Aus der FTD vom 22.3.2001
Netzbetreiber heben Preise für Mobiltelefone
Von Guido Warlimont und Ulrike Sosalla, Hannover
Die deutschen Mobilfunknetzbetreiber werden Endgeräte künftig nicht mehr so günstig anbieten wie bisher.
Nach D2 Vodafone kündigte auch der zweite führende Anbieter T-Mobil am Mittwoch in Hannover vor Beginn der Computermesse Cebit an, die Subventionen beim Verkauf neuer Handys deutlich zu senken. Die beiden kleineren Netzbetreiber Viag Interkom und E-Plus erklärten, sie würden sich der neuen Preispolitik der Marktführer anschließen.
Die einhelligen Aussagen der Mobilfunkanbieter belegen den Strategiewechsel, der sich in diesem Jahr in der Branche vollzieht. Schon häufiger hatten Mobilfunkbetreiber erklärt, sie wollten der kräftigen Subventionierung von Handys ein Ende bereiten. Doch bisher hatte der harte Kampf um Kunden dafür gesorgt, dass immer wieder ein Anbieter neue Niedrigpreise setzte. Inzwischen lassen sich nur noch umsatzschwache Kunden gewinnen, sodass die Anbieter Schwierigkeiten haben, die beim Handykauf eingeräumten Preisnachlässe wieder hereinzuholen. Erstmals scheint deshalb nun das Preiskartell der Anbieter zu funktionieren.
GRPS
"Die Endgeräte-Preise im Prepaid-Sektor stehen beim Abbau der Subventionen im Vordergrund", sagte T-Mobil-Chef René Obermann. Die Kunden mit vorausbezahlten Karten haben rund zwei Drittel zum explosionsartigen Wachstum der Handynutzerzahl im vergangenen Jahr beigetragen. Nun wollen die Netzbetreiber sich bei Subventionen vor allem auf umsatzträchtige Vertragskunden konzentrieren, die hochwertige Angebote wie den neuen paketvermittelten Datendienst GPRS nutzen.
Obermann sagte, der Umsatz mit einem Prepaid-Kunden liege durchschnittlich bei einem Drittel des Umsatzes mit einem Vertragskunden. Rund 54 Prozent der Kunden von T-Mobil haben vorausbezahlte Guthabenkarten. Er rechnet damit, dass sich die höheren Handypreise am Markt durchsetzen lassen. "Alle stehen vor der gleichen Herausforderung, die Subventionskosten zu amortisieren", sagte er.
Der europäische Marktführer Vodafone kündigte anlässlich der Cebit eine "Verschiebung der Prioritäten von der Gewinnung neuer Kunden zur Bindung und Migration hochwertiger Kunden" an. Als Migration bezeichnen die Netzbetreiber es, wenn Kunden zu neueren Mobilfunkstandards wechseln. Wie viel künftig für die Bindung eines Kunden aufgewendet werde, hänge "vom tatsächlichen Wert des einzelnen Kunden" ab, sagte Vodafone-Chef Chris Gent. Das heißt, nur noch umsatzträchtige Kunden können mit Handy-Subventionen rechnen.
E-Plus
E-Plus-Chef Uwe Bergheim reagierte geradezu enthusiastisch auf den Vorstoß der Marktführer. "Das ist eine Einladung zur Profitabilität, die wir nicht ausschlagen werden", sagte er auf der Cebit-Pressekonferenz seines Unternehmens. Die Tochter des niederländischen Konzerns KPN hatte im vergangenen Jahr Marktanteile verloren, weil das Unternehmen weniger aggressiv als die Konkurrenten Handys im Prepaid-Bereich subventioniert hatte. Inzwischen zeige der Marktanteil wieder einen leichten Aufwärtstrend, sagte Bergheim. Im Dezember habe E-Plus 15 Prozent der Neukunden bei sich verbucht, im Februar seien es 17 Prozent gewesen. Diesen Kurs werde das Unternehmen weiterverfolgen. "Wir wollen weiterhin die Balance zwischen Kundenzuwachs und Profitabilität einhalten." Im Jahr 2000 schrieb E-Plus vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen nach Angaben Bergheims erstmals schwarze Zahlen. Das solle auch 2001 so bleiben.
Viag-Interkom-Chef Maximilian Ardelt sagte in Hannover: "Die Botschaft hör’ ich gerne, allein mir fehlt der Glaube." Es müsse sich erst zeigen, ob D2 und T-Mobil ihre Ankündigungen auch wahr machten. "Wenn die Marktführer in dieser Beziehung vom Gas gehen, dann wird Viag folgen", sagte Geschäftsführer Hans-Burghardt Ziermann. Die Tochter von British Telecommunications (BT) gibt den derzeitigen Umsatz mit Prepaid-Kunden mit rund 25 bis 30 DM monatlich und den mit Vertragskunden mit 80 bis 90 DM an.
Preispolitik schlecht für Handy-Hersteller
Die neue Preispolitik der Netzbetreiber ist eine schlechte Nachricht für die Endgerätehersteller wie Nokia, Ericsson, Motorola und Siemens. Sie hatten im vergangenen Jahr davon profitiert, dass die Netzbetreiber mit den Subventionen den Handyabsatz kräftig ankurbelten. Nun müssen sie sich auf deutlich niedrigere Absatzzahlen einstellen.
Schon in den vergangenen Wochen hatten mehrere Handyhersteller gewarnt, der Geräteabsatz werde in diesem Jahr deutlich hinter den Prognosen zurückbleiben. Die Kurse der Anbieter waren deshalb unter Druck geraten. Um den Absatzrückgang zu kompensieren, versuchen sich die Anbieter nun auf hochwertige Geräte zu konzentrieren, die attraktivere Margen versprechen
Netzbetreiber heben Preise für Mobiltelefone
Von Guido Warlimont und Ulrike Sosalla, Hannover
Die deutschen Mobilfunknetzbetreiber werden Endgeräte künftig nicht mehr so günstig anbieten wie bisher.
Nach D2 Vodafone kündigte auch der zweite führende Anbieter T-Mobil am Mittwoch in Hannover vor Beginn der Computermesse Cebit an, die Subventionen beim Verkauf neuer Handys deutlich zu senken. Die beiden kleineren Netzbetreiber Viag Interkom und E-Plus erklärten, sie würden sich der neuen Preispolitik der Marktführer anschließen.
Die einhelligen Aussagen der Mobilfunkanbieter belegen den Strategiewechsel, der sich in diesem Jahr in der Branche vollzieht. Schon häufiger hatten Mobilfunkbetreiber erklärt, sie wollten der kräftigen Subventionierung von Handys ein Ende bereiten. Doch bisher hatte der harte Kampf um Kunden dafür gesorgt, dass immer wieder ein Anbieter neue Niedrigpreise setzte. Inzwischen lassen sich nur noch umsatzschwache Kunden gewinnen, sodass die Anbieter Schwierigkeiten haben, die beim Handykauf eingeräumten Preisnachlässe wieder hereinzuholen. Erstmals scheint deshalb nun das Preiskartell der Anbieter zu funktionieren.
GRPS
"Die Endgeräte-Preise im Prepaid-Sektor stehen beim Abbau der Subventionen im Vordergrund", sagte T-Mobil-Chef René Obermann. Die Kunden mit vorausbezahlten Karten haben rund zwei Drittel zum explosionsartigen Wachstum der Handynutzerzahl im vergangenen Jahr beigetragen. Nun wollen die Netzbetreiber sich bei Subventionen vor allem auf umsatzträchtige Vertragskunden konzentrieren, die hochwertige Angebote wie den neuen paketvermittelten Datendienst GPRS nutzen.
Obermann sagte, der Umsatz mit einem Prepaid-Kunden liege durchschnittlich bei einem Drittel des Umsatzes mit einem Vertragskunden. Rund 54 Prozent der Kunden von T-Mobil haben vorausbezahlte Guthabenkarten. Er rechnet damit, dass sich die höheren Handypreise am Markt durchsetzen lassen. "Alle stehen vor der gleichen Herausforderung, die Subventionskosten zu amortisieren", sagte er.
Der europäische Marktführer Vodafone kündigte anlässlich der Cebit eine "Verschiebung der Prioritäten von der Gewinnung neuer Kunden zur Bindung und Migration hochwertiger Kunden" an. Als Migration bezeichnen die Netzbetreiber es, wenn Kunden zu neueren Mobilfunkstandards wechseln. Wie viel künftig für die Bindung eines Kunden aufgewendet werde, hänge "vom tatsächlichen Wert des einzelnen Kunden" ab, sagte Vodafone-Chef Chris Gent. Das heißt, nur noch umsatzträchtige Kunden können mit Handy-Subventionen rechnen.
E-Plus
E-Plus-Chef Uwe Bergheim reagierte geradezu enthusiastisch auf den Vorstoß der Marktführer. "Das ist eine Einladung zur Profitabilität, die wir nicht ausschlagen werden", sagte er auf der Cebit-Pressekonferenz seines Unternehmens. Die Tochter des niederländischen Konzerns KPN hatte im vergangenen Jahr Marktanteile verloren, weil das Unternehmen weniger aggressiv als die Konkurrenten Handys im Prepaid-Bereich subventioniert hatte. Inzwischen zeige der Marktanteil wieder einen leichten Aufwärtstrend, sagte Bergheim. Im Dezember habe E-Plus 15 Prozent der Neukunden bei sich verbucht, im Februar seien es 17 Prozent gewesen. Diesen Kurs werde das Unternehmen weiterverfolgen. "Wir wollen weiterhin die Balance zwischen Kundenzuwachs und Profitabilität einhalten." Im Jahr 2000 schrieb E-Plus vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen nach Angaben Bergheims erstmals schwarze Zahlen. Das solle auch 2001 so bleiben.
Viag-Interkom-Chef Maximilian Ardelt sagte in Hannover: "Die Botschaft hör’ ich gerne, allein mir fehlt der Glaube." Es müsse sich erst zeigen, ob D2 und T-Mobil ihre Ankündigungen auch wahr machten. "Wenn die Marktführer in dieser Beziehung vom Gas gehen, dann wird Viag folgen", sagte Geschäftsführer Hans-Burghardt Ziermann. Die Tochter von British Telecommunications (BT) gibt den derzeitigen Umsatz mit Prepaid-Kunden mit rund 25 bis 30 DM monatlich und den mit Vertragskunden mit 80 bis 90 DM an.
Preispolitik schlecht für Handy-Hersteller
Die neue Preispolitik der Netzbetreiber ist eine schlechte Nachricht für die Endgerätehersteller wie Nokia, Ericsson, Motorola und Siemens. Sie hatten im vergangenen Jahr davon profitiert, dass die Netzbetreiber mit den Subventionen den Handyabsatz kräftig ankurbelten. Nun müssen sie sich auf deutlich niedrigere Absatzzahlen einstellen.
Schon in den vergangenen Wochen hatten mehrere Handyhersteller gewarnt, der Geräteabsatz werde in diesem Jahr deutlich hinter den Prognosen zurückbleiben. Die Kurse der Anbieter waren deshalb unter Druck geraten. Um den Absatzrückgang zu kompensieren, versuchen sich die Anbieter nun auf hochwertige Geräte zu konzentrieren, die attraktivere Margen versprechen