Alles nur Taktik?
FED, was ist los?
Die FED hat dem Protokoll zufolge über eine Zinserhöhungen von bis zu 50 Basispunkten oder über eine Aussetzung diskutiert. Also so wirklich scheinen die Herren sich auch nicht sicher zu sein, was zu tun ist. Das allerdings nicht über eine Zinssenkung diskutiert wurde, ist für manche Analysten ein deutlicher Beweis dafür, dass die Bereitschaft der Fed zu höheren Zinsen ungebrochen ist.
Ich sehe das alles etwas anders. Aber zunächst das: Ich habe trotz der Interpretation, die ich gleich nachschiebe, den unbestimmten Eindruck, Ben Bernanke hat sich immer noch nicht wirklich in seiner Rolle eingefunden. Aber es ist auch kein Wunder. Nach dem der Altmeister der Finanzen, Alan Greenspan, sein Amt abgegeben hat, ist wahrscheinlich ein typisches „Machtvakuum“ entstanden. Wer wird schon, wie Alan Greenspan, jeden Morgen in der Badewanne Zahlenkolonnen über Zahlenkolonnen studieren und offenbar auch noch etwas damit anzufangen wissen? Der alte Leitwolf fehlt und nun wissen die übrigen Wölfe noch nicht so recht, was zu tun ist und diskutieren erst einmal ein wenig „unbeholfen“ hin und her.
Sie können mir nun vorwerfen, dass ich das etwas überinterpretiere. Fakt ist, die Fed macht eins im Moment nicht: Klare Aussagen! Das kann jedoch auch noch einen anderen Grund haben:
Alles nur Taktik?
Wie hier schon einmal erwähnt, es kann sehr gut sein, dass die Fed einfach nur eine „verbale Zinsaussetzung“ vermeiden will. Und dieser Eindruck wurde nach dem gestrigen Protokoll meiner Ansicht nach bestätigt. Würde sie aktuell schon zu deutlich machen, dass die Zinsen ausgesetzt werden, würde dies den Dollar bereits jetzt stark belasten. Die Folge wäre ein nach und nach immer weiter fallender Dollar. Doch auch hierzu hat das Fed-Protokoll etwas verlauten lassen: Ein zu schwacher Dollar stelle ein Inflationsrisiko dar, so das Protokoll. Der geneigte Leser dieser Zeilen wird die Absicht der Fed hinter dieser Aussage erkennen: Die FED will den Dollar nicht zu stark/schnell einbrechen lassen.
Und dann macht das ganze Sinn. Ben Bernanke wäre doch kein „Windei“, sondern würde geschickt mit den Märkten „spielen“. Er will einfach nur verhindern, dass der Markt schon jetzt die Zinsaussetzungskarte spielt und den Dollar runterprügelt. Nur aus diesem Grund wird der Markt in Unsicherheit gehalten, nur aus diesem Grund gibt sich die FED wenig entschlussfreudig. Und siehe da, tatsächlich, der Dollar stabilisiert sich.
Wenn es dann zu einer Aussetzung der Zinserhöhung kommen wird, wird die Fed sofort betonen, dass es aber schon bei der nächsten Zinssitzung zu einem weiteren Zinsschritt kommen „könnte“. Das wird sie wieder mit dem lapidaren Kommentar schmücken, die Fed mache weitere Zinsentscheidungen von der weiteren Entwicklung der US-Konjunkturdaten abhängig. Zwar wird dann der Dollar kurz nach oben schießen, aber wie wir wissen: Die Gerüchte sind es, auf die man spekuliert, die Fakten sind dann uninteressant. In diesem Moment wäre die Aussetzung der Zinserhöhung Fakt und damit uninteressant. Die Devisenhändler werden dann ebenso ängstlich auf die weiteren Konjunkturdaten warten. Ein weiterer scharfer Einbruch des Dollars wäre so vermieden.
Das will die FED erreichen:
So könnte also die FED die negativen Auswirkungen weiter steigender Zinsen auf die US-Wirtschaft eindämmen, ohne auf der anderen Seite den Dollar zu sehr zu belasten. Ein genialer Schachzug.
Wir aber die FED die Zinsen senken?
Ich entwickle natürlich im Moment die Theorie von der Beeinflussung der Märkte im Vorfeld der Kongresswahlen weiter. Politikern kennen die Wahlpsysche der Menschen: Alles was sechs Monate vor den Wahlen beschlossen wird und passiert, haben die Wähler bis zur besagten Wahl vergessen. Ich würde darauf tippen, dass der Zeitraum bei den Amerikanern noch kürzer ist, aber okay, gehen wird von fünf bis sechse Monaten aus.
Dann müsste nun so langsam die ersten Anzeichen für die Wahlkampfkosmetik beginnen. Wie gesagt, das „Quasi-Einlenken“ im Irankonflikt könnte schon ein erster Hinweis gewesen sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Fed einen scharfen Einbruch der Märkte vor den Kongresswahlen riskieren wird, aber es macht natürlich Sinn, dafür zu sorgen, dass die Märkte zwei bis drei Monate vor den Wahlen massiv anziehen werden.
Ich werde von Tag zu Tag wieder bullisher für den Sommer.
EZB wird die Leitzinsen erhöhen
Eins wird zumindest immer klarer, die EZB wird nächste Woche die Zinsen erhöhen. Es gibt sogar schon erste Stimmen aus der EZB, die sagen, man müssen den Zinssatz um 50 Basispunkte erhöhen, um die Kraft des aktuellen Aufschwungs zu nutzen. Ich halte das allerdings für übertrieben.