Hypo-Vereinsbank ringt um frisches Kapital
Die Hypo-Vereinsbank (HVB) versucht mit allen Mitteln, ihre schweren Probleme in den Griff zu bekommen. Nach Informationen des Handelsblatts aus Bankenkreisen arbeitet Vorstandschef Dieter Rampl zurzeit an Plänen für eine milliardenschwere Zwangswandelanleihe, mit der er den dringenden Kapitalbedarf von Deutschlands zweitgrößter Bank befriedigen will.
HB FRANKFURT/M. Eine Zwangswandelanleihe wird auf jeden Fall in Aktien zurückgezahlt. Bei üblichen Wandelanleihen können die Anleger wählen, ob sie das eingesetzte Kapital in bar oder zu einem vorher festgesetzten Umtauschverhältnis in Aktien des Konzerns erhalten wollen. Die HVB wollte dies am Mittwoch nicht kommentieren: „Zu Marktgerüchten und Spekulationen nehmen wir grundsätzlich keine Stellung.“
In der ohnehin schwierigen Situation der HVB muss sich Rampl offenbar auch gegen internen Widerstand zur Wehr setzen. Teile der Führungsgremien der Bank zweifeln nach Informationen des Handelsblatts an der Sanierungsstrategie des Vorstandschefs. Rampl hatte erst zum Jahreswechsel das Ruder von Albrecht Schmidt übernommen, der an die Aufsichtsratsspitze wechselte.
Die Hypo-Vereinsbank hat 2002 mit einem Rekordverlust von 858 Mill. Euro abgeschlossen. Gleichzeitig sank die Kernkapitalquote des Instituts auf 5,6 %. Analysten betrachten 6 % als untere akzeptable Grenze. Rampl hat angekündigt, die Quote bis Ende 2003 wieder auf 7 % aufstocken zu wollen. Für dieses Jahr kündigte der Vorstandschef zwar die Rückkehr der HVB in die Gewinnzone an, aber in den Führungsetagen der Bank gibt es auch deutlich skeptischere Stimmen. Statt der angekündigten „schwarzen Null“ könnte es angesichts der angespannten Lage am Kapitalmarkt und der flauen Konjunktur durchaus zu einem Verlust von mehreren Hundert Millionen Euro kommen, heißt es. So liegt der offiziellen Planung der Bank unter anderem ein Handelsergebnis von einer Mrd. Euro zu Grunde. Diese Schätzung gilt den hausinternen Kritikern Rampls als „deutlich zu optimistisch“. Rampl hingegen zeigt sich überzeugt, dass sein Programm „Transformation 2003“ die Bank wieder auf Kurs bringen wird.
Die HVB muss ihre Kapitalbasis stärken – vor allem, um die internationalen Ratingagenturen zu beruhigen, die die Bonität von Banken und Unternehmen benoten. Moody’s und Standard & Poor’s hatten die Bewertung der HVB letztes Jahr bereits nach unten korrigiert. Eine weitere Herabstufung würde die Refinanzierung der Bank erheblich verteuern. Um das zu verhindern, verhandele das Institut mit Investmentbanken über eine Zwangswandelanleihe mit einem Volumen von etwa 3 bis 4 Mrd. Euro, hieß es gestern in Finanzkreisen. Mit einer Platzierung sei frühestens im zweiten Quartal zu rechnen. Rampl wolle zunächst den Geschäftsverlauf der ersten drei Monate abwarten. Außerdem spreche die starke Verunsicherung an der Börse gegen eine schnellere Platzierung.
Quelle: Handelsblatt
HANDELSBLATT, Donnerstag, 27. Februar 2003, 07:20 Uhr