manager-magazin.de, 04. Juli 2006, 17:46 Uhr
AKTIENSPAREN
USA führen, Deutschland folgt
Von Arne Gottschalck
Anleger in den USA zeigen sich risikobewusst und setzen auf Aktien. Deutsche Sparer dagegen scheuen Risiken, bevorzugen sichere Anlageformen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Vergleich des Finanzhauses Dit Allianz Dresdner Global Investors. Fazit: Die hiesigen Anleger müssen nachsitzen.
Frankfurt am Main - Bei der Geldanlage kommt es vor allem auf die Struktur des Depots an, die richtige Streuung also zwischen Aktien, Anleihen und Geldmarktpapieren. Doch während Anleger aus den USA diese Gesetzmäßigkeit regelmäßig beherzigen, scheinen Deutsche sie gerne außer Acht zu lassen. Die Fondsgesellschaft Dit Allianz Dresdner Global Investors schlüsselt in einer aktuellen Untersuchung auf, dass der durchschnittliche US-Investor immerhin 21 Prozent seines Portfolios in Aktien anlegt. In Deutschland sind es nur 6,5 Prozent. Bei den risikoarmen Anlagearten wie Anleihen liegen dagegen die Deutschen vorn - gut 12 Prozent ihres Geldvermögens vertrauen Deutschen den Rentenwerten an, bei den Amerikanern sind es nur 8,5 Prozent. Eine langfristig bedenkliche Entwicklung.
Sparen und anlegen: Große Unterschiede zwischen Amerika und Deutschland
Denn unter den Strich erwirtschaften die hiesigen Anleger damit nominal seit 1991 4,2 Prozent im Jahr, legt man wie der Dit das Geldvermögen zu grunde, das die Bundesbank regelmäßig errechnet. Real sind es 2,1 Prozent. US-Amerikaner bringen es im Schnitt und real aufs Jahr gerechnet auf 1,5 Prozentpunkte mehr. Zu groß ist der Vorsprung, zu wenig Geld für Deutschlands Sparer. Schließlich werden sie künftig zum Beispiel auf die staatliche Rente nicht zählen können, sondern müssen privat für das Alter vorsorgen.
Zusätzliche Brisanz erhält diese Feststellung dadurch, dass das reine Sparen immer geringeren Einfluss auf das Gesamtgeldvermögen hat. Trug das beiseite gelegte Geld hier zu Lande Anfang der 60er Jahre noch 12 Prozent zum Geldvermögen bei, sind es heute nur noch knapp über 3 Prozent, rechnen die Autoren Renate Finke und Mathias Moersch vor, beide Allianz Dresdner Economic Research. Da das Geldvermögen immer weiter steige, die Sparquote ihrerseits aber vergleichsweise stabil bleibe, sinke der anteilige Beitrag der Sparquote zum Wachstum immer weiter. In den USA nimmt das Geldvermögen sogar weiter zu, obwohl die Sparquote bei 0 Prozent liegt.
Abgesehen davon sind die Nettolöhne in den vergangenen zehn Jahren kaum angestiegen, wohl aber die Lebenshaltungskosten. Der Durchschnittsverdiener dürfte daher kaum in der Lage sein, noch mehr Geld zurückzulegen.
Helfen könne den deutschen Anlegern daher nur eine höhere Rendite ihrer Portfolios, so die Autoren der Studie. Flössen nur 10 Prozent der aktuell sicher angelegten Mittel in Aktien beziehungsweise Aktienfonds, rechnen sie mit einer um 0,4 Prozentpunkte höheren Gesamtportfoliorendite. Dabei legt das Haus eine langfristige Renditedifferenz von 4 Prozent zwischen Anleihen und Aktien zugrunde. Axel Weber, Bundesbankpräsident, schlussfolgerte deshalb auf der Pressekonferenz seines Hauses im Juni, die Deutschen benötigten für den langfristigen Vermögensaufbau grundlegendes finanzielles Wissen. Eben Nachsitzen.
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