Bulle & Bär
Aktien: Die verzerrten Brics
Für Aktien aus Brasilien, Russland, Indien und China – griffig unter dem Kürzel Bric zusammengefasst – gibt es ein Standardargument: Das Gewicht der vier Länder im Weltaktienindex MSCI World sei ein Zerrbild der wirtschaftlichen Verhältnisse. Langfristig trage ein Investment in die bevölkerungsreichen und schnell wachsenden Bric-Aktien über Fonds und Zertifikate automatisch Früchte. Nur auf den ersten Blick ist diese Argumentation schlüssig.
DÜSSELDORF. Zwar sind derzeit die Aktien der vier BRIC-Staaten mit ihren rund 2,7 Milliarden Einwohnern im Weltaktienindex MSCI lediglich mit knapp drei Prozent vertreten. Auf das gleiche Indexgewicht kommt auch Australien, wo mit gut 20 Millionen Einwohnern nur so viele Menschen leben wie in Indiens Hafenstadt Bombay.
Doch auch die gängigen Bric-Produkte haben Schlagseite. Deutlich wird das am seit August von der Deutschen Börse berechneten Dax Global Bric-Index. Er bildet die Kursentwicklung der jeweils zehn größten Aktien aus Brasilien, Russland, Indien und China ab. Unternehmen aus dem Energie- und Rohstoffsektor sind mit 47 Prozent gewichtet. Zum Vergleich: Im MSCI World entfallen auf diese beiden Sektoren lediglich 15 Prozent. Konsum- oder Immobilienwerte hingegen als Profiteure des unbestritten Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sind in den Bric-Fonds mangels börsennotierter Gesellschaften drastisch unterrepräsentiert.
Zwar mühen sich aktiv verwaltete Bric-Fonds, ihre Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen zu reduzieren: Manche nehmen sich die Freiheit, hohe Cashbestände aufzubauen, andere fassen den Bric-Begriff für ihre Fonds weit und investieren auch in Nachbarstaaten und Handelspartner der Bric-Staaten. Doch wie man es auch dreht und wendet – mindestens jeder dritte in ein Bric-Produkt investierte Euro landet derzeit in der Rohstoffbranche.
Es bedarf daher schon einer gesunden Portion Optimismus für den Rohstoffmarkt, wenn man den Bric-Produkten künftig auch nur annähernd die Renditen der Vergangenheit zutraut. Rückberechnet legte der Dax Global Bric-Index binnen fünf Jahren rund 300 Prozent zu. Der Ölpreis kletterte in der Zeit um 290 Prozent.
Zwar haben die Bric-Fonds die jüngste Korrektur der Energiepreise gut weggesteckt: Sie legten seit Jahresbeginn im Durchschnitt um rund 21 Prozent zu. Der Mini-Crash der Schwellenländerbörsen im Frühsommer lieferte aber Hinweise darauf, wie ein schlechtes Szenario aussehen kann: Zu viele Anleger wollten zu schnell durch die zu engen Türen, und binnen nur vier Wochen brachen die Kurse der Bric-Produkte um ein Viertel ein. Anleger tun daher gut daran, über eine Krisenstrategie nachzudenken. Das Mindestmaß an Risikovorsorge ist, Kursmarken zu definieren, bei denen ein Engagement trotz aller „Dieses Mal ist es anders“-Beteuerungen der Bullen beendet wird.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 25. Oktober 2006, 07:00 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Aktien: Die verzerrten Brics
Für Aktien aus Brasilien, Russland, Indien und China – griffig unter dem Kürzel Bric zusammengefasst – gibt es ein Standardargument: Das Gewicht der vier Länder im Weltaktienindex MSCI World sei ein Zerrbild der wirtschaftlichen Verhältnisse. Langfristig trage ein Investment in die bevölkerungsreichen und schnell wachsenden Bric-Aktien über Fonds und Zertifikate automatisch Früchte. Nur auf den ersten Blick ist diese Argumentation schlüssig.
DÜSSELDORF. Zwar sind derzeit die Aktien der vier BRIC-Staaten mit ihren rund 2,7 Milliarden Einwohnern im Weltaktienindex MSCI lediglich mit knapp drei Prozent vertreten. Auf das gleiche Indexgewicht kommt auch Australien, wo mit gut 20 Millionen Einwohnern nur so viele Menschen leben wie in Indiens Hafenstadt Bombay.
Doch auch die gängigen Bric-Produkte haben Schlagseite. Deutlich wird das am seit August von der Deutschen Börse berechneten Dax Global Bric-Index. Er bildet die Kursentwicklung der jeweils zehn größten Aktien aus Brasilien, Russland, Indien und China ab. Unternehmen aus dem Energie- und Rohstoffsektor sind mit 47 Prozent gewichtet. Zum Vergleich: Im MSCI World entfallen auf diese beiden Sektoren lediglich 15 Prozent. Konsum- oder Immobilienwerte hingegen als Profiteure des unbestritten Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sind in den Bric-Fonds mangels börsennotierter Gesellschaften drastisch unterrepräsentiert.
Zwar mühen sich aktiv verwaltete Bric-Fonds, ihre Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen zu reduzieren: Manche nehmen sich die Freiheit, hohe Cashbestände aufzubauen, andere fassen den Bric-Begriff für ihre Fonds weit und investieren auch in Nachbarstaaten und Handelspartner der Bric-Staaten. Doch wie man es auch dreht und wendet – mindestens jeder dritte in ein Bric-Produkt investierte Euro landet derzeit in der Rohstoffbranche.
Es bedarf daher schon einer gesunden Portion Optimismus für den Rohstoffmarkt, wenn man den Bric-Produkten künftig auch nur annähernd die Renditen der Vergangenheit zutraut. Rückberechnet legte der Dax Global Bric-Index binnen fünf Jahren rund 300 Prozent zu. Der Ölpreis kletterte in der Zeit um 290 Prozent.
Zwar haben die Bric-Fonds die jüngste Korrektur der Energiepreise gut weggesteckt: Sie legten seit Jahresbeginn im Durchschnitt um rund 21 Prozent zu. Der Mini-Crash der Schwellenländerbörsen im Frühsommer lieferte aber Hinweise darauf, wie ein schlechtes Szenario aussehen kann: Zu viele Anleger wollten zu schnell durch die zu engen Türen, und binnen nur vier Wochen brachen die Kurse der Bric-Produkte um ein Viertel ein. Anleger tun daher gut daran, über eine Krisenstrategie nachzudenken. Das Mindestmaß an Risikovorsorge ist, Kursmarken zu definieren, bei denen ein Engagement trotz aller „Dieses Mal ist es anders“-Beteuerungen der Bullen beendet wird.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 25. Oktober 2006, 07:00 Uhr
Euer
Einsamer Samariter