Gütern ist auch in der jetzigen Situation der Schlüssel zum Anlageerfolg. Sektoren, die es nicht geschafft haben, ihre Produktion auf fallende Nachfragen einzustellen, müssen jetzt mit rückläufigen Preisen kämpfen, was ebenfalls fallende Margen und natürlich sinkende Gewinne bedeutet.


Zwei sehr gute Negativbeispiele sind Automobil- und Chemiewerte. In beiden Fällen ist die Kapazität der Unternehmen in den letzten zwölf deutlich Monaten gestiegen, obwohl die Nachfrage schwach war und in vielen Sub-Segmenten sogar gefallen ist. Gleichzeitig sind insbesondere Automobilaktien an der Börse sehr gut gelaufen, so dass die Frage berechtigt ist, ob hier wirklich noch Potential besteht.


Interessant sind eigentlich nur solche zyklischen Sektoren, die von einem knappen Angebot ihrer Produkte profitieren können. Dazu gehören vor allem viele Rohstoffaktien, insbesondere Aluminium, Kohle und Kalisalze, und Transportunternehmen.


Rolf Elgeti ist Aktienstratege der Commerzbank in London.



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