Deutsches Aktieninstitut: Wertpapierkultur ist ernsthaft gefährdet
Die Vertrauenskrise am Aktienmarkt muss nach Einschätzung des Deutschen Aktieninstituts durch schärfere Finanzmarktaufsicht und strengere Regeln für die Tätigkeit von Analysten überwunden werden. "Die Aktienkultur ist ernsthaft gefährdet. Wir müssen uns gewaltig was überlegen, dass wir wieder zu einer Vertrauensbasis kommen", sagte Rüdiger von Rosen, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Aktieninstituts DAI in einem Roundtable-Gespräch dem Anlegermagazin 'Die Telebörse' (Donnerstagausgabe). Der Finanzmarkt und speziell der Aktienmarkt sei ein entscheidendes Vehikel für die zentralen Zukunftsaufgaben Alterssicherung und Finanzierung der Wirtschaft.
Von Rosen forderte eine starke Finanzmarktaufsicht, "also eine Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen BAFin mit Biss, so dass Fehlentwicklungen schnell gestoppt werden oder durch Abschreckung am besten gar nicht erst eintreten können". Dazu gehöre auch das Abschöpfen von unrechtmäßig eingenommenen Gewinnen.
Sperre für Research-Berichte
Von Rosen fordert weiter, "Analysten müssen unabhängig von anderen Interessen der Bank arbeiten können und potenzielle Interessenskonflikte sind offen zu legen". Christian Strenger, Mitglied der Börsensachverständigenkommission, vertrat in dem selben Forum die Ansicht, dass ein Analyst, der bei einem Emissionsgeschäft der Bank eingebunden ist, "nicht auch noch eine öffentliche Studie abgibt. Darüber müssen wir uns einigen." "Eher 60 als 30 Tage" dürfe ein solcher Analyst keine Unternehmensanalysen mehr für Anleger schreiben", sagt Strenger. "Wenn ein Analyst auf der Investmentbanking-Seite beim Börsengang war, sollte er innerhalb einer bestimmten Frist über dieses Unternehmen keine Research-Berichte schreiben; dann gilt er als kontaminiert", sagte Günter Birnbaum, Leiter des Bereichs Wertpapierhandel des BAFin.
Für die Bezahlung von Analysten müsse eine neue Formel gefunden werden. Strenger: "Ein Analyst dar nicht mehr wesentlich in Abhängigkeit von seinem Ergebnisbeitrag zum Investmentbanking bezahlt werden." Birnbaum wies darauf hin, dass es in einigen Ländern dazu strengere Regeln gebe: "Wir arbeiten an einem Standard für Analysten, der sich näher mit der Problematik der Interessenskonflikte befasst." (as)
[ Mittwoch, 19.06.2002, 12:15 ]

bye peet
Die Vertrauenskrise am Aktienmarkt muss nach Einschätzung des Deutschen Aktieninstituts durch schärfere Finanzmarktaufsicht und strengere Regeln für die Tätigkeit von Analysten überwunden werden. "Die Aktienkultur ist ernsthaft gefährdet. Wir müssen uns gewaltig was überlegen, dass wir wieder zu einer Vertrauensbasis kommen", sagte Rüdiger von Rosen, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Aktieninstituts DAI in einem Roundtable-Gespräch dem Anlegermagazin 'Die Telebörse' (Donnerstagausgabe). Der Finanzmarkt und speziell der Aktienmarkt sei ein entscheidendes Vehikel für die zentralen Zukunftsaufgaben Alterssicherung und Finanzierung der Wirtschaft.
Von Rosen forderte eine starke Finanzmarktaufsicht, "also eine Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen BAFin mit Biss, so dass Fehlentwicklungen schnell gestoppt werden oder durch Abschreckung am besten gar nicht erst eintreten können". Dazu gehöre auch das Abschöpfen von unrechtmäßig eingenommenen Gewinnen.
Sperre für Research-Berichte
Von Rosen fordert weiter, "Analysten müssen unabhängig von anderen Interessen der Bank arbeiten können und potenzielle Interessenskonflikte sind offen zu legen". Christian Strenger, Mitglied der Börsensachverständigenkommission, vertrat in dem selben Forum die Ansicht, dass ein Analyst, der bei einem Emissionsgeschäft der Bank eingebunden ist, "nicht auch noch eine öffentliche Studie abgibt. Darüber müssen wir uns einigen." "Eher 60 als 30 Tage" dürfe ein solcher Analyst keine Unternehmensanalysen mehr für Anleger schreiben", sagt Strenger. "Wenn ein Analyst auf der Investmentbanking-Seite beim Börsengang war, sollte er innerhalb einer bestimmten Frist über dieses Unternehmen keine Research-Berichte schreiben; dann gilt er als kontaminiert", sagte Günter Birnbaum, Leiter des Bereichs Wertpapierhandel des BAFin.
Für die Bezahlung von Analysten müsse eine neue Formel gefunden werden. Strenger: "Ein Analyst dar nicht mehr wesentlich in Abhängigkeit von seinem Ergebnisbeitrag zum Investmentbanking bezahlt werden." Birnbaum wies darauf hin, dass es in einigen Ländern dazu strengere Regeln gebe: "Wir arbeiten an einem Standard für Analysten, der sich näher mit der Problematik der Interessenskonflikte befasst." (as)
[ Mittwoch, 19.06.2002, 12:15 ]
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bye peet