Wattläuft inne Wirtschaft im 1. Halbjahr(DIW Beri)

Beiträge: 3
Zugriffe: 307 / Heute: 1
cap blaubär:

Wattläuft inne Wirtschaft im 1. Halbjahr(DIW Beri)

 
18.08.01 16:53
DIW-Wochenbericht 33/01
STAGNATION DER GESAMTWIRTSCHAFTLICHEN PRODUKTION Die ersten Ergebnisse der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für die Bundesrepublik Deutschland für das zweite Quartal 2001 [1]


Bearbeiter  Andreas Cors  

  Arbeitsvolumen, Produktivität, Lohnstückkosten
Beiträge der Wirtschaftsbereiche
Verwendung des Bruttoinlandsprodukts
Ausblick auf das dritte Quartal 2001
Addendum: Saisonbereinigte Ergebnisse nach dem X12-ARIMA-Verfahren  

  Nach den zurzeit verfügbaren statistischen Indikatoren war die gesamtwirtschaftliche Leistung in Deutschland, gemessen am realen saison- und arbeitstäglich bereinigten Bruttoinlandsprodukt, im zweiten Quartal dieses Jahres leicht rückläufig. Der entsprechende Vorjahreswert wurde nur noch um 0,7 % übertroffen, nach 1,6 % im ersten Quartal. Damit hat sich das Wachstumstempo im ersten Halbjahr 2001 (+0,3 %) gegenüber der zweiten Jahreshälfte 2000 (+0,7 %) mehr als halbiert. Deutschland befindet sich somit derzeit in einer Phase wirtschaftlicher Stagnation.

Die Indikatoren aus der laufenden Statistik, die zur Fortschreibung der Beiträge der Wirtschaftsbereiche zum Bruttoinlandsprodukt verwendet werden, waren in der Summe im zweiten Quartal rückläufig. Allerdings stehen für einen großen Teil der Bereiche - gemessen an der Bruttowertschöpfung sind dies fast 60 % - nur wenige zeitnahe Informationen zur Verfügung, so dass deren Beiträge geschätzt werden mussten. So wurde bei den Dienstleistungen unterstellt, dass das Wachstumstempo nahezu unverändert geblieben ist.

Kennzeichnend für das Konjunkturbild im zweiten Quartal war eine allgemeine Abschwächung. Insbesondere im Inland zeigten sich deutliche Anzeichen eines konjunkturellen Rückschlags, während die Nachfrage aus dem Ausland noch verhalten positiv war. Auf der Verwendungsseite hat sich der reale private Verbrauch im Nachklang der Steuerreform etwas beschleunigt, weil die Haushalte - wie schon bei früheren Steuerreformen - ihre Ausgaben mit Verzögerung an die gestiegenen Nettoeinkommen anpassten. Doch hat dies nicht ausgereicht, um die negative Entwicklung bei den Anlage- und Vorratsinvestitionen auszugleichen (Tabelle). Die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen waren, wie schon im ersten Quartal, rückläufig, so dass die Binnennachfrage insgesamt schwach war. Dagegen war die Ausfuhrentwicklung nach wie vor aufwärts gerichtet, wenn auch bei weitem nicht die Dynamik vom Vorjahr erreicht wurde. Die Importe hingegen blieben bei der schwachen Inlandsnachfrage nahezu unverändert, so dass der Außenbeitrag kräftig stieg.

Das Tempo des Preisauftriebs blieb im Berichtszeitraum kräftig: Der Deflator der privaten Konsumausgaben stieg mit 0,7 % wieder deutlich. Nachdem die Importpreise im Vorquartal noch zurückgegangen waren, erhöhten sie sich nun mit 0,7 % erneut merklich. Dadurch verschlechterten sich die Terms of Trade (-0,4 %).


Arbeitsvolumen, Produktivität, Lohnstückkosten  Nach der Jahreswende kam der Beschäftigungsaufbau zum Stillstand. Nach den aktualisierten Angaben des Statistischen Bundesamtes zu den Erwerbstätigenzahlen verharrte die Beschäftigung im Mai auf dem Vorjahresstand. Insgesamt waren im Berichtszeitraum 62 000 Personen weniger erwerbstätig als im ersten Quartal. Auch im verarbeitenden Gewerbe, das seit Mitte letzten Jahres Beschäftigungszuwächse verzeichnet hatte, kam es per saldo zu Entlassungen. In Ostdeutschland erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten; allerdings wurde die Entwicklung durch die Rückgänge bei der Beschäftigung in Westdeutschland überkompensiert.
Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Berichtszeitraum um 27 000 Personen. Die Zunahme in Westdeutschland um 26 000 Personen war der stärkste Anstieg seit dem vierten Quartal 1997; in Ostdeutschland erhöhte sich die Arbeitslosigkeit weit schwächer (+1 000 Personen).

Die Arbeitsentgelte stiegen im Berichtszeitraum um 0,4 %. Mit der Entwicklung von Arbeitsvolumen und Produktivität errechnet sich daraus eine Zunahme der Lohnstückkosten in gleicher Größenordnung.


Beiträge der Wirtschaftsbereiche  Der saison- und arbeitstäglich bereinigte Rückgang der Leistung im warenproduzierenden Gewerbe war mit 1,5 % relativ kräftig. Ausschlaggebend für dieses schlechte Ergebnis war die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe (-2 %). Am stärksten fiel die Erzeugung im Investitionsgüterbereich zurück (-2,7 %). In den Gebrauchs- und Verbrauchsgüter produzierenden Bereichen lag die Produktion um 2,1 % bzw. um 0,8 % unter dem Wert vom Vorquartal. Im Baugewerbe hielt der abwärts gerichtete Trend an. Allein im Bauhauptgewerbe sank die Erzeugung um fast 5 %. Dabei waren Tiefbauleistungen (-1,4 %) deutlich weniger betroffen als Hochbauleistungen (-6,7 %). Im tertiären Sektor insgesamt dürfte sich das Wachstumstempo wieder etwas beschleunigt haben. Die reale Wertschöpfung in den Dienstleistungsbereichen nahm nach der abgeschwächten Expansion im Vorquartal nun wieder vermutlich stärker zu. Die Ausweitung der Leistung im Verkehrsgewerbe war etwa ebenso hoch wie im ersten Quartal. Beim Handel kam es nach dem Rückgang im ersten Jahresviertel nun zu einer leichten Zunahme (0,2 %). Im Gastgewerbe sinken hingegen die Umsätze seit dem Sommer des vergangenen Jahres; auch im Berichtszeitraum war die reale Wertschöpfung rückläufig (-1 %).  

Verwendung des Bruttoinlandsprodukts  Die nominalen Ausgaben der privaten Haushalte expandierten im Berichtszeitraum mit 1,5 % kräftiger als die verfügbaren Einkommen (+1 %); die Sparquote ging von 10,3 % auf 10 % zurück. Mit der Steuerentlastung zu Jahresbeginn erhöhten sich die Nettolöhne und -gehälter merklich; nach der Zunahme von 1,5 % im ersten Jahresviertel gab es nun einen Anstieg um 0,8 %. Bei einem um 0,7 % höheren Preisindex des privaten Verbrauchs nahmen die realen Konsumausgaben um 0,7 % zu. Die Käufe beim Einzelhandel stabilisierten sich; das nach dem spürbaren Umsatzzuwachs im ersten Quartal erreichte Niveau konnte etwa gehalten werden. Nach einer längeren Schwächephase belebte sich die Nachfrage nach Personenkraftwagen; die Neuzulassungen waren erstmals seit dem zweiten Quartal 1999 wieder aufwärts gerichtet (+2,9 %).
Bei den realen Ausrüstungsinvestitionen gab es gegenüber dem ersten Jahresviertel ein Minus von 0,2 %. Hier spielte eine Rolle, dass die Kapazitätsauslastung weiter gesunken ist und sich die Erwartung einer konjunkturellen Schwäche gefestigt zu haben scheint. Während zu Jahresbeginn die Umsätze der Investitionsgüterhersteller bei Geschäften mit ausländischen Kunden nur leicht rückläufig waren (-0,5 %), kam es bei inländischen Abnehmern hier schon zu deutlichen Einbußen (-1 %). Im Berichtsquartal verschärfte sich diese Entwicklung. Nun ließen auch die Umsätze mit dem Ausland stark nach

(-2,6 %), und die inländische Nachfrageschwäche setzte sich verstärkt fort (-2,7 %).

Bei den Bauinvestitionen war es im ersten Quartal auch witterungsbedingt zu einem kräftigen Einbruch gekommen. Im Berichtszeitraum setzte sich der Abwärtstrend fort (-0,8 %); insbesondere die Investitionen in Wohnbauten sanken spürbar. Allerdings hat sich inzwischen der Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe mit 2,8 Monaten merklich verbessert. Die Entwicklung der Preise blieb verhalten aufwärts gerichtet.

Die reale Warenausfuhr nahm zwar im zweiten Quartal wieder zu, doch wird der Export immer stärker von der Nachfrageschwäche in wichtigen Industrieländern beeinflusst. Positiv wirkt allerdings weiterhin die Schwäche des Euro gegenüber dem US-Dollar. Auch der reale effektive Wechselkurs des Euro gegenüber wichtigen Handelspartnern ging im zweiten Quartal leicht zurück. Vor allem die Lieferungen in die Erdöl und Erdgas exportierenden Länder sind merklich gestiegen. Die Nachfrage aus diesen Ländern speiste sich nicht nur aus den höheren Erlösen aus Energieexporten, sondern auch aus der Stärke des US-Dollar, in dem diese Rohstoffe fakturiert werden. Die Exporte in die USA nahmen noch leicht zu. Dagegen wurde in den Euroraum, auf den rund 45 % der gesamten Ausfuhr Deutschlands entfallen, deutlich weniger als im Vorquartal geliefert. Die Einnahmen im Dienstleistungsverkehr verharrten auf dem gedrückten Niveau vom Vorquartal.

Die reale Wareneinfuhr stagnierte auf dem im ersten Quartal erreichten Niveau. Diese Entwicklung steht im Einklang mit der schwachen Binnenkonjunktur. Der reale Außenbeitrag hat sich wiederum erhöht und übertraf das Vorquartal um knapp 4 Mrd. DM.


Ausblick auf das dritte Quartal 2001  Im Verlauf der ersten Hälfte dieses Jahres hat die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland spürbar an Schwung verloren. Diese Tendenz dürfte sich auch im dritten Quartal fortsetzen. Dafür spricht, dass sich - bei sinkender Nachfrage aus dem Ausland - das Tempo der Abschwächung bei den Inlandsorders von -0,9 % im ersten Quartal auf -4,3 % im Berichtszeitraum drastisch erhöht hat. Auch die Ergebnisse der Konjunkturumfragen des ifo-Instituts bei Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes stützen diese Einschätzung. Die Beurteilung der Geschäftslage ist seit Jahresbeginn zunehmend pessimistisch geworden, und auch die Erwartungen der Unternehmen für das zweite Halbjahr lassen keine Besserung erkennen.
Beim privaten Konsum wird sich das Tempo voraussichtlich kaum beschleunigen. Die Einkommen werden etwa im Ausmaß der Vorperioden steigen. Die Beschäftigungsentwicklung stagniert, und die Lohnentwicklung bleibt verhalten. Auch ist nicht damit zu rechnen, dass die Verbraucher ihren Konsum nochmals zu Lasten der Sparquote ausweiten werden. Der Preisauftrieb dürfte sich im weiteren Verlauf abschwächen, wie dies die Ergebnisse für den Monat Juli bereits anzeigen.

Infolge des Rückgangs der Kapazitätsauslastung, der Schwäche der inländischen Nachfrage und der gedrückten Auslandsaufträge ist bei den Ausrüstungsinvestitionen nicht mit einer nennenswerten Verbesserung zu rechnen. Bei den Bauinvestitionen kann nach dem sehr starken Einbruch im ersten Quartal nunmehr mit einer Stabilisierung gerechnet werden. Vermutlich wird die Bautätigkeit wieder etwas ausgeweitet werden, zumal sich der Rückgang der Auftragseingänge beim Bauhauptgewerbe im Verlauf des ersten Halbjahres nicht fortgesetzt hat.

Die Exporte dürften in nahezu unverändertem Tempo zunehmen; dagegen lässt die schwache Binnennachfrage keine Dynamik bei den Importen erwarten.

Alles in allem dürfte die Stagnation des realen Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal anhalten. Bei einer solchen Entwicklung würde der entsprechende Vorjahreswert um etwa 1 % übertroffen werden.


Addendum: Saisonbereinigte Ergebnisse nach dem X12-ARIMA-Verfahren  Das DIW hat in seinen Konjunkturberichten zur vierteljährlichen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung bisher ausschließlich mit der BV4-Methode und eigenen Arbeitstagefaktoren saison- und arbeitstäglich bereinigte Ergebnisse veröffentlicht. Um aber die Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit der amtlichen Statistik zu wahren, werden ausgewählte saisonbereinigte Verläufe, die mit dem X12-ARIMA-Verfahren berechnet werden, zusätzlich ausgewiesen. Diesen liegen auch die vom Statistischen Bundesamt benutzten spezifischen Parametereinstellungen und Kalenderfaktoren zugrunde. Abweichungen in den Ergebnissen zur BV4-Methode sind in erster Linie mit der Verwendung unterschiedlicher Kalenderfaktoren zu erklären. Dies kann bei den Quartalsverläufen zu größeren Abweichungen führen. In der Halbjahresbetrachtung gleichen sich diese aber annähernd wieder aus.

[1] Analysiert werden in diesem Bericht, soweit nicht anders gekennzeichnet, saison- und arbeitstäglich bereinigte Zeitreihen. Die Saisonbereinigung wurde nach dem Berliner Verfahren (BV4) vorgenommen. Ergänzend wurde auch eine Saisonbereinigung mit X12-ARIMA durchgeführt (siehe Addendum am Ende des Berichts).

 
cap blaubär:

zum Tabellensalat bitte rüber

 
18.08.01 16:57
www.diw.de/deutsch/publikationen/...berichte/docs/01-33-1.html
comroadi:

watn kaos o.T.

 
18.08.01 17:39
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--