Erholung. Aktien von Fluggesellschaften und Flugplatzbetreibern haben nach dem Schock des 11. September 2001 nun wieder Kurspotential.
LONDON. "Die Erholung des Luftverkehrs seit dem 11. September hat sich schneller eingestellt, als wir erwartet haben", gibt Paul Dewberry von der Investmentbank SchroderSalomonSmithBarney (SSSB) ohne viel Umschweife zu. Erstmals seit September 2001 meldete am vergangenen Wochenende auch der britische Flugplatzbetreiber British Airports Authority, BAA, einen monatlichen Anstieg der Passagierzahlen. Nur noch der Atlantikverkehr sei im Februar hinter den Vorjahreszahlen zurückgeblieben.
Wer die Wahl hat zwischen Flughafen-Aktien und jenen von Fluglinien, sollte nach Einschätzung von Andrew Light von SchroderSalomonSmithBarney jedoch eindeutig bei den Fliegern einsteigen - die hätten nach wie vor das größere Erholungspotential. Wer dennoch an den Airports Geld verdienen wolle, könnte gut daran tun, sich Aktien des Frankfurter Fraport und der dänischen Copenhagen Airports ins Portefeuille zulegen.
Flieger haben Nase vorn
Frankfurt sei weiterhin gegenüber den meisten anderen Flughäfen unterbewertet; ein Kursziel von 35 Euro, gegenüber den derzeit 31,20 Euro an der Börse sei realisierbar. Copenhagen Airports werde indes von dem Ausbau der Langstreckenflotte der SAS profitieren, was den Kurs, inklusive anderer Entwicklungen, kurz- bis mittelfristig von derzeit etwa 555 DKr auf 620 DKr steigen lassen könnte.
Die US-Investmentbank Merrill Lynch bekräftigte am vergangenen Freitag in einer Kurzanalyse ihre Kaufempfehlung für die Aktien des Flughafen Wien. Der Profitabilitätsrückgang im Vorjahr sei auf den Passagierrückgang nach den New Yorker Terroranschlägen zurückzuführen. Daher sehen die Analysten das Risiko, daß ihr prognostiziertes Vorsteuerergebnis für 2002 von 94 Mill. € nicht erreicht werden könne. Dennoch rechtfertige ein 40-prozentiger Bewertungsabschlag gegenüber der restlichen Branche beim Verhältnis Unternehmenswert zu Bruttobetriebsgewinn die Kaufempfehlung.
Und bei den Airlines: Selbst bei den von dem Einbruch im Nordatlantikverkehr besonders stark betroffenen British Airways rechnen Analysten inzwischen mit einer Verbesserung der Ertragslage und einer weiteren Erholung des Aktienkurses. Da wahrscheinlich die Notwendigkeit einer Bezugsrechtsemission entfalle, wird ein baldiger Kurs von etwa 270 Pence eingeräumt. Gegenwärtig notiert das Papier in London noch mit 240 Pence, nach einem Tiefst von 139 Pence und einem Höchst von 387 Pence in den letzten 12 Monaten.
Als seine "beste Wahl" empfiehlt Andrew Light von SchroderSalomon den Billigflieger easyjet, sowie die spanische Gesellschaft Iberia und die Air France. Für die Austrian Airlines ringt er sich dagegen lediglich zu einem "halten" durch, offenbar weil der Kurs wegen des kräftigen Anstiegs seit dem 11. September bis auf weiteres als ausgereizt gilt.
Die Aktie der niederländischen KLM könnte dagegen laut Light ganz besonders von der "Hebelwirkung" einer weiteren Erholung des Flugverkehrs profitieren. Auch Martin Borghetto von Morgan Stanley hebt die Niederländer von einem "underperform" auf "neutral".
Favorit Air France
Die besten Ertragsaussichten am europäischen Himmel schreibt der Analyst jedoch der Air France zu. Deren Ergebnis für das 3. Quartal sei bereits deutlich besser ausgefallen als erwartet. Die französische Airline stärke weiterhin ihre Wettbewerbsposition am Pariser Flughafen Charles de Gaulle, unter anderem durch den Aufbau eines Zubringernetzes im übrigen Frankreich. Am europäischen Markt vermochte die Air France bereits im letzten Jahr ihren Marktanteil von 15,6 auf 17,7 Prozent zu steigern.
Borghetto revidiert seine Gewinnprognose für 2002/03 (31. 3.) gar von bisher 156 Mill. Euro auf 249 Mill. Euro in die Höhe. Die Aktie habe sich zwar bereits seit dem 11. September 2001 kräftig erholt, habe aber noch weiteres Kurssteigerungspotential.