Starke Aktienkursschwankungen treiben Optionsscheine
Von Wolfram Trost, Frankfurt
Die Unsicherheit der Marktteilnehmer über die künftige Entwicklung an den Finanzmärkten hat seit dem Anschlag auf die USA deutlich zugenommen. Ablesbar ist das an den kräftig gestiegenen Volatilitäten, die entscheidenden Einfluss auf die Kurse an den Optionsmärkten haben.
Trotz der starken Kursrückgänge am Aktienmarkt notierten Kaufoptionen zum Teil im Plus. Die Volatilität am deutschen Aktienmarkt ist seit Dienstag kräftig nach oben geschossen. Der Dax-Volatilitätsindex (VDax) schoss am Mittwoch auf 39,7 Prozent in die Höhe. Vor dem Anschlag notierte er bei 29,64 Prozent. In den vergangenen vier Jahren bewegte sich der Index - Spitzenwerte ausgenommen - zwischen 20 und 30 Prozent.
Der VDax drückt die am Terminmarkt erwartete Schwankungsbreite des Dax aus. Grundlage für die Berechnung sind die an der Terminbörse Eurex gehandelten Optionskontrakte auf den Dax. Die Deutsche Börse berechnet den Index börsentäglich alle zehn Sekunden von 8.30 Uhr bis 17 Uhr. Auf Basis des Schlusskurses des VDax von 39,7 Prozent und eines Dax-Standes von 4300 Punkten rechnen die Marktteilnehmer damit, dass der Dax innerhalb der kommenden 45 Tage zwischen etwa 3700 und 4900 Zählern schwanken wird.
Krisenindikator
Zwischen 1995 und 1997 bewegte sich der VDax in einer Spanne zwischen 10 und 20 Prozent, mit leicht absteigender Tendenz. Die Asienkrise ließ die Volatilität im Herbst 1997 das erste Mal seit Berechnung des VDax 1992 deutlich auf bis zu 43 Prozent ansteigen. Im Zuge der Krisen in Russland und Lateinamerika Mitte 1998 bis Anfang 1999 schoss der VDax sogar auf bis zu 56 Prozent. Seitdem hat sich der Index zwischen 20 und 30 Prozent bewegt.
Die Volatilität ist die wichtigste Risikokomponente bei der Preisbestimmung im Optionshandel. Je höher die Marktteilnehmer die Volatilität einschätzen, desto höher ist der Optionspreis. Das spiegelte sich am Mittwoch auch in den Optionsscheinkursen wider. So kam es, dass nicht nur Verkaufsoptionen auf Aktien von den Kurseinbrüchen profitierten. Auch Kaufoptionen, die mit fallenden Aktienkursen normalerweise an Wert verlieren, verteuerten sich. Zudem führte die Unsicherheit dazu, dass die Differenz zwischen An- und Verkaufskursen (Spread) anstieg.
"Es war eine große Verunsicherung unter den Optionsscheinanlegern zu erkennen, bedingt durch die Tatsache, dass amerikanische Werte nicht handelbar waren", sagte Florian Schopf, Optionsscheinhändler der Stuttgarter Euwax Broker AG. Eine einheitliche Marktmeinung sei bei den gegenwärtigen Marktbedingungen nicht zu sehen.
Anleger sollten bei der Auswahl ihrer Optionsscheine vor allem auf die Kennzahl "Implizite Volatilität" achten, die aus dem Kurs des Optionsscheins berechnet werden kann. Da bei einer Beruhigung der Märkte auch die Volatilität zurückgehen werde, dürften Optionsscheine wieder einiges an Wert verlieren.
Am Mittwoch verkauften Anleger ihre Put-Optionsscheine mit Gewinn, Kaufoptionsscheine waren leicht gesucht. Diese Anlegermeinung betraf alle Basiswerte