Aktienausblick: Technologie statt Restrukturierung
In diesem Jahrzehnt müssen Unternehmen verstärkt auf ihren Technologie- und Wissensvorsprung setzen, um sich im Wettbewerb um Marktanteile und Anlegerkapital durchzusetzen. Schroder Salomon nennt zehn Firmen, die das harte Jahrzehnt gut überstehen könnten.
Mark Howdle, Europa-Stratege bei Schroder Salomon Smith Barney (SSSB), sagt voraus, dass europäische Unternehmen bis zum Ende dieses Jahrzehnts ihr Restrukturierungspotenzial ausgereizt und andere Wege für die Steigerung ihrer Gewinne gefunden haben werden. "Die Firmen können sich nicht ewig auf Restrukturierungsprogramme verlassen", sagte Howdle am Freitag am Rande einer Investorenkonferenz in Frankfurt.
In seinem Szenario für die Periode 2001 bis 2010 wird im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten eine relativ niedrige Inflationsrate die Preismacht der Unternehmen schwächen und deren Gewinne belasten. Howdle erwartet, dass die Gewinne 2002 und in den nächsten fünf Jahren um jeweils nur fünf Prozent steigen werden - nachdem sie 2001 um zwölf Prozent gefallen sind, dafür aber in Boomjahren zweistellige Zuwachsraten verzeichneten. Nur Unternehmen, die innovativ und weltweit präsent sind, werden nach Ansicht von Howdle in einem rauen Umfeld vor ihren Investoren gut bestehen können.
Fünf Branchen auf Wachstumskurs
Zusammen mit den Sektoranalysten hat der Stratege fünf Branchen ermittelt, die in den vergangenen zehn Jahren ihre Gewinne schneller steigern konnten als ihre US-Konkurrenten: Hersteller von Autos im gehobenen Preissegment, Versicherer/Banken, Medienunternehmen, Konsumgüterhersteller und Telekomausrüster. Unabhängig von den aktuellen Börsenbewertungen haben die Sektoranalysten eine Liste von zehn Unternehmen dieser fünf Branchen erstellt, die weltweit zu den Gewinnern in diesem Jahrzehnt gehören werden. Die Investoren sollten diese mittelfristigen Aktienempfehlungen im Hinterkopf behalten und zugreifen, wenn das Bewertungsniveau günstig erscheint, sagte Howdle.
Die zehn Gewinner sind: Porsche und BMW bei den Autos, Nestlé, L’Oréal und Unilever bei den Konsumgütern, Swiss Re und ING bei den Finanztiteln, Reed Elsevier und WPP aus der Medienbranche sowie Nokia als Telekomausrüster. "Die Allianz hat gute Chancen, ING in dieser Liste zu verdrängen", sagte Howdle. "Nach der Übernahme der Dresdner Bank wollen wir mit dieser Entscheidung aber noch etwas warten."
Globale Präsenz
Der Stratege betonte, dass Innovation nicht mit Technologieunternehmen gleichzusetzen sei. "Innovation heißt, wie Unternehmen Technologie einsetzen." Er führt als Beispiel das Verlagshaus Reed Elsevier an. Im Gegensatz zum Konkurrenten Wolters Kluwer habe Reed eine Datenbank für Wissenschaftler entwickelt, die weltweit auf gute Resonanz stoße.
Anhand der deutschen Autoindustrie erklärt der Stratege, was er mit globaler Präsenz meint. In diesem Beispiel ist sie sogar noch von hohen Gewinnmargen begleitet. In den USA führten die Europäer im oberen Preissegment klar vor den Konkurrenten aus Amerika und Japan. Mit ihren Modellen erlösten die Europäer beim US-Autokäufer einen durchschnittlichen Kaufpreis von 30.000 $, die Amerikaner und Japaner verdienten im Schnitt weniger als 20.000 $ pro verkauftes Auto. Weltweit ergibt sich ein ähnliches Bild: Je höher der Preis, desto höher der Marktanteil der Europäer. In der Luxusklasse liegt er bei 86 Prozent.
Quelle: FTD