Aktienmärkte

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Hartkore_Diab.:

Aktienmärkte

 
05.08.01 14:52
Aktienmärkte
32. Woche vom 6. bis zum 10. August 2001

Noch vor Wochenfrist war unsere Freude groß über den freundlichen
Wochenschluß. Aber der heutige Freitag zeigt mal wieder, wie instabil
die Börsenerholung noch ist. Dabei wirkten die guten Vorgaben zunächst
noch bis zur Wochenmitte weiter. Zunächst war die gesehene Erholung
eine mehr als notwendige Gegenreaktion auf die zuvor kräftigen
Verluste und die depressive Stimmung. Dazu kamen noch Short-
eindeckungen und nicht zuletzt Analystenaussagen aus Übersee,
daß das Schlimmste im lange Zeit bereits abwärts gerichteten
Halbleitersektor wohl überstanden sei. Dies führte insbesondere
bei Technologiewerten kurzfristig zu einer überkauften Situation,
der zuletzt nun eine Konsolidierung auf dem Fuß folgte. Die
Marktteilnehmer sind auf Orientierungssuche, dies zeigen unter
anderem auch die Kursschwankungen im Wochenverlauf zum Beispiel
bei Deutsche Telekom und FMC. Beide Unternehmen meldeten insgesamt
gute Quartalszahlen, die bei Deutsche Telekom-Aktien zunächst zu
steigenden Kursen führten, allerdings anschließend von aufkommendem
Kursdruck wieder aufgezehrt wurden.

Bei FMC-Aktien gab es genau die umgekehrte Reihenfolge bei
der Kursreaktion. Ganz zu schweigen vom DAX-Newcomer MLP, dessen
Vorzugsaktien offensichtlich zwischen Börsenbullen und -bären hin
und her gereicht wurden. Auch für die Aktien der "Siemens-Familie"
hatte die insgesamt versöhnliche Handelswoche aus Performancesicht
zuletzt einen bitteren Beigeschmack.

Auf der Verliererseite standen die Deutsche Bank, nachdem im zweiten
Quartal deutlich weniger als im Vorjahresvergleich verdient wurde.

Bayer kam durch kritische Stimmen hinsichtlich eines möglicherweise

zu hohen Kaufpreises für Aventis CropScience unter Beschuß.

Bei MAN belastete kurzfristig das Gerücht eines DAX-Rausschmisses.
Die Bekanntgabe von US-Absatzzahlen im Automobilbereich ergaben für
DaimlerChrysler eine leicht rückläufige Tendenz und somit dergleichen
für den Aktienkurs.

Kurzfristigen Auftrieb von guten Absatzzahlen bekamen dagegen BMW und
VW. Auf der Gewinnerseite aufgefallen ist insbesondere die Metro nach
einem positiven Halbjahresbericht.

(Alle nachfolgenden Indexstände beziehen sich auf
Freitag, 3. August 2001 um 21.45 MESZ).


1.      Deutscher Aktienmarkt

Knapp behauptet ging der Deutschen Aktienindex DAX 30 ins Wochenende
bei 5735 Punkten (Wochenperformance minus 0,3 %). Damit lag der Index
wieder näher an seinem Wochenverlaufstief bei 5712 als am -hoch bei
5930. Unsere DAX-Risikozone zwischen 5750 und 5670 bleibt weiterhin
"kriegsentscheidend". Den "alten" Aufwärtstrend vom Oktober 1998 bei
derzeit 5615 behalten wir im Auge. Weitere Supports sehen wir zum
einen in einem neuen Gap (Kurslücke) vom 27.07.2001 bei 5681/5675.
Zum anderen bei 5455 (Bodenbildungszone vom März/April 2001) und um
5000 (hier liegen offene Gaps aus 1999!). Richtung Norden hat der
kurzfristige Widerstand bei 5940 die Erholungsbewegung abgewehrt, so
daß die zwischenzeitlich leicht steigende 90-Tage-Linie bei aktuell
5985 als nächste wichtige Hürde gar nicht erst erreicht werden konnte.
Der übergeordnete Abwärtstrendkanal vom März 2000 zwischen 6170 und
5375 beherrscht ebenso weiterhin das Chartbild, wie der sekundäre
Abwärtstrendkanal vom September 2000 zwischen 5980 und 5160.

Die Umsatzentwicklung kommt zeitweise fast schon zum Erliegen.
Die Stimmung am deutschen Aktienmarkt, gemessen an der als
Kontraindikator geltenden Put/Call-Ratio der Aktienoptionen
(geglätteter 1-Wochen-Basis) ist aus dem "bearishen" Bereich
zuletzt im Zuge der DAX-Erholung in die neutrale Zone zurückgekehrt.
Auch die Volatilität (Schwankungsbreite) ist rasch zurückgegangen.
Andere Marktindikatoren senden kurzfristig neutrale bis negative
Signale.


2.      Neuer Markt Deutschland

Der Neue Markt hat sein Gleichgewicht noch nicht gefunden. Auch in der
vergangenen Woche kam es bei einzelnen Titeln wieder zu astronomischen
Kursausschlägen bis zu 50 % nach oben, denen dann nach altem Muster
wieder Konsolidierungen folgten. Insbesondere die Penny-Stocks sorgen
täglich dafür, daß der Neue Markt sein "Zocker-Image" so schnell nicht
los wird.

Konsequent ist in diesem Zusammenhang die Entscheidung der Deutschen
Börse, das Unternehmen Teldafax nach einem Delisting-Beschluß ab
September 2001 vom Wachstumsmarkt zu verbannen. Seit dem Höchststand
von 61,50 Euro im Januar 1999 hat das die Aktie des Unternehmens
99,8 % verloren.

Zuvor mußten bereits das Telekommunikationsunternehmen Gigabell,
der Lizenzvermarkter Sunburst und der Seniorenheimbetreiber Refugium
das Segment verlassen.

Negative Schlagzeilen machte auch der einstige Highflyer Intershop
der im 2. Quartal einen Umsatzrückgang um etwa 30 % auf 22 Mio Euro
hinnehmen mußte und im gleichen Zeitraum einen Verlust von 28,3 Mio
Euro einfuhr. Im Vorjahresquartal wurde noch ein Gewinn von 1,3 Mio
Euro erwirtschaftet.

Hoffnung machten allerdings in der vergangenen Woche die Blue Chips
des Neuen Marktes, die den Nemax All Share seit dem Tiefststand am 26.
Juli bei 1136 Punkten bis auf ein Wochenverlaufshoch bei 1326 steigen
ließen.

Zuletzt notierte der Index bei 1256 mit einer positiven
Wochenperformance von 3,4 %. Im Vergleich dazu schwang sich der
Nemax 50 Index hoch bis auf 1255 und lag zuletzt auf Wochenbasis
mit 2,2 % im Plus bei 1215 Punkten. Damit haben sie den "großen
US-Bruder" Nasdaq leicht abgehängt, die zuletzt 2,0 % zulegte.

Die Zahlen von Singulus lassen für die Zukunft wieder Vertrauen
aufkommen, da die Prognosen von Anfang des Jahres eingehalten wurden
und sich die Lage bei den Auftragseingängen gegenüber dem ersten
Quartal deutlich um über 30 % verbessert hat.

SAP SI hat eindrucksvoll bewiesen, daß man auch in einem
schwierigen Marktumfeld mit positiven Ergebnissen glänzen kann.
Der IT-Dienstleister konnte im ersten Halbjahr den Umsatz um
fast 50 % auf über 125 Mio Euro steigern, wodurch sich das
operative Ergebnis vor Goodwill-Abschreibungen auf über
12,4 Mio Euro überproportional steigerte.

Technisch hat sich die Situation für den Nemax All Share leicht
verbessert, wobei allerdings noch keine endgültige Entwarnung gegeben
werden kann, da nach den massiven Verlusten der vergangen Wochen eine
Gegenbewegung folgen mußte. Entscheidend wird sein, ob sich diese
positive Tendenz in den nächsten Wochen fortsetzen kann oder ob eine
neue Abwärtsbewegung einsetzt.

Wie wir bereits vergangene Woche skizziert haben, bewegt sich der
Index in unbekanntem Terrain und Unterstützungen sind - abgesehen
von dem Verlaufstief bei 1136 - nicht in Sicht. Nach oben wurde
der Abwärtstrend von Ende Mai gebrochen. Die Aufwärtsdynamik könnte
allerdings durch den langfristigen noch bestehenden Abwärtstrend,
der bei etwa 1350 Punkten verläuft, begrenzt werden. In diese
Richtung deuten auch einige Marktindikatoren, die aus den aktuelle
positiven Extrempositionen demnächst nach unten drehen könnten.


3.      Europäischer Aktienmarkt

Das europäische Aktienmarktbarometer, der DJ STOXX 50 Index,
ließ sein Wochenverlaufstief von 3815 hinter sich und kletterte
bis auf ein Verlaufshoch bei 3982. Knapp darunter bei 3887 ging
der Index ins Wochenende mit einer Wochenperformance von plus 1,6 %.

Der seit Anfang September 2000 bestehende Abwärtstrendkanal zwischen
4060 und 3685 bleibt seit Anfang Juli 2001 bestimmend für den weiteren
Bewegungsspielraum. Dem untergeordnet erkennt man einen neuen
Abwärtstrendkanal seit 05.06.2001 zwischen 3905 und 3640.
Dieser wurde zuletzt vollständig von unten nach oben durchlaufen.

Abgebremst wurde der Anstieg sowohl vom Widerstand bei 3950 als
auch von der fallenden 38-Tage-Linie bei 3935. So bleibt die
nächste wichtige Hürde in Form der flachen 90-Tage-Linie bei
4080 bislang unerreicht. Zur Orientierung erhalten geblieben
ist ein Seitwärtsband zwischen 4270 und 3780, wobei die
untere Begrenzung unsere technische Risikomarke für den
STOXX 50 darstellt. Einige Marktindikatoren geben
kurzfristig positive Signale.


4.      US-Aktienmarkt

Zuletzt notierte der Dow Jones industrial average mit 10510 Punkten
um 0,9 % über dem Vorwochenniveau. Die Wochenverlaufsextremwerte
lagen bei 10609 und 10361 (Montag). Optimistische Einschätzungen
von Investmenthäusern, daß in der Halbleiterindustrie das schlimmste
überstanden sei, führten nach langer Zeit endlich wieder zu einer
breiten freundlichen Grundstimmung. Diese wurde unter anderem auch
von optimistischen Prognosen des weltgrößten Chipproduzenten Intel
gestützt, der die Nachfrage im zweiten Halbjahr saisonal wieder
anziehen sieht.

Die gleitenden Durchschnitte verlieren für den Dow Jones nichts
von ihrer charttechnischen Anziehungskraft, entweder von oben
oder von unten betrachtet. Aktuell dockt der Index an die Marken
bei 10590 (90 Tage) und 10580 (200 Tage) an.

Unverändert stabil zeigt sich die Supportzone zwischen 10500
und 10300. Es wird langsam Zeit, daß der Index aus dem schon
fast zu weit fortgeschrittenen letzten Drittel eines Dreiecks
ausbricht, das sich zum einen aus dem seit 22.05.2001 intakte
Abwärtstrend bei derzeit 10540, zum anderen aus dem Aufwärts-
trends vom 23.03.2001 bei 10350 bildet.

Den generellen Bewegungsspielraum zeigen ein Abwärtstrendkanal
vom Januar 2000 zwischen aktuell 10595 und 9440, der im Wochen-
verlauf oben kurz angelaufen wurde. Einige Marktindikatoren
geben kurzfristig noch negative Signale.

Zur generellen Orientierung dient uns die seit April 2000
übergeordneten großen Seitwärtsbewegung zwischen 9750 und 11300.

Die schon lange anhaltenden Schiebezone des amerikanischen
Aktienmarktbarometers ist nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen,
daß die insgesamt dreißig Dow-Werte weniger "New economy"-lastig
sind, als beispielsweise der japanische Nikkei nach seinem Umbau
im Frühjahr 2001.

Den Marktteilnehmern fällt es weiterhin schwer, sich stimmungsmäßig
hinreißen zu lassen: Entweder von den zwar noch ausstehenden aber
mit Zeitverzögerung einsetzenden "Wohltaten" der seit Jahresbeginn
2001 aggressiven Zinssenkungspolitik der US-Notenbank sowie den
"Segnungen" der ab 01.01.2002 angekündigten Steuersenkungen - oder
von den anhaltenden Gewinnwarnungen und den widersprüchlichen
bzw. tendenziell belastenden Wirtschaftsindikatoren. Bei
letzteren blieben zuletzt die US-Auftragseingänge im
Juni hinter den Prognosen zurück.

Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukt erreichte den niedrigsten
Wert seit acht Jahren. Der Michigan-Vertrauensindex und der NAPM
zeigten Richtung Süden. Positiv aufgenommen wurden die gesunkenen
Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sowie die Arbeitslosen-
quote, die im Juli mit 4,5 % auf dem Vormonatsniveau verblieb.

Alle Hoffnungen ruhen insbesondere auf der wichtigsten
US-Wirtschaftssäule, den Konsumenten, die erfreulicher Weise
trotz allgemeiner Konjunkturschwäche noch ihr Geld ausgeben.
Der über Erwartung gelegene Anstieg des Saldos aus persönlichen
Einkommen und Ausgaben hatte zuletzt sicher beflügelt. In diesem
Umfeld neigt sich eine durchwachsene Quartalsberichtssaison nun
langsam dem Ende entgegen.

Bis zur nächsten Meldungsrunde bleibt den Marktteilnehmern nicht
allzu viel Verschnaufpause. Dazwischen könnte auch die FED bald
mit weiteren Zinssenkungen auf den Plan treten.


5.      Nasdaq:

Die Nasdaq konnte sich in der vergangenen Woche oberhalb der
psychologisch wichtigen Marke von 2000 Punkten stabilisieren.
Der Markt stieg intraday bis 2103 Punkte und beendete die Woche
mit 2069 Punkten und damit 2,0 % im positiven Terrain. Ein
unerwartetes Geschenk bereitete Merrill Lynch den Aktionären
von Halbleiterzulieferern. Die Analysten erwarten einen
Nachfrageaufschwung sowohl im Handy- wie auch im PC-Bereich,
was sich positiv auf diese Branche auswirken sollte.

Außerdem seien die Lagerbestände abgebaut worden und die
geringen Investitionen sollten positiv auf die Erträge wirken.
Auch Äußerungen des Intel-Chefs bestätigen, daß die Umsätze
der Chip- und High-Tech-Werte schon bald wieder anziehen
sollten. Ausschlaggebend für die Tendenz der kommenden Woche
unter fundamentalen Gesichtspunkten werden wahrscheinlich
die Quartalszahlen von Cisco Systems sein. Merrill Lynch
warnte jedoch, daß es bei deren Bekanntgabe auch zu einer
Gewinnwarnung kommen könnte.

Bekommen wir die lang ersehnte Sommerrallye an der Nasdaq?
Nachdem wir vor zwei Wochen erneut die 2000-Marke von unten
gesehen haben, hatten viele Anleger bereits einen Test der
alten Tiefststände von 1620 prophezeit. Stattdessen ist
der Markt in seine seit Ende Mai bestehende Seitwärts-
konsolidierung zurückgekehrt. Diese befindet sich zwischen
etwa 2000 und 2300. Ein nachhaltiges Ausbrechen nach oben oder
nach unten wird die Tendenz für die nächsten Monate vorgeben.

Positiv stimmt, daß zuletzt der Abwärtstrend vom Mai 2001,
der bei 2040 verläuft, wieder nach oben durchbrochen wurde.
Sollte sich diese positive Richtung fortsetzen, könnten die
bereits früher erwähnten Gaps bei 2432/2509 vom 19.12.2000
und 2457/2536 vom 16.02.2001 in den nächsten Wochen ge-
schlossen werden. Zur Erinnerung: Richtung Süden bleiben
noch die "Lücken" bei 1771/1757 vom 10.04.2001 sowie
1706/1698 vom 05.04.2001.


6.      Japanischer Aktienmarkt

Der schwache Auftakt in der hinter uns liegenden Handelswoche
ließ eher die Befürchtungen wachsen, daß der Nikkei 225 Index nach
erreichen eines neuen 16-Jahres Tiefs bei 11539 im Verlauf des
Montag Richtung Psycho-Hürde 10000 abrutscht. Massive Aktienverkäufe
seitens Finanzinstituten sollen für den Kursdruck verantwortlich
gezeichnet haben.

Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Der
Wochenschluß des japanischen Aktienmarktbarometers lag mit einer
Wochenperformance von plus 3,8 % und 12241 Punkten deutlich über
der 12000-Marke, wobei das Verlaufshoch mit 12407 erreicht wurde.

Aufgrund der guten US-Vorgaben wurde die Aufwärtstendenz auf breiter
Front von den Technologiewerten angeführt. So verteuerten sich zum
Beispiel Japans größter Chiphersteller Toshiba an einem Handelstag
allein um über 8 %.

Die bislang negative Wirkung der Nikkei-Indexrevision vom
Frühjahr 2001 mit stärkerer Gewichtung des Technologiesektors
entfaltete diesmal angenehme Wirkungen. Daneben verhalfen
Gerüchte um Regierungsmaßnahmen bezüglich der Problemkredite
zu einem Vertrauensgewinn bei den japanischen Bankwerten.

Aus charttechnischer Sicht erfreulich ist, daß der Nikkei
Richtung Norden eine Kurslücke vom 17.07.2001 (12263/1224)
geschlossen hat und mit einem neuen Aufwärts-Gap am 02.08.2001
bei 12060/11972 - welches nun als Konsolidierungsziel dient
- den Abwärtstrendkanal vom Mai 2001 (12010-11360) nach oben
überwinden konnte. Ein Pull-back an dessen obere Begrenzung
wäre kein Beinbruch.

Der übergeordnete Abwärtstrendkanal vom Mai 2000 zwischen
13580 und 11390 führt den Bewegungsspielraum jedoch noch
Richtung Süden. Die untere Begrenzung hat als wichtiger
Support zuletzt gehalten. In diesem Bereich sehen wir
gute Chancen auf auf Ausbildung eines Doppelbodens um
das Niveau des März 2001-Tiefs bei 11450/12150 herum.

Als nächste Erholungsziele erwarten wir die Widerstände
bei 12500, 13100 und 13350. Oberhalb des aktuellen
Nikkei-Niveaus warten insgesamt vier offene Gaps geduldig
auf Schließung: 12224/12263 vom 17.07.2001; 12499/12515
vom 06.07.2001; 13164/13224 vom 12.07.2001; 13941/13990
vom 24.05.2001; (sowie außer Konkurrenz zur Erinnerung
an "bessere Tage": 14832/14883 vom 15.12.2000).

Nach dem Oberhaus-Wahlsieg der Regierungskoaliton richtet
sich der Fokus der Marktteilnehmer verstärkt auf bislang
offene Details der angekündigten Reformen, also vor allem,
wie wird das Sanierungsprogramm der Banken, die steuerlichen
Aktienmarktstimmulierungspläne und die notwendigen Strukturreformen
konkret angegangen und welche sozial- und konjunkturpolitischen
Maßnahmen angesichts des Rezessionsabgrundes wird die Regierung
(endlich) ergreifen?

Ministerpräsident Koizumi hat angekündigt, das die vorgesehenen
Reformen in drei Phasen kommen werden, die erste davon bereits
im August 2001. Nicht zuletzt die Bank of Japan macht von meßbaren
Reformerfolgen eine weitere geldpolitische Lockerung abhängig.
Das spärliche Wirtschaftswachstum von maximal 1 % wird noch
länger als erwartet Weggefährte bleiben. Denn auf dem Weg
aus der japanischen Krise findet sich noch viele Hürden.


7.      Rentenmärkte und Euro

Dank der insgesamt weiterhin schwachen US-Konjunkturaussichten kämpft
sich der Euro Richtung seines nächsten wichtigen Widerstandsbereiches
um 0,91 USD voran. Der Widerstandsbereich um 0,87 USD dient nun als
Unterstützung. Daneben profitiert die europäische Gemeinschaftswährung
von Mittelzuflüssen aus den krisengeschüttelten Emerging Markets, von
rückläufigen Euroland-Inflationszahlen und vom Bewußtwerden der
US-Wirtschaft hinsichtlich der Nachteile eines starken US-Dollars.

Sowohl die technische Bodenbildung als auch die zunehmenden Argumente
"pro Euro" sprechen dafür, daß sich der Euro noch rechtzeitig bis
zur Bargeldeinführung im Januar 2002 "marktfein" machen wird.

Ein steigender Euro-Wechselkurs gegenüber dem USD könnte Kapital
vermehrt anziehen, und sich dadurch zu einem selbstverstärkenden
Anstieg mausern. In den USA wartet man auf baldige positive
Konjunkturimpulse auf die gelpolitischen Wirkungen der expansiven
FED-Politik. Dafür sind alle positiv interpretierten Wirtschaftsdaten
tendenziell belastend für den US-Rentenmarkt, da dann vor allem
weitere Zinssenkungshoffnungen schwinden: Des einen Freud',
des andren Leid. Den US-Zinssenkungszyklus sehen wir kurz
vor seinem Ende stehen.

"Notenbank senkt entgegen Analystenerwartungen ihren Leitzins um
25 Basispunkte": diese Schlagzeile hätten die Börsenakteure sicher
gerne von der EZB gelesen, leider umschrieb diese aber die Aktion
der Bank of England am vergangenen Donnerstag.

Der Druck auf die EZB bleibt, nicht zuletzt angesichts einer
tendenziell rückläufigen Inflation und der konjunkturellen
Schwächephase. Wir erwarten, daß sich dieser Druck voraussichtlich
bereits nach der Sommerpause Ende August in Form einer zweiten
Leitzinssenkung um 25 Basispunkte auflöst (die erste war im Mai 2001).

Der europäischen Geldmarkt hat sich perspektivisch auf bis zu zwei
weitere Zinssenkungen in 2001 eingestellt Die Rahmenbedingungen
für die "altmodische Anlageform" Anleihen hat sich vor allem für
die langen Laufzeiten gebessert, nicht zuletzt infolge der
Emergin Market-Krise und der anhaltenden US-Konjunkturschwäche,
sowie der Entspannung bei der Preisentwicklung und der neuen
Zinssenkungsspekulationen hinsichtlich FED und EZB.

Auslaufende Basiseffekte (Nahrungsmittel- und Energiepreise) sowie
die ab 2002 wegfallenden Euro-Aufrundungseffekte werden zusätzliche
Entlastung bringen. Auch nach dem zuletzt gesehen Kursspurt am
Rentenmarkt, der kurzfristig nach einer stabilisierenden
Verschnaufpause verlangt, empfehlen wir den Anlagehorizont
bei den auf Euro lautenden Rentenpapieren auf bis zu fünf Jahre
auszudehnen. Was für die Wirtschaft gilt, gilt auch für den
Rentenmarkt - bei beiden sollten die Marktteilnehmer aus Euroland
die Entwicklung in den USA nicht aus den Augen verlieren.


8.      Fazit - Ausblick - Empfehlung

Die Aktienmärkte brauchen zu allererst Klarheit über die weitere
konjunkturelle Verfassung dies- und jenseits des Atlantiks, um
daraus Erholungssignale für die Wirtschaft und in Folge eine
nachhaltige Steigerung der Unternehmensgewinne abzuleiten. Da
hilft es zunächst (noch) nichts, wenn wir die Konjunkturperspektiven
besser erachten als dies derzeit an den Finanzmärkten gepreist wird.

Die meisten Firmen haben sich für eine möglicherweise längere
wirtschaftlich Schwächeperiode bereits so gut wie möglich gerüstet
(Rationalisierungen, Kostenkürzungen, Prognosesenkungen). Viele
Investoren befürchten, daß die Gewinnrezessionen bis in das erste
Quartal 2002 hinein reichen könnten. Zumindest ist auch noch im
laufenden dritten Quartal 2001 noch mit Gewinnerosionen zu rechnen.

Logischerweise bleiben dadurch Phantasie und Vertrauen bis auf
weiteres auf der Strecke. Enttäuschung und Lustlosigkeit fördern
kurzfristig die Abgabebereitschaft in jede Erholungen hinein. Zudem
machen die aktuell ferienzeit-bedingte Abstinenz und die chronisch
niedrigen Handelsumsätze eine Stabilisierung schwierig, aber eine
"Grundsteinlegung" wäre möglich.

Erste Anzeichen eines Meinungswechsel in der hinter uns liegenden
Handelswoche bereits erkennbar. Dazu beigetragen hat auch die
auslaufende Berichtssaison und die damit verbundenen "Schonfrist"
für die Investoren bis zur nächsten. Die Bereitschaft, gute
Nachrichten mit "Erfolgsprämien" bei den Aktienkursen zu
honorieren bleibt groß.

Die Abwärtstrends bei wichtigen Aktienindizes warten noch auf
geeignete Ausbruchsversuche. An unserer These, daß sich positives
Überraschungspotential - sowohl konjunkturell als auch bei den
Unternehmensgewinnen - ab dem Schlußquartal 2001 aufbaut, halten
wir fest.

Auf den DAX bezogen bleibt Risikozone zwischen 5750 und 5670
bestehen. Daneben wären wir sehr zufrieden wenn in den nächsten
Wochen ein Überwinden des Bereiches um 6000 (90-Tage-Linie)
gelänge. Als "Worst Case"-Szenario gilt das Schließen von zwei
offenen Gaps (Kurslücken ) vom April bzw. August 1999 im
Bereich 4920 bis 5070.

Spätestens hier läge eine gute Basis, mit einem nachhaltigen
Anstieg die seit März 2000 bestehende Abwärtsbewegung zu überwinden
und zu neuen Indexhöhen aufzubrechen. Dem langfristig orientieren
Investor empfehlen wir, die aufgebauten Positionen zu halten,
allerdings mit Neu-/Verbilligungskäufen auf dem Sprung zu bleiben.
Der tradingorientierte Anleger kann schwache Tage im DAX-Bereich
5750-5670 mit engen Stops und Zielrichtung 6000 nutzen.


Zum Abschluß heute aus gegebenem Anlaß noch ein Kommentar
zu einigen Anfragen, die heute verunsicherte Kunden über
die Berater bei uns im Research - und sicher auch bei
anderen Banken - ankamen zum Thema "US-Crashprognose durch
Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW)":

In den Nachrichtentickern war hierzu u. a. zu lesen:

"Der globale Chefstratege von DrKW sagt für den 7. August 2001
an der Wall Street einen Einbruch von über 20 % voraus, der
weltweit die Märkte zum Beben bringen wird. Als Auslöser für
den Einbruch sieht der Experte neue US-Konjunkturdaten.
Am kommenden Dienstag werden die Produktivitätszahlen
(ex Agrar) für das zweite Quartal veröffentlicht.

Eine neue Berechnungsmethode, glaubt DrKW, werde zu erschreckenden
Resultaten führen. Das Potenzialwachstum, in dem die Wirtschaft
zulegen kann ohne Inflation zu produzieren, werde nicht wie bisher
angenommen bei 3,5 % liegen, sondern nur bei 2,5 %".

Einige unter unserer geneigten Leserschaft werden durch diese Aussage
sicher auch verunsicht worden sein, andere denken sich möglicherweise:
Solche Analysten wünschen wir uns, die endlich mal ganz konkret nicht
nur quantitativ, sondern auch vom Timing her so konkrete Aussagen
machen.

Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste: Die Börse
antizipiert üblicherweise absehbare Ereignisse, das heißt,
daß zumindest schon freitags und montags ein Teil dieser
Erwartungen in der US-Börsenentwicklung vorweg genommen werden
müßte. Glücklicherweise ist davon bis dato (Tagesvelust Dow Jones
zuletzt um 0,4 %) nichts zu sehen.

Erlauben Sie uns, als Vertreter der aktuell stark kritisierten
Analystengilde eine persönliche Anmerkung: Auch Chefstrategen
können durch solch "zunftmäßig unüblich" konkrete Prognosen doch
nur an Reputation verlieren - oder einen Wechsel zur Bild-Zeitung
vorbereiten!? Das muß DrKW wohl schnell klar geworden sein, denn
gerade kam eine neue Tickermeldung, die sinngemäß folgendes enthält:

"Dresdner Kleinwort Wasserstein hat einen Zeitungsbericht und einen
Newsletter als falsch bezeichnet, in denen es geheißen hatte, der
Chefstratege sage einen Kurssturz von 20 % an Wall Street in der
nächsten Woche voraus. Es gab kein Statement, das einen Crash
prognostizierte".

Hinsichtlich Markt- und Nachrichtenkommentierungen und einem durchaus
selbstkritischen Blick auf die Analystengilde fällt uns dazu ein
durchaus passender chinesischer Spruch ein: "Wer weiß, redet nicht -
wer redet, weiß nicht" In diesem Sinne erübrigen sich - zumindest für
heute - alle weiteren Kommentare. Herzliche Grüße aus Nürnberg von
Ihrem SchmidtBank-Researchteam.


Verfasser: Alois Bauer, Dirk Thümmler
Quelle: SchmidtBank-Research
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