Johann Hahlen
Präsident des Statistischen Bundesamtes
Statement
18. Oktober 2002
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Pressegespräch
"Wahl zum 15. Deutschen Bundestag
Erste Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik"
am 18. Oktober 2002 in Wiesbaden
Statement des Bundeswahlleiters Johann Hahlen
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrte Damen und Herren,
erstmals seit 1990 ist bei einer Bundestagswahl wieder eine Repräsentative Wahlstatistik durchgeführt worden; bei den Bundestagswahlen 1994 und 1998 hatte der Gesetzgeber die Repräsentative Wahlstatistik ausgesetzt. Mit der Repräsentativen Wahlstatistik lässt sich das Wahlverhalten bei einer Bundestagswahl nach Altersgruppen und Geschlecht sowie nach der Struktur der Wähler und Nichtwähler analysieren.
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1. Wie funktioniert die Repräsentative Wahlstatistik ?
Die Repräsentative Wahlstatistik ist eine Stichprobenerhebung. Die Auswahl der Stichprobenwahlbezirke trifft der Bundeswahlleiter im Einvernehmen mit den Landeswahlleitern und den Statistischen Ämtern der Länder. Nach § 3 des Wahlstatistikgesetzes (WStatG) dürfen nicht mehr als fünf vom Hundert der Wahlbezirke und der Briefwahlbezirke des Bundesgebietes und nicht mehr als zehn vom Hundert der Wahlbezirke und der Briefwahlbezirke eines Landes an der Repräsentativen Wahlstatistik teilnehmen. Die ausgewählten Wahlbezirke müssen darüber hinaus jeweils mindestens 400 Wahlberechtigte (bei der Urnenwahl; bei der Briefwahl: 400 Wähler) umfassen. Die Stimmzettel aus der Repräsentativen Wahlstatistik werden von den übrigen Wahlunterlagen, insbesondere den Wählerverzeichnissen, getrennt und von den Statistischen Landesämtern ausgewertet. Diese Regelungen tragen dem Gebot der Anonymität der Repräsentativen Wahlstatistik Rechnung und garantieren somit die Wahrung des Wahlgeheimnisses.
Aus den ca. 80 000 Wahlbezirken und ca. 10 000 Briefwahlbezirken wurden für die Wahl zum 15. Deutschen Bundestag am 22. September 2002 für die Feststellung der Wahlbeteiligung der Männer und Frauen nach Altersgruppen 2 496 Urnenwahlbezirke ausgewählt. Die Stimmabgabe der Männer und Frauen nach Altersgruppen wurde in 2 617 Urnenwahlbezirken und 375 Briefwahlbezirken (insg. also 2 992 Wahlbezirken) statistisch erfasst. Dieser Stichprobenumfang gewährleistet, dass die Ergebnisse der ausgewählten Bezirke für die Gesamtheit des Wahlgebietes und für die einzelnen Bundesländer repräsentativ sind.
Für eine Vorabauswertung wurde aus den Stichprobenwahlbezirken der Repräsentativen Wahlstatistik eine Unterstichprobe gezogen. Diese umfasst mit 324 Wahlbezirken etwa 10 % der gesamten Stichprobe und damit etwa 0,4 % aller Wahlbezirke. Auf eine Einbeziehung von Briefwahlbezirken in die Unterstichprobe wurde wegen der geringen Anzahl von Stichprobenwahlbezirken verzichtet.
Die Repräsentative Wahlstatistik ermöglicht von ihrer Anlage her keine Analyse von Wahlmotiven. Sie liefert aber der Wahlforschung die wesentlichen Basisinformationen sowie Ansatzpunkte für weitere Forschungen; sie stellt damit den objektiven Bezugsrahmen zur Einordnung der Forschungsergebnisse bereit.
Auszählungsmerkmale
Bei der Wahl zum 15. Deutschen Bundestag wurde die Wahlbeteiligung – wie seit der Bundestagswahl 1972 (mit Ausnahme von 1994 und 1998 wegen der vorübergehenden Aussetzung der repräsentativen Wahlstatistik) – nach Geschlecht (männlich/weiblich) sowie nach den folgenden zehn Altersgruppen ermittelt:
Geburtsjahr das entspricht einem Alter
von
1982 bis 1984 18 bis 20 Jahren
1978 bis 1981 21 bis 24 Jahren
1973 bis 1977 25 bis 29 Jahren
1968 bis 1972 30 bis 34 Jahren
1963 bis 1967 35 bis 39 Jahren
1958 bis 1962 40 bis 44 Jahren
1953 bis 1957 45 bis 49 Jahren
1943 bis 1952 50 bis 59 Jahren
1933 bis 1942 60 bis 69 Jahren
1932 und früher 70 Jahre und älter
Die Stimmabgabe wurde – ebenfalls seit 1972 – nach Geschlecht (männlich/weiblich) sowie nach den folgenden fünf Altersgruppen ermittelt:
Geburtsjahr
das entspricht einem Alter
von
1978 bis 1984
18 bis 24 Jahren
1968 bis 1977
25 bis 34 Jahren
1958 bis 1967
35 bis 44 Jahren
1943 bis 1957
45 bis 59 Jahren
1942 und früher
60 Jahre und älter
Die Gruppierung der Wählerinnen und Wähler stellt sicher, dass Rückschlüsse auf die Stimmabgabe einzelner Wählerinnen und Wähler ausgeschlossen sind und das Wahlgeheimnis gewahrt bleibt.
Die Wahlberechtigten wurden im Wahllokal bzw. mit der Zusendung der Briefwahlunterlagen über die Teilnahme an der repräsentativen Wahlstatistik informiert. Den Wählerinnen und Wählern in den ausgewählten Stichprobenwahlbezirken wurde zur Durchführung der Statistik ein Stimmzettel mit Unterscheidungsaufdruck (männlich/weiblich/Altersgruppe) ausgehändigt.
Umfang der Vorab-Ergebnisse
Wegen des geringen Stichprobenumfangs der Unterstichprobe war eine Nachweisung der Ergebnisse nach Ländern nicht möglich.
Erste vorläufige Ergebnisse wurden nur für Deutschland sowie für das "Frühere Bundesgebiet" und für die "Neuen Bundesländer einschl. Berlin-Ost" getrennt dargestellt. Die Zusammenstellung der Ergebnisse erfolgte durch die Statistischen Landesämter und das Statistische Bundesamt in Wiesbaden.
Die Stichprobe der Repräsentativen Wahlstatistik war nicht darauf hin angelegt, für alle Parteien gleich präzise Ergebnisse zu erzielen. Zudem konnten bei der Gestaltung der Stichprobe die Stimmanteile von Kleinstparteien nicht berücksichtigt werden. Die Ergebnisse für die Republikaner (REP) und die Partei Rechtsstaatlicher Offensive (Schill) sind deshalb wegen geringer Fallzahlen in der Stichprobe mit einem sehr großen Zufallsfehler behaftet und weisen nicht die erforderliche Zuverlässigkeit auf.
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2. Was ist der Unterschied zu Wählerbefragungen ?
Die Repräsentative Wahlstatistik hat den Vorteil, dass sie die tatsächliche Wahlbeteiligung und Stimmabgabe darstellt, da sie nicht auf Umfragedaten, sondern auf der Auszählung von Wählerverzeichnissen und Stimmzetteln in den ausgewählten Stichprobenwahlbezirken beruht. Während die Umfragen der Wahlforschungsinstitute nach der Stimmabgabe erfolgen und freiwilliger Natur sind, nehmen alle Wählerinnen und Wähler in den ausgewählten Bezirken an der durch das Wahlstatistikgesetz (WStatG) gesetzlich geregelten Statistik, die das Wahlverhalten im Zeitpunkt der
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3. Wie hoch war die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2002 ?
Für die Bundestagswahl 2002 waren nach den Auszählungen der Wählerverzeichnisse 61,4 Mill. Personen wahlberechtigt. Die Zahl der Wähler betrug 48,6 Mill. Daraus ergab sich eine Wahlbeteiligung von 79,1 %. Damit lag die Wahlbeteiligung um 3,1 Prozentpunkte unter der von 1998 (82,2 %) und 0,1 Prozentpunkte über der von 1994 (79,0 %). Über dem Durchschnitt lag die Wahlbeteiligung in neun Ländern, und zwar in Bayern mit 81,5 %, in Baden-Württemberg mit 81,1 %, in Niedersachsen mit 81,0 %, in Schleswig-Holstein mit 80,7 %, in Nordrhein-Westfalen mit 80,3 %, in Hessen mit 80,1 %, in Rheinland-Pfalz und im Saarland mit 80,0 % und in Hamburg mit 79,6 %. In den übrigen Ländern betrug sie zwischen 68,8 % und 78,8 %. Am niedrigsten war die Wahlbeteiligung in Sachsen-Anhalt mit 68,8 %. Wie bei allen Bundestagswahlen seit Wiedergewinnung der Deutschen Einheit im Jahre 1990 lag die Wahlbeteiligung in allen neuen Bundesländern unter dem Bundesdurchschnitt (Ausnahme: Thüringen bei der Bundestagswahl 1998).
Die vergleichsweise niedrige Wahlbeteiligung zeichnete sich bereits während des Wahltages ab: Während 1998 um 14.00 Uhr bereits 47 % ihre Stimme abgegeben hatten, waren es 2002 zu diesem Zeitpunkt lediglich 43 %.
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4. Gab es Unterschiede bei der Wahlbeteiligung zwischen Ost und West ?
Die Wahlbeteiligung in den Bundesländern lag bei der Bundestagswahl 2002 zwischen 68,8 % (Sachsen-Anhalt) und 81,5 % (Bayern). Die fünf niedrigsten Wahlbeteiligungen lagen in den fünf neuen Bundesländern (68,8 % bis 74,8 %). Bis auf Bayern (+ 2,3 Prozentpunkte) war in allen Bundesländern im Vergleich zur Bundestagswahl 1998 ein zum Teil deutlicher Rückgang der Wahlbeteiligung zu verzeichnen, am stärksten in Sachsen-Anhalt (– 8,3 Prozentpunkte), Sachsen (– 7,9 Prozentpunkte) und Thüringen (– 7,5 Prozentpunkte), am schwächsten in Baden-Württemberg (– 2,0 Prozentpunkte), Schleswig-Holstein (– 1,7 Prozentpunkte) und Hamburg (– 1,5 Prozentpunkte).
Die Wahlbeteiligung in den neuen Ländern (einschließlich Berlin-Ost) lag bei 72,8 % (1998: 79,9 %) im Vergleich zu 80,6 % (1998: 82,8 %) in den alten Bundesländern (einschließlich Berlin-West). Der Abstand zwischen den Wahlbeteiligungen in Ost- und Westdeutschland ist größer geworden: Betrug dieser Abstand 1998 noch 2,9 Prozentpunkte, so ist er 2002 auf 7,8 Prozentpunkte angewachsen.
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5. Gab es Unterschiede bei der Wahlbeteiligung zwischen Jung und Alt, zwischen Männern und Frauen?
Die Wahlbeteiligung von Männern und Frauen nach Altersgruppen zeigt nach der Vorab-Auswertung der Repräsentativen Wahlstatistik für die Bundestagswahl 2002 folgendes Bild:
Knapp 70 % der unter 30-Jährigen gaben ihre Stimme ab
Der seit den achtziger Jahren zu beobachtende Trend zur Wahlenthaltung bei den Wählerinnen und Wählern unter 30 Jahren hat sich nicht fortgesetzt. Bei der Bundestagswahl 1980 (alte Bundesländer ohne Berlin-West) hatte die Wahlbeteiligung der 18- bis 29-Jährigen noch knapp über 80 % gelegen. Aus dieser Altersgruppe beteiligten sich bei der Bundestagswahl 1990 nur noch rund zwei Drittel (67,7 %) der Wahlberechtigten. Dieser Abwärtstrend hat sich bei der Bundestagswahl 2002 nicht fortgesetzt. Die Wahlbeteiligung der Wählerinnen und Wähler unter 30 Jahren hat im Vergleich zu 1990 um 2,2 Prozentpunkte zugenommen und lag 2002 bei 69,9 %.
Die zuvor dargestellten Unterschiede zwischen der Wahlbeteiligung in Ost und West treffen dabei auch für die Altersgruppe der unter 30-Jährigen zu: Aus dieser Altersgruppe beteiligten sich im Westen 72,1 % der Wahlberechtigten an der Bundestagswahl 2002, im Osten nur 62,2 %.
Niedrigste Wahlbeteiligung in der Gruppe der 21- bis 24-Jährigen
Die niedrigste Wahlbeteiligung zeigte die Altersgruppe der 21- bis 24-Jährigen. Mit 68,0 % lag die Wahlbeteiligung um 11,1 Prozentpunkte unter der Wahlbeteiligung aller Altersgruppen. Die 21- bis 24-jährigen Frauen beteiligten sich sogar nur zu 67,6 % an der Bundestagswahl.
Höchste Wahlbeteiligung wieder bei den Älteren
Die Wahlbeteiligung nahm ab der Altersgruppe der 21- bis 24-Jährigen mit steigendem Alter zu, wobei die Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen mit 85,9 % die höchste Wahlbeteiligung zu verzeichnen hatte. Da diese Altersgruppe zudem unter allen zehn Altersgruppen der Repräsentativen Wahlstatistik zur Wahlbeteiligung mit ca. 10,1 Mill. Menschen die zahlenmäßig größte war, kommt der hohen Wahlbeteiligung dieser Altersgruppe ab 60 Jahren besondere Bedeutung zu.
Höchste Wahlbeteiligung
Die höchste Wahlbeteiligung wiesen mit 87,6 % die westdeutschen Männer der Altersgruppe zwischen 60 und 69 Jahren auf.
Niedrigste Wahlbeteiligung
Die niedrigste Wahlbeteiligung lag mit 59,7 % bei den ostdeutschen Frauen der Altersgruppe der 21- bis 24-Jährigen.
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6. In welchen Wahlkreisen war die Wahlbeteiligung am höchsten, wo am niedrigsten ?
Die Wahlkreise mit den fünf höchsten Wahlbeteiligungen waren München-Land (Wahlkreis 223, Wahlbeteiligung 86,0 %), Starnberg (Wahlkreis 225, Beteiligung 85,3 %), Coesfeld-Steinfurt II (Wahlkreis 128, Beteiligung 84,7 %), Fürstenfeldbruck (Wahlkreis 217, Beteiligung 84,6 %) und Roth (Wahlkreis 247, Beteiligung ebenfalls 84,6 %).
In den folgenden Wahlkreisen lag die Wahlbeteiligung am niedrigsten: Börde (Wahlkreis 70, Beteiligung 65,7 %), Stralsund-Nordvorpommern-Rügen (Wahlkreis 15, Beteiligung 67,9 %), Burgenland (Wahlkreis 74, Beteiligung 68,4 %), Elbe-Havel-Gebiet (Wahlkreis 67, Beteiligung 68,5 %) sowie Greifswald-Demmin-Ostvorpommern (Wahlkreis 16, Beteiligung 68,6 %).
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7. Wie hoch war der Anteil der Briefwähler bei der Bundestagswahl 2002 ?
Der Anteil der Briefwähler an den Wählern lag nach dem amtlichen Endergebnis mit 18,0 % um 2,0 Prozentpunkte höher als 1998 und erreichte den höchsten Wert seit Einführung der Briefwahl bei der Bundestagswahl 1957. Der Trend zur Briefwahl hält also an. Bemerkenswert ist, dass die Briefwahlquoten in den fünf neuen Bundesländern zum Teil deutlich niedriger ausgefallen sind als auf dem Gebiet der früheren Bundesrepublik (einschl. Berlin-Ost): Sie reichen von 10,7 % (Brandenburg) bis 12,7 % (Thüringen). In den alten Bundesländern lagen die Quoten zwischen 15,5 % (Niedersachsen) und 25,4 % (Hamburg). In keinem Bundesland wählten 2002 weniger Wahlberechtigte per Brief als 1998. Es ist allerdings zu erkennen, dass sich die Briefwahlquoten in Ost und West einander annähern.
Zum Vergleich die Anteile der Briefwähler an den Wählern bei einigen vorangegangenen Bundestagswahlen:
1957 :
4,9 %
1990:
9,4 %
1994:
13,4 %
1998:
16,0 %
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8. Welche Unterschiede gab es bei den Zweitstimmen, bezogen auf Männer und Frauen, Ältere und Junge ?
Hinsichtlich der Stimmabgabe von Männern und Frauen zeigte sich nach der Vorab-Auswertung der Repräsentativen Wahlstatistik bei der Bundestagswahl 2002 folgendes Bild:
Frauen bevorzugten SPD, Männer CDU und CSU
Männer bevorzugten bei der Bundestagswahl 2002 CDU und CSU, Frauen wählten eher SPD: Bei den Männern lagen die Unionsparteien mit 40,6 % um 2,5 Prozentpunkte vor der SPD, bei den Frauen lag die SPD mit 41,5 % um 2,8 Prozentpunkte vor den Unionsparteien. Die SPD erreichte ihr bestes Ergebnis mit 42,8 % bei den weiblichen Jungwählern zwischen 18 und 24 Jahren. Das beste Ergebnis hatten die Unionsparteien mit 47,0 % bei den über 60-jährigen Männern.
SPD verbuchte bundesweit ähnlich hohen Zuspruch in allen Altersgruppen, CDU eher uneinheitlich
Auffällig ist, dass die SPD bei Männern und Frauen in allen Altersgruppen ähnlich hohen Zuspruch erfahren hat. Ihr Wahlerfolg differierte bei allen Altersgruppen nur um 3,0 Prozentpunkte (zwischen 37,9 % bei den 25- bis 34-Jährigen und 40,9 % bei den 45- bis 59-Jährigen). Bei der CDU betrug diese Differenz zwischen den Altersgruppen immerhin 11,4 Prozentpunkte (zwischen 35,1 % bei den 35- bis 44-Jährigen und 46,5 % bei den ab 60-Jährigen).
Ausgeglichenes Bild bei den kleineren Parteien
Den GRÜNEN haben 7,6 % der Frauen und 6,8 % der Männer ihre Zweitstimme gegeben. FDP und PDS haben jeweils ein leichtes Stimmenmehr bei den Männern (7,1 % zu 6,1 % bei den Frauen bzw. 4,4 % zu 3,8 % bei den Frauen). Die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind nicht so groß wie bei den großen Parteien, sie reichten von 0,8 Prozentpunkten bei den GRÜNEN bis zu 1,0 Prozentpunkten bei der FDP.
Männer scheinen eine leichte Vorliebe für kleinere Parteien zu haben: GRÜNE, FDP, PDS und die sonstigen Parteien erhielten zusammen 21,4 % der Zweitstimmen der Männer. Bei den Frauen lag dieser Anteil nur bei 19,7 %.
PDS in allen Altersgruppen unter 5 Prozent
Die PDS, die nach dem amtlichen Endergebnis 4,0 % der Zweitstimmen erhielt, erreichte nach der Vorab-Auswertung der Repräsentativen Wahlstatistik bei den 45- bis 59-Jährigen mit 4,8 % ihr bestes Ergebnis. Betrachtet man das Wahlverhalten in den einzelnen Altersgruppen zusätzlich nach Geschlecht, so konnte die PDS nur in der Gruppe der 45- bis 59-jährigen Männer die Fünf-Prozent-Hürde überspringen (5,0 %).
Gut 86 % der älteren Wähler entschieden sich für die großen Volksparteien
Die älteren Wähler bevorzugten überdurchschnittlich oft die großen Volksparteien. So haben 86,1 % der ab 60-Jährigen ihre Stimme der SPD oder den Unionsparteien gegeben. Dieser Anteil lag bei den Wählerinnen und Wählern unter 24 Jahren bei 74,6 %, in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen sogar nur bei 73,9 %.
Zugleich hatten die kleineren Parteien – in erster Linie die GRÜNEN und die FDP – bei den jüngeren Wählern mehr Rückhalt als in den älteren Altersgruppen: Die FDP erreichte in den Wählergruppen unter 35 Jahren mit 8,9 % der Stimmen der 18- bis 24-Jährigen und 9,2 % der Stimmen der 25- bis 34-Jährigen im Vergleich zum Bundesergebnis (7,4 %) ein überdurchschnittliches Zweitstimmenergebnis. Ab 35 Jahren lag der Zweitstimmenanteil unterhalb des Bundesdurchschnittes (zwischen 4,9 % und 6,6 %). Die FDP erreichte ihr bestes Ergebnis mit 10,1 % bei den 25- bis 34-jährigen Männern, ihr schlechtestes bei den ab 60-jährigen Frauen (4,7 %).
Bei den GRÜNEN zeigte sich ein ähnliches Bild: In den Altersgruppen bis 44 Jahre haben Die GRÜNEN Zweitstimmenergebnisse über dem Bundesdurchschnitt aller Altersgruppen erzielt (zwischen 8,6 % und 10,7 %). Jenseits eines Alters von 45 Jahren lässt der Zuspruch nach und fällt in der Altersgruppe ab 60 Jahren mit 3,2 % unter die Fünf-Prozent-Marke. Die GRÜNEN erreichten ihr bestes Ergebnis mit 12,1 % bei den 35- bis 44-jährigen Frauen, ihr schlechtestes bei den Männern ab 60 Jahren (2,8 %).
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9. Wie unterschied sich die Stimmabgabe im Ost-West-Vergleich?
Im Ost-West-Vergleich ergibt sich nach der Vorab-Auswertung der Repräsentativen Wahlstatistik folgendes Bild:
PDS im Osten, GRÜNE im Westen stark
Zwei Parteien mit deutlich ausgeprägten regionalen Schwerpunkten haben sich im Ost-West-Vergleich heraus gebildet: Die PDS im Osten und die GRÜNEN im Westen. Die GRÜNEN erreichten im Westen 9,4 %, im Osten nur 4,7 %. Die PDS hingegen erreichte in Ostdeutschland 16,9 %, im Westen hatte sie mit 1,1 % nur geringen Erfolg.
SPD verbuchte nur im Westen ähnlich hohen Zuspruch in allen Altersgruppen
Der bundesweit ähnlich hohe Zuspruch für die SPD in allen Altersgruppen weist in der Differenzierung nach Ost- und Westdeutschland allerdings nicht geringe Unterschiede auf: Der Wahlerfolg bei allen Altersgruppen differierte im Westen nur um 2,8 Prozentpunkte (zwischen 38,3 % bei den 25- bis 34-Jährigen und 41,1 % bei den 35- bis 44-Jährigen). Im Osten waren die Unterschiede beim Wahlerfolg in den verschiedenen Altersgruppen deutlicher: Die Spanne der für die SPD abgegebenen Zweitstimmen reichte von 36,1 % bei den 25- bis 34-Jährigen bis 44,1 % bei den ab 60-Jährigen, eine Differenz von 8,0 Prozentpunkten. Bei den ostdeutschen Wählern ist der Rückhalt der SPD bei den Älteren besonders hoch: Die ab 60-jährigen ostdeutschen Frauen wählten die Sozialdemokraten sogar zu 46,3 %.
Der besondere Wahlerfolg der Unionsparteien bei den Älteren ist auf Westdeutschland beschränkt
Die CDU erreichte in den neuen Ländern (einschließlich Berlin-Ost) in allen Altersgruppen ähnliche Zweitstimmenergebnisse. Ihre Wahlergebnisse reichten von 23,7 % bei den Jungwählern zwischen 18 und 24 Jahren bis 28,8 % bei den ab 60-Jährigen, differierten also um 5,1 Prozentpunkte, verglichen mit 14,5 Prozentpunkten im früheren Bundesgebiet. In Westdeutschland vereinigten CDU und CSU 50,9 % der Zweitstimmen der ab 60-Jährigen auf sich, der Abstand auf die nächst stärkere Altersgruppe (40,5 % bei den 45- bis 59-Jährigen) war mit 10,4 Prozentpunkten bemerkenswert hoch.
FDP und GRÜNE hatten in Ost- und Westdeutschland weniger Rückhalt bei den Älteren
Der geringere Rückhalt für FDP und GRÜNE bei den älteren Wählern zeigte sich in Ost- und WestDeutschland gleichermaßen: Während die GRÜNEN in den neuen Bundesländern in jeder Altersgruppe mindestens um 3,7 Prozentpunkte schlechter abschnitten als im Westen (die Spanne reichte von – 3,7 Prozentpunkten bei den 25- bis 34-Jährigen über –4,0 Prozentpunkte bei den 18- bis 24-Jährigen bis – 6,7 Prozentpunkten bei den 35- bis 44-Jährigen), erreichte die FDP in Ost- und Westdeutschland ähnlich hohe Ergebnisse. In der Gruppe der Jungwähler bis 34 Jahre schnitt die FDP in Ostdeutschland sogar besser ab: Bei den 18- bis 24-Jährigen erreichte die FDP im Osten 11,0 %, im Westen 8,3 % (+ 2,7 Prozentpunkte). In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen wurden im Osten 10,2 %, im Westen 9,0 % erreicht (+ 1,2 Prozentpunkte).
In der Altersgruppe der ab 60-Jährigen erreichten die GRÜNEN hingegen im früheren Bundesgebiet nur einen Zweitstimmenanteil von 3,3 % und in den neuen Bundesländern (einschl. Berlin-Ost) 2,8 %. Auch die FDP lag in dieser Altersgruppe mit 5,3 % (früheres Bundesgebiet) bzw. 3,7 % (neue Länder einschl. Berlin-Ost) der Zweitstimmen deutlich unter ihrem Ergebnis bei den jüngeren Wählern.
PDS in Ostdeutschland in allen Altersgruppen unter 20 Prozent
Die PDS, die nach dem amtlichen Ergebnis in den neuen Ländern (einschl. Berlin-Ost) 16,9 % der Zweitstimmen erhielt (im Vergleich zu 21,6 % bei der Bundestagswahl 1998) konnte dort in der Gruppe der ab 60-Jährigen mit 18,8 % ihr bestes Ergebnis erzielen. Nur bei den Männern dieser Altersgruppe gelang es ihr, die Zwanzig-Prozent-Marke zu überspringen (21,3 %).
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10. Wie setzte sich die jeweilige Wählerschaft der im Bundestag vertretenen Parteien zusammen ?
Hinsichtlich der demographischen Zusammensetzung der Wählerschaft der einzelnen Parteien zeigt sich nach den Vorab-Ergebnissen aus der Repräsentativen Wahlstatistik folgendes Bild, das im Vergleich mit den Wahlberechtigten nach Alter und Geschlecht auch Anhaltspunkte gibt, in welchem Umfang die Parteien ihr Wählerpotenzial mobilisieren konnten:
Der Anteil der Wahlberechtigten ab 60 Jahren betrug bei der Bundestagswahl 2002 32,4 % aller Wahlberechtigten. CDU, CSU und SPD hatten – das wurde bereits bei der Analyse der abgegebenen Stimmen deutlich – einen großen Wähleranteil in der älteren Generation. Das zeigt sich besonders deutlich bei den Unionsparteien, von deren Wählern 37,6 % mindestens 60 Jahre alt sind. Bei der SPD beträgt der entsprechende Anteil der ab 60-jährigen mit 31,8 % fast 6 Prozentpunkte weniger und entspricht in etwa dem Anteil der Wahlberechtigten ab 60 Jahren an allen Wahlberechtigten.
Der Anteil der Wahlberechtigten der jüngsten Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren betrug bei der Bundestagswahl 2002 9,1 % aller Wahlberechtigten. Der Anteil der jüngsten Wählergruppe betrug bei der SPD 8,1 %, bei CDU und CSU 7,4 %. In beiden großen Parteien lag der Anteil der Jungwähler damit unter deren Anteil an den Wahlberechtigten.
In der Wählerschaft der GRÜNEN dominierten die mittleren Altersgruppen: Mit 32,2 % gehörte ein knappes Drittel ihrer Wähler – das galt für Männer und Frauen gleichermaßen – zur Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen. Die älteste Wählergruppe ab 60 Jahren war in der Wählerschaft der GRÜNEN unterrepräsentiert: Ihr Anteil an den Wählerinnen und Wählern der GRÜNEN betrug nur 14,1 %, der Anteil an Männern ab 60 Jahren betrug 12,4 %, der Frauenanteil 15,5 %.
In der PDS hatten die älteren Altersgruppen ein überdurchschnittliches Gewicht. Bis 44 Jahre waren die Altersgruppen im Vergleich zu deren Anteil an den Wahlberechtigten unterrepräsentiert, am stärksten in der Altersgruppe der 25- bis 35-Jährigen: Deren Anteil an den Wählern der PDS betrug 10,9 %, diese Altersgruppe stellt jedoch 14,3 % der Wahlberechtigten.
Bei der FDP zeigte sich ein umgekehrtes Bild: Hier dominierten – verglichen mit den Wahlberechtigten – die Jüngeren. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen lag ihr Anteil an der Wählerschaft der FDP sogar 4,3 Prozentpunkte über dem Anteil der Altersgruppe an den Wahlberechtigten (18,6 % zu 14,3 %). Diese Feststellung trifft gleichermaßen für Männer und Frauen zu. Die älteren Wählerinnen und Wähler waren in der FDP unterrepräsentiert: Am deutlichsten wird dies in der Altersgruppe ab 60 Jahren: Die FDP rekrutierte ihre Wählerschaft nur zu 24,1 % aus dieser Altersgruppe, obgleich der Anteil der Wahlberechtigten dieser Altersgruppe an allen Wahlberechtigten 32,4 % betrug.
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11. Gibt es schon Informationen zum Stimmensplitting ?
Die Unterstichprobe zur Repräsentativen Wahlstatistik erfasst nur die Abgabe der Zweitstimmen nach Altersgruppen und Geschlecht. Erste Aussagen zum Stimmensplitting bei der Bundestagswahl 2002 lassen sich jedoch anhand des amtlichen Endergebnisses treffen:
Zweitstimmenwerbung der GRÜNEN wohl erfolgreich
Der Überhang der Zweitstimmen bei den GRÜNEN entsprach mit 1,42 Mill. Stimmen in etwa dem Erststimmenüberhang bei der SPD in Höhe von 1,57 Mill. Stimmen. Wähler in dieser Größenordnung dürften wahrscheinlich "taktisch" gesplittet haben, indem sie den jeweiligen SPD-Wahlkreiskandidaten unterstützt und gleichzeitig zum Zweitstimmenergebnis der GRÜNEN beigetragen haben.
FDP dürfte vom Stimmensplitting der CDU-Wähler profitiert haben
Bei der CDU überwogen die Erststimmen gegenüber den Zweitstimmen um 1,2 Mill. Da die FDP zugleich rund 786 000 mehr Zweit- als Erststimmen verbuchen konnte, kann angenommen werden, dass es sich um "Leihstimmen" von CDU-Wählern handelt.
Splitting bei der CSU praktisch nicht nachweisbar
Die CSU hatte bei einem Erst- und Zweitstimmenergebnis von rund 4,3 Mill. Stimmen einen geringfügigen Überhang von 3 902 Zweitstimmen aufzuweisen, so dass sich keine Anhaltspunkte für ein signifikantes Stimmensplitting der CSU-Wähler ergeben.
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12. Wann gibt es weitere Ergebnisse aus der Repräsentativen Wahlstatistik?
Die endgültigen Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik werden voraussichtlich Anfang 2003 in der Reihe "Wahl zum 15. Deutschen Bundestag am 22. September 2002" des Statistischen Bundesamtes veröffentlicht. Dort werden insbesondere die Ergebnisse der Bundesländer und das Stimmensplitting im Mittelpunkt stehen. Darüber hinaus werden die Ergebnisse der Republikaner (REP) sowie der Partei rechtsstaatlicher Offensive (Schill) mit größerer Genauigkeit vorliegen.
>>> weitere Informationen/Unterlagen zum Pressegespräch
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Präsident des Statistischen Bundesamtes
Statement
18. Oktober 2002
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Pressegespräch
"Wahl zum 15. Deutschen Bundestag
Erste Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik"
am 18. Oktober 2002 in Wiesbaden
Statement des Bundeswahlleiters Johann Hahlen
– Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrte Damen und Herren,
erstmals seit 1990 ist bei einer Bundestagswahl wieder eine Repräsentative Wahlstatistik durchgeführt worden; bei den Bundestagswahlen 1994 und 1998 hatte der Gesetzgeber die Repräsentative Wahlstatistik ausgesetzt. Mit der Repräsentativen Wahlstatistik lässt sich das Wahlverhalten bei einer Bundestagswahl nach Altersgruppen und Geschlecht sowie nach der Struktur der Wähler und Nichtwähler analysieren.
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1. Wie funktioniert die Repräsentative Wahlstatistik ?
Die Repräsentative Wahlstatistik ist eine Stichprobenerhebung. Die Auswahl der Stichprobenwahlbezirke trifft der Bundeswahlleiter im Einvernehmen mit den Landeswahlleitern und den Statistischen Ämtern der Länder. Nach § 3 des Wahlstatistikgesetzes (WStatG) dürfen nicht mehr als fünf vom Hundert der Wahlbezirke und der Briefwahlbezirke des Bundesgebietes und nicht mehr als zehn vom Hundert der Wahlbezirke und der Briefwahlbezirke eines Landes an der Repräsentativen Wahlstatistik teilnehmen. Die ausgewählten Wahlbezirke müssen darüber hinaus jeweils mindestens 400 Wahlberechtigte (bei der Urnenwahl; bei der Briefwahl: 400 Wähler) umfassen. Die Stimmzettel aus der Repräsentativen Wahlstatistik werden von den übrigen Wahlunterlagen, insbesondere den Wählerverzeichnissen, getrennt und von den Statistischen Landesämtern ausgewertet. Diese Regelungen tragen dem Gebot der Anonymität der Repräsentativen Wahlstatistik Rechnung und garantieren somit die Wahrung des Wahlgeheimnisses.
Aus den ca. 80 000 Wahlbezirken und ca. 10 000 Briefwahlbezirken wurden für die Wahl zum 15. Deutschen Bundestag am 22. September 2002 für die Feststellung der Wahlbeteiligung der Männer und Frauen nach Altersgruppen 2 496 Urnenwahlbezirke ausgewählt. Die Stimmabgabe der Männer und Frauen nach Altersgruppen wurde in 2 617 Urnenwahlbezirken und 375 Briefwahlbezirken (insg. also 2 992 Wahlbezirken) statistisch erfasst. Dieser Stichprobenumfang gewährleistet, dass die Ergebnisse der ausgewählten Bezirke für die Gesamtheit des Wahlgebietes und für die einzelnen Bundesländer repräsentativ sind.
Für eine Vorabauswertung wurde aus den Stichprobenwahlbezirken der Repräsentativen Wahlstatistik eine Unterstichprobe gezogen. Diese umfasst mit 324 Wahlbezirken etwa 10 % der gesamten Stichprobe und damit etwa 0,4 % aller Wahlbezirke. Auf eine Einbeziehung von Briefwahlbezirken in die Unterstichprobe wurde wegen der geringen Anzahl von Stichprobenwahlbezirken verzichtet.
Die Repräsentative Wahlstatistik ermöglicht von ihrer Anlage her keine Analyse von Wahlmotiven. Sie liefert aber der Wahlforschung die wesentlichen Basisinformationen sowie Ansatzpunkte für weitere Forschungen; sie stellt damit den objektiven Bezugsrahmen zur Einordnung der Forschungsergebnisse bereit.
Auszählungsmerkmale
Bei der Wahl zum 15. Deutschen Bundestag wurde die Wahlbeteiligung – wie seit der Bundestagswahl 1972 (mit Ausnahme von 1994 und 1998 wegen der vorübergehenden Aussetzung der repräsentativen Wahlstatistik) – nach Geschlecht (männlich/weiblich) sowie nach den folgenden zehn Altersgruppen ermittelt:
Geburtsjahr das entspricht einem Alter
von
1982 bis 1984 18 bis 20 Jahren
1978 bis 1981 21 bis 24 Jahren
1973 bis 1977 25 bis 29 Jahren
1968 bis 1972 30 bis 34 Jahren
1963 bis 1967 35 bis 39 Jahren
1958 bis 1962 40 bis 44 Jahren
1953 bis 1957 45 bis 49 Jahren
1943 bis 1952 50 bis 59 Jahren
1933 bis 1942 60 bis 69 Jahren
1932 und früher 70 Jahre und älter
Die Stimmabgabe wurde – ebenfalls seit 1972 – nach Geschlecht (männlich/weiblich) sowie nach den folgenden fünf Altersgruppen ermittelt:
Geburtsjahr
das entspricht einem Alter
von
1978 bis 1984
18 bis 24 Jahren
1968 bis 1977
25 bis 34 Jahren
1958 bis 1967
35 bis 44 Jahren
1943 bis 1957
45 bis 59 Jahren
1942 und früher
60 Jahre und älter
Die Gruppierung der Wählerinnen und Wähler stellt sicher, dass Rückschlüsse auf die Stimmabgabe einzelner Wählerinnen und Wähler ausgeschlossen sind und das Wahlgeheimnis gewahrt bleibt.
Die Wahlberechtigten wurden im Wahllokal bzw. mit der Zusendung der Briefwahlunterlagen über die Teilnahme an der repräsentativen Wahlstatistik informiert. Den Wählerinnen und Wählern in den ausgewählten Stichprobenwahlbezirken wurde zur Durchführung der Statistik ein Stimmzettel mit Unterscheidungsaufdruck (männlich/weiblich/Altersgruppe) ausgehändigt.
Umfang der Vorab-Ergebnisse
Wegen des geringen Stichprobenumfangs der Unterstichprobe war eine Nachweisung der Ergebnisse nach Ländern nicht möglich.
Erste vorläufige Ergebnisse wurden nur für Deutschland sowie für das "Frühere Bundesgebiet" und für die "Neuen Bundesländer einschl. Berlin-Ost" getrennt dargestellt. Die Zusammenstellung der Ergebnisse erfolgte durch die Statistischen Landesämter und das Statistische Bundesamt in Wiesbaden.
Die Stichprobe der Repräsentativen Wahlstatistik war nicht darauf hin angelegt, für alle Parteien gleich präzise Ergebnisse zu erzielen. Zudem konnten bei der Gestaltung der Stichprobe die Stimmanteile von Kleinstparteien nicht berücksichtigt werden. Die Ergebnisse für die Republikaner (REP) und die Partei Rechtsstaatlicher Offensive (Schill) sind deshalb wegen geringer Fallzahlen in der Stichprobe mit einem sehr großen Zufallsfehler behaftet und weisen nicht die erforderliche Zuverlässigkeit auf.
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2. Was ist der Unterschied zu Wählerbefragungen ?
Die Repräsentative Wahlstatistik hat den Vorteil, dass sie die tatsächliche Wahlbeteiligung und Stimmabgabe darstellt, da sie nicht auf Umfragedaten, sondern auf der Auszählung von Wählerverzeichnissen und Stimmzetteln in den ausgewählten Stichprobenwahlbezirken beruht. Während die Umfragen der Wahlforschungsinstitute nach der Stimmabgabe erfolgen und freiwilliger Natur sind, nehmen alle Wählerinnen und Wähler in den ausgewählten Bezirken an der durch das Wahlstatistikgesetz (WStatG) gesetzlich geregelten Statistik, die das Wahlverhalten im Zeitpunkt der
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3. Wie hoch war die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2002 ?
Für die Bundestagswahl 2002 waren nach den Auszählungen der Wählerverzeichnisse 61,4 Mill. Personen wahlberechtigt. Die Zahl der Wähler betrug 48,6 Mill. Daraus ergab sich eine Wahlbeteiligung von 79,1 %. Damit lag die Wahlbeteiligung um 3,1 Prozentpunkte unter der von 1998 (82,2 %) und 0,1 Prozentpunkte über der von 1994 (79,0 %). Über dem Durchschnitt lag die Wahlbeteiligung in neun Ländern, und zwar in Bayern mit 81,5 %, in Baden-Württemberg mit 81,1 %, in Niedersachsen mit 81,0 %, in Schleswig-Holstein mit 80,7 %, in Nordrhein-Westfalen mit 80,3 %, in Hessen mit 80,1 %, in Rheinland-Pfalz und im Saarland mit 80,0 % und in Hamburg mit 79,6 %. In den übrigen Ländern betrug sie zwischen 68,8 % und 78,8 %. Am niedrigsten war die Wahlbeteiligung in Sachsen-Anhalt mit 68,8 %. Wie bei allen Bundestagswahlen seit Wiedergewinnung der Deutschen Einheit im Jahre 1990 lag die Wahlbeteiligung in allen neuen Bundesländern unter dem Bundesdurchschnitt (Ausnahme: Thüringen bei der Bundestagswahl 1998).
Die vergleichsweise niedrige Wahlbeteiligung zeichnete sich bereits während des Wahltages ab: Während 1998 um 14.00 Uhr bereits 47 % ihre Stimme abgegeben hatten, waren es 2002 zu diesem Zeitpunkt lediglich 43 %.
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4. Gab es Unterschiede bei der Wahlbeteiligung zwischen Ost und West ?
Die Wahlbeteiligung in den Bundesländern lag bei der Bundestagswahl 2002 zwischen 68,8 % (Sachsen-Anhalt) und 81,5 % (Bayern). Die fünf niedrigsten Wahlbeteiligungen lagen in den fünf neuen Bundesländern (68,8 % bis 74,8 %). Bis auf Bayern (+ 2,3 Prozentpunkte) war in allen Bundesländern im Vergleich zur Bundestagswahl 1998 ein zum Teil deutlicher Rückgang der Wahlbeteiligung zu verzeichnen, am stärksten in Sachsen-Anhalt (– 8,3 Prozentpunkte), Sachsen (– 7,9 Prozentpunkte) und Thüringen (– 7,5 Prozentpunkte), am schwächsten in Baden-Württemberg (– 2,0 Prozentpunkte), Schleswig-Holstein (– 1,7 Prozentpunkte) und Hamburg (– 1,5 Prozentpunkte).
Die Wahlbeteiligung in den neuen Ländern (einschließlich Berlin-Ost) lag bei 72,8 % (1998: 79,9 %) im Vergleich zu 80,6 % (1998: 82,8 %) in den alten Bundesländern (einschließlich Berlin-West). Der Abstand zwischen den Wahlbeteiligungen in Ost- und Westdeutschland ist größer geworden: Betrug dieser Abstand 1998 noch 2,9 Prozentpunkte, so ist er 2002 auf 7,8 Prozentpunkte angewachsen.
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5. Gab es Unterschiede bei der Wahlbeteiligung zwischen Jung und Alt, zwischen Männern und Frauen?
Die Wahlbeteiligung von Männern und Frauen nach Altersgruppen zeigt nach der Vorab-Auswertung der Repräsentativen Wahlstatistik für die Bundestagswahl 2002 folgendes Bild:
Knapp 70 % der unter 30-Jährigen gaben ihre Stimme ab
Der seit den achtziger Jahren zu beobachtende Trend zur Wahlenthaltung bei den Wählerinnen und Wählern unter 30 Jahren hat sich nicht fortgesetzt. Bei der Bundestagswahl 1980 (alte Bundesländer ohne Berlin-West) hatte die Wahlbeteiligung der 18- bis 29-Jährigen noch knapp über 80 % gelegen. Aus dieser Altersgruppe beteiligten sich bei der Bundestagswahl 1990 nur noch rund zwei Drittel (67,7 %) der Wahlberechtigten. Dieser Abwärtstrend hat sich bei der Bundestagswahl 2002 nicht fortgesetzt. Die Wahlbeteiligung der Wählerinnen und Wähler unter 30 Jahren hat im Vergleich zu 1990 um 2,2 Prozentpunkte zugenommen und lag 2002 bei 69,9 %.
Die zuvor dargestellten Unterschiede zwischen der Wahlbeteiligung in Ost und West treffen dabei auch für die Altersgruppe der unter 30-Jährigen zu: Aus dieser Altersgruppe beteiligten sich im Westen 72,1 % der Wahlberechtigten an der Bundestagswahl 2002, im Osten nur 62,2 %.
Niedrigste Wahlbeteiligung in der Gruppe der 21- bis 24-Jährigen
Die niedrigste Wahlbeteiligung zeigte die Altersgruppe der 21- bis 24-Jährigen. Mit 68,0 % lag die Wahlbeteiligung um 11,1 Prozentpunkte unter der Wahlbeteiligung aller Altersgruppen. Die 21- bis 24-jährigen Frauen beteiligten sich sogar nur zu 67,6 % an der Bundestagswahl.
Höchste Wahlbeteiligung wieder bei den Älteren
Die Wahlbeteiligung nahm ab der Altersgruppe der 21- bis 24-Jährigen mit steigendem Alter zu, wobei die Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen mit 85,9 % die höchste Wahlbeteiligung zu verzeichnen hatte. Da diese Altersgruppe zudem unter allen zehn Altersgruppen der Repräsentativen Wahlstatistik zur Wahlbeteiligung mit ca. 10,1 Mill. Menschen die zahlenmäßig größte war, kommt der hohen Wahlbeteiligung dieser Altersgruppe ab 60 Jahren besondere Bedeutung zu.
Höchste Wahlbeteiligung
Die höchste Wahlbeteiligung wiesen mit 87,6 % die westdeutschen Männer der Altersgruppe zwischen 60 und 69 Jahren auf.
Niedrigste Wahlbeteiligung
Die niedrigste Wahlbeteiligung lag mit 59,7 % bei den ostdeutschen Frauen der Altersgruppe der 21- bis 24-Jährigen.
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6. In welchen Wahlkreisen war die Wahlbeteiligung am höchsten, wo am niedrigsten ?
Die Wahlkreise mit den fünf höchsten Wahlbeteiligungen waren München-Land (Wahlkreis 223, Wahlbeteiligung 86,0 %), Starnberg (Wahlkreis 225, Beteiligung 85,3 %), Coesfeld-Steinfurt II (Wahlkreis 128, Beteiligung 84,7 %), Fürstenfeldbruck (Wahlkreis 217, Beteiligung 84,6 %) und Roth (Wahlkreis 247, Beteiligung ebenfalls 84,6 %).
In den folgenden Wahlkreisen lag die Wahlbeteiligung am niedrigsten: Börde (Wahlkreis 70, Beteiligung 65,7 %), Stralsund-Nordvorpommern-Rügen (Wahlkreis 15, Beteiligung 67,9 %), Burgenland (Wahlkreis 74, Beteiligung 68,4 %), Elbe-Havel-Gebiet (Wahlkreis 67, Beteiligung 68,5 %) sowie Greifswald-Demmin-Ostvorpommern (Wahlkreis 16, Beteiligung 68,6 %).
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7. Wie hoch war der Anteil der Briefwähler bei der Bundestagswahl 2002 ?
Der Anteil der Briefwähler an den Wählern lag nach dem amtlichen Endergebnis mit 18,0 % um 2,0 Prozentpunkte höher als 1998 und erreichte den höchsten Wert seit Einführung der Briefwahl bei der Bundestagswahl 1957. Der Trend zur Briefwahl hält also an. Bemerkenswert ist, dass die Briefwahlquoten in den fünf neuen Bundesländern zum Teil deutlich niedriger ausgefallen sind als auf dem Gebiet der früheren Bundesrepublik (einschl. Berlin-Ost): Sie reichen von 10,7 % (Brandenburg) bis 12,7 % (Thüringen). In den alten Bundesländern lagen die Quoten zwischen 15,5 % (Niedersachsen) und 25,4 % (Hamburg). In keinem Bundesland wählten 2002 weniger Wahlberechtigte per Brief als 1998. Es ist allerdings zu erkennen, dass sich die Briefwahlquoten in Ost und West einander annähern.
Zum Vergleich die Anteile der Briefwähler an den Wählern bei einigen vorangegangenen Bundestagswahlen:
1957 :
4,9 %
1990:
9,4 %
1994:
13,4 %
1998:
16,0 %
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8. Welche Unterschiede gab es bei den Zweitstimmen, bezogen auf Männer und Frauen, Ältere und Junge ?
Hinsichtlich der Stimmabgabe von Männern und Frauen zeigte sich nach der Vorab-Auswertung der Repräsentativen Wahlstatistik bei der Bundestagswahl 2002 folgendes Bild:
Frauen bevorzugten SPD, Männer CDU und CSU
Männer bevorzugten bei der Bundestagswahl 2002 CDU und CSU, Frauen wählten eher SPD: Bei den Männern lagen die Unionsparteien mit 40,6 % um 2,5 Prozentpunkte vor der SPD, bei den Frauen lag die SPD mit 41,5 % um 2,8 Prozentpunkte vor den Unionsparteien. Die SPD erreichte ihr bestes Ergebnis mit 42,8 % bei den weiblichen Jungwählern zwischen 18 und 24 Jahren. Das beste Ergebnis hatten die Unionsparteien mit 47,0 % bei den über 60-jährigen Männern.
SPD verbuchte bundesweit ähnlich hohen Zuspruch in allen Altersgruppen, CDU eher uneinheitlich
Auffällig ist, dass die SPD bei Männern und Frauen in allen Altersgruppen ähnlich hohen Zuspruch erfahren hat. Ihr Wahlerfolg differierte bei allen Altersgruppen nur um 3,0 Prozentpunkte (zwischen 37,9 % bei den 25- bis 34-Jährigen und 40,9 % bei den 45- bis 59-Jährigen). Bei der CDU betrug diese Differenz zwischen den Altersgruppen immerhin 11,4 Prozentpunkte (zwischen 35,1 % bei den 35- bis 44-Jährigen und 46,5 % bei den ab 60-Jährigen).
Ausgeglichenes Bild bei den kleineren Parteien
Den GRÜNEN haben 7,6 % der Frauen und 6,8 % der Männer ihre Zweitstimme gegeben. FDP und PDS haben jeweils ein leichtes Stimmenmehr bei den Männern (7,1 % zu 6,1 % bei den Frauen bzw. 4,4 % zu 3,8 % bei den Frauen). Die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind nicht so groß wie bei den großen Parteien, sie reichten von 0,8 Prozentpunkten bei den GRÜNEN bis zu 1,0 Prozentpunkten bei der FDP.
Männer scheinen eine leichte Vorliebe für kleinere Parteien zu haben: GRÜNE, FDP, PDS und die sonstigen Parteien erhielten zusammen 21,4 % der Zweitstimmen der Männer. Bei den Frauen lag dieser Anteil nur bei 19,7 %.
PDS in allen Altersgruppen unter 5 Prozent
Die PDS, die nach dem amtlichen Endergebnis 4,0 % der Zweitstimmen erhielt, erreichte nach der Vorab-Auswertung der Repräsentativen Wahlstatistik bei den 45- bis 59-Jährigen mit 4,8 % ihr bestes Ergebnis. Betrachtet man das Wahlverhalten in den einzelnen Altersgruppen zusätzlich nach Geschlecht, so konnte die PDS nur in der Gruppe der 45- bis 59-jährigen Männer die Fünf-Prozent-Hürde überspringen (5,0 %).
Gut 86 % der älteren Wähler entschieden sich für die großen Volksparteien
Die älteren Wähler bevorzugten überdurchschnittlich oft die großen Volksparteien. So haben 86,1 % der ab 60-Jährigen ihre Stimme der SPD oder den Unionsparteien gegeben. Dieser Anteil lag bei den Wählerinnen und Wählern unter 24 Jahren bei 74,6 %, in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen sogar nur bei 73,9 %.
Zugleich hatten die kleineren Parteien – in erster Linie die GRÜNEN und die FDP – bei den jüngeren Wählern mehr Rückhalt als in den älteren Altersgruppen: Die FDP erreichte in den Wählergruppen unter 35 Jahren mit 8,9 % der Stimmen der 18- bis 24-Jährigen und 9,2 % der Stimmen der 25- bis 34-Jährigen im Vergleich zum Bundesergebnis (7,4 %) ein überdurchschnittliches Zweitstimmenergebnis. Ab 35 Jahren lag der Zweitstimmenanteil unterhalb des Bundesdurchschnittes (zwischen 4,9 % und 6,6 %). Die FDP erreichte ihr bestes Ergebnis mit 10,1 % bei den 25- bis 34-jährigen Männern, ihr schlechtestes bei den ab 60-jährigen Frauen (4,7 %).
Bei den GRÜNEN zeigte sich ein ähnliches Bild: In den Altersgruppen bis 44 Jahre haben Die GRÜNEN Zweitstimmenergebnisse über dem Bundesdurchschnitt aller Altersgruppen erzielt (zwischen 8,6 % und 10,7 %). Jenseits eines Alters von 45 Jahren lässt der Zuspruch nach und fällt in der Altersgruppe ab 60 Jahren mit 3,2 % unter die Fünf-Prozent-Marke. Die GRÜNEN erreichten ihr bestes Ergebnis mit 12,1 % bei den 35- bis 44-jährigen Frauen, ihr schlechtestes bei den Männern ab 60 Jahren (2,8 %).
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9. Wie unterschied sich die Stimmabgabe im Ost-West-Vergleich?
Im Ost-West-Vergleich ergibt sich nach der Vorab-Auswertung der Repräsentativen Wahlstatistik folgendes Bild:
PDS im Osten, GRÜNE im Westen stark
Zwei Parteien mit deutlich ausgeprägten regionalen Schwerpunkten haben sich im Ost-West-Vergleich heraus gebildet: Die PDS im Osten und die GRÜNEN im Westen. Die GRÜNEN erreichten im Westen 9,4 %, im Osten nur 4,7 %. Die PDS hingegen erreichte in Ostdeutschland 16,9 %, im Westen hatte sie mit 1,1 % nur geringen Erfolg.
SPD verbuchte nur im Westen ähnlich hohen Zuspruch in allen Altersgruppen
Der bundesweit ähnlich hohe Zuspruch für die SPD in allen Altersgruppen weist in der Differenzierung nach Ost- und Westdeutschland allerdings nicht geringe Unterschiede auf: Der Wahlerfolg bei allen Altersgruppen differierte im Westen nur um 2,8 Prozentpunkte (zwischen 38,3 % bei den 25- bis 34-Jährigen und 41,1 % bei den 35- bis 44-Jährigen). Im Osten waren die Unterschiede beim Wahlerfolg in den verschiedenen Altersgruppen deutlicher: Die Spanne der für die SPD abgegebenen Zweitstimmen reichte von 36,1 % bei den 25- bis 34-Jährigen bis 44,1 % bei den ab 60-Jährigen, eine Differenz von 8,0 Prozentpunkten. Bei den ostdeutschen Wählern ist der Rückhalt der SPD bei den Älteren besonders hoch: Die ab 60-jährigen ostdeutschen Frauen wählten die Sozialdemokraten sogar zu 46,3 %.
Der besondere Wahlerfolg der Unionsparteien bei den Älteren ist auf Westdeutschland beschränkt
Die CDU erreichte in den neuen Ländern (einschließlich Berlin-Ost) in allen Altersgruppen ähnliche Zweitstimmenergebnisse. Ihre Wahlergebnisse reichten von 23,7 % bei den Jungwählern zwischen 18 und 24 Jahren bis 28,8 % bei den ab 60-Jährigen, differierten also um 5,1 Prozentpunkte, verglichen mit 14,5 Prozentpunkten im früheren Bundesgebiet. In Westdeutschland vereinigten CDU und CSU 50,9 % der Zweitstimmen der ab 60-Jährigen auf sich, der Abstand auf die nächst stärkere Altersgruppe (40,5 % bei den 45- bis 59-Jährigen) war mit 10,4 Prozentpunkten bemerkenswert hoch.
FDP und GRÜNE hatten in Ost- und Westdeutschland weniger Rückhalt bei den Älteren
Der geringere Rückhalt für FDP und GRÜNE bei den älteren Wählern zeigte sich in Ost- und WestDeutschland gleichermaßen: Während die GRÜNEN in den neuen Bundesländern in jeder Altersgruppe mindestens um 3,7 Prozentpunkte schlechter abschnitten als im Westen (die Spanne reichte von – 3,7 Prozentpunkten bei den 25- bis 34-Jährigen über –4,0 Prozentpunkte bei den 18- bis 24-Jährigen bis – 6,7 Prozentpunkten bei den 35- bis 44-Jährigen), erreichte die FDP in Ost- und Westdeutschland ähnlich hohe Ergebnisse. In der Gruppe der Jungwähler bis 34 Jahre schnitt die FDP in Ostdeutschland sogar besser ab: Bei den 18- bis 24-Jährigen erreichte die FDP im Osten 11,0 %, im Westen 8,3 % (+ 2,7 Prozentpunkte). In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen wurden im Osten 10,2 %, im Westen 9,0 % erreicht (+ 1,2 Prozentpunkte).
In der Altersgruppe der ab 60-Jährigen erreichten die GRÜNEN hingegen im früheren Bundesgebiet nur einen Zweitstimmenanteil von 3,3 % und in den neuen Bundesländern (einschl. Berlin-Ost) 2,8 %. Auch die FDP lag in dieser Altersgruppe mit 5,3 % (früheres Bundesgebiet) bzw. 3,7 % (neue Länder einschl. Berlin-Ost) der Zweitstimmen deutlich unter ihrem Ergebnis bei den jüngeren Wählern.
PDS in Ostdeutschland in allen Altersgruppen unter 20 Prozent
Die PDS, die nach dem amtlichen Ergebnis in den neuen Ländern (einschl. Berlin-Ost) 16,9 % der Zweitstimmen erhielt (im Vergleich zu 21,6 % bei der Bundestagswahl 1998) konnte dort in der Gruppe der ab 60-Jährigen mit 18,8 % ihr bestes Ergebnis erzielen. Nur bei den Männern dieser Altersgruppe gelang es ihr, die Zwanzig-Prozent-Marke zu überspringen (21,3 %).
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10. Wie setzte sich die jeweilige Wählerschaft der im Bundestag vertretenen Parteien zusammen ?
Hinsichtlich der demographischen Zusammensetzung der Wählerschaft der einzelnen Parteien zeigt sich nach den Vorab-Ergebnissen aus der Repräsentativen Wahlstatistik folgendes Bild, das im Vergleich mit den Wahlberechtigten nach Alter und Geschlecht auch Anhaltspunkte gibt, in welchem Umfang die Parteien ihr Wählerpotenzial mobilisieren konnten:
Der Anteil der Wahlberechtigten ab 60 Jahren betrug bei der Bundestagswahl 2002 32,4 % aller Wahlberechtigten. CDU, CSU und SPD hatten – das wurde bereits bei der Analyse der abgegebenen Stimmen deutlich – einen großen Wähleranteil in der älteren Generation. Das zeigt sich besonders deutlich bei den Unionsparteien, von deren Wählern 37,6 % mindestens 60 Jahre alt sind. Bei der SPD beträgt der entsprechende Anteil der ab 60-jährigen mit 31,8 % fast 6 Prozentpunkte weniger und entspricht in etwa dem Anteil der Wahlberechtigten ab 60 Jahren an allen Wahlberechtigten.
Der Anteil der Wahlberechtigten der jüngsten Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren betrug bei der Bundestagswahl 2002 9,1 % aller Wahlberechtigten. Der Anteil der jüngsten Wählergruppe betrug bei der SPD 8,1 %, bei CDU und CSU 7,4 %. In beiden großen Parteien lag der Anteil der Jungwähler damit unter deren Anteil an den Wahlberechtigten.
In der Wählerschaft der GRÜNEN dominierten die mittleren Altersgruppen: Mit 32,2 % gehörte ein knappes Drittel ihrer Wähler – das galt für Männer und Frauen gleichermaßen – zur Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen. Die älteste Wählergruppe ab 60 Jahren war in der Wählerschaft der GRÜNEN unterrepräsentiert: Ihr Anteil an den Wählerinnen und Wählern der GRÜNEN betrug nur 14,1 %, der Anteil an Männern ab 60 Jahren betrug 12,4 %, der Frauenanteil 15,5 %.
In der PDS hatten die älteren Altersgruppen ein überdurchschnittliches Gewicht. Bis 44 Jahre waren die Altersgruppen im Vergleich zu deren Anteil an den Wahlberechtigten unterrepräsentiert, am stärksten in der Altersgruppe der 25- bis 35-Jährigen: Deren Anteil an den Wählern der PDS betrug 10,9 %, diese Altersgruppe stellt jedoch 14,3 % der Wahlberechtigten.
Bei der FDP zeigte sich ein umgekehrtes Bild: Hier dominierten – verglichen mit den Wahlberechtigten – die Jüngeren. In der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen lag ihr Anteil an der Wählerschaft der FDP sogar 4,3 Prozentpunkte über dem Anteil der Altersgruppe an den Wahlberechtigten (18,6 % zu 14,3 %). Diese Feststellung trifft gleichermaßen für Männer und Frauen zu. Die älteren Wählerinnen und Wähler waren in der FDP unterrepräsentiert: Am deutlichsten wird dies in der Altersgruppe ab 60 Jahren: Die FDP rekrutierte ihre Wählerschaft nur zu 24,1 % aus dieser Altersgruppe, obgleich der Anteil der Wahlberechtigten dieser Altersgruppe an allen Wahlberechtigten 32,4 % betrug.
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11. Gibt es schon Informationen zum Stimmensplitting ?
Die Unterstichprobe zur Repräsentativen Wahlstatistik erfasst nur die Abgabe der Zweitstimmen nach Altersgruppen und Geschlecht. Erste Aussagen zum Stimmensplitting bei der Bundestagswahl 2002 lassen sich jedoch anhand des amtlichen Endergebnisses treffen:
Zweitstimmenwerbung der GRÜNEN wohl erfolgreich
Der Überhang der Zweitstimmen bei den GRÜNEN entsprach mit 1,42 Mill. Stimmen in etwa dem Erststimmenüberhang bei der SPD in Höhe von 1,57 Mill. Stimmen. Wähler in dieser Größenordnung dürften wahrscheinlich "taktisch" gesplittet haben, indem sie den jeweiligen SPD-Wahlkreiskandidaten unterstützt und gleichzeitig zum Zweitstimmenergebnis der GRÜNEN beigetragen haben.
FDP dürfte vom Stimmensplitting der CDU-Wähler profitiert haben
Bei der CDU überwogen die Erststimmen gegenüber den Zweitstimmen um 1,2 Mill. Da die FDP zugleich rund 786 000 mehr Zweit- als Erststimmen verbuchen konnte, kann angenommen werden, dass es sich um "Leihstimmen" von CDU-Wählern handelt.
Splitting bei der CSU praktisch nicht nachweisbar
Die CSU hatte bei einem Erst- und Zweitstimmenergebnis von rund 4,3 Mill. Stimmen einen geringfügigen Überhang von 3 902 Zweitstimmen aufzuweisen, so dass sich keine Anhaltspunkte für ein signifikantes Stimmensplitting der CSU-Wähler ergeben.
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12. Wann gibt es weitere Ergebnisse aus der Repräsentativen Wahlstatistik?
Die endgültigen Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik werden voraussichtlich Anfang 2003 in der Reihe "Wahl zum 15. Deutschen Bundestag am 22. September 2002" des Statistischen Bundesamtes veröffentlicht. Dort werden insbesondere die Ergebnisse der Bundesländer und das Stimmensplitting im Mittelpunkt stehen. Darüber hinaus werden die Ergebnisse der Republikaner (REP) sowie der Partei rechtsstaatlicher Offensive (Schill) mit größerer Genauigkeit vorliegen.
>>> weitere Informationen/Unterlagen zum Pressegespräch
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