Clinton und Blair: Bioethik ist gemeinsames Thema
US-Präsident Bill Clinton und der britische Premierminister Tony Blair sind dafür, die ethischen und rechtlichen Richtlinien zur Nutzung der neuen Genom-Karte über nationale Grenzen hinweg abzustimmen.
An einer solchen internationalen Zusammenarbeit könnten sich alle interessierten Länder beteiligen, sagte Clinton am Montag im Weißen Haus. Blair, der über Satellit zugeschaltet war, äußerte sich zustimmend.
Der US-Präsident erklärte, alle Menschen müssten von dem neuen Wissen über das menschliche Erbgut profitieren. Schließlich seien die Menschen aus genetischer Sicht zu 99,9 Prozent gleich.
Clinton und Blair bewerteten die am Montag vorgestellte Blaupause des menschlichen Erbgutes als großen Fortschritt. Diese „wundersamste Karte in der Menschheitsgeschichte“ berge das Potenzial, enorme neue Heilkräfte zu erschließen, sagte der US-Präsident. Blair sprach von einer wissenschaftlichen Revolution, deren Auswirkungen die Entdeckung der Antibiotika weit überträfen. „Dies ist der erste technologische Triumph des 21. Jahrhunderts“, erklärte er.
Die beiden Regierungschefs lobten das öffentlich geförderte Humangenom-Projekt (HGP) und das US-Unternehmen Celera Genomics dafür, nach monatelangem Wettlauf gemeinsam ins Ziel gegangen zu sein. Die beiden Gruppen wollten ihre Forschungsergebnisse laut Clinton im Herbst gemeinsam publizieren und dann eine gemeinsame wissenschaftliche Konferenz abhalten. Biotech-Firmen seien von „absolut zentraler“ Bedeutung für die nun bevorstehende Identifizierung aller Gene und ihrer Funktionen, sagte der US-Präsident.
Im März hatten Clinton und Blair freien Zugang zu den Daten über das Erbgut gefordert und damit einen Kurssturz der Aktien von Biotech-Firmen ausgelöst.
Laut US-Forscher und Unternehmer Craig Venter beweist die Entschlüsselung des Humangenoms, dass die Vorstellung von unterschiedlichen Rassen keine genetische Grundlage hat. Bei der Zeremonie im Weißen Haus gab Venter an, seine Firma habe für die Entschlüsselung des menschlichen Genoms das Erbmaterial von drei Frauen und zwei Männern benutzt, die unterschiedlicher Hautfarbe waren. Aus den Genen sei die unterschiedliche ethnische Herkunft nicht herauszulesen. Celera werde den Bauplan des menschlichen Erbgutes im Herbst zur wissenschaftlichen Nutzung kostenlos zur Verfügung stellen.
Der Unternehmer gratulierte dem ebenfalls anwesenden HGP-Leiter Francis Collins zu seinen „Anstrengungen“ bei der Herstellung der Genom-Karte. Collins erklärte, die öffentliche Forschungsgemeinschaft sei mit hohem Tempo zu ihren Erkenntnissen gelangt.
26.06.2000 18.29 Uh