Wie Enron das Licht in Kalifornien ausknipste

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Wie Enron das Licht in Kalifornien ausknipste

 
08.05.02 08:47
Sie nannten ihre Geheimpläne "Todesstern" oder "Fat Boy": Energiehändler des Enron-Konzerns haben laut internen Dokumenten die gravierende Energiekrise in Kalifornien durch Preismanipulationen verschärft. Der letzte unbeschadete Konzernteil gerät in den Skandalstrudel.

Houston/Sacramento - Für die kalifornische Politik ist der Fall bereits gelöst, aus Vorwürfen seien gesicherte Fakten geworden. Die demokratische Senatorin Kaliforniens, Dianne Feinstein, forderte schon, der US-Generalstaatsanwalt solle ein Kriminalverfahren wegen der Praktiken der Enron-Energiehändler einleiten. Ein Sprecher des Gouverneurs Gray Davis sagte: "Die neuen Dokumente belegen zweifelsfrei, dass es Marktmanipulationen gegeben hat."
Die Rede ist dabei von internen Enron-Memoranden, die die Energieregulierungsbehörde Federal Energy Regulatory Commission (FERC) veröffentlicht hat. In zweien dieser Memos sollen Enron-Anwälte zu Beginn der großen kalifornischen Energiekrise im Dezember 2000 die Praktiken beschrieben haben, mit denen Enron-Händler die angespannte Lage auf dem Energiemarkt ausgenutzt hätten, um ihre Profite zu steigern. Die Händler sollen ihre Strategeme mit Titeln wie "Death Star", "Get Shorty", "Load Shift" oder auch "Fat Boy" versehen haben - dem Namen einer der 1945 in Japan abgeworfenen US-Atombomben.

Leitungen künstlich verstopft

Die Energiekrise, die sich in Anfang 2001 zuspitzte, hatte zu "rolling Blackouts", zu geplanten Stromausfällen vor allem in Nord- und Zentralkalifornien geführt, mit denen Energie gespart werden sollte. Anfang 2001 stellte die kalifornische Regierung 20 Milliarden US-Dollar bereit, um das Energiesystem des Staates zu stabilisieren. Der Staat bemühte sich, die Explosion der Strompreise durch strengere Regulierung des Marktes und Höchstpreise zu bremsen.

Eben diese Maximalpreise sollen die Enron-Broker umgangen haben. Eine ihrer Strategien habe vorgesehen, dass die Händler für den festgesetzten Maximalpreis Strom bei der staatlichen Energiebörse einkauften. Diese Energie hätten die Händler zum Schein in andere Bundesstaaten verkauft - um sie als außerkalifornischen Strom zurückzuimportieren, für den keine Höchstpreise galten. So hätten die Händler Strom für 250 Dollar pro Megawattstunde kaufen und für 1200 Dollar verkaufen können. In anderen Fällen hätten die Broker Energieleitungen künstlich verstopft, um sich dann durch staatlichen Prämien für die Beseitigung dieser Engpässe entlohnen zu lassen.

Lange Anklagebank der Energie-Multis

Ein drittes Memo, vermutlich vom Jahresbeginn 2001, das den Schriftkopf eines anderen Anwalts trägt, äußert allerdings Zweifel an der Korrektheit der beiden ersten, belastenden Schreiben. Die FERC und kalifornische Politiker aber vermuten, dass dieses letzte Schreiben unglaubwürdig ist und auf dem Höhepunkt der Energiekrise verfasst wurde, um den rechtlichen Schaden für Enron zu begrenzen.

Der kalifornische Generalstaatsanwalt Bill Lockyer hat auch andere Energiekonzerne verklagt, weil er ihnen Marktmanipulation um die Jahreswende 2000/2001 vorwirft. Neben den Konzernen Mirant und Williams gehört zu den Verdächtigen auch der Dynegy-Konzern, der vor der Pleite Enrons zeitweilig dessen Übernahme plante.

Schweizer unter Druck

Das derzeitige Management des bankrotten Energiehändlers hat nach eigenen Angaben erst Ende April von den Praktiken der Energiehändler erfahren. Der Enron-Anwalt Robert Bennet sagte gegenüber US-Zeitungen, er wisse nicht, ob die Memos zutreffend seien oder nicht. Enron könne die beschuldigten Händler auch nicht befragen, da sie nicht mehr bei dem Unternehmen beschäftigt seien. Enron hatte seine Energiehandelsplattform zum Jahresbeginn an UBS Warburg verkauft, einen Zweig der größten Schweizer Bank UBS. Die Handelssparte wird von UBS weiter betrieben. Während dem Enron-Management in mehreren Verfahren gravierende Bilanzmanipulationen vorgeworfen werden, galt das Energiehandelsgeschäft bisher als unbeschmutzt.

In einer ersten Untersuchung der Energiekrise hatten sich die Regulierer der FERC vor allem auf Kraftwerksbetreiber konzentriert. Sie wurden beschuldigt, die Leistung ihrer Generatoren gedrosselt zu haben, um die Preise in die Höhe zu treiben. In einem Bericht teilte die FERC seinerzeit mit, dieser Verdacht habe sich nicht beweisen lassen.

spiegel.de

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