Kennen Sie die wohl am häufigsten in Call-In-Sendungen gestellte Frage? Doch selbst wenn man die Antwort wüsste, ist es nicht wichtig zu wissen, was innerhalb des nächsten halben Jahres geschieht? Welchen Vorteil hat eine Prognose von beispielsweise 4.000 Punkten, wenn der Kurs zuvor noch einmal auf die Marke von 3.000 Punkten fallen könnte? Ähnliches lässt sich auch Aussagen entnehmen, wie beispielsweise „Mittelfristig kaufen“ oder „Langfristig investieren“. Natürlich mag es sein, dass damit tatsächlich Gewinne erzielt werden, die Durststrecke bis dahin könnte aber viele Anleger anständig (über-)fordern. Zu gut sind noch die zahlreichen Empfehlungen der Jahre 2001 und 2002 bekannt, die ebenfalls den Titel der langfristigen Investition trugen.
Für Anleger, die ihre Aktien nicht die nächsten Jahre im Depot halten möchten, sondern vielmehr an einem kurz- bis mittelfristigen Trading interessiert sind, bringen derartige Aussagen nur Eines: Ist man entsprechend positioniert, wird man in seiner Meinung bestärkt. Hat man dagegen Positionen entgegen der allgemeinen Meinung, so meidet man entgegen gesetzte Prognosen wie der Teufel das Weihwasser. Es liegt in der menschlichen Natur, diesen Ausleseprozess in Richtung der eigenen Einschätzung vorzunehmen, denn niemand möchte sich direkt nach dem Einstieg eingestehen, dass er falsch liegt. Ist dies doch der Fall, will man auch nicht an die bereits entstandenen oder noch bevorstehenden Verluste erinnert werden. Besser ist es da, sich diejenigen Prognosen heraus zu picken, die der eigenen Meinung entsprechen. Um es erst gar nicht soweit kommen zu lassen, sei auf die alte Börsenweisheit verwiesen, nach der Gewinne laufen gelassen und Verluste begrenzt werden. Das Geheimnis heißt Stoppkurs und bewahrt vor dem „Aussitzen“ von Verlusten. Vor allem bei Spekulationen mit „Haltbarkeitsdatum“, wie beispielsweise Optionsscheinen oder Turbos verbietet sich ein Aussitzen von selbst.
Wer also wissen möchte, wo der DAX in einem halben oder einem Jahr steht, der sollte sich auch Gedanken darüber machen, was in der Zwischenzeit passiert. Mit dem richtigen Einstieg lässt sich die Performance noch einmal deutlich steigern. Ganz nach dem Motto der alten Kaufmannsregel: Im Einkauf liegt der Gewinn!
Nicht vergessen werden darf allerdings, diesen Gewinn auch zu realisieren. Denn nichts ist schmerzhafter, als einen großen Gewinne letztendlich mit Verlust verkaufen zu müssen.
Viel Erfolg in der kommenden Börsenwoche
Stephan Feuerstein