von Iris Gagel [29.12.00, 15:57]
Gut sieht der Chart von Teles nicht aus. Von einem Hoch bei 90 Euro im Februar 1999 rutschte der Kurs kontinuierlich in die Tiefe und befindet sich jetzt bei 3,70 Euro. Schon länger steckt der Konzern in Schwierigkeiten. Nun meldet Teles, dass das Umsatzziel für das Geschäftsjahr 2000 nicht erreicht wird. Statt der angepeilten rund 250 Millionen Euro betragen die Erlöse zunächst nur rund 187 Millionen Euro, teilt das Unternehmen in einer Pflichtveröffentlichung mit. Das Umsatzziel habe unter der Prämisse gestanden, dass Teles noch in diesem Jahr ein weiteres geeignetes Handelshaus übernehmen könne. Dies sei jedoch nicht gelungen.
Zudem will sich das Unternehmen stärker auf den Bereich Internet-Mehrwertdienste konzentrieren. Daher schließt Teles den Geschäftsbereich ISDN-Telekommunikationsanlagen und –endgeräte. Dieses Segment war früher zentral für den Konzern, trage inzwischen aber Verluste ein.
Diese Schließung hat Auswirkungen auf die Zahlen des Konzerns. Der ohnehin nach unten korrigierte Umsatz muss nach US-GAAP um weitere 18 Millionen Euro bereinigt werden. Er beträgt somit etwas mehr als 165 Millionen Euro. Das Netto-Ergebnis werde wegen einmaliger Kosten für die Schließung niedriger ausfallen als erwartet.
Ein Blick auf die Zahlen von Januar bis September zeigt, daß sich die finanzielle Lage des Unternehmens in den ersten neun Monaten dieses Jahres deutlich verschlechterte: Der Kassenbestand fällt von 43,66 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 30,70 Millionen Euro bis September dieses Jahres. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten und die aus Lieferungen und Leistungen nahmen von 21,39 Millionen Euro auf 27,644 Millionen Euro zu. Anstelle der positiven 7,9 Millionen Euro in den ersten neun Monaten 1999 erwirtschaftete Teles bis September dieses Jahres einen Verlust von 2,3 Millionen Euro.
Der Bereich der Internet-Mehrwertdienste, auf den sich Teles im kommenden Jahr konzentrieren will, umfasst die Segmente Webseitenbetreuung, Web-Learning und Web Highspeed-Access. Bislang erwirtschaftet nur die Webseitenbetreuung ein positives EBIT, die anderen beiden schreiben rote Zahlen. Ob sich die finanzielle Situation des Unternehmens im nächsten Jahr verbessern wird, ist fraglich. BÖRSE ONLINE rät daher von einem Neueinstieg ab.