Tatort ebay: Geleimte Bieter gucken in die Röhre
Internet-Auktionen werden immer beliebter – allerdings auch bei Betrügern. Aktuelles Beispiel: Ein 23-Jähriger aus Hamburg. Er kassierte Geld für Notebooks, die er dann nicht auslieferte
Siegfried B. aus dem baden-württembergischen Schallstadt ist schon lange ein Fan von eBay. Wann immer er die Chance sieht, ein Schnäppchen zu machen, bietet er mit. So auch im November vergangenen Jahres, als bei dem Internet-Auktionshaus ein Notebook unter den elektronischen Hammer kommt. 1900 Mark ist B. das Gerät wert – und weil ihn niemand überbietet, bekommt er den Zuschlag.
Kaum ist die Versteigerung zu Ende, meldet sich der Besitzer des Notebooks – eine Firma namens „e-book Versand“ aus Hamburg. Ein gewisser Sven M. weist darauf hin, dass er nur gegen Vorkasse ausliefere. Da diese Verfahrensweise bei Internet-Auktionen inzwischen weit verbreitet ist, lässt sich Siegfried B. ohne Widerspruch darauf ein. Er überweist das Geld – und wartet. Zwei Tage, drei Tage, vier Tage. Als auch der fünfte Tag verstreicht, ohne dass der Paketbote an der Haustür klingelt, wird er langsam ungeduldig und fragt bei Sven M. in Hamburg nach. Der aber spielt den Ahnungslosen. „ ... Das kann ich mir gar nicht erklären. Das Paket ist längst abgeschickt ...“
Ortswechsel: Guben in Sachsen. Der 19-jährige Abiturient Patrick G. wünscht sich schon lange ein Notebook. Auf der Website des Internet-Auktionshauses www.feininger.de macht er sich im Januar auf die Suche – und stößt auf ein Notebook vom Typ Dell-Inspirion 8100. Patrick G. fragt seine Mutter, ob sie ihm Geld leihen könne. Der allein erziehenden Altenpflegerin fällt es zwar nicht leicht, den Betrag locker zu machen. Aber sie lässt sich letzten Endes breitschlagen.
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Für 1710 Euro ersteigert Patrick G. das Notebook – und erhält kurz darauf einen Anruf von Sven M. aus Hamburg. Der Name der Firma, für die er angeblich tätig ist, lautet diesmal zwar „Mobility Shop“. Ansonsten aber ist alles wie gehabt. Auch Patrick G. zahlt im voraus. Auch er wartet vergeblich auf die Lieferung.
Betrug bei Internet-Auktionen – längst keine Seltenheit mehr. Beispiele gibt es genug: Im Oktober vergangenen Jahres etwa bot ein gewisser Herr Wolters aus dem Landkreis Augsburg unter dem eBay-Namen „innovationtrading“ Computerprodukte an. 65000 Euro kassierte er, bevor er sich absetzte. Er wird per Haftbefehl gesucht. Ebenfalls auf der Flucht: Ein Computer-Händler aus Castrop-Rauxel, der unter dem eBay-Namen „j_julio“ operierte und so tat, als habe er Handys, Digitalkameras und Drucker anzubieten. Auch er profitierte davon, dass bei Internet-Auktionen Vorkasse üblich ist. Der Schaden, den er anrichtete, beträgt 90 000 Euro. 180 geleimte Bieter gucken jetzt in die Röhre.
Sind auch Patrick G. und Siegfried B. einem Betrüger zum Opfer gefallen? Als ihre Notebooks nach mehreren Wochen immer noch nicht angekommen sind, drängt sich ihnen dieser Verdacht auf. Immer wieder fragen die beiden per E-Mail bei Sven M. nach. Aber der hält sie laufend mit neuen Ausreden hin.
Offenbar spielt Sven M. auf Zeitgewinn. Seine stille Hoffnung: Siegfried B. und Patrick G. werden schon irgendwann den Kampf aufgeben und ihr Geld in den Wind schreiben. Doch Irrtum! B. und G. erstatten Strafanzeige – und als sie davon hören, dass es in Hamburg einen gewissen „Mister X“ gibt, der Jagd auf Gauner macht, schalten sie schließlich auch ihn ein.
Die Suche nach Sven M. gestaltet sich allerdings zunächst schwierig. Die erste Spur verläuft im Sande: Eine Firmenadresse am Hartzlohplatz in Barmbek stellt sich als frei erfunden heraus.
Mister X aber gibt nicht auf – und wird schließlich in der Nähe von Ahrensburg fündig. Dort wohnt Sven M. im Haus seiner Eltern. Der 23-Jährige ist ein verwöhnter Junge aus „gutem Hause“. Seine angeblichen Firmen sind nichts als Phantasieprodukte. Bei dem „Geschäftstelefon“ handelt es sich um den Zweitanschluss der Eltern. Papa, ein angesehener Jurist, zahlt die Gebühren.
Als Mis-ter X vergangene Woche unangemeldet vor der Haus-tür steht, ist Sven M. ziemlich entsetzt. Seine größte Sorge: die Eltern könnten was mitkriegen. Mit denen habe er sowieso schon so viel Ärger ... Sven M. bittet Mister X in sein Zimmer, steckt sich vor Aufregung eine Zigarette nach der anderen an, um dann zu beteuern, dass er unschuldig sei. „Das ist alles nur ein ganz großes Missverständnis, wirklich! Das habe ich auch schon der Polizei gesagt...“ Offenbar hat er die Hosen gestrichen voll, denn kaum ist Mister X weg, eilt der junge Mann zum Postamt und veranlasst eine Blitzüberweisung. Nur Stunden später: die Bestätigung aus Schallstadt und Guben. Patrick G. und Siegfried B. haben ihr Geld zurück!
Für Sven M ist die Sache damit noch nicht erledigt. Gegen ihn ermittelt jetzt die Kripo Ahrensburg. Der Vorwurf: Betrug.
Weitere Informationen unter:
www.ebay.de www.feininger.de www.deepbluesky.de www.it-business.net
Internet-Auktionen werden immer beliebter – allerdings auch bei Betrügern. Aktuelles Beispiel: Ein 23-Jähriger aus Hamburg. Er kassierte Geld für Notebooks, die er dann nicht auslieferte
Siegfried B. aus dem baden-württembergischen Schallstadt ist schon lange ein Fan von eBay. Wann immer er die Chance sieht, ein Schnäppchen zu machen, bietet er mit. So auch im November vergangenen Jahres, als bei dem Internet-Auktionshaus ein Notebook unter den elektronischen Hammer kommt. 1900 Mark ist B. das Gerät wert – und weil ihn niemand überbietet, bekommt er den Zuschlag.
Kaum ist die Versteigerung zu Ende, meldet sich der Besitzer des Notebooks – eine Firma namens „e-book Versand“ aus Hamburg. Ein gewisser Sven M. weist darauf hin, dass er nur gegen Vorkasse ausliefere. Da diese Verfahrensweise bei Internet-Auktionen inzwischen weit verbreitet ist, lässt sich Siegfried B. ohne Widerspruch darauf ein. Er überweist das Geld – und wartet. Zwei Tage, drei Tage, vier Tage. Als auch der fünfte Tag verstreicht, ohne dass der Paketbote an der Haustür klingelt, wird er langsam ungeduldig und fragt bei Sven M. in Hamburg nach. Der aber spielt den Ahnungslosen. „ ... Das kann ich mir gar nicht erklären. Das Paket ist längst abgeschickt ...“
Ortswechsel: Guben in Sachsen. Der 19-jährige Abiturient Patrick G. wünscht sich schon lange ein Notebook. Auf der Website des Internet-Auktionshauses www.feininger.de macht er sich im Januar auf die Suche – und stößt auf ein Notebook vom Typ Dell-Inspirion 8100. Patrick G. fragt seine Mutter, ob sie ihm Geld leihen könne. Der allein erziehenden Altenpflegerin fällt es zwar nicht leicht, den Betrag locker zu machen. Aber sie lässt sich letzten Endes breitschlagen.
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Für 1710 Euro ersteigert Patrick G. das Notebook – und erhält kurz darauf einen Anruf von Sven M. aus Hamburg. Der Name der Firma, für die er angeblich tätig ist, lautet diesmal zwar „Mobility Shop“. Ansonsten aber ist alles wie gehabt. Auch Patrick G. zahlt im voraus. Auch er wartet vergeblich auf die Lieferung.
Betrug bei Internet-Auktionen – längst keine Seltenheit mehr. Beispiele gibt es genug: Im Oktober vergangenen Jahres etwa bot ein gewisser Herr Wolters aus dem Landkreis Augsburg unter dem eBay-Namen „innovationtrading“ Computerprodukte an. 65000 Euro kassierte er, bevor er sich absetzte. Er wird per Haftbefehl gesucht. Ebenfalls auf der Flucht: Ein Computer-Händler aus Castrop-Rauxel, der unter dem eBay-Namen „j_julio“ operierte und so tat, als habe er Handys, Digitalkameras und Drucker anzubieten. Auch er profitierte davon, dass bei Internet-Auktionen Vorkasse üblich ist. Der Schaden, den er anrichtete, beträgt 90 000 Euro. 180 geleimte Bieter gucken jetzt in die Röhre.
Sind auch Patrick G. und Siegfried B. einem Betrüger zum Opfer gefallen? Als ihre Notebooks nach mehreren Wochen immer noch nicht angekommen sind, drängt sich ihnen dieser Verdacht auf. Immer wieder fragen die beiden per E-Mail bei Sven M. nach. Aber der hält sie laufend mit neuen Ausreden hin.
Offenbar spielt Sven M. auf Zeitgewinn. Seine stille Hoffnung: Siegfried B. und Patrick G. werden schon irgendwann den Kampf aufgeben und ihr Geld in den Wind schreiben. Doch Irrtum! B. und G. erstatten Strafanzeige – und als sie davon hören, dass es in Hamburg einen gewissen „Mister X“ gibt, der Jagd auf Gauner macht, schalten sie schließlich auch ihn ein.
Die Suche nach Sven M. gestaltet sich allerdings zunächst schwierig. Die erste Spur verläuft im Sande: Eine Firmenadresse am Hartzlohplatz in Barmbek stellt sich als frei erfunden heraus.
Mister X aber gibt nicht auf – und wird schließlich in der Nähe von Ahrensburg fündig. Dort wohnt Sven M. im Haus seiner Eltern. Der 23-Jährige ist ein verwöhnter Junge aus „gutem Hause“. Seine angeblichen Firmen sind nichts als Phantasieprodukte. Bei dem „Geschäftstelefon“ handelt es sich um den Zweitanschluss der Eltern. Papa, ein angesehener Jurist, zahlt die Gebühren.
Als Mis-ter X vergangene Woche unangemeldet vor der Haus-tür steht, ist Sven M. ziemlich entsetzt. Seine größte Sorge: die Eltern könnten was mitkriegen. Mit denen habe er sowieso schon so viel Ärger ... Sven M. bittet Mister X in sein Zimmer, steckt sich vor Aufregung eine Zigarette nach der anderen an, um dann zu beteuern, dass er unschuldig sei. „Das ist alles nur ein ganz großes Missverständnis, wirklich! Das habe ich auch schon der Polizei gesagt...“ Offenbar hat er die Hosen gestrichen voll, denn kaum ist Mister X weg, eilt der junge Mann zum Postamt und veranlasst eine Blitzüberweisung. Nur Stunden später: die Bestätigung aus Schallstadt und Guben. Patrick G. und Siegfried B. haben ihr Geld zurück!
Für Sven M ist die Sache damit noch nicht erledigt. Gegen ihn ermittelt jetzt die Kripo Ahrensburg. Der Vorwurf: Betrug.
Weitere Informationen unter:
www.ebay.de www.feininger.de www.deepbluesky.de www.it-business.net