STUDENTEN ALS SAMENSPENDER
Gedrängel beim McDonald's der Sperma-Branche
Vor Dänemarks größter Samenbank stehen Studenten derzeit Schlange, und alle wollen nur das eine: spenden. "Jede ordentliche Samenbank liegt in der Nähe einer Uni", meint der Chef der Firma. 34 Euro sind der Lohn für leichte körperliche Arbeit - schließlich ist Wikinger-Sperma weltweit ein Renner.
Wenn der Andrang zu stark wird, heißt es für ungeduldige dänische Jungakademiker zunächst: Zurück ins Glied. Vor der Samenbank - Hauptsitz in Aarhus, Filialen in Kopenhagen und Odense - müssen sie sich mitunter in eine Schlange einreihen. Wie die Zeitung "Politiken" berichtet, verzeichnet die Samenbank "Cryos" seit Semesterbeginn einen derart starken Andrang, dass es ohne Wartezeiten nicht mehr geht.
Cryos ist die nach eigenen Angaben größte Datenbank der Welt, hat rund 250 Spender in der Kartei und exportiert ihr Produkt in 35 Länder. Die Samenspender sind zu 80 Prozent Studenten, die sich so ihr Konto aufbessern. "Die meisten Hochschüler erfüllen unsere Ansprüche an Alter und Gesundheit und nutzen die Gelegenheit, gutes Geld mit verhältnismäßig leichter Arbeit zu verdienen", sagte Cryos-Geschäftsführer Ole Schou.
Hey, big spender: 34 Euro pro Schuss
Als Student der Betriebswirtschaft war Ole Schou vor über zwei Jahrzehnten mit einem "lustigen Traumbild im Kopf aufgewacht", auf das er sich "keinen Reim" machen konnte: Hunderttausende von Spermien, bewegungslos eingefroren in dicken Eisblöcken, waren ihm im Schlaf erschienen.
Bitte eine kleine Spende: Gut geht's den Dänen und denen, denen Dänen nahestehen
So geht jedenfalls die Legende, und man weiß ja: Dänen lügen nicht. Das Gefrierthema machte Schou zunächst zum Hobby und später zum Beruf: "Manche Leute sammeln Briefmarken, andere spielen Golf, ich studierte Sperma."
"Ich möchte zum McDonald's der Sperma-Branche werden", lautete Schous Wahlspruch; das Firmenlogo der Samenbank zeigt zwei Spermien, zu Smiley-Gesichtern verfremdet - "wir halten den Klapperstorch auf Trab". Als 1990 seine "International Sperm Bank" den Betrieb aufnahm, erschienen schon am ersten Geschäftstag zehn Studenten auf der Suche nach leichter körperlicher Arbeit. Heute bekommen sie 250 Kronen (34 Euro) bei Abgabe von mindestens 1,7 Millilitern brauchbarem Samen. Aber längst nicht jeder Kandidat wird genommen - beim Ausleseverfahren bleiben etwa 90 Prozent auf der Strecke.
Sperma on the rocks: Jeder Erguss bringt Geld
Skandinavischer Samen von blonden und blauäugigen Hünen ist offenbar gefragt - vor allem in den USA. Im vergangenen Jahr eröffnete Cryos dort eine Zweigstelle. Denn in den USA wählen meist nicht Kliniken, sondern die Parienten selbst eine Samenbank und den Spender aus. "Amerikaner zu beraten ist sehr zeitaufwändig, kann ich Ihnen sagen", so Schou in einem Interview mit dem "SZ-Magazin".
Mit flüssigem Stickstoff wird jedes Ejakulat zunächst auf minus 196 Grad abgekühlt und, als Schutz vor Krankheiten, ein halbes Jahr gelagert. Fast 10.000 gefrorene Portionen "Sperma on the rocks" in Spezialbehältern verschickt Cryos jährlich in alle Welt und sorgt damit für rund 1000 Schwangerschaften. Als nächstes ist ein Franchise-System in anderen Ländern geplant.
Babymacher Ole Schou hat seinen eigenen Sohn "auf natürliche Weise" gezeugt. Auf der Suche nach neuen Spendern schaltet er schon mal Anzeigen in Studentenmagazinen und weiß genau, wie stark die Branche von der Spendenfreude der Studenten abhängt: "Jede ordentliche Samenbank liegt in der Nähe einer Uni." Und wenn die Studenten in den Semesterferien auf Reisen gehen, dann schließt auch der globale Schwangerschaftsdienst seine Tore - aus Mangel an Spendern.
Spiegel