Volkswirte: ifo-Anstieg deutet Trendwende für Euroraum an
Frankfurt (vwd) - Volkswirte haben die überraschende Verbesserung des Geschäftsklimas der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland im Januar als Hinweis auf einen sich abzeichnenden Aufschwung der Euroraum-Konjunktur gedeutet. Stefan Bergheim von JP Morgan verwies zur Begründung dieser Einschätzung auf die bereits zuvor angestiegenen vergleichbaren Stimmungsbarometer in den Niederlanden, Belgien und Italien. Diese deuteten wie der deutsche Januar-ifo auf einen positiven Wendepunkt in der konjunkturellen Entwicklung des Euroraums hin, erläuterte er.
Nach Angaben des Münchener ifo-Instituts vom Montag kletterte der Geschäftsklimaindex im Berichtsmonat auf 86,3 nach 85,8 im Dezember. Zuvor war für den Januar mit einem Indexstand von 85,7 gerechnet worden. Wie erwartet sei der Indexabstieg hauptsächlich durch die im Janaur sprunghaft angezogenen Geschäftserwartungen getragen worden, sagte Bergheim weiter. Durch den Anstieg der ifo-Erwartungskomponente werde auch der Abstand zum ZEW-Stimmungsindikator für die zu erwartende konjunkturelle Entwicklung in Deutschland geschmälert, fügte er hinzu. Dies wiederum passe zu den zunehmenden Anzeichen für eine Kehrtwende bei der Entwicklung der US-Wirtschaft.
Im Gegensatz dazu habe sich die Einschätzung der deutschen Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage von November bis Januar verschlechtert. Daher sei für Anfang 2002 mit einem schwachen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zu rechnen. Die für Freitag anstehenden Janaur-Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum und das Verarbeitende Gewerbe in Großbritannien sollten die Einschätzung über einen Wendepunkt beim Euroraum-Wachstum bestätigen.
Peter Meister von der BHF-Bank verweist ebenfalls auf den seiner Ansicht nach "sehr erfreulichen" Anstieg der Geschäftserwartungen. Diese Stimmungsaufhellung sei im Wesentlichen von Hoffungen auf eine Erholung der US-Konjunktur getragen worden. In den USA seien im vierten Quartal wieder verstärkt Lagerbestände abgebaut worden, was eine Mehrproduktion im ersten Quartal wahrscheinlich mache. Allerdings müsse man auch US-Fed-Chairman Alan Greenspan Recht geben, dass noch Risiken für einen nachhaltigen US-Aufschwung bestünden.
Meister teilt die Ansicht von Bergheim, dass der Euroraum auf einen konjunkturellen Wendepunkt zusteuert. Dieser dürfte mit einiger Verzögerung zu der US-Erholung eintreffen. Seiner Meinung nach ist im Verlauf dieses Jahres und insbesondere innerhalb der zweiten Jahreshälfte mit einem höheren Wachstum in der Eurozone zu rechnen. Für Deutschland stelle allerdings die anstehende Tarifrunde eine Belastung dar.
Nach Ansicht der Commerzbank-Volkswirte bestätigt der Januar-ifo und insbesondere die kräftige Erholung der Geschäftserwartungen, dass ein konjunktureller Wendepunkt bereits erreicht sein dürfte. Die erneute Verschlechterung der Einschätzung der aktuellen Lage deute allerdings darauf hin, dass es im ersten Vierteljahr keinen nennenwerten Anstieg des realen Bruttoinlandsproduktes geben werde, meinen die Commerzbank-Experten. Dies dürfte vielmehr erst im zweiten Vierteljahr der Fall sein.
+++ Frances Palgrave
vwd/28.1.2002/pal/jej
Frankfurt (vwd) - Volkswirte haben die überraschende Verbesserung des Geschäftsklimas der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland im Januar als Hinweis auf einen sich abzeichnenden Aufschwung der Euroraum-Konjunktur gedeutet. Stefan Bergheim von JP Morgan verwies zur Begründung dieser Einschätzung auf die bereits zuvor angestiegenen vergleichbaren Stimmungsbarometer in den Niederlanden, Belgien und Italien. Diese deuteten wie der deutsche Januar-ifo auf einen positiven Wendepunkt in der konjunkturellen Entwicklung des Euroraums hin, erläuterte er.
Nach Angaben des Münchener ifo-Instituts vom Montag kletterte der Geschäftsklimaindex im Berichtsmonat auf 86,3 nach 85,8 im Dezember. Zuvor war für den Januar mit einem Indexstand von 85,7 gerechnet worden. Wie erwartet sei der Indexabstieg hauptsächlich durch die im Janaur sprunghaft angezogenen Geschäftserwartungen getragen worden, sagte Bergheim weiter. Durch den Anstieg der ifo-Erwartungskomponente werde auch der Abstand zum ZEW-Stimmungsindikator für die zu erwartende konjunkturelle Entwicklung in Deutschland geschmälert, fügte er hinzu. Dies wiederum passe zu den zunehmenden Anzeichen für eine Kehrtwende bei der Entwicklung der US-Wirtschaft.
Im Gegensatz dazu habe sich die Einschätzung der deutschen Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage von November bis Januar verschlechtert. Daher sei für Anfang 2002 mit einem schwachen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zu rechnen. Die für Freitag anstehenden Janaur-Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum und das Verarbeitende Gewerbe in Großbritannien sollten die Einschätzung über einen Wendepunkt beim Euroraum-Wachstum bestätigen.
Peter Meister von der BHF-Bank verweist ebenfalls auf den seiner Ansicht nach "sehr erfreulichen" Anstieg der Geschäftserwartungen. Diese Stimmungsaufhellung sei im Wesentlichen von Hoffungen auf eine Erholung der US-Konjunktur getragen worden. In den USA seien im vierten Quartal wieder verstärkt Lagerbestände abgebaut worden, was eine Mehrproduktion im ersten Quartal wahrscheinlich mache. Allerdings müsse man auch US-Fed-Chairman Alan Greenspan Recht geben, dass noch Risiken für einen nachhaltigen US-Aufschwung bestünden.
Meister teilt die Ansicht von Bergheim, dass der Euroraum auf einen konjunkturellen Wendepunkt zusteuert. Dieser dürfte mit einiger Verzögerung zu der US-Erholung eintreffen. Seiner Meinung nach ist im Verlauf dieses Jahres und insbesondere innerhalb der zweiten Jahreshälfte mit einem höheren Wachstum in der Eurozone zu rechnen. Für Deutschland stelle allerdings die anstehende Tarifrunde eine Belastung dar.
Nach Ansicht der Commerzbank-Volkswirte bestätigt der Januar-ifo und insbesondere die kräftige Erholung der Geschäftserwartungen, dass ein konjunktureller Wendepunkt bereits erreicht sein dürfte. Die erneute Verschlechterung der Einschätzung der aktuellen Lage deute allerdings darauf hin, dass es im ersten Vierteljahr keinen nennenwerten Anstieg des realen Bruttoinlandsproduktes geben werde, meinen die Commerzbank-Experten. Dies dürfte vielmehr erst im zweiten Vierteljahr der Fall sein.
+++ Frances Palgrave
vwd/28.1.2002/pal/jej