Bei der Immobiliengesellschaft WCM brennt es lichterloh. Großaktionär Karl Ehlerding will bis zu einem Viertel seiner Anteile verkaufen. Der Vorstandschef spricht in einem Interview eine verkappte Gewinnwarnung aus. Die im MDax notierte Aktie stürzt in der Spitze um 20 Prozent ab.
Hamburg – Die im MDax notierte Immobiliengesellschaft WCM macht wieder Schlagzeilen. Großaktionär Karl Ehlerding wird nach einem Bericht der "Börsen-Zeitung" zum Abbau seiner privaten Finanzschulden von angeblich 500 Millionen Euro bis zu 25 Prozent seiner WCM-Aktien an einen strategischen Immobilieninvestor abgeben. Bislang hält er rund 46 Prozent an WCM.
Überdies hat Vorstandchef Roland Flach die Prognosen für das Jahr 2002 in Frage gestellt. Wenn der Markt so schwach bleibe, werde es nach seinen Worten schwer werden, die prognostizierten 150 Millionen Euro beim operativen Ergebnis zu erreichen. Auf Seiten des Beteiligungsgeschäfts sei in diesem Jahr nicht viel zu erwarten, sagte Flach der Zeitung. Die Märkte fassten diese Aussagen als verkappte Gewinnwarnung auf. Die Aktie stürzte bis zum Mittag um 15 Prozent auf 3,36 Euro ab. Das Tagestief lag bei 3,19 Euro: ein Verlust von knapp 20 Prozent.
Der Kurs von WCM war bereits in der Vergangenheit stark eingebrochen. Neben einer Studie der United Zurich Finance (UZF) hatten Spekulationen um die Bilanzierung aber auch um die Finanzsituation des Privatmanns Karl Ehlerding den Kurs unter Druck gesetzt.
Unternehmenschef Roland Flach hatte Mitte Juni in einem Interview mit manager-magazin.de der UZF vorgeworfen, sie habe mit der Verkaufsempfehlung versucht, die Aktie im Auftrag von Hedgefonds zur drücken. Flach hatte angekündigt, die Schweizer Vermögensverwaltung zu verklagen. Gut zwei Wochen später wiederrief UZF die Kurzstudie und empfahl das Papier nun zum Kauf. Mysteriös begründeten sie dies damit, man habe den Unternehmenswert zu niedrig angesetzt.
Mit dem angekündigten Verkauf des Aktienpakets von Ehlerding rauschte die Aktie am Mittwoch erneut in den Keller. Der Großaktionär räumte nach Informationen der "Börsen-Zeitung" ein, dass eine von sechs Banken, über die er seine Kredite bezieht, ohne sein Wissen und vorherige Absprache Aktien der Beteiligungsgesellschaft verkauft habe. Vergangene Woche hätte er mit den Banken ein "Stillhalteabkommen" getroffen, dem zufolge er bis zu 25 Prozent seiner WCM-Aktien zu einem Preis von rund vier Euro abgeben solle. Damit würden sich seine privaten Schulden um die Hälfte auf 250 Millionen Euro reduzieren.
Unterdessen stuften Analysten vom Investmenthaus Concord Effekten am Mittwoch die WCM-Aktie von "Kaufen" auf "Verkaufen" ab. Vor dem Hintergrund der neuen Nachrichten sagten die Experten, offenbar habe WCM ihren Commerzbank-Anteil zu teuer bezahlt und das Immobiliengeschäft laufe auch schlecht.
Vorstandschef: Investor könnte im Herbst einsteigen
Vorstandschef Flach bewertete den Einstieg eines strategischen Investors als positiv. Dies könnte das Immobiliengeschäft stärken, sagte er der Börsen-Zeitung. Den Abschluss der Transaktion erwarte er im Herbst. Flach forderte indes, zwischen WCM und dem Privatmann Ehlerding zu unterscheiden.
Die Beteiligungsgesellschaft strebt nach Worten Flachs an, ihr bisheriges Geschäftsfeld Wohnimmobilien auf andere Immobiliensektoren auszudehnen. Dabei könnte die Mehrheitsbeteiligung an dem im MDax notierten Immobilienunternehmen IVG eine strategische Rolle zukommen. Der ursprünglich geplante Verkauf der IVG ist damit offensichtlich vom Tisch.
Der Vorstandschef räumte darüber hinaus ein, dass sich WCM bei ihrem Commerzbank-Bank-Einstieg verschätzt habe. Aktuell stehe aber ein Verkauf der Anteile nicht an. Derzeit kaufe WCM auch nicht weiter hinzu. Mit Blick auf die derzeitige Börsensituation sei es wichtiger, die Liquidität im Konzern zu halten. Bis zu dem Erreichen des Ziels, den Anteil an der Bank auf rund zehn Prozent aufzustocken, bleibe noch genügend Zeit.
Gruß Pichel