"Bei uns herrscht eine riesige Vorfreude..."
Interview mit Hans Rütten, Geschäftsführer der Kölner Sportstätten GmbH Hans Rütten
Stadionwelt: Herr Rütten, Sie waren mit dem OK 2006 Gast bei der WM in Korea und Japan. Welche Stadien und Spiele haben Sie gesehen?
Rütten: Wir haben die Spiele Deutschland-Saudi-Arabien in Sapporo, Japan-Belgien in Saitama, und Deutschland-Irland in Ibaraki gesehen. Das Endspiel-Stadion in Yokohama haben wir ohne Spiel besichtigt.
Stadionwelt: Verglichen mit den deutschen Stadien für 2006 sind die Stadien der WM 2002 deutlich teurer. Sind die Stadien besser ausgestattet oder komfortabler, oder wurde teurer gebaut?
Rütten: Für uns war klar erkennbar, dass teurer gebaut wurde. Das sieht man an den Materialien. Die Bau-Lobbyisten waren, wie man uns sagte, auch in einzelnen Gewerken so mächtig, dass sie ihren Willen durchsetzen konnten. Anstatt Sichtbeton wurde also mal "ein bisschen was Nettes" gemacht. Da finden Sie z.B. im Stadion in den Mannschaftsduschen als Abtrennung massive Wände aus schwarzem Marmor mit eingearbeiteten -nicht aufgeschraubten- Seifenschalen. Beim Boden verhält es sich ähnlich. Wenn man sich vorstellt, dass alles, was Metall ist, vom Handlauf bis zum Drängelgitter im Oberrang, in V2A gemacht wird, also teuerstem, nicht rostendem Stahl: unvorstellbar. Es waren auch Architekten von gmp dabei. Wir haben das abends mal ein bisschen hochgerechnet: Von dem Metall, das wir genommen haben, auf V2A umzusteigen, hätte hier runde 5 Mio. Mark gekostet. Bei der Infrastruktur kann man erkennen, dass wir mindestens den selben Standard haben. Ich bin der Meinung, wir sind besser.
Stadionwelt: Was würde also das Kölner Stadion in Japan kosten?
Rütten: Ich gehe davon aus, das Doppelte...
Stadionwelt: Was ist Ihnen positiv aufgefallen, was eher negativ? Was war überhaupt nicht mit dem Fußball-Umfeld hier zu Lande vergleichbar?
Rütten: Positiv aufgefallen ist mir die Verkehrsinfrastruktur. Der entscheidende Teil des zu- und abfließenden Verkehrs wird über den öffentlichen Personennahverkehr abgewickelt. Ein Stadion wie Saitama mit rund 60.000 Zuschauern hat knapp 1.000 Parkplätze, und auf diesen Parkplätzen standen beim Spiel noch etwa 60 Busse...
Stadionwelt: Die Disziplin insgesamt ist dort wohl etwas höher...
Rütten: Enorm. Unglaublich! Die stellen sich nach dem Spiel in endlose Schlangen an. Was mir positiv aufgefallen ist: Die Stadien, die wir gesehen haben, liegen alle "auf der grünen Wiese". Da gibt es keine Probleme mit der bestehenden Infrastruktur, die müssen keine Rücksichten nehmen. Zuwege und Straßen sind neu angelegt worden, das ist natürlich von enormem Vorteil.
Was mir nicht besonders gefallen hat, war die Gestaltung einzelner Stadien, wobei es um Funktionalitäten geht. Die Stadien, die wir gesehen haben -bis auf Sapporo, wobei es sich ja um eine Halle handelt- waren als Oval gebaut, Haupttribüne und Gegentribüne mit Dach, die Kurven frei, alle mit erheblicher Distanz zum Spielfeld, zum Teil mit Leichtathletik-Bahnen, zum Teil aber auch ohne mit einem Abstand nicht unter 25 Meter zum Spielfeld. Im Endspielstadion in Yokohama wurde festgestellt, dass die Dächer zu knapp gebaut wurden, so dass jetzt über der Ehrentribüne ein ausfahrbares Plexiglasdach installiert wurde, falls es mal regnet, womit ja zu rechnen ist, da zur WM-Zeit die Regenzeit herrschte.
Was ich auch nicht nachvollziehen kann, ist, dass z.B. wie in Ibaraki die Erschließungsebene auf Ebene 1 liegt. Das heißt, Sie betreten das Stadion, gehen von Ebene 0 auf Ebene 1, und es ergibt sich der Effekt, dass wenn sich die Ebenen +2 und +3 sowie +1 und Unterrang entleeren, die Leute an den Treppen zusammen kommen, die auf 0 führen. Da geht dann gar nichts mehr. Wir haben nach dem Irland-Spiel 20 Minuten auf der Stelle gestanden, obwohl die Tore nur wenige Meter entfernt waren. Das ist wirklich nur mit der japanischen Disziplin überhaupt praktikabel, bei uns ginge das nicht...
Stadionwelt: Aber es gibt klare Sicherheitsrichtlinien seitens der FIFA...
Rütten: Ja, eigentlich ist festgelegt, innerhalb welcher Zeit ein Stadion komplett entleert sein muss. Es ist eigentlich nur so zu erklären, dass in Japan zwar sehr gute Architekten am Werk waren, die aber nicht sehr viel Erfahrung mit großen Besucherströmen bei Fußballspielen haben.
Stadionwelt: War die WM 2006 mit ihren Stadien, dem Publikum und anderen Voraussetzungen ein Thema bei den asiatischen Organisatoren?
Rütten: Ja, ganz sicher. Wir haben über einiges in Deutschland 2006 geredet. Das geschieht sehr höflich und auch mit der nötigen Distanz deshalb, weil die während der laufendem WM natürlich viele andere Dinge im Kopf haben.
Stadionwelt: Die WM in Deutschland findet unter ganz anderen Bedingungen statt als das Turnier 2002, wo man teilweise Probleme hatte, die Stadien zu füllen und relativ wenige Fans ihre Mannschaften begleiten konnten. Konnten Sie dennoch Erkenntnisse zum Empfang der Fans mitbringen?
Rütten: Im Umfeld, im Bereich der sogenannten Host-City-Programme, im Bereich Fan-Village, haben wir eine ganze Menge gesehen, was man gut so macht. Wir haben aber auch eine ganze Menge gesehen, was man so nicht machen sollte. Die gastronomische Versorgung in manchen Stadien war unzureichend. Die Situation in den einzelnen Stadien war aber völlig unterschiedlich. In Sapporo, z.B., war rund um das Stadion so gut wie nichts an Unterhaltungsprogramm oder Versorgung. In Ibaraki hatte man auf jeder Seite ein richtig schönes Fan-Dorf mit Verkaufs- und Infoständen, gastronomischer Versorgung etc.
Stadionwelt: Abgesehen von der Service-Qualität, wie gut war die Security, wie haben sich die Ordner verhalten?
Rütten: Total freundlich, höflich aber bestimmt. Insgesamt hatte man rund um die Spiele unglaublich viele Leute, ein Personalaufwand ohne Ende...
Stadionwelt: ...den man hier wahrscheinlich nicht betreiben würde, zumal sich alle, auch die Zuschauer, besser mit dem Geschehen rund um ein Fußballspiel besser auskennen...
Rütten: Ja natürlich. Hinzu kam dann noch die Situation im Eingangsbereich. Da wurde noch jede Karte wie hier vor Jahren, einzeln mit der Hand abgerissen. Kein elektronisches Ticketing-System. Es standen an jedem Einlass mehrere Leute, da hinter stand das Personal, das bei jedem Besucher einzeln die Sicherheitskontrolle durchführte.
Stadionwelt: Wie haben Sie die Auslastung der Stadien erlebt?
Rütten: Es ist normal, dass nicht alle entsprechenden Kontingente von den Sponsoren genutzt werden. Je nach dem allein schon wegen der weiten Anreise. Die Stadien waren besonders in der Vorrunde blöckeweise frei. Man hat den Fehler gemacht, diese Plätze auch frei zu lassen. Vor der Tür standen Tausende Leute, die Karten kaufen wollten, das ging aber nicht, weil man keine Karten doppelt verkaufen kann. Was dann, wenn fünf Minuten vor dem Anpfiff 20 Busse von Sponsoren kommen, die ihre Leute doch noch bringen? Nur, wenn das Spiel angepfiffen ist, und draußen stehen noch drei- bis fünftausend Leute, dann entscheide ich mich doch, die zu hundert abzuzählen und nach und nach die Blöcke aufzufüllen.
Stadionwelt: Es ist ja auch schon gesagt worden, dass das Ticketing in Deutschland unter Eigenregie des DFB abgewickelt wird. Wird man in Köln dahingehend Einfluss nehmen, und Hilfestellung zu bieten, dass so etwas hier nicht passiert?
Rütten: Ja, es ist eine enge Kooperation zwischen dem DFB und den lokalen Ausrichtern geplant.
Stadionwelt: War die Stadt Köln ein Begriff?
Rütten: Köln kannte man, Köln ist ein Begriff, ganz klar.
Stadionwelt: Welche Aussagen lassen sich nach dem Vergleich der WM-Stadion-Landschaft 2002 mit der von 2006 machen?
Rütten: Mit den Stadien, die wir in Deutschland anbieten werden, liegen wir gut im Rennen. Die können sich sicher mit denen der WM 2002 messen.
Stadionwelt: Werden Sie auch nach Portugal reisen, um die Spielstätten der EM 2004 in Augenschein zu nehmen?
Rütten: Ja. Da haben wir ganz andere Vergleichswerte als in Korea und Japan. Die Stadien in Portugal liegen teilweise mitten in der City, und es gibt interessante Dinge zu erkennen in Bezug auf Infrastruktur, auf Verkehrsleitsysteme, auf Parkleitsysteme etc. Zudem erleben wir ganz andere Besucherströme. Es sind, wie auch 2006, die großen Fangruppen aus Europa unterwegs.
Stadionwelt: Hat Deutschland 2006 die weltweit beste Stadion-Infrastruktur für den Fußball?
Rütten: Ich denke, wenn man das Gesamtprodukt Deutschland nimmt und die Versorgung mit Fußballstadien, ja.
Stadionwelt: Wo positioniert sich Köln mit seinem neuen Stadion im weltweiten und europäischen Vergleich?
Rütten: Wir werden sicherlich ein sehr schönes, ein sehr funktionales, ein sehr serviceorientiertes, auch optisch angenehmes, mittelgroßes reines Fußballstadion haben, das keinen Anlass hat, den Vergleich mit bestehenden oder neuen Stadien nicht anzutreten. Köln spielt -auf das Stadion bezogen- sozusagen im oberen Drittel des UEFA-Cup in Richtung Champions League mit. Optisch markant und einzigartig werden auf jeden Fall die vier Lichttürme. Das kann man jetzt schon erahnen, wenn über die Aachener Autobahn auf Köln zu fährt. Eine Bereicherung für das Kölner Stadtbild und ein Erkennungszeichen, das sich weltweit einprägen wird.
Stadionwelt: Wie wird der Namensgeber des Stadions vor Ort präsent sein?
Rütten: Durch den Namen und die Optik. Ob der Namensgeber auf der Gegentribüne einen Schriftzug in Form von eingefärbten Sitzen bekommt, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall wird aber die Fassade den Stadionsponsor repräsentieren.
Stadionwelt: Viele Fans legen Wert auf Feinheiten, so z.B., ob das Stadion "Arena" oder ähnlich heißt...
Rütten: Es wird auf jeden Fall bei der Bezeichnung "Stadion" bleiben. Weder Arena oder Park kommen in Frage.
Stadionwelt: Und zur WM? Werden der Name und Einrichtungen am Stadion temporär geändert?
Rütten: Es gibt feste Regelungen bei der FIFA, das Stadion wird wohl 2006 während der WM Müngersdorfer Stadion oder Stadion Köln heißen.
Stadionwelt: Mittlerweile sind die Bauarbeiten weit fortgeschritten, Dimensionen und Bauweise werden erfahrbar. Welche Gedanken bewegen Sie, wenn Sie die Baustelle betreten?
Rütten: Spannung. Eindeutig. Ich gehe jeden Tag auf die Baustelle, und es geht so rasant vorwärts. Es gibt jeden Tag Fortschritte, und mit jedem Fortschritt kommt man näher ans Ziel. Das geht rasend. So hätte ich mir das vorher nicht vorgestellt. Bei uns herrscht eine riesige Vorfreude auf den Tag der Fertigstellung.
Stadionwelt: Dieser Bau wird dokumentiert wie kaum jemals ein anderes Stadionprojekt, die Informationspolitik wird als vorbildlich angesehen. Jedermann kann sich einen Eindruck vom Stadion verschaffen. Wie ist das Feedback, das Sie aus der Öffentlichkeit erhalten? Haben sich Meinungen und Tendenzen geändert, seit lediglich das Modell präsentiert werden konnte?
Rütten: Eindeutig ja. Es gab am Anfang erhebliche Vorbehalte. Das haben wir über E-Mails und Briefzuschriften mitbekommen. Die Leute hatten keine konkrete Vorstellung. Sie haben vielleicht die äußere Form gesehen, aber von der inhaltlichen Ausprägung relativ wenig. Das hat sich schlagartig geändert, seit wir mit der Dokumentation im Internet sind, und es ändert sich sicher auch durch die Kommunikation, die wir mit den Leuten, die Fragen und Anregungen haben, betreiben. Wir wollen alle Fragen ordentlich beantworten, und ich finde, die Leute haben auch einen Anspruch darauf. Wir gehen zu einem Teil mit Steuergeldern um, wir verwenden auch Geld der Stadt Köln. Da muss man auch die Offenheit besitzen, und den Leuten, die im Grunde das Geld geben, dokumentieren, was damit gemacht wird.
Stadionwelt: Wo liegen die Grenzen dessen, was veröffentlicht werden kann?
Rütten: Die Grenzen liegen da, wo es um interne Geschäftsbeziehungen und vertragliche Inhalte geht. Wir werden sicherlich nie Einzelheiten aus unseren vertraglichen Vereinbarungen mit dem 1. FC Köln oder Finanzierungseinzelheiten an die Öffentlichkeit tragen. Das tut kein seriöses Unternehmen. Die Öffentlichkeit wird hier durch die Aufsichtsgremien vertreten, die Einblick in alle Details haben. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der, dass wir uns nicht an Spekulationen beteiligen, beziehungsweise darauf eingehen. Wir veröffentlichen die Fakten, sobald sie feststehen. Interessant finde ich die sehr, sehr umfangreichen positiven Stellungnahmen in den E-Mails, die diese Art der öffentlichen Darstellung eines solchen Projektes loben. Der Tenor ist: "Das ist super so, und ausgesprochen informativ. Macht weiter so!"
Stadionwelt: Dabei gibt es auch kuriose Situationen...
Rütten: Ja, es gibt viele nette Begebenheiten. Ein Kölner, z.B., lebt in Thailand und sieht jeden Tag im Internet nach, wie sein Stadion vorwärts geht. Das ist doch klasse.
Stadionwelt: Welche Ansichten über das Kölner Stadion kennen Sie von Ihren Berufskollegen aus Kreisen der Stadionbetreiber? Hatten Sie schon Besuch von Vertretern der Austragungsorte 2006?
Rütten: Nein. Ich gehe mal davon aus, dass die Geschäftskollegen alle genug zu tun haben, die Projekte laufen schließlich jetzt auf Hochtouren. Wir sind aber auf DFB-Ebene im ständigen Gedankenaustausch und treffen uns regelmäßig. Die Leute, die mit in Japan waren, haben sich jetzt schon wieder zusammengesetzt, um die Dinge gemeinsam voranzutreiben. Es wird sicherlich die Zeit kommen, wo wir alle die verschiedenen Städte besuchen. Die Aussagen, die uns erreichen, beziehen sich zurzeit auf das, was man im Internet zu sehen bekommt, und das wird, wie ich höre, sehr intensiv genutzt. Was uns erreicht, ist positiv.
Stadionwelt: Die Zusammenarbeit mit dem Organisationskomitee funktioniert also gut?
Rütten: Unbedingt. Zusammenarbeit und Kommunikation funktionieren hervorragend. Immer dann, wenn Hilfestellung benötigt wird, ist sie da. Es wächst ein Kreis zusammen, der das große Projekt WM 2006 gemeinsam angeht. Das wird mit fortschreitender Zeit auch immer konkreter sichtbar werden. Ende 2003 / Anfang 2004 wird das OK Büros in den einzelnen Spielorten beziehen. Jetzt im November kommt auch schon eine größere Aktion, wenn das Logo vorgestellt wird. Das läuft gut. Bei einer Organisation wie dem DFB hätte ich aber auch nichts anderes als ein hoch professionelles Vorgehen erwartet.
Stadionwelt: Gibt es schon einen Fahrplan für die konkrete Vorbereitung des Stadions auf die WM? Sind Testläufe für verschiedene Funktionsbereiche im Stadion terminiert?
Rütten: Testläufe werden wir durchführen, aber dafür gibt es jetzt noch keine konkreten Termine. Wir werden z.B. Spiele aussuchen, wo wir blockweise das Ticketing-System ausprobieren oder das Geldkartensystem bei der gastronomischen Versorgung. Diese Maßnahmen liegen aber alle im Bereich zweites Halbjahr 2004 bis erstes Halbjahr 2005.
Stadionwelt: Hat der Umbau schon Interesse in der Veranstalterbranche geweckt? Liegen Anfragen für Großveranstaltungen vor?
Rütten: Ja. Wir halten sehr intensiv den Kontakt zu Veranstaltern z.B. im Konzert- und Kulturbereich. Während der Interimslösung, also im Umbau, können wir vielleicht das eine oder andere Event stattfinden lassen, eventuell auch mit Nutzung des Stadionumfelds.
Stadionwelt: Und wie verhält es sich mit Sportveranstaltungen? Der American-Football-Club Rhein Fire interessiert sich offensichtlich sehr für Köln...
Rütten: Der Stand der Dinge ist der: Rhein Fire spricht sich klar und deutlich für Köln aus, aber die Entscheidung fällt bei der NFL in New York. Die NEFL Europa wird ebenfalls für Köln votieren. Die sind auch mit Gelsenkirchen bei weitem nicht so weit wie mit uns. Wir haben ja bis ins letzte Detail Steckdosen, Stromverbrauch etc. geregelt, und wir sind klar miteinander. Die sind einfach davon angetan, mit welcher Professionalität das hier läuft, vom Ambiente der Stadt sind sie angetan, sie sind auch davon angetan, wie sehr man sich in Köln darum bemüht, sie hier her zu bringen.
Stadionwelt: Wenn Rhein Fire nach Köln käme, wie viele Spiele würde das maximal im Jahr bedeuten?
Rütten: Im Normalfall sind es fünf, wenn ein World-Bowl-Finale hinzu kommt, sind es sechs, auf keinen Fall mehr.
Stadionwelt: Würde der Rasen darunter leiden?
Rütten: Ich denke nicht. Zum Ersten gäbe es nur eine Überschneidung von drei Spielen, zum Zweiten hinterlassen die Football-Mannschaften auch keinen Rasen, an dem man vier Wochen Arbeit hat. Es ist natürlich eine Menge Mehrarbeit, die wir aber auch ordentlich bezahlt bekommen würden. Die Entscheidung wird bis Mitte August fallen.
Stadionwelt: Ab wann kann das Stadion, von Fußballspielen abgesehen, genutzt werden?
Rütten: Das Stadion kann ab Sommer 2004 komplett genutzt werden, vorher ist ja der Spielbetrieb für den 1. FC Köln vertraglich garantiert. Veranstaltungen in Teilbereichen wären wie gesagt durchaus möglich.
Stadionwelt: Die Bühne ist bei Großveranstaltungen mit Innenraumnutzung nun vor der Südtribüne eingeplant (30 x 60m). Ist die Position wie im Pictogramm für die MF-Nutzung festgeschrieben?
Rütten: Ja, im Grunde schon. Es gibt aber Alternativen, wie z.B. eine Rundbühne in der Mitte.
Stadionwelt: Falls der Innenraum für eine Veranstaltung bestuhlt werden muss, hat man die Sitze auf Lager, oder werden sie gemietet?
Rütten: Das wären in etwa 14.000 Sitze, die können wir nicht auf Lager halten. In diesem Fall wird also angemietet. Unbestuhlt wird die Kapazität im Innenraum aus Sicherheitsgründen übrigens nicht wesentlich höher ausfallen. Bei einer Mittelbühne kommen wir auf eine Gesamtkapazität von ca. 60.000 Zuschauern.
Stadionwelt: Im alten Müngersdorfer Stadion befand sich die Bühne stets vor der Nordkurve. Welches waren die Gründe zur Umorientierung nach Süd?
Rütten: Wir haben jetzt auf der Nordseite die Haupteingangssituation, und für die Versorgung und Anlieferung ist es so auch besser.
Stadionwelt: Die vier Mundlöcher in den Ecken sollen ja nicht nur der Belüftung dienen, sondern auch LKW die Zufahrt in den Innenraum ermöglichen. Nun gewinnt man aber den Eindruck, dass die Zufahrten direkt auf die Pylon-Fundamente zu führen. Mit einem Knick wäre der Tunnel für längere Trucks nicht befahrbar. Sind die Zufahrten so ausgelegt, dass die LKW z.B. große Bühnenteile ins Innere bringen können?
Rütten: Gängige LKW können die Ecken als Einfahrt nutzen, das täuscht vielleicht im Moment. Zusätzlich besteht die Option, Teile mit Gabelstaplern ins Innere zu fahren. Außerdem haben die Mundlöcher Fluchtweg-Funktion.
Stadionwelt: Werden hinter den Toren Fangnetze installiert?
Rütten: Wenn ja, dann sind sie nicht fest installiert. Zwischen Tribüne und Spielfeld ist der Zaun, der zusammen mit der Mauer 2 m 50 hoch ist, ebenfalls versenkbar.
Stadionwelt: Wir dieser Zaun in der Regel hochgefahren sein, oder im Boden versenkt bleiben?
Rütten: Im Normalfall wird man den Zaun wohl nicht sehen. Wenn die Polizei auf uns zu kommt, und uns bittet, ihn hochzufahren, wird dies geschehen.
Stadionwelt: Noch eine Frage zum Unterrang Süd: Wird man trotz der Unterteilung der Tribüne zwischen den Blöcken hin und her gehen können?
Rütten: Ja, die Unterteilung ist nicht von oben bis unten durchgehend angelegt. Auf dem Oberrang wird es überhaupt keine Abtrennungen geben. Dies wird man bald schon sehen können.
Stadionwelt: Wie viele Mitarbeiter waren bisher für den Betrieb des Stadions beschäftigt? Wird sich diese Zahl ändern?
Rütten: Bisher sind es 15 bis 20 Leute. Es werden wahrscheinlich noch welche hinzu kommen.
Stadionwelt: Das neue Dach wird transparent. Ist hier und in anderen Bereichen mit erhöhtem Wartungs-, bzw. Instandhaltungsaufwand zu rechnen?
Rütten: Nein, davon gehen wir nicht aus. Das Dach ist z.B. komplett begehbar und nicht besonders pflegeintensiv.
Stadionwelt: Was kann man zu den Pylonen sagen? Werden sie mit Fertigstellung der Tribüne schon ihr "Innenleben", also die Leuchten erhalten?
Rütten: Wenn alle vier Pylonen stehen, werden diese Elemente eingebaut. Sie haben nur gestalterische Bedeutung, und spielen bei der Funktion des Tragwerks keine Rolle. Von hier aus werden auch keine Bereiche im Stadion oder auf den Tribünen ausgeleuchtet, das Flutlicht ist am Dachtragwerk montiert.
Stadionwelt: Wann werden die Videoleinwände installiert, und sind sie von Beginn an funktionsfähig? Oder wird eine provisorische Steuerung und Verkabelung verlegt? Wird die endgültige Lösung erst funktionieren, wenn die entsprechenden Vorrichtungen in der Westtribüne fertig sind?
Rütten: Die erste Videowand wird jetzt mit Saisonbeginn laufen, aber temporär verkabelt sein, und noch nicht am endgültigen Standort stehen. Hier kommt wohl wieder ein Tieflader zum Einsatz. Wir werden auch die alte Anzeigetafel noch einmal in Betrieb nehmen. Die Entscheidung, in welchen Ecken die Videowände endgültig hängen werden, ist noch offen.
Stadionwelt: Wie wird der Eingang von Fanterrasse zum Unterrang Süd gestaltet? Bleibt er offen oder wird er verglast?
Rütten: Dieser Bereich wird verglast, an den Eingängen befinden sich Schiebetüren.
Stadionwelt: Gibt es schon Prognosen, ob bei geändertem Lichteinfall und anderer Belüftung die Rasenpflege umgestellt werden muss?
Rütten: Es gibt unterschiedliche Prognosen. Wir werden das schlicht und einfach abwarten müssen, bis wir Erfahrungswerte haben. Wir haben seit Anfang des Jahres einen Greenkeeper, der in Kontakt mit anderen Stadien steht. Wir erwarten keine Überraschungen in dem Sinne, dass die Bedingungen hier auf einmal anders sind als bei anderen vergleichbaren Bauwerken. Wir sind auf jeden Fall gut gerüstet. Für 2006 wird auf jeden Fall ein neuer Rasen verlegt.
Stadionwelt: Die UEFA wird demnächst in ihren Wettbewerben Kunstrasen und mit Kunstrasen verstärkte Spielflächen zulassen und führt mit einigen Clubs Modellversuche durch, wir gehen davon aus, dass z.B. Dortmund bis zur WM Kunstrasen, wenn auch einen solchen der neuesten Generation, hat. Ist eine solche Variante für Köln überhaupt im Gespräch?
Rütten: Nein. Wir werden in Köln wohl immer echten Rasen haben. Wir sehen keinen Anlass, da etwas zu ändern.
Stadionwelt: Werden die Reste der Leichtathletik-Anlagen innerhalb der Rasenfläche noch entfernt?
Rütten: Ja. Die Ringe für Kugelstoßer und Hammerwerfer etc. sind noch mit Tartan überdeckt, aber hier setzen wir Rasen ein.
Stadionwelt: Das Pflichtenheft für die WM fordert zwei Trainingsplätze, der WM-Nutzungsplan belegt aber die Vorwiesen und die Westkampfbahn weitestgehend mit Presse- und VIP-Facilitäten.
Rütten: Die Ostkampfbahn und ein weiterer Platz werden entsprechend hergerichtet. Für alle von der FIFA geforderten Einrichtungen haben wir Lösungen parat, welche die Anforderungen voll erfüllen.
Stadionwelt: Kann schon gesagt werden, mit welchen Attraktionen das Stadion unter der Woche, also abgesehen von Fußballspielen und Veranstaltungen, für das öffentliche Leben interessant ist?
Rütten: Mit einer Vollzeitgastronomie im Bereich Nord, betrieben von der Gaffel-Brauerei. Diese Gastronomie wird einen zeitgemäßen Sports-Bar-Charakter haben. Auch das FC-Museum im Stadion wird unter der Woche geöffnet sein. Die Geschäftsstelle des 1. FC Köln und der Fan-Shop sind ebenfalls hier vertreten. Im Sportpark Müngersdorf ist eigentlich immer Leben, was sich mit dem Stadion als zentraler Attraktion sicher noch verstärkt.
Stadionwelt: Ab wann sind diese Einrichtungen in Betrieb? Werden das Stadionfenster und die Umgänge dann begehbar sein?
Rütten: Ab Ende 2003 dürften diese Bereiche fertiggestellt sein, wobei wir nicht ständig offenes Haus haben, aber gewisse Bereiche werden immer zugänglich sein, was auch an den Rahmenbedingungen und örtlichen Gegebenheiten liegt, und eine Eigenschaft dieses Stadions bedeutet. Die Wege an den Seiten entlang werden z.B. immer offen sein, die Baumreihen bleiben erhalten, und das Stadion fügt sich optimal in die unmittelbare Umgebung ein.
Stadionwelt: Ab wann sind Stadion-, bzw. Baustellenführungen eingeplant?
Rütten: Baustellenführungen sind allein schon wegen der Sicherheitsbestimmungen und der rechtlichen Situation problematisch. Man kann vielleicht darüber nachdenken, wenn Süd und West fertig sind. Aber wir haben uns schon Ideen zum Thema Stadionführungen entwickelt, und wollen etwas anbieten, das über den üblichen Rundgang mit Erklärungen hinaus geht. Es wird wohl eine unterhaltsame, typisch Kölsche Variante geben, aber darüber wollen wir jetzt noch nicht zu viel verraten.
Stadionwelt: Wird es eine Stadion-Fanartikel-Kollektion, eine Produktpalette zum Stadion geben?
Rütten: Die wird es bestimmt geben, aber erst, wenn das Stadion selbst fertig ist. Eine gedruckte Dokumentation des Umbaus mit Fotos, Plänen und Beschreibungen sowie Erlebnisberichten wird sicher auch erhältlich sein.
Stadionwelt: Wie gut ist aus ihrer Sicht als Bauherr die Zusammenarbeit mit den weiteren Parteien, also dem 1. FC Köln, den Architekten von gmp und dem Generalunternehmer Max Bögl?
Rütten: Ausgesprochen gut. Hier arbeiten die Leute gemeinsam sehr ergebnisorientiert. Da gibt es niemanden, der sein Ding durchziehen will, egal was auf der anderen Seite passiert. Die Leute wollen ein gemeinsames Produkt erstellen, und das halte ich für ganz wichtig.
Stadionwelt: Gibt es Neuigkeiten bezüglich der offiziellen Eröffnung des Stadions, bzw. eines Festes?
Rütten: Wir hatten ursprünglich vor, dieses Jahr im August die Eröffnung der Südtribüne zu feiern, aber das ließ sich terminlich nicht machen. Wir werden also nächstes Jahr West und Süd zusammen einweihen. Wir werden vielleicht aber einen symbolischen Akt bei der ersten Sitzmontage durchführen, wobei z.B. ein Fan schon einmal auf seinem Sitz Platz nimmt.
Stadionwelt: Wie können sich die Fans die Situation beim Eröffnungsspiel der Südtribüne vorstellen, zum Beispiel, ganz praktisch betrachtet, die Eingangssituation?
Rütten: Der Einlass erfolgt nur in den Bereichen Süd/West und Süd/Ost. Von der Nordseite und der Straßenbahn führen Gänge dorthin. Wer eine Karte für Süd hat, kann sich dort frei bewegen.
Stadionwelt: Gibt es dann schon gastronomische Einrichtungen?
Rütten: Ja, temporäre Einrichtungen. Zur Rückrunde wird dort alles fertig sein. Dafür, dass vom ersten Spiel an noch nicht alles fertig sein kann, haben die Fans sicher Verständnis. So bleibt auch immer noch ein Stück der Vorfreude erhalten, weil beim nächsten Heimspiel schon wieder ein weiterer Teil der Ausstattung zu sehen ist. Dies gilt in den ersten Wochen auch noch für das Dach, und danach noch eine ganze Weile für die Tribünen, die rundherum wachsen. Die neue Südtribüne an sich wird garantiert ein ganz großes Erlebnis, das aber noch übertroffen wird, wenn das Stadion mit seinen steilen Rängen und der Nähe zum Spielfeld, seinem ganzen Erlebnis insgesamt, komplett ist.