Nach Einschätzung des israelischen Anästhesie-Experten Joel Donchin von der Universitätsklinik Hadassah Ein Karem in Jerusalem könne kein gewöhnliches Betäubungsmittel einen derart dramatischen Effekt haben.
"Ein normales Anästhetikum hätte niemals für eine solche Menge von Menschen in einem großen Theater ausgereicht", so der Professor. Ein Einsatz von "Nervengas" würde auch den schlechten Zustand der Patienten in den Krankenhäusern erklären, meinte der Arzt. Dennoch meinte Donchin, die russischen Behörden hätten richtig gehandelt. "Wenn ich 700 Menschen befreien müsste, würde ich auch jedes Mittel einsetzen", sagte er.
Der Vorsitzende des israelischen Anästhesisten-Verbandes, Leonid Idelmann, geht ebenfalls von einem Kampfstoffeinsatz aus. "Das Gas basiert meiner Ansicht nach auf Aceton", sagte er der Zeitung "Maariv". "Darauf deutet die Tatsache hin, dass die Menschen sofort das Bewusstsein verloren, als das Gas durch die Luftschächte eindrang."
Seiner Einschätzung nach handelte es sich um einen "chemischen Kampfstoff, der zu Vergiftungen und Verwirrung führt". Da die Ärzte im Krankenhaus die Art des Giftes nicht kannten, hätten sie den Patienten auch kein passendes Gegenmittel geben können. "Die russische Spezialpolizei will den Stoff wahrscheinlich in Zukunft wieder einsetzen und hält ihn daher geheim."