Dossier
Abschied vom Bank-Schalter
von Bernd Mikosch (Frankfurt)
Lange haben die Banken mit Zertifikaten gute Gewinne gemacht. Jetzt schrumpft der Markt so schnell, wie er einst gewachsen ist. Die Anbieter kämpfen erbittert um die letzten Kunden - und um ihr Geschäftsmodell.
An manchen Wintertagen ist selbst aus dem 60. Stock des Messeturms nicht viel von Frankfurt zu sehen. Nur die höchsten Bankentürme ragen dann aus der dichten Wolkendecke: Deutsche Bank, Commerzbank, Helaba. "Willkommen im Himmel", sagt die Empfangsdame der Frankfurter Filiale von Goldman Sachs zur Begrüßung.
Doch lange dauert der Höhenflug nicht an. Jörg Kukies holt Besucher schnell wieder auf den Boden zurück. "Gerüchte, wir würden uns vom Markt zurückziehen, entbehren jeder Grundlage", sagt der Leiter des Goldman-Derivategeschäfts. Dabei hat ihn niemand danach gefragt.
Die Szene zeigt, wie verunsichert die Zertifikatebranche in diesen Tagen ist. Nach goldenen Jahren schrumpft der Markt seit dem Ausbruch der Finanzkrise so schnell, wie er einst gewachsen ist. Hektisch suchen die Anbieter nach neuen Geschäftsmodellen, um die wenigen verbliebenen Interessenten für sich zu gewinnen. Die Konkurrenz auszubooten. Und selbst zu überleben.
Es wimmelt nur so von Gerüchten, Anfeindungen und Vorwürfen. So prophezeit ein Branchenmitglied dem Derivatechef eines großen Anbieters den baldigen Rauswurf, ein anderer bezeichnet die Arbeit des Deutschen Derivate Verbands (DDV) als "Kasperletheater". Und ein Dritter will beobachtet haben: "Merrill Lynch hat schon aufgegeben, und Sal. Oppenheim zieht sich eindeutig zurück."
Die Dementis lassen nicht lange auf sich warten. "Wir verabschieden uns bestimmt nicht vom Markt, auch wenn das der eine oder andere in einer solchen Marktphase von uns erwartet hätte", sagt Felix Pachernegg, Mitglied des Zertifikateteams von Merill Lynch in London. Ein Sal.-Oppenheim-Sprecher will das Gerücht öffentlich erst gar nicht kommentieren. Hinter vorgehaltener Hand heißt es aus der Kölner Privatbank: "Wir drehen ein kleineres Rad als früher, ziehen uns aber nicht zurück."
So schnell will keiner aufgeben. "Die Eitelkeiten und Egos sind durch den jahrelangen Erfolg enorm groß bei den Protagonisten der Branche", sagt ein Personalberater. Zwar wächst der Markt längst nicht mehr so rasant wie einst. Im Jahr 2007 waren es 23 Prozent, zwei Jahre früher noch dreimal so viel. Doch noch immer sind Zertifikate ein bedeutendes Marktsegment: 90 Mrd. Euro haben Anleger in diese Papiere investiert.
Teil 2: Wem geht die Luft zuerst aus?
www.ftd.de/boersen_maerkte/derivate/...chalter/463516.html?p=2
Abschied vom Bank-Schalter
von Bernd Mikosch (Frankfurt)
Lange haben die Banken mit Zertifikaten gute Gewinne gemacht. Jetzt schrumpft der Markt so schnell, wie er einst gewachsen ist. Die Anbieter kämpfen erbittert um die letzten Kunden - und um ihr Geschäftsmodell.
An manchen Wintertagen ist selbst aus dem 60. Stock des Messeturms nicht viel von Frankfurt zu sehen. Nur die höchsten Bankentürme ragen dann aus der dichten Wolkendecke: Deutsche Bank, Commerzbank, Helaba. "Willkommen im Himmel", sagt die Empfangsdame der Frankfurter Filiale von Goldman Sachs zur Begrüßung.
Doch lange dauert der Höhenflug nicht an. Jörg Kukies holt Besucher schnell wieder auf den Boden zurück. "Gerüchte, wir würden uns vom Markt zurückziehen, entbehren jeder Grundlage", sagt der Leiter des Goldman-Derivategeschäfts. Dabei hat ihn niemand danach gefragt.
Die Szene zeigt, wie verunsichert die Zertifikatebranche in diesen Tagen ist. Nach goldenen Jahren schrumpft der Markt seit dem Ausbruch der Finanzkrise so schnell, wie er einst gewachsen ist. Hektisch suchen die Anbieter nach neuen Geschäftsmodellen, um die wenigen verbliebenen Interessenten für sich zu gewinnen. Die Konkurrenz auszubooten. Und selbst zu überleben.
Es wimmelt nur so von Gerüchten, Anfeindungen und Vorwürfen. So prophezeit ein Branchenmitglied dem Derivatechef eines großen Anbieters den baldigen Rauswurf, ein anderer bezeichnet die Arbeit des Deutschen Derivate Verbands (DDV) als "Kasperletheater". Und ein Dritter will beobachtet haben: "Merrill Lynch hat schon aufgegeben, und Sal. Oppenheim zieht sich eindeutig zurück."
Die Dementis lassen nicht lange auf sich warten. "Wir verabschieden uns bestimmt nicht vom Markt, auch wenn das der eine oder andere in einer solchen Marktphase von uns erwartet hätte", sagt Felix Pachernegg, Mitglied des Zertifikateteams von Merill Lynch in London. Ein Sal.-Oppenheim-Sprecher will das Gerücht öffentlich erst gar nicht kommentieren. Hinter vorgehaltener Hand heißt es aus der Kölner Privatbank: "Wir drehen ein kleineres Rad als früher, ziehen uns aber nicht zurück."
So schnell will keiner aufgeben. "Die Eitelkeiten und Egos sind durch den jahrelangen Erfolg enorm groß bei den Protagonisten der Branche", sagt ein Personalberater. Zwar wächst der Markt längst nicht mehr so rasant wie einst. Im Jahr 2007 waren es 23 Prozent, zwei Jahre früher noch dreimal so viel. Doch noch immer sind Zertifikate ein bedeutendes Marktsegment: 90 Mrd. Euro haben Anleger in diese Papiere investiert.
Teil 2: Wem geht die Luft zuerst aus?
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Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont. Konrad Adenauer