Aareal Bank unter Erklärungsdruck
[ 12.02.04, 15:43 ]
Von Willi Weber
Wenn es um Ungereimtheiten in der Bilanz geht, reagieren die Kapitalmärkte bekanntlich sehr sensibel. Dies musste nun auch die Aareal Bank erfahren, deren Kurs - nach Bekanntwerden einer BaFin-Prüfung - in der Spitze um zwölf Prozent einbricht.
Als die Wiesbadener Spezialbank am Morgen die vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr veröffentlichte, bahnte sich das Unheil schon an. Der Vorstand hätte eine zusätzliche Kreditrisikovorsorge in Höhe von 100 Millionen Euro beschlossen, teilte die MDAX-Gesellschaft darin überraschend mit.
Als Folge dieser Maßnahme bleibt die Aareal Bank mit einem Konzernüberschuss von 37 Millionen Euro weit hinter dem Gewinnziel von 90 Millionen Euro zurück. Ohne die Sonderabschreibung wäre die firmeneigene Prognose allerdings um sieben Millionen Euro übertroffen worden, weshalb der Immobilienfinanzierer die Dividende von 0,50 auf 0,60 Euro je Aktie erhöhen will.
Vermutlich auch deshalb hatte die drastische Erhöhung der Vorsorge zunächst keine negativen Konsequenzen auf den Kurs. Ganz im Gegenteil: Dieser kletterte kurz nach Handelsstart um fast vier Prozent an.
Die plötzliche Wende kam gegen Mittag, als bekannt wurde, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Rahmen einer Sonderprüfung schon seit vier Wochen die Bilanzen der Gesellschaft überprüft. Der Schock darüber saß so tief, dass die Aktie in der Spitze um zwölf Prozent einbrach.
Aareal-Vorstand Christof Schöring ist eifrig darum bemüht, einen Zusammenhang zwischen der BaFin-Untersuchung und der 100-Millionen-Euro-Abschreibung zu dementieren. Die zusätzliche Vorsorge hätte das Ziel, die Bank auf die sich abzeichnende Konsolidierung in der Branche vorzubereiten. Dabei möchte die Aareal ein aktive Rolle übernehmen, heißt es aus Wiesbaden.
Bei Fusionsverhandlungen gewähren sich die Partner in der Regel Einsicht in die Bücher. Je niedriger die darin enthaltenen Risikien, desto besser die Position des Instituts bei den Gesprächen. Aus ähnlichen Erwägungen hat sich schon die Commerzbank im vergangenen Jahr "zurecht gemacht". Die Großbank entledigte sich im dritten Quartal mit einer Mega-Wertberichtigung von 2,3 Milliarden Euro bilanzieller Altlasten.
Der Verdacht, dass es zwischen der Aareal-Abschreibung und der BaFin-Prüfung doch eine Verbindung geben könnte, ist trotz des Dementis nicht aus dem Raum. Anscheinend ist es zwischen der Bank und der Aufsichtsbehörde zu Differenzen bei der Bewertung von Krediten gekommen. Auch das taggleiche Bekanntwerden beider Nachrichten weckt Zweifel.
Die Untersuchung der BaFin, die noch mehrere Monate in Anspruch nehmen wird, schürt unter den Börsianern Ängste, dass noch weitere Abschreibungen auf das Institut zukommen könnten. Auch wenn die Aareal Bank dies bestreitet und trotzig einen Gewinn von 100 Millionen Euro für dieses Jahr ankündigt hat, ist das Kursrisiko des ansonsten sehr soliden Titels gestiegen. Eine überdurchschnittliche Performance ist in den kommenden Wochen nicht zu erwarten. BÖRSE ONLINE nimmt das Anlageurteil von KAUFEN auf HALTEN zurück.
Aus www.boerse-online.de/ac/de/dax/255827.html
[ 12.02.04, 15:43 ]
Von Willi Weber
Wenn es um Ungereimtheiten in der Bilanz geht, reagieren die Kapitalmärkte bekanntlich sehr sensibel. Dies musste nun auch die Aareal Bank erfahren, deren Kurs - nach Bekanntwerden einer BaFin-Prüfung - in der Spitze um zwölf Prozent einbricht.
Als die Wiesbadener Spezialbank am Morgen die vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr veröffentlichte, bahnte sich das Unheil schon an. Der Vorstand hätte eine zusätzliche Kreditrisikovorsorge in Höhe von 100 Millionen Euro beschlossen, teilte die MDAX-Gesellschaft darin überraschend mit.
Als Folge dieser Maßnahme bleibt die Aareal Bank mit einem Konzernüberschuss von 37 Millionen Euro weit hinter dem Gewinnziel von 90 Millionen Euro zurück. Ohne die Sonderabschreibung wäre die firmeneigene Prognose allerdings um sieben Millionen Euro übertroffen worden, weshalb der Immobilienfinanzierer die Dividende von 0,50 auf 0,60 Euro je Aktie erhöhen will.
Vermutlich auch deshalb hatte die drastische Erhöhung der Vorsorge zunächst keine negativen Konsequenzen auf den Kurs. Ganz im Gegenteil: Dieser kletterte kurz nach Handelsstart um fast vier Prozent an.
Die plötzliche Wende kam gegen Mittag, als bekannt wurde, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Rahmen einer Sonderprüfung schon seit vier Wochen die Bilanzen der Gesellschaft überprüft. Der Schock darüber saß so tief, dass die Aktie in der Spitze um zwölf Prozent einbrach.
Aareal-Vorstand Christof Schöring ist eifrig darum bemüht, einen Zusammenhang zwischen der BaFin-Untersuchung und der 100-Millionen-Euro-Abschreibung zu dementieren. Die zusätzliche Vorsorge hätte das Ziel, die Bank auf die sich abzeichnende Konsolidierung in der Branche vorzubereiten. Dabei möchte die Aareal ein aktive Rolle übernehmen, heißt es aus Wiesbaden.
Bei Fusionsverhandlungen gewähren sich die Partner in der Regel Einsicht in die Bücher. Je niedriger die darin enthaltenen Risikien, desto besser die Position des Instituts bei den Gesprächen. Aus ähnlichen Erwägungen hat sich schon die Commerzbank im vergangenen Jahr "zurecht gemacht". Die Großbank entledigte sich im dritten Quartal mit einer Mega-Wertberichtigung von 2,3 Milliarden Euro bilanzieller Altlasten.
Der Verdacht, dass es zwischen der Aareal-Abschreibung und der BaFin-Prüfung doch eine Verbindung geben könnte, ist trotz des Dementis nicht aus dem Raum. Anscheinend ist es zwischen der Bank und der Aufsichtsbehörde zu Differenzen bei der Bewertung von Krediten gekommen. Auch das taggleiche Bekanntwerden beider Nachrichten weckt Zweifel.
Die Untersuchung der BaFin, die noch mehrere Monate in Anspruch nehmen wird, schürt unter den Börsianern Ängste, dass noch weitere Abschreibungen auf das Institut zukommen könnten. Auch wenn die Aareal Bank dies bestreitet und trotzig einen Gewinn von 100 Millionen Euro für dieses Jahr ankündigt hat, ist das Kursrisiko des ansonsten sehr soliden Titels gestiegen. Eine überdurchschnittliche Performance ist in den kommenden Wochen nicht zu erwarten. BÖRSE ONLINE nimmt das Anlageurteil von KAUFEN auf HALTEN zurück.
Aus www.boerse-online.de/ac/de/dax/255827.html