Welt am Sonntag: Pleitewelle droht

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Welt am Sonntag: Pleitewelle droht

 
03.02.02 11:49
Die Kredite fließen immer spärlicher, dem Mittelstand geht das Kapital aus. Gerade kleinen Firmen droht 2002 das Ende
 
Von Ulrich Reitz
Frankfurt - Dem deutschen Mittelstand droht eine Pleitewelle. Banken verwehren angesichts der schwachen Konjunktur und strengerem Risikomanagement zahlreichen Betrieben Kredite, streichen Kreditlinien oder erhöhen die Risikoprämien. Gerade Unternehmen mit niedrigen Umsätzen, die über wenig Eigenkapital verfügen, stehen vor dem Aus.

"Wenn sich die Lage nicht entspannt, steht dem Mittelstand eine Pleitewelle ins Haus", warnt Friedrich-Leopold von Stechow, Vorstandsmitglied der DZ-Bank. Vor allem in Ostdeutschland habe sich die Lage des Mittelstands "dramatisch verschlechtert". Kein Wunder: Viele Unternehmen haben sich nach der Wende zum Großteil auf Pump finanziert. Bleiben neue Kredite aus, geht es den Firmen an den Kragen.

"Der deutsche Mittelstand ist in einer schwierigen Situation", beobachte Dietrich Hoppenstedt, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Fast ein Drittel der Betriebe arbeite ohne jeden Gewinn, berichtet Hoppenstedt. Mehr als die Hälfte der Mittelständler mit einem Jahresumsatz von bis zu fünf Millionen Euro besitze kein Eigenkapital. Immer mehr Mittelständler suchten die Sparkasse als sicheren Hafen. Rund 70 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen unterhalten schon jetzt eine Geschäftsbeziehung zu einem öffentlich-rechtlichen Institut.

Obwohl sich immer mehr Unternehmer zu den Regionalinstituten flüchten, geht das Kreditportfolio des Mittelstands stetig zurück. So schraubte die im Mittelstand rührige Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ihr Kreditportfolio für kleine und mittlere Unternehmen seit 1999 von 12,2 Milliarden Euro bis Ende 2001 auf 6,8 Milliarden Euro zurück - ein Rückgang von mehr als 40 Prozent. Und der Abwärtstrend dürfte weitergehen. Immer mehr Banken wenden die ab 2005 geltende EU-Verordnung Basel II bereits heute in Teilen an und schrauben die Risikoprämien für Kunden mit niedriger Bonität und wenig Eigenkapital deutlich nach oben. "Wir haben die Kriterien für die Kreditvergabe deutlich angezogen", heißt es bei der Mittelstandsbank IKB. Die Risiken, so die Begründung, seien einfach zu groß.

Offiziell halten die Privat-Banken den kleineren Firmenkunden noch die Treue. "Das deutsche Geschäft mit dem Mittelstand steht nicht zur Disposition", sagt der Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer. Doch die Treueschwüre dürften nur von begrenzter Dauer sein. Vor allem dann, wenn die Gefahr des Zahlungsausfalls der Kunden steigt. Selbst die Deutsche Bundesbank will ein solches Risiko bei kleineren Betrieben erkennen. "Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist bei kleinen Unternehmen größer als bei einem größeren Betrieb", räumt Edgar Meister, für Bankenaufsicht zuständiges Direktoriumsmitglied der Bundesbank ein. Auch für Geldhäuser erkennt Meister eine Gefahr: "Bekommen die Banken ihre Kreditrisiken nicht in den Griff, wird wohl die eine oder andere Bank Probleme bekommen."

Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken stehen solche Probleme ins Haus. Sie versorgen den Mittelstand mit Krediten, was sogar Mittelstands-Präsident Mario Ohoven freut. "Gute Erfahrungen" habe man gerade mit den regional aufgestellten Banken gemacht. Dennoch wächst auch bei dem Mittelstand-Lobbyisten die Angst vor einem mittelständischen Super-GAU. "Dem Mittelstand hängt die Abgaben- und Steuerlast wie ein Mühlstein um den Hals", beschreibt Ohoven ein weiteres Problem.

Und Bundesbank-Präsident Ernst Welteke ergänzt: "Die Steuergesetzgebung trägt dazu bei, dass mittelständische Unternehmer über nur wenig Eigenkapital verfügen." Um Steuern zu sparen, rechneten sich viele Unternehmer absichtlich arm.

Eine Studie der Universität Hamburg bestätigt Weltekes Theorie: Jedes vierte mittelständische Unternehmen, so die Untersuchung, klage darüber, dass es zunehmend schwerer werde, sich Geld zu leihen. Die Devise lautet: Kein Eigenkapital, kein Kredit.

Quelle: Welt am Sonntag
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Beunruhigende Zahl der Neu-Insolvenzen

 
03.02.02 23:11
Pleitegeier schwebt über dem deutschen Mittelstand

Dem deutschen Mittelstand droht nach Einschätzung von Experten eine Pleitewelle. Angesichts der schwachen Konjunktur und strengerem Risikomanagement verwehren die Banken zahlreichen Betrieben zunehmend Kredite, streichen Kreditlinien oder erhöhen die Risikoprämien, wie die "Welt am Sonntag" berichtete. Gerade Unternehmen mit niedrigen Umsätzen, die über wenig Eigenkapital verfügten, drohe das Aus.
Pleitewelle befürchtet
"Wenn sich die Lage nicht entspannt, steht dem Mittelstand eine Pleitewelle ins Haus", zitierte das Blatt DZ-Bank-Vorstandsmitglied Friedrich-Leopold von Stechow.

Zwei Drittel der Betriebe schreiben keine schwarzen Zahlen
Erst vergangene Woche hatte der Sparkassen- und Giroverbandes die Lage des Mittelstandes als Besorgnis erregend bezeichnet. Von den rund 3,3 Millionen mittelständischen Unternehmen erzielte 2000 etwa ein Drittel überhaupt keinen Gewinn. Für das laufende Jahr befürchtet der Verband eine weitere Rekordzahl an Insolvenzen.

Beunruhigende Insolvenz-Zahlen
Verbandspräsident Dietrich Hoppenstedt hatte daher weitere steuerliche Entlastungen und eine Reduzierung der Lohnnebenkosten gefordert. Die Zahl der Insolvenzen bezifferte Hoppenstedt für 2000 auf 27.000 und für das vergangene Jahr auf 33.000.


Quelle: t-online.de
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