30 Jahre E-Mail - Jubiläum ohne genauen Geburtstag

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30 Jahre E-Mail - Jubiläum ohne genauen Geburtstag

 
25.01.02 09:45
Eindeutigkeit ist eine der Eigenschaften, die man oft mit der Welt digitaler Daten verbindet. Aber der Erfinder der elektronischen Post kann zur Geburtsstunde der E-Mail nur vage Antworten geben. War es wirklich Ray Tomlinson persönlich, der die erste echte E-Mail über ein digitales Netzwerk verschickte?

„So weit ich weiß, ja“, sagt Internet-Pionier Tomlinson vorsichtig. Und wann war das genau? Erste Tests habe es zwar schon gegen Ende des Jahres 1971 gegeben, so Tomlinson. Aber erst „Anfang 1972“ hatte dann das von ihm entwickelte Programm Premiere, mit dem Textnachrichten über ein Netzwerk verschickt werden konnten.

Der Computertechniker Ray Tomlinson, der damals bei der Firma BBN in Cambridge (Massachusetts) mit dem Aufbau des ARPAnet, dem Vorläufer des Internets, beschäftigt war, gilt als Erfinder einer der folgenreichsten digitalen Entwicklungen. Die Vorarbeit zu Tomlinsons Entwicklung leistete Douglas C. Engelbart. Am Stanford Research Institute arbeitete er ab 1963 an einem digitalen Wissensarchiv namens "Augment" und ermöglichte durch ein Adressiersystem erstmals die Übermittlung von Textnachrichten innerhalb des Netzwerks seines Forscherteams. Engelbart gehört als Erfinder der Computer-Maus und der Mehrfachfenstertechnik neben Tomlinson ebenfalls zu den wichtigsten Innovatoren der Computergeschichte.

Heute, rund 30 Jahre später, ist die elektronische Post aus dem Alltagsleben kaum noch weg zu denken. Längst werden weitaus mehr E-Mails in Sekundenschnelle über das weltweite Datennetz geschickt als Briefe über die normale „Schneckenpost“ versendet. Über den Inhalt der ersten E-Mail, die durch das damals nur 23 Rechner umfassende Netzwerk ging, herrscht heute ebenfalls Unklarheit - nur eines ist sicher: Sie hatte offenbar keine tiefere Bedeutung. Ob sie wirklich wie die erste Buchstabenreihe einer amerikanischen Computertastatur „QWERTYUIOP“ lautete, sei „sehr wahrscheinlich“, sagt Ray Tomlinson.

Die Botschaft könne aber auch „etwas ziemlich ähnliches gewesen sein“. Zum Durchbruch verhalf Tomlinson der elektronischen Post aber noch mit einer weiteren Erfindung. Für eine eindeutige Adressierung war ein Zeichen nötig, das sonst äußerst selten gebraucht wird. Tomlinson entschied sich für das -Zeichen, das sich heute zur Ikone der digitalen Welt entwickelt hat. Der so genannte Klammeraffe trennt seit 1972 den jeweiligen Benutzernamen vom Namen des benutzten Netzwerk-Servers in jeder Mail und sorgt so für eine eindeutige Identifizierung der Adressen. Das Zeichen sei kein Buchstabe des Alphabets und könne daher vom Computer nicht versehentlich als Teil eines Personennamens interpretiert werden, erklärt Tomlinson.

An der Weiterentwicklung seiner revolutionären Idee war Tomlinson nicht mehr persönlich beteiligt. Er hatte die grundlegenden Standards zum Versenden elektronischer Post festgelegt; ein US- Regierungsangestellter schrieb dann 1972 ein Programm namens „RD“, das die Verwaltung von E-Mails erheblich erleichterte. Zuvor kam die elektronische Post beim Adressaten als ununterbrochener Textstreifen an, auf den nicht automatisch geantwortet werden konnte. Der Computerwissenschaftler Lawrence Roberts, einer der Verwalter des regierungseigenen ARPANETs, entwickelte grundsätzliche Funktionen wie die Sortierung eintreffender Nachrichten, die mit dem „RD“- Programm zu späteren Beantwortung in virtuelle Ordner abgelegt werden konnten. Roberts erfand auch den Löschbefehl für unerwünschte Post. Ihm sollten heute alle E-Mail-Nutzer dankbar sein, die Werbemüll mit einem Mausklick aus dem elektronischen Briefkasten werfen können.

dpa, cra

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