Machen Sie es sich nicht so schwer von Tom Firley Aus gesundheitlichen Gründen kann Jochen Steffens heute den Investor´s Daily nicht schreiben. Lesen Sie stattdessen einen interessanten Gastbeitrag von Tom Firley aus der Geldanlage-Strategie. Liebe Leser, war´s das jetzt mit der Korrektur? Sind wir in einer Baisse? Kommt die Rezession? Soll ich jetzt wieder einsteigen? Wenn ja, volle Breitseite oder lieber kleine Brötchen backen? All diese Fragen und viele weitere dieser Art prasseln momentan auf Sie als Börsianer ein. Und auf all diese Fragen finden Sie unzählige Antworten im World Wide Web (sprich Internet). Das Dumme ist nur: Die Summe der Antworten ist genau gegensätzlich. Da nutzt zum Beispiel auch die Darstellung von Sentiment-Indikatoren nicht viel. Diese sagen momentan aus, dass der Pessimismus der Kleinanleger für die längerfristigen Aussichten recht hoch sei. Und da die Masse bekanntlich (bzw. scheinbar…) oft falsch liegt, muss es ja jetzt bald wieder aufwärts gehen. Klingt irgendwie logisch, ist aber nur ein klitzekleiner Teil aller möglichen Analyse-Varianten. Ich wette mit Ihnen: Wenn wir alle aktuellen Analysen, Interpretationen und Prognosen aller Experten (und derer, die sich dazuzählen) in einen Topf werfen, einmal umrühren und dann eine ultimative Meinung heraussieben würden, wie sähe die wohl aus? Fifty-Fifty. Neutral. Ausgeglichen. Vermutlich ginge die „ultimative Meinung“ eher etwas in die bullishe Richtung. Aber das hat einen ganz simplen Grund: Optimismus verkauft sich besser und wer setzt schon reinen Gewissens mittels spekulativer Instrumente auf fallende Kurse? Ich sehe das Ganze wesentlich trivialer. Schauen wir uns den Dax als Wochenchart an:
Zunächst erkennen wir zwei Dinge recht deutlich: 1.) Der 52-Wochen-GD (=Jahresdurchschnitt, blauer Verlauf) wurde eindeutig unterboten 2.) Der langfristige Aufwärtstrend (grüne Linie) wurde im Januar unterboten. (Anmerkung: Da können Chart-Artisten wurschteln, wie sie wollen – er wurde unterboten) Daneben erkennen Sie drei waagerechte Linien. Der Anschaulichkeit halber, habe ich diese in die Länge gezogen. Diese drei Linien skizzieren drei wichtige Entscheidungszonen. Anmerkung: Fibonacci-Freunde und Kurzfrist-Trader würden das wesentlich genauer darstellen. Für unsere mittel- bis langfristigen Überlegungen reicht diese einfache Darstellung vollkommen. Durch die simple, langfristgie Darstellung dürfte dem ein oder anderen sogar wesentlich schneller ein Licht aufgehen, als bei dem täglichen, stündlichen Kleben am Monitor. Denn: „Oben“ (die blaue Linie) ist das Allzeithoch im Dax manifestiert, bei etwa 8.100 Punkten. Unten (rote Linie) ist in etwa das letzte Crash-Tief bei 6.500 Punkten zu finden (Ich weiß, dass das intraday-Tief bei 6.384 Punkten lag, seien Sie doch nicht so kleinlich…). Genau in der Mitte (schwarze Linie) bei 7.300 Punkten liegt die erste wichtige Entscheidungszone für die Bullen. Und erstaunlicherweise (das ist NICHT ironisch gemeint) liegt diese Zone genau auf dem Niveau des Openings des Crash-Tages. Richtig bullish wird es logischerweise, wenn die obere Marke bei 8.100 überboten wird. Für die Bären liegt die entscheidende Zone natürlich bei 6.500 Punkten. Falls diese noch einmal unterboten wird, dann können wirklich nur noch hartgesottenste Perma-Bullen von einer Korrektur sprechen. Denn dann wären wir in der Tat in einem klaren Abwärtstrend. Aber keine Panik. Selbst wenn wir in einen Abwärtstrend gleiten, heißt das noch lange nicht, dass uns eine so grausame Baisse wie in den Jahren 2000 bis 2003 bevorsteht… Übrigens habe ich die oben genannten Marken bzw. den Dax-Chart in ähnlicher Weise bereits am 7. November letzten Jahres hier in der Geldanlage-Strategie besprochen. Ich behaupte keinesfalls, dass ich den Crash oder die Abwärtsbewegung vorausgesehen habe (dann könnte ich damit ja wesentlich mehr angeben… kleiner Scherz zum Wochenende), aber in der Retrospektive ist der damalige Beitrag ganz nett zu lesen. Ich habe Ihnen diesen Text einmal „angehängt“. Ein schönes Wochenende wünscht Ihr Tom Firley