US-General soll vorübergehend den Irak regieren
Im Weißen Haus wird derzeit ein Plan ausgearbeitet, wie der Irak nach einer Militärintervention regiert werden könnte. Nicht mehr die irakische Opposition, sondern übergangsweise ein US-General soll das Land nach einem Krieg führen. Als Vorbild dienen offenbar die militärischen Nachkriegverwaltungen in Deutschland und Japan.
Wer soll Saddam Hussein beerben?
Washington - Nach den bisherigen Überlegungen im Weißen Haus soll nach einem amerikanischen Sieg über Saddam Hussein zunächst eine US-geführte Militärregierung die Macht übernehmen. Oberster Befehlshaber würde dann General Tommy R. Franks, der Kommandeur der US-Streitkräfte im Persischen Golf, oder einer seiner nachgeordneten Militärs.
Franks würde dann eine Rolle übernehmen, wie General Douglas MacArthur 1945 nach der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg. In Japan herrschte eine Militärregierung sechseinhalb Jahre lang nach dem Krieg, Deutschland stand vier Jahre unter militärischer Verwaltung, allerdings unter den Alliierten aufgeteilt.
Der Übergang der Macht im Irak an ein demokratisch gewähltes irakisches Parlament "im Verlauf mehrerer Monate oder Jahre erfolgen", heißt es nach den bislang vorliegenden Informationen.
Außerdem ist die Einrichtung von Kriegs-Gerichtshöfen vorgesehen, vor denen sich die irakische Führungsspitze verantworten soll.
Ein genaues Konzept würde derzeit im Weißen Haus ausgearbeitet, erste Diskussionen habe es bereits mit Präsident George W. Bush und dessen Beratern gegeben, teilten ranghohe Mitarbeiter der US-Regierung der "New York Times" mit. Ein offizieller Beschluss sei allerdings noch nicht gefallen.
Mit diesen Überlegungen treten bisherige Pläne in den Hintergrund, die eine zügige Machtübernahme durch irakische Oppositionelle aus dem In- und Ausland vorsahen. Dadurch soll ein Chaos durch interne Machtkämpfe wie im Nachkriegs-Afghanistan vermieden werden. Außerdem könnte in der Zeit einer Militärregierung die Suche nach verborgenen Massenvernichtungswaffen des Irak problemlos fortgesetzt werden.
Dem amerikanischen Oberbefehlshaber über den Irak würde dann auch die Kontrolle über die zweitgrößte Erdölreserve der Welt unterliegen, denn der Irak birgt etwa elf Prozent der Welterdölvorräte.
Mit der Ankündigung von Kriegsgerichtstribunalen soll die irakischen Militärführung eingeschüchtert werden. Auf die Frage, ob die US-Pläne einen vorzeitigen Staatsstreich herbeiführen sollen, antwortete ein hoher Regierungsbeamter: "Das wäre schön".