1929-1933: Das Ende der Parallelen ist erreicht!

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Vanessa24:

1929-1933: Das Ende der Parallelen ist erreicht!

 
09.06.03 23:33
1929-1933: Das Ende der Parallelen ist erreicht!

Was in den vergangenen Jahren finanziell hinter uns liegt, findet in der jüngeren Geschichte eigentlich nur eine einzige Parallele, nämlich in etwa in der Zeit zwischen 1925 und 1935. Nach einer großen Inflation/inflationären Phase gab es dort wie vor kurzem auch bei uns eine extreme Wirtschaftsblüte. Sinkende Zinsen aufgrund eines Abbaus der Inflationserwartungen wurden begleitet von stark steigenden Aktienkursen. Dabei erzielten die breiten Indices Kursgewinne von etwa 250 Prozent binnen weniger Jahre. Dann jedoch kam der plötzliche Absturz der Aktienkurse um etwa zwei Drittel und ein Umschwenken der Wirtschaft hinsichtlich von Stagnation in Verbindung mit ersten deflationären Anzeichen.

Hier jedoch endet die Parallele mit der Entwicklung der Jahre 1925 bis 1935 (und 1929 bis 1933 im engeren Sinne) glücklicherweise. Denn damals stürzte die Wirtschaft in eine deflationäre Abwärtsspirale mit extrem fallenden Preisen und sprunghaft steigenden Zinsen, die jegliche Vermögenswerte außer Bargeld in heute beinahe unvorstellbarer Weise entwertete. Doch genau das wird es heute nicht geben. WIR WERDEN KEINE DEFLATION BEKOMMEN.

Aus meiner Sicht wird es zwar noch einen kleineren Crash am Rentenmarkt geben, um die enorm hohen Erwartungen wieder abzubauen, doch ansonsten werden wir uns in den nächsten Jahren mit manchmal ansteigenden und manchmal wieder fallenden Aktienkursen, Güterpreisen und Zinsen so durchwursteln – ohne dass etwa sehr Spektakuläres passieren wird. Exogene Schocks kann es natürlich immer geben, so etwas ist niemals vorherzusehen, doch VON INNEN HERAUS wird das Wirtschafts- und Finanzsystem nicht zum Kollaps neigen.

Woher kommt meine Zuversicht? Weil es die Mechanismen, die das System damals kaputt gemacht haben, heute nicht mehr existieren. Eine sehr anschauliche Schilderung der Situation in den 30er Jahren habe ich kürzlich in J. Irving Weiss´ Schilderungen über den Börsencrash 1929 und seine Folgen gefunden (Quelle: Weiss, M. Verdoppeln Sie ihr Vermögen in der Geldpanik 2003!, Bonn 2002/2003, ISBN 3-932017-15-3, historisch interessant, taugt jedoch nicht als Ratgeber und liegt mit 49,80 Euro jenseits jeglicher Schmerzgrenze.)

Weiss schreibt: "Wie erwartet waren die Zinssätze während des Crashs am Aktienmarkt stark gefallen. Dann passierte etwas absolut Überraschendes. Obwohl wir uns noch mitten in einer Deflation befanden und die wirtschaftliche Entwicklung immer noch auf Talfahrt war, zogen die Zinssätze dramatisch an. Der unmittelbare Grund hierfür: Die Anleihemärkte brachen zusammen."

Und warum brachen die Anleihemärkte zusammen? Weil jeder, Banken, Versicherungen, ja die ganze Wirtschaft Bargeld brauchte. Weiss schildert das sehr anschaulich an folgendem Dialog:

"Was ist das?" fragten die Unternehmenschefs ihre Finanzabteilungen.
"Das sind Anleihen", lautete die Antwort. "Anleihen sind solide Investitionen – nicht wie Aktien."
"Können Sie die verkaufen?"
"Sicherlich können wir das. Aber Anleihen sind vor allem für schlechte Zeiten gut. Sie sollten sie jetzt nicht verkaufen, weil ..."
"Ist mir völlig egal, ob sie gut, schlecht oder mittelmäßig sind. Verkaufen Sie sie. Holen Sie Bargeld rein!"

"Ich fragte einige meiner Geschäftsklienten", so Weiss weiter, " warum sie Anleihen verkaufen wollten. Sie redeten daraufhin über eine "zurückkehrende Inflation", über die Gefahr einer "Reflation", wie sie es nannten. Später erkannte ich, dass die Inflation bloß eine Entschuldigung war. DER WIRKLICHE GRUND; WARUM SIE ANLEIHEN VERKAUFTEN, WAR, DASS SIE SCHLICHT UND EINFACH BARGELD BRAUCHTEN."

Hier sieht man also sehr deutlich, warum sich das damalige Szenario heute nicht wiederholen wird: Damals mussten Vermögenswerte verkauft werden, um Bargeld zu beschaffen. Bargeld war so knapp, dass es (gemessen an den Preisen für Güter, die man dafür kaufen konnte) ständig an Wert zunahm. Heute hingegen müssen Banken, Versicherungen und große Unternehmen keine Vermögenswerte verkaufen, um sich Bargeld zu beschaffen, sondern sie können sie gegen 2 Prozent Zins bei der EZB in Pension geben, und erhalten dafür Bargeld. Bargeld ist dadurch kein derart knappes Gut, dass es zu immer weiter steigenden Preisen und Zinsen (=weiter fallenden Güterpreisen) gesucht wird, sondern es ist aufgrund einer weitsichtigen Zentralbankpolitik überall in genügendem Maße vorhanden.

Aus diesem Grund wird es folglich kein Abkippen in die Deflation geben, wo alle Preise in den Keller rauschen, die Zinsen sprunghaft in die Höhe schnellen und nur die Bargeldhaltung einen Gewinn erbringt.




Vanessa24:

Lesestoff für

 
10.06.03 10:36
Ottifant mit dem langen Rüssel!
Speculator:

@vanessa, sehr interessant aber...

 
10.06.03 10:49
...ich teile Deine Meinung nicht.

Bisher haben nicht die Politiker, die uns vorgaukeln alles wäre in bester Ordnung, Recht behalten sondern die Wirtschaftsforscher und die malen ein ganz schwarzes Szenario!

Die Argumente, dass die Schutzmechanismen heute besser als damals wären und es daher nicht so weit kommen wird, habe ich Jahr 2000 als die Abwärtsspirale an der Börse anfinf auch mehrmals gehört.


mfG: Speculator
ottifant:

So jetzt hab auch ich es gelesen.

 
10.06.03 20:42
Aber da nicht von Dir, frage ich mich, was soll das??


1929-1933: Das Ende der Parallelen ist erreicht!  

War 1933 wirklich so schlimm, oder gab es nicht noch 1935???



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