Tristesse in der Fondslandschaft

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Nassie:

Tristesse in der Fondslandschaft

 
27.06.03 12:04
In Europas Fondslandschaft herrscht Tristesse

Der europäische Fondsmarkt ist gesättigt: Die Anzahl der Produkte, die sich überschneiden, ist hoch, immer mehr Fonds werden geschlossen, die Mittelzuflüsse der vergangenen Jahre ebben ab und die Margen der Fondsgesellschaften stehen unter Druck. Doch der steigende Margendruck in der Fondsbranche hat offenbar wenig Konsequenzen für die Produktpolitik der Fondsanbieter: Europas Fondslandschaft ist eine Monokultur.

So bescheinigen die Experten des Finanzdienstleisters Morningstar den europäischen Fondsgesellschaften wenig Kreativität bei der Auflegung neuer Produkte. Beispielsweise waren 41 Prozent der seit 2001 neu aufgelegten Fonds Aktienfonds mit Standardwerten und einem gemischten Anlagestil aus Wert- und Wachstumsorientierung; in diesem Segment tummeln sich laut Morningstar aber bereits jetzt 55 Prozent aller europäischen Fonds. Im Klartext: Die Hälfte der europäischen Fondsprodukte sind Aktienfonds, die sich weitgehend an einem großen Aktienindex orientieren. Auch ein Blick in die Portfolios der Fonds zeigt Uniformität. Mornigstar hat sich die Portfolios von acht zufällig herausgegriffenen europäischen Aktienfonds angesehen und festgestellt, daß die fünf größten Positionen dieser Fonds aus nur dreizehn Aktien bestehen. Kaum überraschend bewegte sich die Wertentwicklung der Portfolios zu 96 Prozent im Gleichklang.

Zuviele Euro-Stoxx-Fonds

"Kein Anleger braucht so eine große Zahl gleichartiger Fonds", sagt auch Thomas Portig, der bei Hypo Capital Management verantwortlich ist für die Selektion von Fondsmanagern. In den meisten Produkten gibt es seiner Ansicht nach kaum eine hinreichende Differenzierung: "Zu viele Fonds konzentrieren sich nur auf den Euro-Stoxx-50-Index", sagt Portig. "Investmentfonds sind stark reguliert - die gesetzlichen Regelungen lassen wenig Spielraum für Phantasie", hält Arno Kempf, Partner bei Price Waterhouse Coopers, dem entgegen. Wenn sich im kommenden Jahr die Gesetzeslage ändern werde, werde es auch kreativere Produkte geben.

Eine weitere Ursache für die Eintönigkeit der europäischen Fondslandschaft könnte auch Risikoaversion sein: Wer als Fondsmanager einen großen Aktienindex nachbildet und nur geringe Wetten abseits vom Index eingeht, minimiert sein Risiko, ohne dafür viel Kritik einstecken zu müssen. Und auch der Vorstand einer Kapitalanlagegesellschaft riskiert wenig, wenn er mit Standardprodukten nicht reüssiert - schuld hat dann im Zweifelsfall der Markt oder das mangelnde Vertrauen der Anleger. Wer aber mit einem kreativen, ausgefallenen Fonds baden geht, muß mit erheblicher Kritik rechnen. Einen weiteren Grund für die Fondsmonokultur speziell in Deutschland sieht Portig auch in der mangelnden Spezialisierung deutscher Fondsmanager: "In angelsächsischen Ländern finden sie viele kleine, spezialisierte Häuser, die sich auf wenige Produkte und einen Investmentansatz spezialisieren", sagt Portig.

Monatlich schließen 150 Fonds

Die Gleichförmigkeit der neu aufgelegten Fonds hat auch Folgen für deren Mittelaufkommen: Die neuen Aktienfonds haben laut Morningstar im Durchschnitt nur 11 Millionen Euro eingesammelt - etablierte Produkte bringen es auf knapp 33 Millionen Euro. "Es ist kaum anzunehmen, daß solche kleinen Fonds den Gesellschaften genug einbringen, um die Kosten zu decken", lautet das Fazit der Morningstar-Experten. Das wissen anscheinend auch die Fondsgesellschaften, weswegen sie bei den neuen Produkten gleich an der Gebührenschraube drehten, wie die Morningstar-Zahlen zeigen: Die Gebühren für neue Fondsprodukte waren durch die Bank weg höher. Die durchschnittliche Gebühr für einen Aktienfonds beträgt beispielsweise laut Morningstar 1,33 Prozent des Fondsvermögens - bei den neuen Produkten waren es im Durchschnitt 1,53 Prozent.

Die sinkenden Mittelzuflüsse haben eine Zunahme der Fondsschließungen zur Folge: Noch vor zwei Jahren waren es rund 50 Fonds, die je Monat geschlossen wurden, derzeit sind es mehr als 150 Fonds, die monatlich im Durchschnitt aufgeben. Spiegelbildlich hat auch die Zahl neu aufgelegter Produkte abgenommen, wie Morningstar ermittelt hat: Anfang 2001 seien noch 150 Produkte je Monat aufgelegt worden, nun seien es jeden Monat rund 50 neue Fonds, die um die Gunst der Anleger buhlten.

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