Spendable Prinzessin gefährdet das lukrative Bündnis
Flossen Geldspenden vom Konto einer saudischen Prinzessin zu den Attentätern vom 11. September? Mehrere Senatoren sagen, es gäbe Beweise dafür, die saudische Regierung spricht von einer "verrückten" Idee. Jetzt kriselt es zwischen den USA und Saudi-Arabien.
"Zionistische Kampagne": Saudische Demonstranten im April 2002
Washington - Es begann wie eine Traumhochzeit. In den dreißiger Jahren vereinbarten Saudi-Arabiens Staatsgründer Ibn Saud und US-Präsident Franklin D. Roosevelt eine Zusammenarbeit, die beide Seiten jubeln ließ: Die USA wurden der Hauptabnehmer des saudischen Öls, das Königshaus in Riad erhielt im Gegenzug Milliarden an Dollar und modernste Waffentechnologie, um sich vor dem Nationalismus der Bevölkerung und dem Neid der Nachbarn zu schützen.
Bis zum 11. September 2001 galt Saudi-Arabien als wichtigster Verbündeter der Region. Seitdem kriselt es; und seit vergangenem Wochenende befinden sich Washington und Riad im Ehekrach. Schuld ist der Bericht eines gemeinsamen Untersuchungsausschusses von US-Repräsentantenhaus und US-Senat. Dieser besagt, es gebe "Beweise dafür, dass Geld aus dem Umkreis der Regierung an zwei der Attentäter vom 11. September geflossen sei."
"Löst das Problem, sonst werden wir es tun."
Nach Informationen des US-Magazins "Newsweek" handelt es sich um einen Betrag von monatlich 3500 Dollar, der von der Frau des saudischen Botschafters in den USA, Prinzessin Haifa Al-Faisal, an zwei Studenten in San Diego überwiesen wurde. Diese waren offenbar mit zwei der Attentäter befreundet, die am 11. September ein Flugzeug in das Pentagon steuerten. Nachdem es am Wochenende zunächst noch hieß, es sei unklar, ob das Geld tatsächlich in die Hände der Attentäter gelangt sei, gingen jetzt namhafte Senatoren mit schweren Anschuldigungen an die Öffentlichkeit.
REUTERS
Lieberman: "Der Präsident sollte sie zur Ordnung rufen"
Der Demokrat Joseph Lieberman, der im Wahlkampf von Al Gore zum Vizepräsident auserkoren war, warf der saudi-arabischen Regierung vor, sie fördere Terrorismus und islamischen Radikalismus. "Ich denke, der Präsident sollte sie zur Ordnung rufen und sich daran erinnern, was er nach dem 11. September sagte - wer nicht für uns ist, ist gegen uns", sagte Lieberman. Das saudische Königshaus müsse mehr gegen die Unterstützung von al-Qaida in ihrem Land tun, erklärte der Senator.
Am Dienstag legte der Nationale Sicherheitsrat Präsident George W. Bush einen Plan vor, der Saudi-Arabien zur Kooperation gegen den Terror zwingen soll: Wenn die saudische Regierung nicht binnen 90 Tagen auf Hinweise der USA reagiert und den Geldfluss an Terror-Organisationen unterbindet, werde man "unliateral" vorgehen. "Es ist uns egal, wie ihr mit dem Problem umgeht, aber löst es, sonst werden wir es tun", brachte eines der Ratsmitglieder die US-Forderungen auf den Punkt.
Eine göttliche Mission
Seit dem 11. September dämmert es den USA, dass sie mit ihren Milliarden nicht nur den Wohlstand der saudischen Prinzen, sondern auch religiösen Fanatismus finanzieren. Im selben Maße wie sich das Königshaus durch seinen Lebensstil und seine Beziehungen zu den USA immer weiter von seiner Staatsreligion entfernte, sah es sich gezwungen, seine Religiosität durch die Stiftung von Moscheen und Religionsschulen unter Beweis zu stellen - und durch die Finanzierung von militanten Fundamentalisten, wie mittlerweile im Westen vermutet wird.
AFP/DPA
Senator McCain: "Faustischer Pakt"
Senator John McCain sprach am Wochenende von einem "faustischen Pakt", den die saudi-arabische Regierung eingehe. Das Königshaus unterstütze zu viele Gruppen, die sich eines Tages gegen sie wenden könnten, sagte McCain. "Wenn die Saudis das nicht ändern, werden sie das Schicksals des Schah von Persien teilen", warnte McCain.
Der Vergleich hinkt allerdings. Der Schah war 1953 mit Hilfe der CIA an die Macht gekommen und 1979 von der islamischen Revolution unter Ayatollah Khomeini hinweggefegt worden. Das Haus Saud dagegen eroberte sein Wüstenreich im 19. und 20. Jahrhundert durch Beduinenschlachten, geschickte Heiratspolitik (Ibn Saud hinterließ 44 offizielle Söhne) und vor allem durch die Verbindung mit dem Wanderprediger Abdul Wahhab. Der Begründer des Wahhabismus, einer äußerst puritanischen und konservativen Version des Islam, versorgte das Haus Saud mit einem Hilfsmittel, das den Beduinenstamm von den anderen streitenden Stämmen abhob, und für die Herrschaftslegitimation sorgen sollte: einer göttlichen Mission.
Die Verbindung von Wahhabismus und saudischer Königsfamilie ist bis heute der Kitt, der das Reich zusammenhält. Saudi-Arabien ist ein Gottesstaat, in dem die Gesetze der Scharia gelten, es gibt keine Parteien und keine freie Presse, der König ist gleichzeitig Imam. Gerade deshalb ist es für die Regierung so gefährlich, den Anschein zu erwecken, sie würde ihre Religiosität verlieren. Für die selbsternannten "Hüter der Heiligen Stätten" (Mekka und Medina) wäre das gleichbedeutend mit einem Legitimationsverlust.
"Wir lassen uns nicht erpressen!"
Auf saudi-arabischer Seite sieht man sich nun in die Enge getrieben. Dementsprechend gereizt reagierte die Presse seit Montag auf die Vorwürfe der US-Politiker. Adel Al-Jubeir, außenpolitischer Berater von Kronprinz Abdullah, verwies darauf, dass das FBI diesen Fall bereits vor sechs Monaten untersucht und die beiden Studenten anschließend habe laufen lassen. Dass Politiker jetzt dieselben Anklagen erheben würden, bezeichnete Al-Jubeir als "politisches Geplänkel".
AP
Kronprinz Abdullah: Flossen Gelder der Regierung an die Terroristen vom 11. September?
Die saudi-arabischen Zeitungen waren am Montag sehr viel direkter in ihren Andeutungen: "Die Amerikaner wollen das Königreich durch Verdächtigungen und Anklagen dazu zwingen, einem Krieg mit dem Irak beizutreten", schrieb die Tageszeitung "Al-Riyadh" in ihrem Leitartikel. "Trotz unserer Freundschaft zu Amerika werden wir uns auf keinen Fall erpressen lassen", heißt es weiter.
Andere Tageszeitungen sprechen sogar von einer "Kampagne der zionistischen Lobby in den USA", welche die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und den USA stören sollen. Senator Lieberman ist bekennender Jude.
Im Riad hat man sehr wohl vernommen, dass sich seit dem 11. September die Andeutungen aus den USA mehren, man sei ersetzbar. Als Kronprinz Abdullah sich weigerte, den Amerikanern Flugbasen für einen Angriff auf den Irak zur Verfügung zu stellen, verhandelte Washington stattdessen mit dem Jemen - inklusive lukrativer Waffenexporte. Viel bedrohlicher aber erscheint den Saudis die Vorstellung, nach einem Regimewechsel im Irak könnte eine US-freundliche Regierung Amerika mit Öl beliefern und Saudi-Arabien die wichtigste Exportquelle verschließen.
"Zwischenmenschliche Hilfe"
Trotz der allgemeinen Empörung hat die saudi-arabische Botschaft am Wochenende die Konten von Prinzessin Haifa al-Faisal untersuchen lassen, um zu klären, wie "offenbar Geld von ihrem Konto in falschen Hände gelangen konnte". Der außenpolitische Berater Al-Jubeir unterstrich, dass die Prinzessin eine "sehr großzügige Frau" sei, die viele Namen auf ihrer Spendenliste habe; Hilfe an Studenten sei dabei nichts ungewöhnliches, zumal das Geld in diesem Fall offenbar an die kranke Frau einer der beiden Männer ging. Der saudische Innenminister Prinz Nayef erklärte, es gebe viele Saudis in den Vereinigten Staaten, die sich untereinander finanziell aushelfen würden. "Wenn die USA zwischenmenschliche Hilfe von einem Saudi zu einem anderen als Straftat ansehen, ist das ihr Problem", sagte Prinz Nayef.
AP
Die US-Truppen im Land stoßen bei einem Teil der Bevölkerung auf Ablehnung
Im Gegensatz zu Senatoren und Abgeordneten reagiert man an höchster Stelle, im Weißen Haus, bisher äußerst vorsichtig auf den Streit. Bush ließ am Montag durch seinen Sprecher Ari Fleischer verkünden, Saudi-Arabien sei "ein guter Partner im Kampf gegen den Terrorismus"; Außenminister Colin Powell erklärte tags darauf er halte es für "unwahrscheinlich, dass die Prinzessin wissentlich terroristische Aktivitäten unterstützt".
Trotz der Planspiele über einen eventuell US-freundlichen Irak weiß die Regierung in Washington, dass sie Saudi-Arabien als Partner braucht. Noch sind es die Saudis, die über ein Fünftel der Ölimporte Amerikas bereitstellen und die vor allem als Kartellführer der Opec über den Ölpreis wachen. Auch schielt Washington nach wie vor auf die Luftwaffenstützpunkte als mögliche Basen für den Irak-Krieg. Nicht zuletzt bestehen enge Wirtschaftsverbindungen, sogar zwischen der Familie Bush und der der Saudi Binladen Group, die vom Vater Osama bin Ladens gegründet wurde. In den letzten Monaten gab es immer wieder Klagen von FBI und CIA, die Regierung behindere aus außenpolitischen Motiven die Untersuchungen in Saudi-Arabien.
Saudi-Arabien kann nur verlieren
Beide Seiten befinden sich auf einem schmalen Grat: Beim Abbruch der Beziehungen riskieren die USA wirtschaftliche Einbußen - die Saudis hingegen müssten fürchten, ohne die amerikanische Waffenhilfe zum Spielball aggressiver Nationalisten zu werden. Auch wenn sich der Streit um Prinzessin Al-Faisal beilegen ließe, der eigentliche Testfall wartet noch: ein eventueller Krieg gegen den Irak. Verweigert Saudi-Arabien weiterhin die Teilnahme, könnte dies das Ende einer Traumehe mit den USA bedeuten. Lässt es jedoch amerikanische Soldaten ins Land, droht der Prinzenfamilie ein Machtkampf mit den religiösen Fanatikern im eigenen Land. Udo Steinbach, Leiter des Deutschen Orient-Instituts ist sich sicher: "Saudi-Arabien gehört jetzt schon zu den Verlieren eines Unternehmens in Sachen Irak, ganz egal wo sie stehen".
David Frogier de Ponlevoy
Flossen Geldspenden vom Konto einer saudischen Prinzessin zu den Attentätern vom 11. September? Mehrere Senatoren sagen, es gäbe Beweise dafür, die saudische Regierung spricht von einer "verrückten" Idee. Jetzt kriselt es zwischen den USA und Saudi-Arabien.
"Zionistische Kampagne": Saudische Demonstranten im April 2002
Washington - Es begann wie eine Traumhochzeit. In den dreißiger Jahren vereinbarten Saudi-Arabiens Staatsgründer Ibn Saud und US-Präsident Franklin D. Roosevelt eine Zusammenarbeit, die beide Seiten jubeln ließ: Die USA wurden der Hauptabnehmer des saudischen Öls, das Königshaus in Riad erhielt im Gegenzug Milliarden an Dollar und modernste Waffentechnologie, um sich vor dem Nationalismus der Bevölkerung und dem Neid der Nachbarn zu schützen.
Bis zum 11. September 2001 galt Saudi-Arabien als wichtigster Verbündeter der Region. Seitdem kriselt es; und seit vergangenem Wochenende befinden sich Washington und Riad im Ehekrach. Schuld ist der Bericht eines gemeinsamen Untersuchungsausschusses von US-Repräsentantenhaus und US-Senat. Dieser besagt, es gebe "Beweise dafür, dass Geld aus dem Umkreis der Regierung an zwei der Attentäter vom 11. September geflossen sei."
"Löst das Problem, sonst werden wir es tun."
Nach Informationen des US-Magazins "Newsweek" handelt es sich um einen Betrag von monatlich 3500 Dollar, der von der Frau des saudischen Botschafters in den USA, Prinzessin Haifa Al-Faisal, an zwei Studenten in San Diego überwiesen wurde. Diese waren offenbar mit zwei der Attentäter befreundet, die am 11. September ein Flugzeug in das Pentagon steuerten. Nachdem es am Wochenende zunächst noch hieß, es sei unklar, ob das Geld tatsächlich in die Hände der Attentäter gelangt sei, gingen jetzt namhafte Senatoren mit schweren Anschuldigungen an die Öffentlichkeit.
REUTERS
Lieberman: "Der Präsident sollte sie zur Ordnung rufen"
Der Demokrat Joseph Lieberman, der im Wahlkampf von Al Gore zum Vizepräsident auserkoren war, warf der saudi-arabischen Regierung vor, sie fördere Terrorismus und islamischen Radikalismus. "Ich denke, der Präsident sollte sie zur Ordnung rufen und sich daran erinnern, was er nach dem 11. September sagte - wer nicht für uns ist, ist gegen uns", sagte Lieberman. Das saudische Königshaus müsse mehr gegen die Unterstützung von al-Qaida in ihrem Land tun, erklärte der Senator.
Am Dienstag legte der Nationale Sicherheitsrat Präsident George W. Bush einen Plan vor, der Saudi-Arabien zur Kooperation gegen den Terror zwingen soll: Wenn die saudische Regierung nicht binnen 90 Tagen auf Hinweise der USA reagiert und den Geldfluss an Terror-Organisationen unterbindet, werde man "unliateral" vorgehen. "Es ist uns egal, wie ihr mit dem Problem umgeht, aber löst es, sonst werden wir es tun", brachte eines der Ratsmitglieder die US-Forderungen auf den Punkt.
Eine göttliche Mission
Seit dem 11. September dämmert es den USA, dass sie mit ihren Milliarden nicht nur den Wohlstand der saudischen Prinzen, sondern auch religiösen Fanatismus finanzieren. Im selben Maße wie sich das Königshaus durch seinen Lebensstil und seine Beziehungen zu den USA immer weiter von seiner Staatsreligion entfernte, sah es sich gezwungen, seine Religiosität durch die Stiftung von Moscheen und Religionsschulen unter Beweis zu stellen - und durch die Finanzierung von militanten Fundamentalisten, wie mittlerweile im Westen vermutet wird.
AFP/DPA
Senator McCain: "Faustischer Pakt"
Senator John McCain sprach am Wochenende von einem "faustischen Pakt", den die saudi-arabische Regierung eingehe. Das Königshaus unterstütze zu viele Gruppen, die sich eines Tages gegen sie wenden könnten, sagte McCain. "Wenn die Saudis das nicht ändern, werden sie das Schicksals des Schah von Persien teilen", warnte McCain.
Der Vergleich hinkt allerdings. Der Schah war 1953 mit Hilfe der CIA an die Macht gekommen und 1979 von der islamischen Revolution unter Ayatollah Khomeini hinweggefegt worden. Das Haus Saud dagegen eroberte sein Wüstenreich im 19. und 20. Jahrhundert durch Beduinenschlachten, geschickte Heiratspolitik (Ibn Saud hinterließ 44 offizielle Söhne) und vor allem durch die Verbindung mit dem Wanderprediger Abdul Wahhab. Der Begründer des Wahhabismus, einer äußerst puritanischen und konservativen Version des Islam, versorgte das Haus Saud mit einem Hilfsmittel, das den Beduinenstamm von den anderen streitenden Stämmen abhob, und für die Herrschaftslegitimation sorgen sollte: einer göttlichen Mission.
Die Verbindung von Wahhabismus und saudischer Königsfamilie ist bis heute der Kitt, der das Reich zusammenhält. Saudi-Arabien ist ein Gottesstaat, in dem die Gesetze der Scharia gelten, es gibt keine Parteien und keine freie Presse, der König ist gleichzeitig Imam. Gerade deshalb ist es für die Regierung so gefährlich, den Anschein zu erwecken, sie würde ihre Religiosität verlieren. Für die selbsternannten "Hüter der Heiligen Stätten" (Mekka und Medina) wäre das gleichbedeutend mit einem Legitimationsverlust.
"Wir lassen uns nicht erpressen!"
Auf saudi-arabischer Seite sieht man sich nun in die Enge getrieben. Dementsprechend gereizt reagierte die Presse seit Montag auf die Vorwürfe der US-Politiker. Adel Al-Jubeir, außenpolitischer Berater von Kronprinz Abdullah, verwies darauf, dass das FBI diesen Fall bereits vor sechs Monaten untersucht und die beiden Studenten anschließend habe laufen lassen. Dass Politiker jetzt dieselben Anklagen erheben würden, bezeichnete Al-Jubeir als "politisches Geplänkel".
AP
Kronprinz Abdullah: Flossen Gelder der Regierung an die Terroristen vom 11. September?
Die saudi-arabischen Zeitungen waren am Montag sehr viel direkter in ihren Andeutungen: "Die Amerikaner wollen das Königreich durch Verdächtigungen und Anklagen dazu zwingen, einem Krieg mit dem Irak beizutreten", schrieb die Tageszeitung "Al-Riyadh" in ihrem Leitartikel. "Trotz unserer Freundschaft zu Amerika werden wir uns auf keinen Fall erpressen lassen", heißt es weiter.
Andere Tageszeitungen sprechen sogar von einer "Kampagne der zionistischen Lobby in den USA", welche die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und den USA stören sollen. Senator Lieberman ist bekennender Jude.
Im Riad hat man sehr wohl vernommen, dass sich seit dem 11. September die Andeutungen aus den USA mehren, man sei ersetzbar. Als Kronprinz Abdullah sich weigerte, den Amerikanern Flugbasen für einen Angriff auf den Irak zur Verfügung zu stellen, verhandelte Washington stattdessen mit dem Jemen - inklusive lukrativer Waffenexporte. Viel bedrohlicher aber erscheint den Saudis die Vorstellung, nach einem Regimewechsel im Irak könnte eine US-freundliche Regierung Amerika mit Öl beliefern und Saudi-Arabien die wichtigste Exportquelle verschließen.
"Zwischenmenschliche Hilfe"
Trotz der allgemeinen Empörung hat die saudi-arabische Botschaft am Wochenende die Konten von Prinzessin Haifa al-Faisal untersuchen lassen, um zu klären, wie "offenbar Geld von ihrem Konto in falschen Hände gelangen konnte". Der außenpolitische Berater Al-Jubeir unterstrich, dass die Prinzessin eine "sehr großzügige Frau" sei, die viele Namen auf ihrer Spendenliste habe; Hilfe an Studenten sei dabei nichts ungewöhnliches, zumal das Geld in diesem Fall offenbar an die kranke Frau einer der beiden Männer ging. Der saudische Innenminister Prinz Nayef erklärte, es gebe viele Saudis in den Vereinigten Staaten, die sich untereinander finanziell aushelfen würden. "Wenn die USA zwischenmenschliche Hilfe von einem Saudi zu einem anderen als Straftat ansehen, ist das ihr Problem", sagte Prinz Nayef.
AP
Die US-Truppen im Land stoßen bei einem Teil der Bevölkerung auf Ablehnung
Im Gegensatz zu Senatoren und Abgeordneten reagiert man an höchster Stelle, im Weißen Haus, bisher äußerst vorsichtig auf den Streit. Bush ließ am Montag durch seinen Sprecher Ari Fleischer verkünden, Saudi-Arabien sei "ein guter Partner im Kampf gegen den Terrorismus"; Außenminister Colin Powell erklärte tags darauf er halte es für "unwahrscheinlich, dass die Prinzessin wissentlich terroristische Aktivitäten unterstützt".
Trotz der Planspiele über einen eventuell US-freundlichen Irak weiß die Regierung in Washington, dass sie Saudi-Arabien als Partner braucht. Noch sind es die Saudis, die über ein Fünftel der Ölimporte Amerikas bereitstellen und die vor allem als Kartellführer der Opec über den Ölpreis wachen. Auch schielt Washington nach wie vor auf die Luftwaffenstützpunkte als mögliche Basen für den Irak-Krieg. Nicht zuletzt bestehen enge Wirtschaftsverbindungen, sogar zwischen der Familie Bush und der der Saudi Binladen Group, die vom Vater Osama bin Ladens gegründet wurde. In den letzten Monaten gab es immer wieder Klagen von FBI und CIA, die Regierung behindere aus außenpolitischen Motiven die Untersuchungen in Saudi-Arabien.
Saudi-Arabien kann nur verlieren
Beide Seiten befinden sich auf einem schmalen Grat: Beim Abbruch der Beziehungen riskieren die USA wirtschaftliche Einbußen - die Saudis hingegen müssten fürchten, ohne die amerikanische Waffenhilfe zum Spielball aggressiver Nationalisten zu werden. Auch wenn sich der Streit um Prinzessin Al-Faisal beilegen ließe, der eigentliche Testfall wartet noch: ein eventueller Krieg gegen den Irak. Verweigert Saudi-Arabien weiterhin die Teilnahme, könnte dies das Ende einer Traumehe mit den USA bedeuten. Lässt es jedoch amerikanische Soldaten ins Land, droht der Prinzenfamilie ein Machtkampf mit den religiösen Fanatikern im eigenen Land. Udo Steinbach, Leiter des Deutschen Orient-Instituts ist sich sicher: "Saudi-Arabien gehört jetzt schon zu den Verlieren eines Unternehmens in Sachen Irak, ganz egal wo sie stehen".
David Frogier de Ponlevoy