Taliban drohen mit "wirklichem Krieg"
Die radikal-islamischen Taliban haben die USA und ihre Verbündeten vor einer Invasion in Afghanistan gewarnt. Bei den Luftangriffen in der Nacht zum Donnerstag sollen rund 130 Zivilisten ums Leben gekommen sein, darunter auch Frauen und Kinder.
Kabul/Washington - Im Falle einer Invasion werde "der wirkliche Krieg" beginnen, sagte der Taliban-Botschafter in Pakistan, Mullah Abdul Salam Saif. "Wir werden jeden Angreifer bekämpfen, der ins Land kommt", kündigte er an.
Die US-Luftwaffe hatte in der Nacht zum Donnerstag ihre bislang schwersten Angriffe auf Ziele in Afghanistan geflogen. Dabei wurden nach Angaben der afghanischen Nachrichtenagentur AIP rund 130 Zivilisten getötet, mehr als 100 davon in einem Ort nahe Dschalalabad. Dort soll auch eine Moschee zerstört worden sein.
Zehn Zivilisten seien in der Nacht zum Donnerstag durch einen Raketeneinschlag in ein Haus im Osten Kabuls getötet worden, berichtete die afghanische Nachrichtenagentur AIP. Hunderte Explosionen erschütterten nach Fernsehberichten die Hauptstadt Kabul. Auch eine Militärakademie der Taliban sei getroffen worden, meldete das staatliche pakistanische Fernsehen. Die Luftabwehr der Taliban habe zurückgeschossen, offenbar aber ihre Ziele verfehlt.
Mehrere Bomben und Raketen schlugen Augenzeugen zufolge in der Stadt ein. Der US-Sender CNN berichtete vom Einsatz mehrerer Flugabwehrraketen. Nach Angaben der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP griffen US-Kampfflugzeuge auch Taliban-Stellungen nahe der Grenze zu Pakistan an. Ziel sei eine Militärbasis im sechs Kilometer von der Grenze entfernten Schamschaad gewesen. Augenzeugen berichteten von fünf oder sechs Explosionen.
Afghanische Flüchtlinge berichteten von heftigen Angriffen der US-Luftwaffe am Donnerstag auf die Taliban-Hochburg Kandaher im Süden des Landes. Die Bombardements in der vergangenen Nacht seien deutlich schwerer gewesen als die vorangegangenen Angriffe. Die Attacken lösten einen Flüchtlingsstrom in Richtung der pakistanischen Grenze aus.
Bei den US-Angriffen in Kandahar wurden nach Taliban-Angaben mindestens 15 Zivilisten getötet worden. Der Befehlshaber der Taliban in der Stadt, Mullah Muhammad Achtar Usmani sagte, auch Frauen und Kinder seien unter den Opfern. Militärangehörige seien nicht getötet worden.
Zwei Verwandte von Omar getötet?
Aus US-Regierungskreisen verlautete, bei den ersten Angriffen auf Kandahar seien am vergangenen Sonntag auch zwei männliche Verwandte des Taliban-Führers Mullah Mohammed Omar getötet worden. Zudem soll ein ranghoher Taliban-Vertreter bei Angriffen aus Masar-i-Scharif ums Leben gekommen sein.
Am vierten Tag der US-Militäraktionen gegen Einrichtungen des Taliban-Regimes in Afghanistan hatten sich die Angriffe von US- Kampfjets zuvor auf den Flughafen Kandahars konzentriert. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in London waren an den Angriffen auch britische Aufklärungs- und Tankflugzeuge beteiligt.
Streit um die Luftabwehr
Bereits vor der nächtlichen amerikanischen Angriffswelle hatte das Verteidigungsministerium am Dienstag in Washington erklärt, die US-Streitkräfte hätten mittlerweile die Lufthoheit über Afghanistan erlangt. Gewährsleute erklärten, die afghanische Flugabwehr sei ausgeschaltet.
Außerdem seien bis auf einen alle Flugplätze der Taliban unbrauchbar gemacht worden. Bei den am Sonntag begonnenen Luftangriffen seien ferner Stellungen von Soldaten und Ausbildungslager für Terroristen getroffen worden. Nach Darstellung des Taliban-Regimes ist die afghanische Flugabwehr allerdings nach wie vor intakt.
Das afghanische Taliban-Regime bot den USA unterdessen erneut Gespräche an, um "Missverständnisse zu beseitigen". Das Angebot sei in einem Brief von Taliban-Außenminister Mullah Wakil Ahmed Mutawakil an die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) enthalten, berichtete die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP.
In dem Brief schreibt der Außenminister, die Taliban hätten den USA mehrfach Gespräche angeboten und seien ungeachtet der US-Angriffe auf Ziele in Afghanistan nach wie vor dazu bereit. Zugleich warf Mutawakil den USA vor, einen "Kreuzzug" zu führen. "Dies(er Angriff) ist nicht nur ein Problem für Afghanistan sondern für die gesamte arabische Welt." Er forderte die OIC auf, alles für eine Beendigung der Angriffe zu unternehmen. Muttawakil bat die islamischen Staaten um Unterstützung gegen die US-Angriffe. Sie sollten helfen, die Militäroffensive zu stoppen. Nach Angaben der Taliban wurden seit Beginn der Bombardements am Sonntagabend landesweit bislang 76 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt.
Taliban: Beschränkungen für Bin Laden aufgehoben
Der Taliban-Botschafter in Pakistan, Abdul Salam Saif, erklärte am Mittwoch, der Nordallianz sei es bislang nicht gelungen, gegen die Taliban Boden zu gewinnen. Die Opposition habe in der afghanischen Bevölkerung keine Unterstützung. Saif sagte weiter, Bin Laden habe die amerikanischen Angriffe unversehrt überstanden.
Kurz zuvor hatte ein Sprecher des Taliban-Führers Mullah Mohammed Omar im paschtunischsprachigen Dienst des britischen Rundfunksenders BBC erklärt, die Taliban würden jetzt alle Beschränkungen für Bin Laden aufheben. Er begründete dies damit, dass sich mit den amerikanischen Angriffen die Lage völlig verändert habe. Bislang hatten die Taliban erklärt, Bin Laden befinde sich in ihrer Obhut, sei aber von allen Kommunikationsmöglichkeiten abgeschnitten. Nach Einschätzung der britischen Regierung verfügt al-Qaida wahrscheinlich über chemische und biologische Kampfstoffe. Der Staatssekretär im Außenministerium, Ben Bradshaw, sagte im australischen Fernsehen:"`Wir wissen, dass al-Qaida in den letzten zehn Jahren versucht hat, in den Besitz biologischer und chemischer Waffen zu gelangen. Wir nehmen an, dass ihnen das auch gelungen ist."
Die radikal-islamischen Taliban haben die USA und ihre Verbündeten vor einer Invasion in Afghanistan gewarnt. Bei den Luftangriffen in der Nacht zum Donnerstag sollen rund 130 Zivilisten ums Leben gekommen sein, darunter auch Frauen und Kinder.
Kabul/Washington - Im Falle einer Invasion werde "der wirkliche Krieg" beginnen, sagte der Taliban-Botschafter in Pakistan, Mullah Abdul Salam Saif. "Wir werden jeden Angreifer bekämpfen, der ins Land kommt", kündigte er an.
Die US-Luftwaffe hatte in der Nacht zum Donnerstag ihre bislang schwersten Angriffe auf Ziele in Afghanistan geflogen. Dabei wurden nach Angaben der afghanischen Nachrichtenagentur AIP rund 130 Zivilisten getötet, mehr als 100 davon in einem Ort nahe Dschalalabad. Dort soll auch eine Moschee zerstört worden sein.
Zehn Zivilisten seien in der Nacht zum Donnerstag durch einen Raketeneinschlag in ein Haus im Osten Kabuls getötet worden, berichtete die afghanische Nachrichtenagentur AIP. Hunderte Explosionen erschütterten nach Fernsehberichten die Hauptstadt Kabul. Auch eine Militärakademie der Taliban sei getroffen worden, meldete das staatliche pakistanische Fernsehen. Die Luftabwehr der Taliban habe zurückgeschossen, offenbar aber ihre Ziele verfehlt.
Mehrere Bomben und Raketen schlugen Augenzeugen zufolge in der Stadt ein. Der US-Sender CNN berichtete vom Einsatz mehrerer Flugabwehrraketen. Nach Angaben der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP griffen US-Kampfflugzeuge auch Taliban-Stellungen nahe der Grenze zu Pakistan an. Ziel sei eine Militärbasis im sechs Kilometer von der Grenze entfernten Schamschaad gewesen. Augenzeugen berichteten von fünf oder sechs Explosionen.
Afghanische Flüchtlinge berichteten von heftigen Angriffen der US-Luftwaffe am Donnerstag auf die Taliban-Hochburg Kandaher im Süden des Landes. Die Bombardements in der vergangenen Nacht seien deutlich schwerer gewesen als die vorangegangenen Angriffe. Die Attacken lösten einen Flüchtlingsstrom in Richtung der pakistanischen Grenze aus.
Bei den US-Angriffen in Kandahar wurden nach Taliban-Angaben mindestens 15 Zivilisten getötet worden. Der Befehlshaber der Taliban in der Stadt, Mullah Muhammad Achtar Usmani sagte, auch Frauen und Kinder seien unter den Opfern. Militärangehörige seien nicht getötet worden.
Zwei Verwandte von Omar getötet?
Aus US-Regierungskreisen verlautete, bei den ersten Angriffen auf Kandahar seien am vergangenen Sonntag auch zwei männliche Verwandte des Taliban-Führers Mullah Mohammed Omar getötet worden. Zudem soll ein ranghoher Taliban-Vertreter bei Angriffen aus Masar-i-Scharif ums Leben gekommen sein.
Am vierten Tag der US-Militäraktionen gegen Einrichtungen des Taliban-Regimes in Afghanistan hatten sich die Angriffe von US- Kampfjets zuvor auf den Flughafen Kandahars konzentriert. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in London waren an den Angriffen auch britische Aufklärungs- und Tankflugzeuge beteiligt.
Streit um die Luftabwehr
Bereits vor der nächtlichen amerikanischen Angriffswelle hatte das Verteidigungsministerium am Dienstag in Washington erklärt, die US-Streitkräfte hätten mittlerweile die Lufthoheit über Afghanistan erlangt. Gewährsleute erklärten, die afghanische Flugabwehr sei ausgeschaltet.
Außerdem seien bis auf einen alle Flugplätze der Taliban unbrauchbar gemacht worden. Bei den am Sonntag begonnenen Luftangriffen seien ferner Stellungen von Soldaten und Ausbildungslager für Terroristen getroffen worden. Nach Darstellung des Taliban-Regimes ist die afghanische Flugabwehr allerdings nach wie vor intakt.
Das afghanische Taliban-Regime bot den USA unterdessen erneut Gespräche an, um "Missverständnisse zu beseitigen". Das Angebot sei in einem Brief von Taliban-Außenminister Mullah Wakil Ahmed Mutawakil an die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) enthalten, berichtete die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP.
In dem Brief schreibt der Außenminister, die Taliban hätten den USA mehrfach Gespräche angeboten und seien ungeachtet der US-Angriffe auf Ziele in Afghanistan nach wie vor dazu bereit. Zugleich warf Mutawakil den USA vor, einen "Kreuzzug" zu führen. "Dies(er Angriff) ist nicht nur ein Problem für Afghanistan sondern für die gesamte arabische Welt." Er forderte die OIC auf, alles für eine Beendigung der Angriffe zu unternehmen. Muttawakil bat die islamischen Staaten um Unterstützung gegen die US-Angriffe. Sie sollten helfen, die Militäroffensive zu stoppen. Nach Angaben der Taliban wurden seit Beginn der Bombardements am Sonntagabend landesweit bislang 76 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt.
Taliban: Beschränkungen für Bin Laden aufgehoben
Der Taliban-Botschafter in Pakistan, Abdul Salam Saif, erklärte am Mittwoch, der Nordallianz sei es bislang nicht gelungen, gegen die Taliban Boden zu gewinnen. Die Opposition habe in der afghanischen Bevölkerung keine Unterstützung. Saif sagte weiter, Bin Laden habe die amerikanischen Angriffe unversehrt überstanden.
Kurz zuvor hatte ein Sprecher des Taliban-Führers Mullah Mohammed Omar im paschtunischsprachigen Dienst des britischen Rundfunksenders BBC erklärt, die Taliban würden jetzt alle Beschränkungen für Bin Laden aufheben. Er begründete dies damit, dass sich mit den amerikanischen Angriffen die Lage völlig verändert habe. Bislang hatten die Taliban erklärt, Bin Laden befinde sich in ihrer Obhut, sei aber von allen Kommunikationsmöglichkeiten abgeschnitten. Nach Einschätzung der britischen Regierung verfügt al-Qaida wahrscheinlich über chemische und biologische Kampfstoffe. Der Staatssekretär im Außenministerium, Ben Bradshaw, sagte im australischen Fernsehen:"`Wir wissen, dass al-Qaida in den letzten zehn Jahren versucht hat, in den Besitz biologischer und chemischer Waffen zu gelangen. Wir nehmen an, dass ihnen das auch gelungen ist."