Vorbeben für den Mega-Crash?

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schnee:

Vorbeben für den Mega-Crash?

 
17.08.01 16:52
Roland Leuschel

Sind in Wirklichkeit die aktuellen Nachbeben nur die Vorbeben für den Mega-Crash? Nicht auszuschliessen...
Meine letzte Kolumne vom 27.7. schloss mit der Empfehlung: "Also bleiben Sie vorerst in Cash und kurzfristigen Triple A Anleihen und nehmen Sie das Risiko in Kauf, die erste Phase am neuen Bullenmarkt zu verpassen." Heute, Mitte August, muss ich gestehen, vielleicht sollten Sie noch lange in Cash (vor allem in Euro) und Triple A Anleihen investiert bleiben. Widerstehen Sie den "Versuchungen" die Ihnen die Märkte in zunehmendem Masse bieten (Deutsche Telekom, Bayer, und viele viele andere). Ich habe das Gefühl, es braut sich ein MEGA-Gewitter zusammen, und das Platzen der Börsenblase am Nasdaq und dem Neuen Markt war nur der erste Teil, dem eine deftige Korrektur der traditionellen Börsenmärkte folgt, und die nächste Etappe könnte das Platzen der amerikanischen "Konsumblase" und der "Dollerblase" sein. Meine Aussagen in dem Interview vom 9. Februar dieses Jahres in der Financial Times Deutschland "Anleihen und Cash für unsichere Zeiten. Kaufen Sie Dax unterhalb von 6.000 Punkten und Dow unterhalb von 8.000", könnten noch zu optimistisch gewesen sein. Mein ungutes Gefühl basiert auf folgenden Beobachtungen:

Anfang August haben fast einstimmig alle grossen Investmentbanken in Amerika eine U-Form der Konjunktur vorausgesehen und entsprechend optimistische Börsenprognosen bekanntgegeben. Ich wiederhole alle Investmentbanken haben dies getan, und trotzdem haben die Märkte negativ reagiert, das heisst im Klartext, die Gurus konnten die Anleger nicht überzeugen. Hier einige Beispiele aus dieser Liste:

Gesellschaft Guru Prognose Ende 2001  
 Dow Jones S&P500
A.G.Edwards Mark Keller 12.500 1.450

Bank America Thomas McManus 11.500 1.350
CSFB Thomas Calvin 12.000 1.450
Deutsche Bank Ed Yardeni 11.300 1.320
Goldmann Sachs Abby J. Cohen 12.500 1.550
Lehman J. Applegate 12.250 1.450
Merrill Lynch Christine Callies 12.500 1.550
Morgan Stanley Peter Canelo 12.000 1.425
Salomon SB Comite 11.400 1.400
UBS Warburg Ed Kerschner  1.835
   
Durchschnitt  11.895 1.442


Also dürften Anleger im Durchschnitt Kursanstiege von über 20% bis Ende des Jahres erwarten. Bemerkenswert in der Tabelle ist die Tatsache, dass mehrere Häuser. Darunter Goldman Sachs, Deutsche Bank, Lehman, Morgan Stanley und Salomon SB einen Cashanteil von 0% empfehlen und einen Aktienanteil von 70% und 95%. Mir scheint, als suchen diese Häuser nur nach einem Ziel: maximale Börsenumsätze. Die Belange des Anlegers sind zweitrangig.

Die offiziellen Konjunkturprognosen sind ohne Ausnahme mehr oder weniger optimistisch. Die OECD hat vor einer Woche Optimismus angesagt, nachdem im Juni der Frühindikator zum ersten Mal seit 13 Monaten wieder leicht gestiegen ist. Heute veröffentlicht das HWWA (Hamburgische Weltwirtschaftsarchiv), dass Deutschland im nächsten Jahr wieder mit einem beschleunigten Wachstum von 2,3% rechnen dürfte und sieht für ganz Europa 2,5% vor. Eine Rezessionsgefahr schliesst das Institut aus und begründet seine positive Sicht der Dinge mit dem Rückgang des Rohölpreises und der baldigen Überwindung der Konjunkturdelle in Amerika. Auch die Bundesrepublik Deutschland sieht sich nicht veranlasst, irgendetwas zu unternehmen (siehe meinen Artikel in Börse Online vom 26.7.: "Lassen Sie einmal nicken, Herr Bundeskanzler").

Aufmupfende Analysten, die aus welchen Gründen auch immer ihre kritische Meinung zu den Börsenkursen äussern, werden sofort von ihren Häusern zurückgepfiffen, die dann anschliessend behaupten, das Gegenteil sei die Wahrheit. Beispiel: Der Investmentstratege der Dresdner Kleinwort Wasserstein, Albert Edwards, befürchtete Anfang August einen Börseneinbruch von 20% wenn die Öffentlichkeit die richtigen Produktionszahlen der Vergangenheit erfahren würde. Unglücklicherweise hat er Datum für seinen Crash angesagt, denn einen angesagten Crash gibt es nicht. Aber bisher hat noch niemand seine Argumente für eine Korrektur an den Börsen widerlegen können.

Barten Biggs, der in die Jahre gekommene Investmentstratege von Morgan Stanley Dean Witter, schrieb Anfang des Monats in der Financial Times Deutschland: "Haben wir die vielbeschworene Talsohle wirklich erreicht? Erholt sich die Wirtschaft bald wieder? Ich bin noch skeptisch. Das eine so gigantische Spekulationsblase ohne grössere Auswirkungen in sich zusammen fällt, und alle nach einer gewissen Zeit wieder auf die Erfolgsspur einbiegen, erscheint kaum glaubhaft. Die Welt befindet sich offenkundig in einer Rezession. ... Der vielgerühmte amerikanische Verbraucher, auf den so viele Hoffnungen gesetzt werden, lebt auf Kredit, hat keine Ersparnisse und nur ein geringes Einkommen. ... Falls er sich im Herbst doch noch den Realitäten stellt, könnte die Welt in die schwerste Rezession der Nachkriegszeit schlittern."

Infolge des grössten Börsenbooms des Jahrhunderts, der 1995 begann, stieg das Gesamtvermögen der Reichen in Amerika auf etwa 28.000 Milliarden Dollar. Es kam dazu, dass die Kuh zwischen Arm und Reichtum immer grösser wurde, und so gibt es Experten, die darauf hinweisen, dass bei solchen extremen sozialen Ungleichheiten nicht nur im Nord-Süd-Gefälle sondern auch innerhalb der reichen Industrieländer kriegerische Auseinandersetzungen, bzw. erhebliche soziale Spannungen zu befürchten sind.

Fazit: Bleiben Sie in Cash, wobei der Grossteil (75%) in Euro gehalten sein sollte, da ich nicht mit einem starken Euro, aber mit einem Kollaps des amerikanischen Dollars rechne. Bei Anleihen empfehle ich nach wie vor nur Triple A Qualität, und versuchen Sie Geduld zu haben. Ich habe ein paar Bayer und Deutsche Telekom Aktien in dieser Woche gekauft und fürchte, es war zu früh! Diese Aktien kann ich in aller Ruhe noch billiger einsammeln.

Vorsicht ist auch bei Immobilien angesagt. In den letzten 12 Monaten brach der Nettoreichtum (net wealth) der Amerikaner um 10,45% ein, das heisst der grösste Einbruch nach dem letzten Weltkrieg. In dieser Rechnung ist noch ein Wertzuwachs der Immobilien von 10% eingerechnet. Wir wissen aber heute, dass in der Weltwirtschaftsrezession der 30er Jahre, der Wert amerikanischer Immobilien z.B. um 90% zurückging. Also sein Sie auch bei Immobilien weiterhin geduldig, und warten Sie auf günstige Gelegenheiten.

Roland Leuschel

17.08.2001
sc58rf:

Sehr informativ!!!!!!!!!!! o.T.

 
17.08.01 16:58
Speculator:

Sag ich doch, es kann noch schlimmer kommen! o.T.

 
17.08.01 17:09
LeBlanc:

was soll denn noch großartig crashen!!!

 
17.08.01 17:31
es ist wie mit einem Karten haus, bei dem nur noch die unterste Schicht steht.

Wenn die letzte Schicht fält bleibt immer noch ein KArtenstapel übrig!!!

Also, Kopf hoch!!!
Diplomat:

leblanc, solange

 
17.08.01 23:54
wir nicht bei null Komma gar nix stehen sind IMMER 100% Verlust drin.
Es mag jetzt keiner glauben, daß es noch schlimmer kommt, wenn es aber GAR KEINER glaubt, dann kommt es extraschlimm.
Wer sagt uns denn, daß von dem Kartenhaus nur noch die letzte Schicht steht?

Grüße
Diplomat
Karlchen_I:

Dumm sind die Überlegungen gewiß nicht............

 
18.08.01 00:44
Entscheidend ist tatsächlich, was die Verbraucher in Amiland machen. Wenn dort der Konsum einbricht, gibt es eine Spirale nach unten: fallender Konsum -> fallende Kurse -> fallender Konsum -> fallende.........etc.

Eins ist auch klar: Die Unternehmen in den USA sind sehr hoch bewertet. Ein Stand des S&P bei 500 oder 600 wäre im langjährigen Vergleich und auch im Vergleich mit europäischen Werten durchaus angemessen. Die Ertragslage der US-Unternehmen dürfte aktuell wohl kaum besser als Mitte der 80er oder Mitte der 90er Jahre sein.
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positiver:

@ schnee :Es lebe der Pessimismus, ich bitte um

 
18.08.01 01:12
weitere derartige Artikel.Wir schaffen es schon alles niederzureden.Die psychologische Wirkung ist enorm. Nebenbei bemerkt: Wirtschaft ist auch nur Psychologie,z.B. ausgedrückt in Börsenkursen.Also bitte: wie tief hätten Sie es gern ?  
Kicky:

selbst in USA gibt es inzwischen Analysten,die

 
18.08.01 01:34
eine Reduzierung der KGV auf ein den Gewinnen angemessenes Niveau für angebracht halten.So denke ich,dass ein KGV wie bei Ebay auch durch die jetzigen Gewinnaussichten kaum gerechtfertigt ist und die Insiderverkaüfe mit Minus hier nur der Beginn sind,ähnlich wie bei Kontron.Ich mag mich irren,aber ...nur Optimismus verkünden,um den Kleinanlegern ihre letzten Piepen aus der Tasche zu locken,mit mir nicht ,ich kann warten!
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