Vorsicht Volksaktie
Die Deutsche Bank, die Telekom und Millionen Aktionäre haben eine bittere Woche hinter sich. Nachdem die Bank im Kundenauftrag 44 Millionen Telekom-Aktien auf den Markt brachte, stürzte der Kurs ab.
Besonders in die Kritik geriet das Kreditinstitut, weil es erst am Vortag seine Kaufempfehlung für die T-Aktie bestätigt hatte. In Filialen der Bank werden nun Mitarbeiter von wütenden Aktionären beschimpft. Auch die Telekom schiebt den Schwarzen Peter nach Frankfurt und droht der Deutschen Bank mit Boykott. Und Politiker rufen nach der Börsenaufsicht oder sogar dem Gesetzgeber. Schließlich ginge es um eine Volksaktie.
Dies hätte die Deutsche Bank beachten müssen. Die zeitliche Nähe von Kaufempfehlung und Abwicklung eines Großverkaufs ist äußerst ungeschickt. Die Trennung beider Vorgänge innerhalb jeder Bank ist Kleinaktionären kaum zu erklären. Mehr jedoch ist der Deutschen Bank nicht vorzuwerfen. Am Kurssturz selbst trägt sie keine Schuld.
Erstens: Nicht die Deutsche Bank hat T-Aktien verkauft, sondern einer oder mehrere Auftraggeber. Alles spricht dafür, dass die Aktien von früheren Voicestream-Eignern stammen. Die Telekom hatte die Übernahme des US-Mobilfunkanbieters mit T-Aktien bezahlt. Deren Besitzer können die Papiere nun offenkundig nicht schnell genug loswerden - und umgehen dabei Haltefristen.
Zweitens: Der Absturz der T-Aktie hat nichts mit der Kaufempfehlung der Deutschen Bank zu tun. Angesichts der desolaten Marktlage musste ein solch großer Verkaufsorder den Kurs belasten. Die Bank weist in ihrer Studie sogar ausdrücklich auf das Risiko hin, dass kurzfristig Aktien aus dem US-Geschäft den Kurs drücken können.
Dort liegt das wirkliche Problem: Telekom-Chef Ron Sommer ist es nicht gelungen, das Vertrauen seiner neuen Großaktionäre in die Telekom-Aktie zu gewinnen. Daher könnten Kleinaktionären weitere bittere Wochen bevorstehen. Denn das Gros der Aktien aus dem Voicestream-Kauf kommt erst noch auf den Markt. Dies wird den Kurs belasten - egal, welche Bank den Verkauf abwickelt.