Der NSU Ro 80 ließ 1967 die Autowelt aufhorchen. Mit seinem neuartigem Wankelmotor und der damals noch avantgardistischen Keilform entwickelte er sich schnell zum Kultauto.
Der für damalige Verhältnisse ungewöhnlich guten Aerodynamik war es zu verdanken, dass die 115-PS-Limousine pfeilschnell war. 180 Stundenkilometer genügten, um in der Liga der oberen Mittelklasse locker mitzumischen. Der Wankel-Kreiskolbenmotor arbeitete dabei bis in die höchsten Drehzahlregionen mit einer Laufruhe, die auch heute noch Maßstäbe setzt. Wankel selbst sah seinen NSU als "Anti-Mercedes".
Im Übrigen hatte das Avantgarde-Modell durchaus das Zeug zur Großserie: Zwischen 1967 und 1977 produzierte NSU, das sich 1969 mit der Auto Union zu Audi zusammenschloss und danach zu VW gehörte, in Neckarsulm immerhin 37.406 Einheiten.
Ebenso schnell, wie der Ro 80 seine Anhänger fand, vergrätzte er sie jedoch wieder. Denn der Wankelmotor erwies sich als ausgesprochen anfällig. Speziell die Dichtungen am Rande der Brennräume des Kreiskolben-Motors gaben nach kurzer Laufleistung den Geist auf. Lästermäuler spotteten gerne mit dem so genannten "Ro-80-Gruß": Dabei signalisieren sich die Ro-80-Fahrer durch die Anzahl der ausgestreckten Finger, wie oft sie das Triebwerk bereits hatten austauschen lassen müssen.
Besonders teuer wurde der Spaß allerdings nur für NSU. Um seinen Ruf nicht vollständig zu verspielen, ließ der Autobauer die Motoren in den Werkstätten kostenlos austauschen. Der Avantgarde-Aufschlag, den die Ro-80-Fahrer zu entrichten hatten, war dagegen der Preis für das Benzin. Bei zügiger Fahrt genehmigte sich der Ro 80 gut und gerne 20 Liter pro 100 Kilometer.
Obwohl die technischen Probleme während der siebziger Jahre weitgehend behoben werden konnten, ließ VW die Produktion 1977 auslaufen, ohne einen Nachfolger aufzulegen. Doch das konnte der Unsterblichkeit des Ro 80 nicht anhaben. Bei Liebhabern klassischer Automobile steht der Wankel-NSU auch im Jahr 2002 hoch im Kurs. Die Pflege und Instandhaltung der noch verbliebenen Exemplare ist allerdings recht aufwändig, weil insbesondere für die Karosserie Ersatzteile rar und teuer geworden sind.
Spiegel