AFRIKA: Digitaler Graben oder E-Volution?

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AFRIKA: Digitaler Graben oder E-Volution?

 
10.04.02 11:33
Internet und E-Learning seien der Schlüssel zum Anschluss der Entwicklungsländer an die Industrienationen, jubeln die Optimisten. Kritiker befürchten jedoch, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich weiter vergrößert. In vielen Regionen Afrikas mangelt es an Telefonanschlüssen.

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Lusaka - Im Computerraum der sambischen Universität UNZA sitzen zwölf Professoren aus Schwarzafrika vor den Pentium-Rechnern. Gespannt blicken sie auf die blonde Frau am Flipchart. Die Trainerin von der Tele-Akademie Furtwangen ist gekommen, um den Frauen und Männern das ABC im E-Learning zu vermitteln - eine Chance im bettelarmen Schwarzafrika, den Bildungsrückstand gegenüber den Industrienationen aufzuholen.
"E-Learning ist weitaus billiger als die traditionellen Lehr- und Bildungseinrichtungen. Außerdem bietet es die Möglichkeit, auch Menschen auf dem Land, abseits der urbanen Zentren, mit Bildung zu versorgen", meint Workshopteilnehmer Daniel Nkhuwa.

Nur jeder 25. Afrikaner hat Zugang zum Internet

Der Sambier lehrt an der Universität von Lusaka Umwelttechnologie und Stadtentwicklung. Er verbindet Internet und E-Learning auch mit der Hoffnung auf intensivere internationale Kooperation. Nicht grundlos - Nkhuwa konnte schon einmal wissenschaftlich im Ausland arbeiten: Als Stipendiat des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) schrieb er Mitte der neunziger Jahre in Aachen seine Doktorarbeit.

Damit allerdings gehört Nkhuwa zur schmalen Elite Schwarzafrikas. Die wenigsten haben Zugang zu Hochschulbildung, noch weniger zu moderner Informationstechnologie. So können beispielsweise in Sambia offiziell nur knapp 80 Prozent der 10 Millionen Einwohner lesen und schreiben. Eine Hochschule kann fast niemand besuchen - an der UNZA sind derzeit gerade mal 4000 Studenten immatrikuliert. Und von den weltweit rund 378 Millionen Menschen, die im November 2000 online waren, kamen weniger als ein Prozent aus Afrika.

800 Millionen Menschen leben in Afrika. Trotz des Handy-Booms und der rasanten Ausbreitung von Internetcafés haben bisher nur rund drei Millionen (0,4 Prozent) Zugang zum Web, die meisten von ihnen in Südafrika. Zum Vergleich: In Nordamerika sind 54 Prozent der Menschen online, in Deutschland 22 Prozent.

So sieht auch die Furtwanger Trainerin Mirja Mahringer in den fehlenden technischen Ressourcen die größte Hürde für den Einsatz von E-Learning. "Die Vernetzung und flächendeckende Anbindung an schnelle Datennetze ist ein Riesenproblem", sagt die Expertin. "Das Telefonnetz ist zum Beispiel in Sambia außer in den Großstädten Kitwe und Lusaka so katastrophal, dass langfristig nicht darauf gesetzt werden kann."

Zu teuer, zu langsam, zu unzuverlässig

Tatsächlich haben 80 Prozent der Weltbevölkerung keinen Telefonanschluss. In 35 der insgesamt 54 afrikanischen Länder teilen sich im Schnitt über 100 Einwohner eine Telefonleitung - und die ist meist von schlechter Qualität. Fürs Internet sind die Leitungen oft unbrauchbar: Mal steht die Verbindung nach zehn Minuten, mal nach zwei Stunden. Und bricht nicht selten nach zwei Minuten wieder zusammen.

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Einen Ausweg sieht Trainerin Mahringer in der Funk- und Satellitentechnologie. Allerdings gibt es auch da noch zahlreiche Hürden - technologische wie finanzielle. So taugt der Mobilfunk für Internetanschlüsse deshalb noch nicht, weil "die Übertragungsrate mit 9,6 Kilobit pro Sekunde zu niedrig ist", erklärt Uwe Afemann von der Deutschen Stiftung für internationale Entwicklung. Und eine Satelliten-Verbindung, die 128 Kilobit pro Sekunde schafft, kostet im Monat Gebühren zwischen 3000 und 5000 Dollar.

Professor Daniel Nkhuwa aber besteht darauf: Internet und E-Learning seien eine Form der "Hilfe zur Selbsthilfe für uns Afrikaner". Und auch Ausbilderin Mahringer bestätigt: "Die unglaubliche Wissbegierigkeit während der fünf Tage Workshop zeigen mir, diese Trainings sind notwendig."

Gruß    
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