Norderfriedrichskoog (Carlo Jolly) - Ausgerechnet Schleswig-Holsteins Ex-Wirtschaftsminister Peer Steinbrück (SPD) hat mit CDU-Unterhändler Roland Koch jenen Kompromissvorschlag ausgehandelt, der das Steuerparadies Norderfriedrichskoog auf Eiderstedt bedroht. Folgt der Vermittlungsausschuss in Berlin morgen dem Koch/Steinbrück-Plan, müsste jeder Ort einen Mindesthebesatz von 200 Prozent bei der Gewerbesteuer einführen - also auch die Nordfriesen. Bürgermeister Hinrich Thiesen schwant, worauf der Berliner Kuhhandel für die steuereintreibungsunwilligen Koogbauern hinauslaufen könnte: "Gegen Gesetze können wir uns ja nur über Gerichte wehren." Auch der Kieler Steuerzahlerbund ist empört: "Die Gemeinde wird gezwungen, Geld einzunehmen, das sie gar nicht ausgeben kann."
Der 47-Einwohner-Ort Norderfriedrichskoog verzichtet bislang völlig darauf, Gewerbesteuern einzutreiben. Mit überregionalem Erfolg: Fast 300 Körperschaften wie AGs oder GmbHs, über 100 Personengesellschaften, 20 Einzelunternehmen und acht Grundstücksgemeinschaften hat das Kieler Finanzministerium gezählt - womit man auf den 13 Bauernhöfen und ihren Anbauten auf deutlich über 400 Firmen kommt.
Dieser Umstand führt zu allerlei kuriosen Kleinigkeiten - zum Beispiel, dass es an Koogstraat und Diekstraat statt Bürohäuser nur Arbeitsplätze in umgebauten Scheunen oder Schweineställen gibt und an jedem Bauernhaus reichlich Schilder von Firmendependencen prangen. Das Ganze mündet in ein Telekommunikationsnetz mit 13 privaten, aber mehr als 400 Firmenanschlüssen. Doch die stehen nicht als Eon, Unilever oder Deutsche Bank im Telefonbuch, sondern getarnt als "DB Value" oder ähnliches.
Wohl bemerkt: Am Nordseedeich geschieht nichts Illegales. Die Koogbewohner verdienen allein an ihren Gewerbe-Immobilien, deren Mieten zum Teil das Niveau bester Citylagen erreichen. Und die Gemeindekasse füllt sich bis 2008 durch Zahlungen der Koog-Bauern, die eingedeichtes Land seit den 70er Jahren in Raten abstottern. Wenn irgend etwas zu kritisieren wäre, dann zuallererst, dass die rot-grüne Steuerreform es Unternehmern erlaubt, sich nie gezahlte, virtuelle Gewerbesteuerhebesätze bis zu 360 Prozent anrechnen zu lassen oder Dividenden steuerfrei über die Filiale zu verteilen.
Ob die anhaltende Diskussion um die Steueroase schon zum Abwandern der Steuersparer führt? "Abwandern?", wiederholt Thiesen: "Da hab' ich noch nix von gemerkt." Auch Lufthansa Leasing siedelte erst kürzlich an und Hinrich Thiesen fragt sich: "Sind die Firmen in der Lage, ihren Hauptsitz nach Norderfriedrichskoog zu verlegen?"
Der Kieler Finanzminister Ralf Stegner möchte nur eine bundeseinheitliche Lösung und findet ansonsten: "Schleswig-Holstein fährt besser mit Unternehmen, die in Norderfriedrichskoog keine Gewerbesteuer zahlen, als mit Firmen, die anderswo keine Gewerbesteuer zahlen."
Tatsächlich profitiert die Region davon. Steuersparfreudige Konzerne stellen entweder Geschäftsführer aus einem der umliegenden Ort e an oder nehmen zumindest einen örtlichen Büroservice in Anspruch. 50 Firmen beschäftigten 2002 immerhin 131 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Norderfriedrichskoog - ein Zuwachs um 24 Prozent gegenüber 2001. Die Steuerfreiheit hat dem Koog ein kleines Jobwunder beschert. Nicht zu vergessen: Dazu kommen noch rund zehn aktive Landwirte.
Der 47-Einwohner-Ort Norderfriedrichskoog verzichtet bislang völlig darauf, Gewerbesteuern einzutreiben. Mit überregionalem Erfolg: Fast 300 Körperschaften wie AGs oder GmbHs, über 100 Personengesellschaften, 20 Einzelunternehmen und acht Grundstücksgemeinschaften hat das Kieler Finanzministerium gezählt - womit man auf den 13 Bauernhöfen und ihren Anbauten auf deutlich über 400 Firmen kommt.
Dieser Umstand führt zu allerlei kuriosen Kleinigkeiten - zum Beispiel, dass es an Koogstraat und Diekstraat statt Bürohäuser nur Arbeitsplätze in umgebauten Scheunen oder Schweineställen gibt und an jedem Bauernhaus reichlich Schilder von Firmendependencen prangen. Das Ganze mündet in ein Telekommunikationsnetz mit 13 privaten, aber mehr als 400 Firmenanschlüssen. Doch die stehen nicht als Eon, Unilever oder Deutsche Bank im Telefonbuch, sondern getarnt als "DB Value" oder ähnliches.
Wohl bemerkt: Am Nordseedeich geschieht nichts Illegales. Die Koogbewohner verdienen allein an ihren Gewerbe-Immobilien, deren Mieten zum Teil das Niveau bester Citylagen erreichen. Und die Gemeindekasse füllt sich bis 2008 durch Zahlungen der Koog-Bauern, die eingedeichtes Land seit den 70er Jahren in Raten abstottern. Wenn irgend etwas zu kritisieren wäre, dann zuallererst, dass die rot-grüne Steuerreform es Unternehmern erlaubt, sich nie gezahlte, virtuelle Gewerbesteuerhebesätze bis zu 360 Prozent anrechnen zu lassen oder Dividenden steuerfrei über die Filiale zu verteilen.
Ob die anhaltende Diskussion um die Steueroase schon zum Abwandern der Steuersparer führt? "Abwandern?", wiederholt Thiesen: "Da hab' ich noch nix von gemerkt." Auch Lufthansa Leasing siedelte erst kürzlich an und Hinrich Thiesen fragt sich: "Sind die Firmen in der Lage, ihren Hauptsitz nach Norderfriedrichskoog zu verlegen?"
Der Kieler Finanzminister Ralf Stegner möchte nur eine bundeseinheitliche Lösung und findet ansonsten: "Schleswig-Holstein fährt besser mit Unternehmen, die in Norderfriedrichskoog keine Gewerbesteuer zahlen, als mit Firmen, die anderswo keine Gewerbesteuer zahlen."
Tatsächlich profitiert die Region davon. Steuersparfreudige Konzerne stellen entweder Geschäftsführer aus einem der umliegenden Ort e an oder nehmen zumindest einen örtlichen Büroservice in Anspruch. 50 Firmen beschäftigten 2002 immerhin 131 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Norderfriedrichskoog - ein Zuwachs um 24 Prozent gegenüber 2001. Die Steuerfreiheit hat dem Koog ein kleines Jobwunder beschert. Nicht zu vergessen: Dazu kommen noch rund zehn aktive Landwirte.