Erste vorsichtige Investments bei anhaltender Risikoscheu
Aktienfonds im Oktober wieder gefragt
INGO NARAT
HANDELSBLATT, 29.10.2001
FRANKFURT/M. Die Anleger lassen sich durch die Börsenturbulenzen nach dem 11. September nicht aus der Ruhe bringen. Im laufenden Monat dürften sie bis zu 1 Mrd. netto in Aktienfonds investieren – und damit die leichte Tendenz zu Anteilrückgaben im August und September wieder umkehren. Diesen Schluss lässt eine Umfrage des Handelsblatts unter den fünf größten deutschen Investmentgesellschaften zu. Danach investierten die Anleger im laufenden Monat bisher knapp 3,5 (September: nur 0,5) Mrd. in Wertpapier-Publikumsfonds von DWS, Deka, Union Investment, DIT und Adig, darunter auch spürbare Aktienfondsgelder.
„Mit der Erholung an den Börsen steigt wieder das Interesse an den Aktienfonds, auch wenn ich noch nicht von einer ausgeprägten Trendwende beim Kaufverhalten sprechen möchte“, beschreibt Horst Zirener die Lage. Laut dem Vorsitzenden des Vorstandes der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka „kaufen die Anleger erst einmal wieder die weniger risikoreichen Produkte für Standardwerte, das ist auch das richtige Rezept.“ In seiner Prognose für den Aktienfonds-Nettoabsatz der Branche im Oktober ist er vorsichtig: „300 bis 500 Millionen Euro wären schon gute Zahlen.“ Zum behutsamen Einstieg rät auch Hans-Jürgen Löckener, Geschäftsführer der Commerzbank-Investmentgesellschaft Adig: „Zur Begrenzung der Risiken bei Neuanlagen einen Sparplan starten oder bei größeren Summen nur teilweise und über mehrere Monate verteilt anlegen.“
Auch Udo Behrenwaldt, Sprecher der Geschäftsführung von Deutschlands größter Investmentgesellschaft, DWS, wertet das Anlegerverhalten als „richtig, geradezu überraschend im Vergleich zu den Erfahrungen aus früheren Börsenzyklen“. Gerade mit Blick auf die bevorstehenden Produktangebote für die so genannte Riester-Rente warnt er vor Fehlentscheidungen: „Da darf man der Börse den Rücken kehren, denn an der langfristig überlegenen Aktienrendite ändert sich nichts.“
Das sich andeutende Comeback der Aktienfonds will Manfred Mathes nicht überinterpretiert wissen. „Der September zeigte nur eine kleine Delle, die jetzt schon wieder ausgeglichen ist“, meint der Sprecher der Geschäftsführung bei der zur genossenschaftlichen Bankengruppe gehörigen Union Investment. Die Nettorückgaben von Aktienfonds erreichten im September zwar 1,9 Mrd. (Grafik). Die gesamte deutsche Fondsbranche verwaltete per Ultimo dieses Monats allerdings 145,5 Mrd. in Publikums-Aktienfonds, wie der Branchenverband BVI meldet. Gemessen daran fielen die Rückgaben bescheiden aus.
Das Interesse der Anleger an Aktienfonds war im September nicht nur in Deutschland gesunken, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Italien hatte Abzüge von 7,8 Mrd. gemeldet, in Frankreich und Schweden beliefen sich die Anteilrückgaben auf 1,4 bzw. 0,8 Mrd. . Auch die zunehmende Vorliebe für wertstabile Anlagen zieht sich seit Monaten durch viele nationale Fondsstatistiken. Die deutschen Fondsgesellschaften verbuchten allein im September für ihre Geldmarkt-, Immobilien- und Rentenfonds Zuflüsse von 2,1 bzw, je 0,7 Mrd. .
„Bei der unsicheren Börsenlage parken die Anleger ihre Mittel und warten auf neue Einstiegschancen“, interpretiert Löckener von der Adig die Zahlen. Vor allem die Geldmarkt- und Rentenfonds profitierten in den ersten drei Quartalen vom gestiegenen Sicherheitsbedürfnis: Die Nettoinvestments bei den genannten Publikumsfondsgruppen beliefen sich auf 11,8 bzw. 4,5 Mrd. . Insgesamt flossen den Wertpapierfonds der deutschen Investmentgesellschaften (einschließlich der Auslandstöchter) in diesem Zeitraum 17,7 Mrd. zu, einschließlich der offenen Immobilienfonds 22,2 Mrd. .
Addiert man zu diesen 22,2 Mrd. bei Publikumsfonds für Privatanleger die analogen Werte bei den Spezialfonds für institutionelle Investoren, flossen der gesamten deutschen Fondsbranche 43,7 Mrd. zu. Zum Ultimo September lag das verwaltete Wertpapierfondsvermögen der Publikumsfondsgesellschaften bei 324,3 Mrd. , inklusive offener Immobilienfonds bei 376,9 Mrd. . Einschließlich der von Spezialfonds gemanagten 469,5 Mrd. betreut die deutsche Fondsbranche demnach 846,4 Mrd. .
Bei den Publikumsfonds baut der Marktführer DWS seinen Vorsprung gegenüber den Konkurrenten aus. Er führt mit 77,3 Mrd. vor der Deka mit 61,5 Mrd. , entsprechend einer Quote von 23,8 % am gesamten Wertpapierfondsvermögen der Branche von 324,3 Mrd. (Tabelle). Die Gesellschaft verbuchte sowohl in den ersten drei Quartalen als auch im September und im bisherigen Oktoberverlauf die höchsten Mittelzuflüsse. Allein im Oktober waren es schon 1,4 Mrd. . Behrenwaldt räumt allerdings ein, dass daran ein ausgeprägtes Geldmarktfondsgeschäft einen bedeutenderen Anteil habe. Dies Produkte würden teilweise auch von Institutionellen nachgefragt.
Aktienfonds im Oktober wieder gefragt
INGO NARAT
HANDELSBLATT, 29.10.2001
FRANKFURT/M. Die Anleger lassen sich durch die Börsenturbulenzen nach dem 11. September nicht aus der Ruhe bringen. Im laufenden Monat dürften sie bis zu 1 Mrd. netto in Aktienfonds investieren – und damit die leichte Tendenz zu Anteilrückgaben im August und September wieder umkehren. Diesen Schluss lässt eine Umfrage des Handelsblatts unter den fünf größten deutschen Investmentgesellschaften zu. Danach investierten die Anleger im laufenden Monat bisher knapp 3,5 (September: nur 0,5) Mrd. in Wertpapier-Publikumsfonds von DWS, Deka, Union Investment, DIT und Adig, darunter auch spürbare Aktienfondsgelder.
„Mit der Erholung an den Börsen steigt wieder das Interesse an den Aktienfonds, auch wenn ich noch nicht von einer ausgeprägten Trendwende beim Kaufverhalten sprechen möchte“, beschreibt Horst Zirener die Lage. Laut dem Vorsitzenden des Vorstandes der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka „kaufen die Anleger erst einmal wieder die weniger risikoreichen Produkte für Standardwerte, das ist auch das richtige Rezept.“ In seiner Prognose für den Aktienfonds-Nettoabsatz der Branche im Oktober ist er vorsichtig: „300 bis 500 Millionen Euro wären schon gute Zahlen.“ Zum behutsamen Einstieg rät auch Hans-Jürgen Löckener, Geschäftsführer der Commerzbank-Investmentgesellschaft Adig: „Zur Begrenzung der Risiken bei Neuanlagen einen Sparplan starten oder bei größeren Summen nur teilweise und über mehrere Monate verteilt anlegen.“
Auch Udo Behrenwaldt, Sprecher der Geschäftsführung von Deutschlands größter Investmentgesellschaft, DWS, wertet das Anlegerverhalten als „richtig, geradezu überraschend im Vergleich zu den Erfahrungen aus früheren Börsenzyklen“. Gerade mit Blick auf die bevorstehenden Produktangebote für die so genannte Riester-Rente warnt er vor Fehlentscheidungen: „Da darf man der Börse den Rücken kehren, denn an der langfristig überlegenen Aktienrendite ändert sich nichts.“
Das sich andeutende Comeback der Aktienfonds will Manfred Mathes nicht überinterpretiert wissen. „Der September zeigte nur eine kleine Delle, die jetzt schon wieder ausgeglichen ist“, meint der Sprecher der Geschäftsführung bei der zur genossenschaftlichen Bankengruppe gehörigen Union Investment. Die Nettorückgaben von Aktienfonds erreichten im September zwar 1,9 Mrd. (Grafik). Die gesamte deutsche Fondsbranche verwaltete per Ultimo dieses Monats allerdings 145,5 Mrd. in Publikums-Aktienfonds, wie der Branchenverband BVI meldet. Gemessen daran fielen die Rückgaben bescheiden aus.
Das Interesse der Anleger an Aktienfonds war im September nicht nur in Deutschland gesunken, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Italien hatte Abzüge von 7,8 Mrd. gemeldet, in Frankreich und Schweden beliefen sich die Anteilrückgaben auf 1,4 bzw. 0,8 Mrd. . Auch die zunehmende Vorliebe für wertstabile Anlagen zieht sich seit Monaten durch viele nationale Fondsstatistiken. Die deutschen Fondsgesellschaften verbuchten allein im September für ihre Geldmarkt-, Immobilien- und Rentenfonds Zuflüsse von 2,1 bzw, je 0,7 Mrd. .
„Bei der unsicheren Börsenlage parken die Anleger ihre Mittel und warten auf neue Einstiegschancen“, interpretiert Löckener von der Adig die Zahlen. Vor allem die Geldmarkt- und Rentenfonds profitierten in den ersten drei Quartalen vom gestiegenen Sicherheitsbedürfnis: Die Nettoinvestments bei den genannten Publikumsfondsgruppen beliefen sich auf 11,8 bzw. 4,5 Mrd. . Insgesamt flossen den Wertpapierfonds der deutschen Investmentgesellschaften (einschließlich der Auslandstöchter) in diesem Zeitraum 17,7 Mrd. zu, einschließlich der offenen Immobilienfonds 22,2 Mrd. .
Addiert man zu diesen 22,2 Mrd. bei Publikumsfonds für Privatanleger die analogen Werte bei den Spezialfonds für institutionelle Investoren, flossen der gesamten deutschen Fondsbranche 43,7 Mrd. zu. Zum Ultimo September lag das verwaltete Wertpapierfondsvermögen der Publikumsfondsgesellschaften bei 324,3 Mrd. , inklusive offener Immobilienfonds bei 376,9 Mrd. . Einschließlich der von Spezialfonds gemanagten 469,5 Mrd. betreut die deutsche Fondsbranche demnach 846,4 Mrd. .
Bei den Publikumsfonds baut der Marktführer DWS seinen Vorsprung gegenüber den Konkurrenten aus. Er führt mit 77,3 Mrd. vor der Deka mit 61,5 Mrd. , entsprechend einer Quote von 23,8 % am gesamten Wertpapierfondsvermögen der Branche von 324,3 Mrd. (Tabelle). Die Gesellschaft verbuchte sowohl in den ersten drei Quartalen als auch im September und im bisherigen Oktoberverlauf die höchsten Mittelzuflüsse. Allein im Oktober waren es schon 1,4 Mrd. . Behrenwaldt räumt allerdings ein, dass daran ein ausgeprägtes Geldmarktfondsgeschäft einen bedeutenderen Anteil habe. Dies Produkte würden teilweise auch von Institutionellen nachgefragt.