Berlin - Der Anleger muss ein ausgesprochener Lufthansa-Pessimist gewesen sein, der am 6. und 7. September in großem Umfang mit Verkaufsoptionen (Puts) auf kräftig fallende Kurse setzte: Nicht nur, dass sich die Notiz der Kranich-Linie bis dato bereits nahezu halbiert hatte, sondern der unbekannte Investor war auch noch überzeugt, dass die Aktie binnen zwei Wochen um weitere zehn Prozent abstürzen würde. Auf jeden Fall stand er mit dieser Meinung ziemlich allein, denn außer dem Kauf von insgesamt 55.000 Puts zu sechs beziehungsweise acht Cents an diesen beiden Tagen fand in den Lufthansa-Verkaufsoptionen im September keinerlei Handel statt. Doch die Spekulation ging auf: Nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center rauschte der Lufthansa-Kurs zeitweise 50 Prozent in die Tiefe - der Wert des Puts vertausendfachte sich. Der Reingewinn: über 300.000 Euro.
"Die hohen Umsätze an ausschließlich zwei Handelstagen sind schon sehr auffällig. Da scheint nicht alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein - möglicherweise hatte da jemand Insiderwissen", so der Händler einer deutschen Großbank. Nicht nur er vermutet, dass Terroristen ihr Wissen über den Anschlag auf das World Trade Center und das Pentagon genutzt haben könnten, um Riesenprofite einzustreichen.
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) forscht nach eigenen Angaben "mit Hochdruck" nach Auffälligkeiten. Und auch das Bundeskriminalamt und die Bundesstaatsanwaltschaft sind eingeschaltet. Auskunft zum Stand der Untersuchungen gibt es derzeit allerdings nicht - "um die Ermittlungen nicht zu gefährden", heißt es.
Auf den ersten Blick ist die Aufklärung von terroristisch motivierten Börsen- und Terminmarktoperationen sehr einfach. Jede Transaktion an der Eurex wird minutiös aufgezeichnet. Privatleute sind zum direkten Handel an der Frankfurter Terminbörse nicht zugelassen, sondern ausschließlich die 435 offiziell zugelassenen Banken und Broker. Diese können bei Auffälligkeiten von den ermittelnden Behörden aufgefordert werden, ihre Auftraggeber für die entsprechenden Geschäfte offen zu legen. Erste Anfragen dieser Art hat es offenbar bereits gegeben. "Wir kennen aber nur unseren direkten Kunden, welche Geldgeber dahinter stehen, ist uns unbekannt", so ein Banker.
Der Weg bis zu einem möglichen Ermittlungserfolg ist so nach Einschätzung von Dirk Scherp, Professor an der Verwaltungsfachhochschule Wiesbaden im Bereich Polizei, noch lang: "Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf den Listen ein Auftraggeber mit direktem Bezug beispielsweise zu einem bin Laden findet, ist denkbar gering." So muss in jedem Einzelfall geprüft werden, ob die fraglichen Wertpapiergeschäfte von ihrer Art oder ihrem Umfang her für den jeweiligen Auftraggeber ungewöhnlich sind. Und in vielen Fällen dürfte es sich wieder um Banken, Fonds oder Vermögensverwaltungen handeln, die dann erneut nach ihren Auftraggebern befragt werden müssten. "Möglicherweise gibt es sogar eine ganze Kette von Finanzinstituten in verschiedenen Ländern, die zwischen dem ursprünglichen Auftraggeber und der Transaktion stehen", so Scherp.
Grundsätzlich lässt sich die durch die Transaktionen gelegte Datenspur zwar zurückverfolgen, aber die Recherchen sind aufwendig und ihr Erfolg ungewiss. Dies würde vor allem gelten, wenn der Weg ins Ausland führen sollte. "Denn europäische Steueroasen wie Liechtenstein oder die Isle of Man dürften sich in diesem besonderen Fall zwar kooperativ verhalten, anders könnte es aber bei Ländern sein, die in Sachen Geldwäsche nicht mit der OECD zusammenarbeiten", so Scherp. Derzeit finden sich auf der Schwarzen Liste 19 Staaten und Territorien, darunter die Ukraine, Ungarn, Ägypten oder der Libanon.
"Und schwierig wird es auch, wenn sich in der Kette ein als Treuhänder eingesetzter Rechtsanwalt oder Notar finden sollte", erläutert Scherp. "Denn bei dieser vor allem im angelsächsischen Raum gebräuchlichen Konstruktion kann der Anwalt sich auf sein Verschwiegenheitsgebot berufen."
Die Chancen, dass am Ende wirklich konkrete Drahtzieher der Spekulationen präsentiert werden können, schätzen Experten daher insgesamt eher gering ein. Die Spekulation des unbekannten Lufthansa-Pessimisten könnte somit auf der ganzen Linie aufgehen.
Gruß Kostolmoney
"Die hohen Umsätze an ausschließlich zwei Handelstagen sind schon sehr auffällig. Da scheint nicht alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein - möglicherweise hatte da jemand Insiderwissen", so der Händler einer deutschen Großbank. Nicht nur er vermutet, dass Terroristen ihr Wissen über den Anschlag auf das World Trade Center und das Pentagon genutzt haben könnten, um Riesenprofite einzustreichen.
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) forscht nach eigenen Angaben "mit Hochdruck" nach Auffälligkeiten. Und auch das Bundeskriminalamt und die Bundesstaatsanwaltschaft sind eingeschaltet. Auskunft zum Stand der Untersuchungen gibt es derzeit allerdings nicht - "um die Ermittlungen nicht zu gefährden", heißt es.
Auf den ersten Blick ist die Aufklärung von terroristisch motivierten Börsen- und Terminmarktoperationen sehr einfach. Jede Transaktion an der Eurex wird minutiös aufgezeichnet. Privatleute sind zum direkten Handel an der Frankfurter Terminbörse nicht zugelassen, sondern ausschließlich die 435 offiziell zugelassenen Banken und Broker. Diese können bei Auffälligkeiten von den ermittelnden Behörden aufgefordert werden, ihre Auftraggeber für die entsprechenden Geschäfte offen zu legen. Erste Anfragen dieser Art hat es offenbar bereits gegeben. "Wir kennen aber nur unseren direkten Kunden, welche Geldgeber dahinter stehen, ist uns unbekannt", so ein Banker.
Der Weg bis zu einem möglichen Ermittlungserfolg ist so nach Einschätzung von Dirk Scherp, Professor an der Verwaltungsfachhochschule Wiesbaden im Bereich Polizei, noch lang: "Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf den Listen ein Auftraggeber mit direktem Bezug beispielsweise zu einem bin Laden findet, ist denkbar gering." So muss in jedem Einzelfall geprüft werden, ob die fraglichen Wertpapiergeschäfte von ihrer Art oder ihrem Umfang her für den jeweiligen Auftraggeber ungewöhnlich sind. Und in vielen Fällen dürfte es sich wieder um Banken, Fonds oder Vermögensverwaltungen handeln, die dann erneut nach ihren Auftraggebern befragt werden müssten. "Möglicherweise gibt es sogar eine ganze Kette von Finanzinstituten in verschiedenen Ländern, die zwischen dem ursprünglichen Auftraggeber und der Transaktion stehen", so Scherp.
Grundsätzlich lässt sich die durch die Transaktionen gelegte Datenspur zwar zurückverfolgen, aber die Recherchen sind aufwendig und ihr Erfolg ungewiss. Dies würde vor allem gelten, wenn der Weg ins Ausland führen sollte. "Denn europäische Steueroasen wie Liechtenstein oder die Isle of Man dürften sich in diesem besonderen Fall zwar kooperativ verhalten, anders könnte es aber bei Ländern sein, die in Sachen Geldwäsche nicht mit der OECD zusammenarbeiten", so Scherp. Derzeit finden sich auf der Schwarzen Liste 19 Staaten und Territorien, darunter die Ukraine, Ungarn, Ägypten oder der Libanon.
"Und schwierig wird es auch, wenn sich in der Kette ein als Treuhänder eingesetzter Rechtsanwalt oder Notar finden sollte", erläutert Scherp. "Denn bei dieser vor allem im angelsächsischen Raum gebräuchlichen Konstruktion kann der Anwalt sich auf sein Verschwiegenheitsgebot berufen."
Die Chancen, dass am Ende wirklich konkrete Drahtzieher der Spekulationen präsentiert werden können, schätzen Experten daher insgesamt eher gering ein. Die Spekulation des unbekannten Lufthansa-Pessimisten könnte somit auf der ganzen Linie aufgehen.
Gruß Kostolmoney