Aktienbewertungen:
von Dr. Marc-Oliver Lux, Lux & Präuner KG *
Sind Aktien nach dem zweieinhalbjährigen Börsenverfall billig oder immer noch so teuer wie auf dem Höhepunkt des Internetbooms? Letzteres wäre der Fall, wenn die Unternehmensgewinne ebenso rasant in den Keller gerutscht wären wie die Kurse. Für eine Unter- und Überbewertung gibt es gute Argumente, und jeder Anleger sollte wissen, wozu er tendiert. Denn langfristig entscheidet die Bewertung über Wohl und Wehe der Börsen.
Doch in der jetzigen Börsensituation haben fundamentale Aspekte keinen Einfluss. Nach den erneuten Einbrüchen nähern sich Europas Börsen den Tiefständen von Ende Juli/Anfang August. Damals hatte es kaum jemand für möglich gehalten, dass die Tiefstände vom September 2001 unterboten werden könnten. Als es dazu kam, kannten die Kurse nur eine Richtung: rasant nach unten. Unternehmens- und Konjunkturdaten spielten keine Rolle.
Es ist der Fluch der gesamten Investmentbranche, nur noch auf Geschäftsjahres- oder Quartalssicht zu denken und zu handeln. Fonds können in so einer Situation die panik- und versicherungsgetriebenen Verkäufe nicht ausgleichen. Im Gegenteil: Anleger entziehen ihnen das Geld, wenn die Kurse am stärksten fallen und die Angst am größten ist.
Solch panikartiges Verhalten endet nicht, wenn die Aktienbewertungen moderate Niveaus erreicht haben. Ruhe kehrt erst ein, wenn (lt. Kostolany) alle "zittrigen Hände" verkauft haben. Erst dann rücken fundamentale Argumente wieder in den Vordergrund.
Wenn es so weit ist, werden Investoren erkennen, dass die meisten Aktien schon heute einen Einstieg gelohnt hätten. Denn trotz einbrechender Gewinne weisen viele Titel inzwischen einstellige Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf. Viele Unternehmen - ein Drittel im DAX - sind im Kurs so tief gefallen, dass ihre Dividende pro Aktie genauso viel oder sogar mehr hergibt als die Zinsen am Geldmarkt.
Auf dem Höhepunkt jeder Baisse sind fundamentale Regeln eben außer Kraft gesetzt.
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Der Autor ist Gesellschafter der Dr. Lux & Präuner KG, Grünwald b. München. Die Dr. Lux & Präuner KG ist eine nach deutschem Bankrecht zugelassene Vermögensverwaltung.
Alle Regeln außer Kraft?
von Dr. Marc-Oliver Lux, Lux & Präuner KG *
Sind Aktien nach dem zweieinhalbjährigen Börsenverfall billig oder immer noch so teuer wie auf dem Höhepunkt des Internetbooms? Letzteres wäre der Fall, wenn die Unternehmensgewinne ebenso rasant in den Keller gerutscht wären wie die Kurse. Für eine Unter- und Überbewertung gibt es gute Argumente, und jeder Anleger sollte wissen, wozu er tendiert. Denn langfristig entscheidet die Bewertung über Wohl und Wehe der Börsen.
Doch in der jetzigen Börsensituation haben fundamentale Aspekte keinen Einfluss. Nach den erneuten Einbrüchen nähern sich Europas Börsen den Tiefständen von Ende Juli/Anfang August. Damals hatte es kaum jemand für möglich gehalten, dass die Tiefstände vom September 2001 unterboten werden könnten. Als es dazu kam, kannten die Kurse nur eine Richtung: rasant nach unten. Unternehmens- und Konjunkturdaten spielten keine Rolle.
Versicherungen ziehen die Reißleine
Zwei Faktoren kommen in so einem Szenario zusammen: Weil etwas eintritt, was niemand vermutete, ergreift viele Anleger Panik und Furcht vor einem weiteren Börsenverfall. Auf der anderen Seite stehen nüchtern kalkulierende Manager großer Versicherungen. Sie sind zwar überwiegend der Meinung, dass Aktien inzwischen niedrig bewertet sind. Dennoch werfen sie große Mengen ohne Limit auf den Markt. Als Verwalter von Kundengeldern fühlen sie sich dazu gezwungen. Denn sie müssen ihren Kunden zum Ende des Jahres die Überschussbeteiligungen ausweisen und nicht irgendwann später, wenn sich die Börsen vielleicht wieder erholt haben. Deshalb ziehen Versicherungen ab einem bestimmten Punktestand die Reißleine.Es ist der Fluch der gesamten Investmentbranche, nur noch auf Geschäftsjahres- oder Quartalssicht zu denken und zu handeln. Fonds können in so einer Situation die panik- und versicherungsgetriebenen Verkäufe nicht ausgleichen. Im Gegenteil: Anleger entziehen ihnen das Geld, wenn die Kurse am stärksten fallen und die Angst am größten ist.
Börsen im Griff der "zittrigen Hände"
Das Schreckensszenario, wonach Verkäufe eine sich selbst nährende Panik verursachen, droht in den nächsten Tagen erneut Realität zu werden. Im DAX fehlen nur noch ein paar Punkte bis zu einem Fünfeinhalbjahrestief. In anderen europäischen Indizes sieht es ähnlich aus, in den USA ist wenig mehr Luft. Je häufiger aber Tiefstände durchbrochen werden und vermeintlich sichere Böden nicht halten, desto dramatischer werden die Einbrüche: Immer mehr Investoren verkaufen, um schneller als die Masse zu sein.Solch panikartiges Verhalten endet nicht, wenn die Aktienbewertungen moderate Niveaus erreicht haben. Ruhe kehrt erst ein, wenn (lt. Kostolany) alle "zittrigen Hände" verkauft haben. Erst dann rücken fundamentale Argumente wieder in den Vordergrund.
Wenn es so weit ist, werden Investoren erkennen, dass die meisten Aktien schon heute einen Einstieg gelohnt hätten. Denn trotz einbrechender Gewinne weisen viele Titel inzwischen einstellige Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf. Viele Unternehmen - ein Drittel im DAX - sind im Kurs so tief gefallen, dass ihre Dividende pro Aktie genauso viel oder sogar mehr hergibt als die Zinsen am Geldmarkt.
Krasse Unterbewertung
Vergleicht man die Gewinnrendite von Aktien mit der Rendite von Staatsanleihen, dann sind Aktien um ein Drittel unterbewertet. So krass war die Differenz zuletzt in den Tagen nach den Terroranschlägen, während der Asienkrise oder nach dem Crash im Oktober 1987.Auf dem Höhepunkt jeder Baisse sind fundamentale Regeln eben außer Kraft gesetzt.
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Der Autor ist Gesellschafter der Dr. Lux & Präuner KG, Grünwald b. München. Die Dr. Lux & Präuner KG ist eine nach deutschem Bankrecht zugelassene Vermögensverwaltung.