ADVA: "Erreichen Break-even 2003 "
(gatrixx) Die bayerische ADVA entwickelt, produziert und vertreibt optische Übertragungssysteme für den Datentransport in Glasfasernetzen. Das 1994 gegründete Unternehmen bietet daneben maßgeschneiderte Lösungen im Bereich der optischen Kommunikation für Rechenzentren, Datenarchivierungen und lokale Netzwerke von Unternehmen an. Gatrixx sprach mit Finanzvorstand Andreas G. Rutsch.
Gatrixx:
Als Anbieter optischer Netzwerklösungen scheinen Sie bei den eigenen Finanzen nicht den vollen Durchblick zu haben. Wie kam es, dass Sie Ihre Bilanzpressekonferenz vom 26. März auf Ende April verschieben mußten?
Rutsch:
Wir mußten die Bilanzpressekonferenz verschieben, weil es zu einer Verzögerung bei der Erstellung der Jahresabschlüsse gekommen ist. Das lag hauptsächlich daran, dass wir vier akquirierte Gesellschaften beziehungsweise Tochtergesellschaften konsolidieren mußten.
Gatrixx:
War Ihnen nicht schon Wochen vorher klar, dass Sie bei der Erstellung Ihres Jahresabschlusses Termin-Schwierigkeiten bekommen werden?
Rutsch:
Nein, das ist uns erst unmittelbar vorher so klar geworden. Wir hatten noch überlegt, ob wir nur mit unseren eigenen Zahlen vor die Presse treten. Wir haben uns dann aber doch entschlossen, die Pressekonferenz um vier Wochen zu verschieben, um dann den geprüften Abschluß vorzulegen.
Gatrixx:
Wenn Sie jetzt noch vier Wochen benötigen, so hätte Ihnen doch schon viel eher klar sein müssen, dass Sie den ursprünglichen Termin nicht halten konnten.
Rutsch:
Die vier Wochen sind eine Frist, in der wir endgültig die Zahlen vorlegen müssen. Das bedeutet aber nicht, dass wir diese Frist voll ausschöpfen müssen.
Gatrixx:
Für die Tochtergesellschaften trägt aber doch wohl in erster Linie Ihre eigene Finanzabteilung die Verantwortung. Haben Sie Ihre Firma finanztechnisch nicht im Griff?
Rutsch:
Die Tochtergesellschaften erstellen ihre Abschlüsse alleine, die dann mit der ADVA AG konsolidiert werden.
Gatrixx:
Nutzen Sie keine Synergien?
Rutsch:
Selbstverständlich nutzen wir Synergieeffekte. Das gesamte Finanzwesen wird zentral über München oder Meiningen gesteuert. Daneben haben wir für die Bereiche Rechnungswesen und Controlling auch Personal vor Ort.
Gatrixx:
Es sind schon Unternehmen am Neuen Markt über Buchungsprobleme fast zu Fall gekommen. Wie wollen Sie nun verhindern, dass der Kapitalmarkt Sie nicht mit Vertrauensentzug bestraft?
Rutsch:
Wir erwarten, dass wir von den bisher kommunizierten Ergebnissen nicht abweichen werden. Wir haben auch offen und transparent geschildert, dass es sich bei der verzögerten Vorlage unserer Bilanzzahlen nur um eine terminliche Verschiebung handelt. Insofern haben wir alles offen gesagt, können aber andererseits auch Spekulationen nicht verhindern.
Gatrixx:
Werden Sie aus diesem Abrechnungschaos organisatorische oder personelle Konsequenzen ziehen?
Rutsch:
Wir werden, stärker als bisher geplant, in personelle und technische Ressourcen investieren. So stellen wir sicher, dass es sich bei dieser Terminverschiebung um einen einmaligen Vorgang handelt.
Gatrixx:
Sie sprachen eben davon, dass es bei den Zahlen keine Überraschungen geben wird. Es gibt aber bisher noch keine Aussagen zu Verlusten. Wie hoch werden diese in etwa ausfallen?
Rutsch:
Aussagen dazu gibt es bereits seit sechs Monaten.
Gatrixx:
Auch aktuelle?
Rutsch:
Wir haben bereits vor sechs Monaten kommuniziert, dass wir ein operatives Konzernergebnis in der Größenordnung von minus eins bis minus drei Prozent vom Umsatz erwarten.
Gatrixx:
Für 2001 rechnen Sie lediglich mit einem Umsatz von 110 bis 120 Millionen Euro. In welcher Größenordnung bleiben Sie damit hinter Ihrer ursprünglichen Planungen zurück?
Rutsch:
Lediglich ist hier wohl das falsche Wort, schließlich planen wir ein Umsatzwachstum, das rund 80 Prozent über dem des Vorjahres liegt. Das ist wohl eine beträchtliche Steigerungsrate. Wir waren ursprünglich von einem Umsatz von 125 bis 135 Millionen Euro ausgegangen. Auf Grund der anhaltenden Unsicherheit, was die Investitionsentscheidungen im IT-Bereich bei Unternehmenskunden betrifft, haben wir einen vorsichtigeren Ausblick gegeben. Mit dieser Vorgehensweise sind wir aber nicht alleine am Markt. Es besteht nun mal eine generelle Unsicherheit, hervorgerufen durch die Konjunkturabschwächung in den USA und in Europa.
Gatrixx:
Beim EBIT werden Sie, entgegen der ursprünglichen Planung, auch 2001 ein negatives Ergebnis erzielen. Was ist der Grund für diese schlechte Entwicklung?
Rutsch:
Das ist nicht ganz richtig. Wir erwarten auch bei der ermäßigten Umsatzplanung ein ausgeglichenes operatives Ergebnis. Das wollen wir vor allem durch die stärkere Fokussierung von geplanten Ausgaben erreichen. Investitionen werden wir hauptsächlich in den Bereichen Direktvertrieb und Marketing tätigen.
Gatrixx:
Wofür steht bei Ihnen ?operatives Ergebnis??
Rutsch:
Das bedeutet EBIT vor allen nicht kassenwirksamen Ausgaben. Zu letzteren gehören Firmenwert- und Goodwill-Abschreibungen, aber auch nicht kassenwirksame Ausgaben für Aktienoptionsprogramme nach US-GAAP..
Gatrixx:
Unter Berücksichtigung dieser Kosten werden Sie rote Zahlen schreiben?
Rutsch:
Wenn die mit eingerechnet werden, kommen wir zu einem negativen Ergebnis. Wir haben pro Jahr zirka 50 bis 60 Millionen Euro nicht kassenwirksame Aufwendungen.
Gatrixx:
Wann werden Sie beim reinen EBIT, also nur vor Steuern und Zinsen, schwarze Zahlen schreiben?
Rutsch:
Wenn die Rechnungslegung so bestehen bleibt, rechnen wir damit für das Jahr 2003 beziehungsweise für 2004. In den USA plant man aber gerade, sich hier der deutschen Abrechnungsmethode nach HGB anzunähern. Damit würden dann die Firmenwertabschreibungen aus unserer Gewinn- und Verlustrechnung fallen.
Das Interview führte Helmut Harff.
12.04. - 07:00 Uhr Artikel drucken | Artikel senden
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