S&P-Analyse
Steigende Kreditrisiken und weitere Unternehmenspleiten in Japan
2. Feb. 2001 Die harten Lektionen, die Anleger in Japan im vergangenen Jahr lernen mussten, dürften 2001 noch schwieriger werden. Die Zahl der Firmenbankrotte, die 2000 bereits Höchststände verzeichnete, dürfte in diesem Jahr noch weiter steigen, während mehr Unternehmen in ihrem Bonitätsrating herabgestuft als aufgewertet werden. Die Abschwächung der Binnenwirtschaft zusammen mit einer wahrscheinlichen Konjunkturverlangsamung in den meisten Exportmärkten werden die Kreditrisiken noch weiter erhöhen.
Nach Ansicht von Yu-Tsung Chang, Managing Director von Standard & Poor's in Tokio, sind die wirtschaftlichen Perspektiven Japans eher trübe. Die Konsumausgaben seien schwach und das Vertrauen der Unternehmen in die Wirtschaft sinke. In einem solchen Umfeld müssten Unternehmen radikale Restrukturierungsmaßnahmen einleiten, um ihre Kreditwürdigkeit zu erhalten, statt darauf zu hoffen, dass ein neuer Konjunkturaufschwung sie am Leben erhält, betont er. Seiner Einschätzung nach wird die Unwilligkeit der Unternehmen, diese drastischen Maßnahmen in Angriff zu nehmen, die Kreditqualität im Jahr 2001 insgesamt beeinträchtigen.
Ineffizienzen in allen Branchen
Die Gründe für die pessimistische Einschätzung Changs liegen in den fundamentalen strukturellen Schwächen Japans, die bereits seit zehn Jahren im Argen liegen. Die japanische Regierung und die Unternehmen haben dringend notwendige und radikale Restrukturierungen vermieden, obwohl der Konjunkturmotor immer weiter stotterte. Dadurch haben sich in fast allen Branchen der japanischen Wirtschaft Ineffizienzen aufgebaut. Japanische Unternehmen leiden unter der mangelnden Rentabilität ihrer Geschäfte. Ihnen steht daher kaum Eigenkapital zur Verfügung, sondern sie hängen bei der Finanzierung übermäßig von Fremdkapital ab.
Allerdings sind die Kreditbedingungen nicht überall gleichermaßen schlecht. Einige Unternehmen haben eine solide Basis und dürften diese auch aufrecht erhalten. Zudem macht sich eine verbesserte Offenlegung und transparentere Vorgehensweisen bei den Anlegern bereits unmittelbar in besseren Entscheidungsgrundlagen bemerkbar. Mittelfristig dürfte dies auch zu einer stärkeren Verantwortlichkeit des Managements gegenüber den Aktionären führen und damit den Anreiz für die Restrukturierungsmaßnahmen schaffen, die die Voraussetzung für Kosteneinsparungen und eine Steigerung der Rentabilität sind.
Hohe Ausgaben der Regierung
Mit der Reform des Fiscal Investment Loan Programm wird der staatliche Sektor stärker der Marktdisziplin unterworfen. Dies ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch lange kein Beweis dafür, dass die japanische Regierung nun angemessene Maßnahmen zur Reduzierung ihres Schuldenbergs einleitet.
Nach Ansicht von Takahira Ogawa, Direktor für Länderratings Asien/Pazifik bei Standard & Poor's, ist der Haushaltsentwurf für 2001, den die japanische Regierung im Dezember präsentiert hat, mit einem Volumen von 83 Billionen Yen ein Zeichen dafür, dass auch die neu formierte Regierung wie ihre Vorgänger immer noch zu einer aktiven Ausgabenpolitik neigt. Vor den Oberhauswahlen im Sommer sei keine Abkehr von fiskalischen Konjunkturimpulsen und keine Beschleunigung der Strukturreformen zu erwarten. Erst danach könne wieder eine Richtungsänderung eintreten, erläutert Ogawa.
Aber auch dann ist die Liberalisierung zwar eine Voraussetzung dafür, dass Japan von seiner zehn Jahre alten Wirtschaftsschwäche genesen und allmählich auch seinen Schuldenberg abtragen kann, aber noch lange kein Allheilmittel gegen die steigenden Kreditrisiken in allen Branchen der japanischen Wirtschaft. Auch mit dem erhofften Wirtschaftswachstum bedürfen eine Abschaffung der Überkapazitäten, Kosteneinsparungen bei den Produktionsfaktoren und, allgemeiner, die Neuausrichtung der Wirtschaftsbasis auf Marktanforderungen noch einiger schmerzhafter Umstrukturierungen. Weitere Pleiten sind wahrscheinlich. Daher spielt die Beachtung von Kreditrisiken im Jahr 2001 eine ganz besondere Rolle.
gruß
proxi
Steigende Kreditrisiken und weitere Unternehmenspleiten in Japan
2. Feb. 2001 Die harten Lektionen, die Anleger in Japan im vergangenen Jahr lernen mussten, dürften 2001 noch schwieriger werden. Die Zahl der Firmenbankrotte, die 2000 bereits Höchststände verzeichnete, dürfte in diesem Jahr noch weiter steigen, während mehr Unternehmen in ihrem Bonitätsrating herabgestuft als aufgewertet werden. Die Abschwächung der Binnenwirtschaft zusammen mit einer wahrscheinlichen Konjunkturverlangsamung in den meisten Exportmärkten werden die Kreditrisiken noch weiter erhöhen.
Nach Ansicht von Yu-Tsung Chang, Managing Director von Standard & Poor's in Tokio, sind die wirtschaftlichen Perspektiven Japans eher trübe. Die Konsumausgaben seien schwach und das Vertrauen der Unternehmen in die Wirtschaft sinke. In einem solchen Umfeld müssten Unternehmen radikale Restrukturierungsmaßnahmen einleiten, um ihre Kreditwürdigkeit zu erhalten, statt darauf zu hoffen, dass ein neuer Konjunkturaufschwung sie am Leben erhält, betont er. Seiner Einschätzung nach wird die Unwilligkeit der Unternehmen, diese drastischen Maßnahmen in Angriff zu nehmen, die Kreditqualität im Jahr 2001 insgesamt beeinträchtigen.
Ineffizienzen in allen Branchen
Die Gründe für die pessimistische Einschätzung Changs liegen in den fundamentalen strukturellen Schwächen Japans, die bereits seit zehn Jahren im Argen liegen. Die japanische Regierung und die Unternehmen haben dringend notwendige und radikale Restrukturierungen vermieden, obwohl der Konjunkturmotor immer weiter stotterte. Dadurch haben sich in fast allen Branchen der japanischen Wirtschaft Ineffizienzen aufgebaut. Japanische Unternehmen leiden unter der mangelnden Rentabilität ihrer Geschäfte. Ihnen steht daher kaum Eigenkapital zur Verfügung, sondern sie hängen bei der Finanzierung übermäßig von Fremdkapital ab.
Allerdings sind die Kreditbedingungen nicht überall gleichermaßen schlecht. Einige Unternehmen haben eine solide Basis und dürften diese auch aufrecht erhalten. Zudem macht sich eine verbesserte Offenlegung und transparentere Vorgehensweisen bei den Anlegern bereits unmittelbar in besseren Entscheidungsgrundlagen bemerkbar. Mittelfristig dürfte dies auch zu einer stärkeren Verantwortlichkeit des Managements gegenüber den Aktionären führen und damit den Anreiz für die Restrukturierungsmaßnahmen schaffen, die die Voraussetzung für Kosteneinsparungen und eine Steigerung der Rentabilität sind.
Hohe Ausgaben der Regierung
Mit der Reform des Fiscal Investment Loan Programm wird der staatliche Sektor stärker der Marktdisziplin unterworfen. Dies ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch lange kein Beweis dafür, dass die japanische Regierung nun angemessene Maßnahmen zur Reduzierung ihres Schuldenbergs einleitet.
Nach Ansicht von Takahira Ogawa, Direktor für Länderratings Asien/Pazifik bei Standard & Poor's, ist der Haushaltsentwurf für 2001, den die japanische Regierung im Dezember präsentiert hat, mit einem Volumen von 83 Billionen Yen ein Zeichen dafür, dass auch die neu formierte Regierung wie ihre Vorgänger immer noch zu einer aktiven Ausgabenpolitik neigt. Vor den Oberhauswahlen im Sommer sei keine Abkehr von fiskalischen Konjunkturimpulsen und keine Beschleunigung der Strukturreformen zu erwarten. Erst danach könne wieder eine Richtungsänderung eintreten, erläutert Ogawa.
Aber auch dann ist die Liberalisierung zwar eine Voraussetzung dafür, dass Japan von seiner zehn Jahre alten Wirtschaftsschwäche genesen und allmählich auch seinen Schuldenberg abtragen kann, aber noch lange kein Allheilmittel gegen die steigenden Kreditrisiken in allen Branchen der japanischen Wirtschaft. Auch mit dem erhofften Wirtschaftswachstum bedürfen eine Abschaffung der Überkapazitäten, Kosteneinsparungen bei den Produktionsfaktoren und, allgemeiner, die Neuausrichtung der Wirtschaftsbasis auf Marktanforderungen noch einiger schmerzhafter Umstrukturierungen. Weitere Pleiten sind wahrscheinlich. Daher spielt die Beachtung von Kreditrisiken im Jahr 2001 eine ganz besondere Rolle.
gruß
proxi