Die Prognosen der Analysten zum Aktienmarkt liegen weit auseinander – Anleger sollten davon profitieren
2005: Strategen zeigen Profil
Das Konsensdenken unter Kapitalmarktstrategen hat ein Ende. Hatten sich in den vergangenen beiden Jahren noch die Ausblicke der einzelnen Analysehäuser mehr oder weniger geglichen, so unterscheiden sie sich in ihren Prognosen für das Jahr 2005 nun in vielen Bereichen ganz entscheidend. Für den Anleger bringt das entscheidende Vorteile.
FRANKFURT/M. „Es ist sicherlich das Schlimmste, was dem Kapitalmarkt passieren kann, wenn alle Marktteilnehmer die gleiche Meinung haben“, sagt Rolf Elgeti, Leiter der Europastrategie bei ABN Amro. Nun hat der Anleger die Möglichkeit, sich aus einem Pool deutlich unterschiedlicher Meinungen seine eigene Strategie herauszubilden.
Lediglich in einem sind sich die Strategen einig und bilden damit den kleinsten gemeinsamen Nenner: Aktien sollten im kommenden Jahr gegenüber Zinspapieren übergewichtet werden. Gleich anschließend teilen sich jedoch die Prognosen.
Paradebeispiel sind die Einschätzungen zum Stand des Deutschen Aktienindexes (Dax), der derzeit bei rund 4 200 Punkten steht, in rund einem Jahr. Lediglich einen Anstieg auf 4 300 Punkte prognostizieren die Experten von Helaba Trust. Bei 4 600 Punkten sehen indes Matthias Jörss von Sal. Oppenheim und Roland Ziegler von ING-BHF Bank den Dax zu diesem Zeitpunkt.
Bei dem einen bedeutet dies ein Plus von nur knapp über zwei Prozent, bei den anderen sind es gleich 9,5 Prozent. Das gleiche Bild ergibt sich bei dem für die Euro-Zone maßgeblichen Index Euro Stoxx 50, der derzeit bei 2 900 Punkten notiert. Hier rechnet Martin Gilles von der WestLB in einem Jahr mit 3 000 Punkten. Jörss und Ziegler halten immerhin 3 200 Punkte für möglich.
Die Gründe für die unterschiedliche Einschätzung liegen in den unterschiedlichen Prognosen über den durchschnittlichen Gewinnanstieg für Unternehmen der Euro-Zone. Während WestLB-Experte Gilles ein Plus von lediglich sieben Prozent sieht, geht Matthias Jörss von einem erwarteten Gewinnwachstum von neun Prozent und BHF-Mann Ziegler von 13,8 Prozent im kommenden Jahr aus.
Alfred Roelli von der Schweizer Privatbank Pictet, der keine Prognosen zu Dax und Euro Stoxx 50 abgibt, sagt sogar 14 Prozent voraus. Einig sind sich die Experten lediglich darin, dass sich das Gewinnwachstum im Vergleich zu diesem Jahr abschwächen wird.
Die exakte Einschätzung der künftigen Gewinne fällt deswegen so konträr aus, weil unterschiedliche Ansätze zur Bewertung herangezogen wurden. Optimist Roland Ziegler führt unter anderem ins Feld, dass die Unternehmen trotz historischer Rekordgewinne und hoher Cash-Flows noch immer bei Investitionen sehr zögerlich sind. Sollte verstärkt investiert werden, dürfte dies auch die Gewinne treiben. Dem gegenüber steht Rolf Elgeti, der die Gewinnschätzungen in vielen Branchen generell für übertrieben hält.
Im Automobilsektor beispielsweise, bei dem der Konsensus der Analysten im kommenden Jahr bei Wachstumsraten von fünf Prozent liegt, rechnet er lediglich mit einem moderaten Plus von 1,5 Prozent. „Hier werden die Hersteller erheblich unter Druck geraten, da sie nur über geringe Preisspielräume gegenüber ihren Kunden verfügen und auf der Gegenseite mit steigenden Preisen für Rohstoffe wegen auslaufender Preisabsicherungen rechnen müssen“, sagt Elgeti. Ähnlich ergeht es seiner Meinung nach Unternehmen aus den Bereichen Chemie, Einzelhandel und Nahrungsmittel.
Völlig konträr sind auch die Einschätzungen der Experten, was die Chancen einzelner Branchen anbelangt. Beispiel hierfür ist der Halbleitersektor. Von großen Chancen für die Branche spricht Roland Ziegler: „Der Lagerzyklus als wichtiger Indikator bei Halbleitern hat seinen Boden gefunden, zudem zeigt der Saldo der von Analysten vorweggenommenen Gewinnrevisionen im Technologiesektor seit zwei Monaten wieder nach oben“, sagt er. Bei Sal. Oppenheim steht die Halbleiterbranche hingegen ebenso auf der Flopliste für das kommende Jahr wie bei ABN Amro. Beide Häuser erwarten eine deutlich schwächere Nachfrage.
Zu den wenigen Aussagen, die alle Aktienmarktexperten unterschreiben können, zählt indes eins: „Die Strategie des Buy-and-Hold ist am Aktienmarkt wohl endgültig vorbei“, sagt Matthias Jörss von Sal. Oppenheim.
Aktien-Tipps
ABN Amro: Die Top-Empfehlungen der niederländischen Großbank unter den europäischen Aktien sind Adidas-Salomon, Centrica, FT, MMO2, SAP, SKF, Smith & Netphew, Sogecable, Statoil und UBS.
Sal. Oppenheim: Die Kölner Privatbank rät zu BASF, Cap Gemini, Commerzbank, Deutscher Telekom, DSM, Henkel, Münchener Rück, Novartis, Schering, Siemens, Société Générale, Tui und UBS.
ING-BHF Bank: Bedeutendste Werte im Musterportfolio sind Fanuc, Deutsche Telekom, United Technologies, AIG, Citigroup und UBS.
WestLB: Die Top-Titel der Landesbank heißen Banco Popular, Clariant, Dt. Post, Deutsche Telekom, Eon, LVMH, Metro, Novartis, Peugeot und UBS.
Quelle: Handelsblatt
...be invested
Der Einsame Samariter
2005: Strategen zeigen Profil
Das Konsensdenken unter Kapitalmarktstrategen hat ein Ende. Hatten sich in den vergangenen beiden Jahren noch die Ausblicke der einzelnen Analysehäuser mehr oder weniger geglichen, so unterscheiden sie sich in ihren Prognosen für das Jahr 2005 nun in vielen Bereichen ganz entscheidend. Für den Anleger bringt das entscheidende Vorteile.
FRANKFURT/M. „Es ist sicherlich das Schlimmste, was dem Kapitalmarkt passieren kann, wenn alle Marktteilnehmer die gleiche Meinung haben“, sagt Rolf Elgeti, Leiter der Europastrategie bei ABN Amro. Nun hat der Anleger die Möglichkeit, sich aus einem Pool deutlich unterschiedlicher Meinungen seine eigene Strategie herauszubilden.
Lediglich in einem sind sich die Strategen einig und bilden damit den kleinsten gemeinsamen Nenner: Aktien sollten im kommenden Jahr gegenüber Zinspapieren übergewichtet werden. Gleich anschließend teilen sich jedoch die Prognosen.
Paradebeispiel sind die Einschätzungen zum Stand des Deutschen Aktienindexes (Dax), der derzeit bei rund 4 200 Punkten steht, in rund einem Jahr. Lediglich einen Anstieg auf 4 300 Punkte prognostizieren die Experten von Helaba Trust. Bei 4 600 Punkten sehen indes Matthias Jörss von Sal. Oppenheim und Roland Ziegler von ING-BHF Bank den Dax zu diesem Zeitpunkt.
Bei dem einen bedeutet dies ein Plus von nur knapp über zwei Prozent, bei den anderen sind es gleich 9,5 Prozent. Das gleiche Bild ergibt sich bei dem für die Euro-Zone maßgeblichen Index Euro Stoxx 50, der derzeit bei 2 900 Punkten notiert. Hier rechnet Martin Gilles von der WestLB in einem Jahr mit 3 000 Punkten. Jörss und Ziegler halten immerhin 3 200 Punkte für möglich.
Die Gründe für die unterschiedliche Einschätzung liegen in den unterschiedlichen Prognosen über den durchschnittlichen Gewinnanstieg für Unternehmen der Euro-Zone. Während WestLB-Experte Gilles ein Plus von lediglich sieben Prozent sieht, geht Matthias Jörss von einem erwarteten Gewinnwachstum von neun Prozent und BHF-Mann Ziegler von 13,8 Prozent im kommenden Jahr aus.
Alfred Roelli von der Schweizer Privatbank Pictet, der keine Prognosen zu Dax und Euro Stoxx 50 abgibt, sagt sogar 14 Prozent voraus. Einig sind sich die Experten lediglich darin, dass sich das Gewinnwachstum im Vergleich zu diesem Jahr abschwächen wird.
Die exakte Einschätzung der künftigen Gewinne fällt deswegen so konträr aus, weil unterschiedliche Ansätze zur Bewertung herangezogen wurden. Optimist Roland Ziegler führt unter anderem ins Feld, dass die Unternehmen trotz historischer Rekordgewinne und hoher Cash-Flows noch immer bei Investitionen sehr zögerlich sind. Sollte verstärkt investiert werden, dürfte dies auch die Gewinne treiben. Dem gegenüber steht Rolf Elgeti, der die Gewinnschätzungen in vielen Branchen generell für übertrieben hält.
Im Automobilsektor beispielsweise, bei dem der Konsensus der Analysten im kommenden Jahr bei Wachstumsraten von fünf Prozent liegt, rechnet er lediglich mit einem moderaten Plus von 1,5 Prozent. „Hier werden die Hersteller erheblich unter Druck geraten, da sie nur über geringe Preisspielräume gegenüber ihren Kunden verfügen und auf der Gegenseite mit steigenden Preisen für Rohstoffe wegen auslaufender Preisabsicherungen rechnen müssen“, sagt Elgeti. Ähnlich ergeht es seiner Meinung nach Unternehmen aus den Bereichen Chemie, Einzelhandel und Nahrungsmittel.
Völlig konträr sind auch die Einschätzungen der Experten, was die Chancen einzelner Branchen anbelangt. Beispiel hierfür ist der Halbleitersektor. Von großen Chancen für die Branche spricht Roland Ziegler: „Der Lagerzyklus als wichtiger Indikator bei Halbleitern hat seinen Boden gefunden, zudem zeigt der Saldo der von Analysten vorweggenommenen Gewinnrevisionen im Technologiesektor seit zwei Monaten wieder nach oben“, sagt er. Bei Sal. Oppenheim steht die Halbleiterbranche hingegen ebenso auf der Flopliste für das kommende Jahr wie bei ABN Amro. Beide Häuser erwarten eine deutlich schwächere Nachfrage.
Zu den wenigen Aussagen, die alle Aktienmarktexperten unterschreiben können, zählt indes eins: „Die Strategie des Buy-and-Hold ist am Aktienmarkt wohl endgültig vorbei“, sagt Matthias Jörss von Sal. Oppenheim.
Aktien-Tipps
ABN Amro: Die Top-Empfehlungen der niederländischen Großbank unter den europäischen Aktien sind Adidas-Salomon, Centrica, FT, MMO2, SAP, SKF, Smith & Netphew, Sogecable, Statoil und UBS.
Sal. Oppenheim: Die Kölner Privatbank rät zu BASF, Cap Gemini, Commerzbank, Deutscher Telekom, DSM, Henkel, Münchener Rück, Novartis, Schering, Siemens, Société Générale, Tui und UBS.
ING-BHF Bank: Bedeutendste Werte im Musterportfolio sind Fanuc, Deutsche Telekom, United Technologies, AIG, Citigroup und UBS.
WestLB: Die Top-Titel der Landesbank heißen Banco Popular, Clariant, Dt. Post, Deutsche Telekom, Eon, LVMH, Metro, Novartis, Peugeot und UBS.
Quelle: Handelsblatt
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