Man könnte meinen, die Union sei außer Tritt geraten. Beispiel Hartz-Kommission. Auf diesen vermeintlichen Coup des Kanzlers reagierten Stoibers Kompetenzmannschaftler tagelang gar nicht kompetent, sondern einfach nur konfus. Beispiel Katherina Reiche. Da beweist die CDU/CSU mitten im Wahlkampf unfreiwillig, dass sie nicht nur in der Wirtschafts-, sondern auch in der Familienpolitik beim seligen Ludwig Erhard stehen geblieben ist. Beispiel Umfragen. Kaum bröckelt ein Popularitätswert, gibt mancher gleich die Wahl verloren. Beispiel Kanzlerkandidat. Ausgerechnet diesem Anti-Filou verordnen die schwarzen Wahlkampfstrategen zur Image- Auflockerung inzwischen alberne Termine in hippen Berliner Szene-Clubs. Wie gesagt, man könnte meinen, die gerade noch so geschlossene, sieges- & kampfesfreudig wirkende Union sei außer Tritt geraten. Das ist sie aber nicht. Sie ist ganz einfach nur so, wie sie ist. Sie hat sich nicht verändert, sie entpuppt sich nur. Wochen-, ja monatelang haben die C-Parteien & ihr Kandidat von den Fehlern der Bundesregierung, dem Verdruss über Rot-Grün und Polit-Gags à la Kompetenzmannschaft gelebt. Die Schwäche des Gegners, nicht die eigene Stärke sorgte für die viel gepriesene Geschlossenheit der Unions-Schwestern. Schwächelt der Gegner nicht, zeigt sich schnell, auf welch dünnem Eis die Union operiert, personell wie programmatisch. Wäre die CDU/CSU eine Aktiengesellschaft, würden die Börsenhändler von einem Akt der Wertberichtigung sprechen. Die Beurteilung der Union & ihres Kanzlerkandidaten wird wieder realistischer. Viel spricht dafür, dass Stoiber & Co. den Zenit der Zustimmung bereits überschritten haben.