Warum der Neue Markt nicht zur Ruhe kommt

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Dixie:

Warum der Neue Markt nicht zur Ruhe kommt

 
23.02.01 10:14
Warum der Neue Markt nicht zur Ruhe kommt
 


Von Raimund Brichta
Was würden Sie davon halten, wenn Ihnen jemand Aktien für - sagen wir - fünfzehn Euro pro Stück zum Kauf anböte, die er vor vier Wochen für nur einen Euro erstanden hat? Sie würden ihn wahrscheinlich für größenwahnsinnig erklären: eintausendvierhundert Prozent Kursgewinn in nur einem Monat - womit lässt sich das rechtfertigen? Solange Sie noch alle Sinne beisammen haben, lehnen Sie ein solches Angebot natürlich ab.

Die Umtriebigkeit der Schamlosen...

Am Neuen Markt hatten viele Anleger ihre Sinne offenbar nicht mehr beisammen. Sonst hätten sie Folgendes nicht mitgemacht: Vorstände und Aufsichtsräte mitsamt ihren Verwandten, Freunden und Bekannten legten sich bei vorbörslichen Kapitalerhöhungen dicke Aktienpakete ins Depot, für die sie häufig nur einen Euro je Aktie bezahlten. Schamlos brachten sie die Firma oft schon wenige Wochen danach an die Börse - mit tausend, zweitausend oder sogar dreitausend Prozent Aufschlag auf den Preis, den sie selbst noch kurz vorher bereit gewesen waren, auf den Tisch zu legen. Die ganz Dreisten verscherbelten gleich beim Börsengang wieder einen Teil ihrer Papiere und sahnten damit ganz unverhohlen ab. "Umplatzierung" nannte man das vornehm. Komischerweise haben das alle gewusst. Oder zumindest hätten es alle wissen müssen; es stand nämlich in den Emissionsprospekten. Nur reingeschaut hat wohl keiner...

Diese Methode der Selbstbereicherung ist besonders frech. Denn es ist schon ein großes Privileg, dass man beim Börsengang Millionen von den Anlegern einsammeln darf - häufig nur für eine Idee, die aufgehen kann oder auch nicht. Nehmen wir an, der zweite Fall würde eintreten, und die Millionen der anderen werden verbrannt: Müssten die Initiatoren dann nicht schon dankbar sein, wenn Sie selbst ohne Verlust aus dem Projekt herauskommen? Aber das reicht vielen "Unternehmern" der New Economy nicht. Sie und ihre Mitläufer wollen selbst im Fall des Scheiterns noch fürstlich entlohnt werden.

... kennt keine Grenzen

Das Irrsinnige ist, dass sie sich diese Entlohnung auch jetzt noch holen können, wo ihre Aktien am Neuen Markt bereits um siebzig, achtzig oder neunzig Prozent zusammengefaltet wurden. Denn selbst mit solchen Ausverkaufskursen lassen sich schöne Gewinne einfahren - vorausgesetzt, man hat vorher im Selbstbedienungsladen preiswert eingekauft. An der Börse finden diese "Preisbewussten" nach wie vor genügend Dumme, denen man die Papiere für ein Vielfaches des eigenen Einstandspreises andrehen kann. Dann entpuppen sich sogar Penny-Aktien wie Letsbuyit noch als wahre Kursraketen.
Es gibt Unternehmen am Neuen Markt, bei denen auch heute noch weit mehr als die Hälfte der ausgegebenen Aktien von Aktionären gehalten werden, die vorbörslich zu Dumpingpreisen eingestiegen sind. Solange diese Leute auf satten Gewinnen sitzen, ist die Versuchung zum Verkauf groß, egal wie "tief" der Kurs bereits gefallen ist. Solange bleibt Druck auf diesen Aktien, und solange bleibt auch diese gigantische Umverteilung nach Art des Neuen Marktes in Gang.

Mit dem Segen des Finanzministers

Doch damit nicht genug: Die ganz schlauen Umverteiler wollen beim Absahnen auch noch Steuern sparen. Das heißt, sie wollen ihre Kursgewinne möglichst steuerfrei einstreichen. Wer eine Beteiligung hat, die zwischen einem und zehn Prozent am Grundkapital eines Unternehmens ausmacht, muss sich damit nun allerdings beeilen. Denn diesen Leuten gestattet es Finanzminister Eichel nur noch in diesem Jahr, Aktiengewinne zu kassieren, ohne einen Teil davon ans Finanzamt abzugeben. Und das trifft genau unsere Klientel: Vorstände, Aufsichtsräte, Friends and Familys. Die Konsequenz: Viele von ihnen werden ihre Aktien noch in diesem Jahr auf den Markt werfen und damit die Kurse weiter belasten.
Auch deshalb wird der Neue Markt nicht so schnell zur Ruhe kommen.

Wulfman Jack:

vielleich häät brichta

 
23.02.01 10:26
noch ein par andere "kleinigkeiten" erwähnen sollen.

wie z.B frisierte bilanzen, "großkundenaufträge" pünktlich zum lock-up ende.

bilanztechnische aktivierung von software erstellungkosten.
um sogenannte gewinne auszuweisen. die abschreibungen werden dann dem ertaunten puplikum nach ausstiegt von friends und familiy präsentiert.
bei den medien unternehmen läst sich das natürlich mit der "wertvollen"
rechtebibliothek machen.
usw. usw. usw.

so long

Wulfman Jack

cap blaubär:

Traumtänzer

 
23.02.01 10:36
das impliziert doch ne Eigenständigkeit des NMs,sowas ist natürlch mumpitz dieses Marionettenkasperletheater wird natürlich aus USA gesteuert was wenn man sich diesen traurigen Haufen von "Fachleuten"soo ansieht auch unser Glück ist.
blaubärgrüsse  
Dixie:

Die fragwürdigen bis kriminellen Handlungen

 
23.02.01 14:07
verschiedener Altaktionäre und Co. wirst Du aber doch nicht leugen können, Cap? Sicher hängen unsere Börsen stark von den USA ab, doch die Machenschaften die Brichta und Wulman Jack da ansprechen, verstärken das "Marionettenkasperletheater" doch auch noch.
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