Alan Greenspan - Keiner versteht mich
Wenn Alan Greenspan spricht, wird häufig mehr interpretiert als zugehört. So ist es offenbar auch am 11. Januar gewesen. Da hatte sich der Fed-Chef zur Entwicklung der US-Wirtschaft geäußert und soll dabei zu pessimistisch gedeutet worden sein. Das berichtet die Washington Post unter Berufung auf Quellen aus der Notenbank Fed.
Als Warnung vor zu großer Euphorie wurden die Äußerungen Greenspans aufgefasst. Die Erholung der Wirtschaft sei noch nicht eindeutig auszumachen. "Ich möchte betonen, dass wir in naher Zukunft weiterhin mit erheblichen Risiken rechnen müssen", sprach der Notenbanker. Direkt im Anschluss an die Äußerungen fielen die Kurse an Wall Street deutlich.
Nach dem Auftritt des Fed-Chefs wurde auch eine weitere Zinssenkung beim Treffen der Notenbank am 29. und 30. Januar für wahrscheinlich gehalten. Dem sei nicht so, hätten die Insider-Quellen der Washington Post erklärt. Die Zinssätze würden aller Voraussicht nach nicht geändert, weil die Notenbank die Lage gar nicht negativ beurteile
Angst vor Euphorie
Die Fehlinterpretation sei vor allem durch die Aussage Greenspans "Die Rezession dürfte bald vorüber sein, eine starke Erholung ist aber unwahrscheinlich" zustande gekommen. Ursprünglich wollte der Notenbankchef freundlicher formulieren, hätte dies aber aus Rücksicht auf die Wirkung seiner Worte nicht getan, so die Zeitung.
Es habe Befürchtungen vor einer euphorischen Überreaktion der Börsianer gegeben. Die zurückhaltende Version hat dann genau das Gegenteil bewirkt.
Für die künftigen Reden des Notenbankers steht somit fest: Greenspan weiß um die Wirkung seiner Worte und wählt sie entsprechend mit Bedacht, wobei unter Umständen seine wahre Meinung verschleiert wird. Die Börsianer wissen, wie wichtig die Haltung Greenspans für die Aktienmärkte ist, und bemühen sich entsprechend um eine Interpretation der Reden. Ob sie dabei aber richtig liegen, weiß niemand. Es sei denn, die Kollegen Greenspans verraten einer Zeitung hinterher, was ihr Chef gedacht hat. Alles klar?
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Gruß Kostolmoney