...jaja ich weiß, daß die Amis andere Probeleme mit DSL haben als wir.
Weiß jemand was über Entscheidungstermine der RegTP ?
Aus der FTD vom 8.3.2001 www.ftd.de/dsl
Neue US-Breitbandanbieter in der Klemme
Von Helene Laube, San Francisco
Ein schneller Internetzugang per DSL-Technik wird für Anbieter und Nutzer zum Fiasko.
DSL reimt sich mit "Hell", lautet eine neue Volksweisheit in den USA. DSL steht für Digital Subscriber Line, die schnellen Breitbandzugänge ins Internet, die der langsamen Einwahl per analoger Telefonleitung ein Ende bereiten sollen. Nach einem vielversprechenden Start vor knapp drei Jahren ist DSL inzwischen zur Hölle geworden: für frustrierte Anwender und vor allem für die Anbieter, die reihenweise Konkurs anmelden. Wer von ihnen noch übrig ist, kämpft mit den mächtigen Telefongesellschaften um Zugang zu den Ortsnetzen, um Kunden und gegen den Verfall des eigenen Aktienkurses.
Dramatisches Beispiel für die Probleme ist Covad, der einst aussichtsreichste DSL-Pionier aus dem Silicon Valley. Die Firma, die vor über drei Jahren am Küchentisch von Covad-Chairman Chuck McMinn gegründet wurde, öffnete den Markt: Erschwingliche Angebote an Firmen und Haushalte für einen Datenanschluss mit bis zu 50-mal höherer Geschwindigkeit als über herkömmliche Modems wurden möglich. Covad und Unternehmen wie NorthPoint oder Rhythms investierten in teure Netze und begannen mit dem Verkauf von DSL-Diensten an Internet-Anbieter (ISP) wie Earthlink, die diese an Unternehmen und Haushalte weiterverkaufen. Covad gehörte zu den Börsenlieblingen, die von Risikokapitalgebern und der Börse mit Geld zugeschüttet wurden.
Die ehemals staatlichen Telefonkonzerne ignorierten derweil den zukunftsträchtigen Markt. Dabei beherrschen sie trotz Deregulierung weiterhin jene Kupferkabel, die von den Ortsvermittlungsstellen in die Haushalte führen und über die DSL läuft. Mittlerweile haben auch sie das Potenzial von DSL entdeckt und versuchen mit allen Mitteln,- nicht immer sauberen, aber um so wirksameren -der Konkurrenz das Leben schwer zu machen."Davor war Covad ein Anbieter, der in einem Markt mit großen Nachfrage und kleinem Angebot operieren konnte, aber die Zukunft sieht düster aus", sagt Karuna Uppal, Analystin beim Beratungsunternehmen Yankee Group.
Der Fall von Covad begann im Oktober 2000, als 19 von 250 ISP-Kunden ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten. Mehrere Wiederverkäufer meldeten Konkurs an und von den 274.000 DSL-Leitungen, die Covad bis Ende 2000 installiert hatte, waren 92.000 nicht bezahlt. Der Aktienkurs von einst 66,67 $ stürzte ab und liegt mittlerweile unter 2 $. "Der Markt hat völlig überreagiert", moniert Covad-Chairman McMinn im Gespräch mit der FTD.
McMinn musste das ursprüngliche Geschäftsmodell des kapitalintensiven Aufbaus eines landesweiten Netzes und Kundenstammes revidieren. Das Ziel nun: möglichst schnell die Gewinnzone erreichen. Also wurden 800 oder ein Viertel der Beschäftigten entlassen, der Vorstandschef ausgetauscht, die Expansion in neue Regionen zurückgestellt, der Service in unprofitablen Regionen gestoppt und der geplante Bau eines neuen Operationszentrums gestrichen. McMinn hofft so, bis Ende 2002 Gewinne zu machen.
Um überhaupt im Geschäft zu bleiben, braucht er allerdings jede Menge Kapital, das er derzeit am Aktienmarkt nicht bekommt. McMinn ist jedoch optimistisch, dass private Quellen bereit sind, in DSL und ein Unternehmen zu investieren, das eine weitaus "solidere Basis" habe als seine insolventen Kunden oder unsicheren Wettbewerber. Deren Anzahl schrumpft fast wöchentlich, der anfangs rege Wettbewerb droht einzuschlafen. Mitte Januar ging NorthPoint Konkurs, Grund war die gescheiterte Übernahme durch den Telekomkonzern Verizon. Rhythms ringt noch nach Luft, und vergangene Woche gab Winfire auf, ein Anbieter von Gratis-DSL im Austausch für persönliche Daten der Nutzer. Wenn diese Entwicklung weitergeht, könnten die regionalen Telefongesellschaften ihre Monopole zurückgewinnen, befürchten Beobachter. Damit wären die Tage der DSL-Revolution gezählt, bevor sie richtig angefangen hat. "Ohne Konkurrenz gibt es für die Telefongesellschaften keinen Grund, die Preise bei 40 bis 50 $ für Haushalte zu belassen", sagt Justin Beech, Gründer der DSL-Website DSLreports.com., wo Nutzer ihre DSL-Horrorstories von nie erhaltenem Service, monatelangem Warten darauf, lachhaftem Support und langsamen Übertragungsraten loswerden. Er sieht die Aussichten für Covad und Wettbewerber höchst skeptisch. McMinn sieht die Sache naturgemäß anders. "Die Finanzmärkte werden diese Firma nicht umbringen." Eher werde er sein Unternehmen von der Börse nehmen.
© 2001 Financial Times Deutschland